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Wendepunkte Schlusselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg englisch Fateful Choices Ten Decisions That Changed the World 1940 1941 ist der Titel eines Buches des britischen Historikers Ian Kershaw von 2007 Darin werden 10 Schlusselentscheidungen des Zweiten Weltkrieges beschrieben die von den beteiligten Machten in den Jahren 1940 und 1941 getroffen wurden und den Verlauf des Krieges stark beeinflussten Kershaw analysiert im Detail die Entscheidungsprozesse in den Regierungen und die Motive der Personen sowie deren Hintergrunde Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltliche Beschreibung 2 Rezensionen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhaltliche Beschreibung BearbeitenKershaw schildert wie sich die britische Regierung unter Winston Churchill zu der Entscheidung durchringt keinen Friedensschluss mit Hitler Deutschland zu versuchen sondern den Kampf weiterzufuhren In mehreren Sitzungen des Kriegskabinetts zwischen 25 und 28 Mai 1940 wird dargelegt dass das Ziel aller Beteiligten der Erhalt der Freiheit Grossbritanniens war Die beiden Seiten wurden reprasentiert von Lord Halifax der ein Unterstutzer der Appeasement Politik war und Churchill der bereits fruh eine rasche Aufrustung und ein militarisches Vorgehen gegen Deutschland forderte Wahrend die britische Offentlichkeit die bedrohliche Lage kaum wahrnahm wurde in der funfkopfigen Runde uber die Zukunft des britischen Empires entschieden Kershaw streicht heraus dass die Entscheidung uber Krieg und Frieden keinesfalls in demokratischer Manier auf breiter Basis diskutiert wurde sondern dass bloss eine Handvoll Personen uberhaupt in die Lage eingeweiht war und auf Basis der vorliegenden Informationen entscheiden musste Mit Blick auf den Krieg in Asien beschreibt Kershaw das politische System Japans als komplex und verschlungen 1932 vollzog sich dort eine richtungsweisende Anderung Die parlamentarisch kontrollierte Regierung Taishō Demokratie wurde durch eine Regierung der nationalen Einheit ersetzt welche hauptsachlich aus Militars und Burokraten bestand So gab es zwar ein Parlament dieses hatte aber uber Exekutive und Militar kaum Kontrollmoglichkeiten Allgemein bildete sich im Regierungsapparat ein Konsens der eine Expansion der japanischen Macht vorsah Uber den Weg dahin wurde aber heftig gestritten Moderate Stimmen forderten Verhandlungen mit den Westmachten radikale Stimmen verlangten ein Bundnis mit Deutschland und Angriffe auf die westlichen Kolonien zur Sicherung der Rohstoffversorgung des Kaiserreiches Kershaw schildert eine fatalistische Stimmung die einen Krieg als unausweichlich erachtete Verhandlungen wurden zweifellos nachteilig fur Japan sein da die Westmachte nicht auf ihren Einfluss verzichten wurden Krieg hingegen wurde so er nicht schnell gewonnen werden konnte aller Wahrscheinlichkeit mit einer Niederlage Japans enden die Tod und Vernichtung uber das Land bringen wurde In Amerika hatte Prasident Roosevelt lange versucht Amerika aus dem Krieg herauszuhalten Moglich machen wollte er dies indem er Grossbritannien massiv militarisch unterstutzte was sich jedoch aufgrund der Gesetzeslage ausserst schwierig gestaltete Mal versuchte er die gesetzlichen Hurden zu umspielen mal nutzte er sie als Vorwand gegen einen Kriegseintritt Kershaw schildert Roosevelt schwankend zwischen Zaghaftigkeit eigene Soldaten den Gefahren des Krieges auszusetzen und kluger Taktik durch materielle Unterstutzung eine Kriegsteilnahme zu verzogern um die eigene Aufrustung voranzutreiben Erst ein militarischer Zwischenfall zu geeigneter Zeit sollte so Kershaw eine Kriegsbeteiligung Amerikas veranlassen Nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbor erklarte Adolf Hitler Amerika den Krieg Diese oft als unerklarlich gesehene Entscheidung fusst laut Kershaw auf strategischen Grunden Sie ermoglichte es ihm die U Boot Flotte uneingeschrankt im Atlantik einzusetzen Des Weiteren spekulierte er dass sich Amerika zuerst auf den Pazifik Krieg konzentrieren wurde was ihm Zeit geben sollte den Russland Feldzug erfolgreich zu beenden und damit seine Herrschaft uber Kontinental Europa zu festigen Kershaw macht hier einen fundamentalen Trugschluss Hitlers aus Er habe zwar angenommen dass eine grosse Konfrontation eines von Deutschland dominierten Europas mit Amerika eines Tages stattfinden musse dies sollte jedoch erst nach seiner Lebenszeit der Fall sein Er uberschatzte hierbei massiv die Fahigkeit Japans Amerika lange zu beschaftigen und entsprechenden militarischen Schaden zuzufugen Daneben werden im Buch noch weitere wichtige Entscheidungen im Zweiten Weltkrieg diskutiert Adolf Hitlers Entscheidung die Sowjetunion anzugreifen Benito Mussolinis Entscheidung Griechenland anzugreifen Josef Stalins Entscheidung die Warnungen vor einem deutschen Angriff zu ignorieren Adolf Hitlers Entscheidung die Juden zu ermordenRezensionen BearbeitenRainer Blasius von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezeichnet Kershaws Werk als brillante Darstellung der Machtigen der Anti Hitler Koalition in London Moskau und Washington sowie der Hitler Koalition in Berlin Rom und Tokio Kershaw verstehe es Geschichtsinteressierte nicht nur zu belehren sondern auch glanzend zu unterhalten 1 Kai Kohler von Literaturkritik de bemerkt dass die Resultate von Kershaws Konzeption seinen Titeln entgegenlaufen Weder waren alle diese Vorgange Wendepunkte noch handelt es sich gar wie der Untertitel des englischen Originals etwas marktschreierisch verkundet um Ten Decisions That Changed the World Kohler sieht dies jedoch nicht als Fehler sondern erkennt an dass Individuen im Rahmen ihrer Moglichkeiten handeln Die angeblich geschichtspragende Rolle des Individuums ist also der wunde Punkt des sonst beeindruckenden Buchs 2 Ulrich Teusch von der Suddeutschen Zeitung attestiert Kershaws Studie eine besondere Starke darin dass sie ungeachtet aller Fixierung auf die grossen Manner nie die strukturellen Dimensionen aus den Augen verliert Da es sich dabei um hochst unterschiedliche Strukturen handelt also um demokratische autoritare und totalitare Systeme unterschiedlicher Provenienz mundet die Untersuchung am Ende folgerichtig in einen hochst aufschlussreichen Systemvergleich 3 Rudiger von Dehn von hsozkult de meint Kershaws scharfer Blick fur das Wesentliche lasst Ereignisse deren Beschreibung bereits Bibliotheken fullen in neuem Licht erscheinen Von Seite zu Seite geht das Drama seinem Hohepunkt der europaischen Perversitat des Grauens entgegen Er stellt fest dass der Verlauf des Zweiten Weltkrieges keinesfalls vorbestimmt war Kershaw mache deutlich wie verlockend Gedankenspiele sein konnten kurz vor spekulativen Abgrunden reisse er aber den Leser wieder zuruck in die reale Welt der Quellen Nichts war im grossten aller gefuhrten Kriege wirklich selbstverstandlich weder in Europa noch auf dem pazifischen Schauplatz 4 Literatur BearbeitenIan Kershaw Wendepunkte Schlusselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2008 ISBN 978 3 421 05806 5 Weblinks BearbeitenRezensionsnotizen zu Wendepunkte Schlusselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg bei PerlentaucherEinzelnachweise Bearbeiten Rainer Blasius Eine ganz andere Welt Frankfurter Allgemeine 30 Oktober 2008 abgerufen am 1 Juni 2016 Kai Kohler Geschichtsmachtige Personlichkeiten LiteraturKritik de 22 Januar 2009 abgerufen am 1 Juni 2016 Ulrich Teusch Historische Weggabelungen Suddeutsche Zeitung 17 Mai 2010 abgerufen am 1 Juni 2016 Rudiger von Dehn I Kershaw Wendepunkte 8 Dezember 2008 abgerufen am 6 Juni 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wendepunkte Schlusselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg amp oldid 228958781