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Fantasie und Fuge c Moll BWV 537 ist ein Orgelstuck von Johann Sebastian Bach Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Form und Satztechnik 2 1 Fantasie 2 2 Fuge 3 Rezeption 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie genaue Entstehungszeit ist unbekannt Man vermutet sie in Bachs Leipziger Zeit eventuell schon in seinen spateren Weimarer Jahren 1 Das Werk ist nur in einer Abschrift aus den Handen von Johann Tobias und Johann Ludwig Krebs uberliefert datiert auf 1751 Von Vater Krebs sind die Fantasie und der erste Teil der Fuge bis Takt 89 geschrieben worden von seinem Sohn der Schluss der Fuge Bestimmte satztechnische Details haben zu einer Diskussion daruber gefuhrt ob der Schluss ab Takt 89 tatsachlich von Bach stammt ob also J L Krebs den Schlussteil nur abgeschrieben oder einen hier abbrechenden Autographen selbstandig erganzt hat Keine der beiden Moglichkeiten konnte bisher belegt werden 2 Form und Satztechnik BearbeitenFantasie Bearbeiten Die Fantasie ist konsequent vierstimmig und hat im Wesentlichen eine zweiteilige Form A B A B Daran schliesst sich noch ein Halbschluss in Form einer phrygischen Kadenz an der das Stuck zur Fuge hin offnet Ein solcher Halbschluss am Ende ist fur langsame Satze barocker Sonaten typisch aber in einem Bachschen Satzpaar Praludium Toccata Fantasie und Fuge hier zum einzigen Mal verwendet 3 Dieser singulare Satzschluss sowie die Tatsache dass das Stuck aufgrund seines Charakters und seiner Gestaltung nicht zur Ausfuhrung in einer organo pleno Registrierung geeignet ist konnten Grunde fur Bach gewesen sein den Titel Fantasia an Stelle von Praludium zu wahlen 2 Das Stuck beginnt mit einem Tonika Orgelpunkt im Pedal der erste B Abschnitt endet mit einer hemiolischen Kadenz zur Dominante Im zweiten Teil ist es umgekehrt er beginnt mit einem Dominant Orgelpunkt am Ende steht eine wieder hemiolische Kadenz zur Tonika Die Abschnitte A und B arbeiten mit je einem kurzen Thema das sie imitieren engfuhren und im zweiten B Teil auch umkehren Das Thema der A Teile beginnend mit der aufsteigenden Sexte ist der Figur der exclamatio zuzuordnen das Thema der B Abschnitte verwirklicht mit den charakteristischen seufzenden fallenden Achtelpaaren eine suspiratio Figur 4 Fuge Bearbeiten Die ebenfalls vierstimmige Fuge im Alla breve Takt ist in einer dreiteiligen Form komponiert der dritte Teil ist ein verkurztes Da Capo des ersten Teils Sie wird daher oft mit der Fuge e Moll aus BWV 548 verglichen die eine strenge vollstandige Da Capo Form verwirklicht 5 6 Rahmenteile und Mittelteil verwenden verschiedene Themen Das Thema der Rahmenteile hat eine Gestalt die fur Moll Themen der Epoche absolut stiltypisch ist und in vielen weiteren Werken Bachs die Grundstruktur bildet erst wird der Quintrahmens aus 1 und 5 Tonleiterstufe etabliert und auf dessen Uberschreiten mit dem Aufstieg zur kleinen Sexte folgt ein Fall in den Leitton so dass der Tonumfang des Themas eine verminderte Septime bildet 7 In der Literatur wird eine konkrete Verwandtschaft mit einem Thema aus Matthesons Der vollkommene Capellmeister diskutiert dieser Zusammenhang aber zumeist als nicht zwingend bewertet 8 9 Der mittlere Abschnitt arbeitet mit zwei kontrastierenden Gestalten einem chromatischen Thema das ricercar artig in Halben Noten den Raum einer Quarte aufwarts durchschreitet und einem figurierten Thema aus Achtelnoten Zwar kommt es zu keiner Kombination der vollstandigen Themen aus Rahmen und Mittelteil im Sinne einer Doppel oder Tripelfuge 10 aber dennoch gibt es eine Verbindung denn das Hauptmotiv des Achtelthemas wird bereits im 1 Abschnitt eingefuhrt und zur Kontrapunktierung auch dessen Hauptthemas verwendet 11 Rezeption BearbeitenDas Stuck wurde 1845 in Band III der Ausgabe von Bachs Orgelwerken bei Peters durch F C Griepenkerl und F Roitsch zum ersten Mal veroffentlicht Griepenkerl verweist im Vorwort darauf dass die einzige vorhandene Abschrift aus dem Nachlass von J L Krebs nur durch die Intervention des Herrn Hoforganisten Reichardt in Altenburg vor der Vernichtung gerettet wurde und empfiehlt das Stuck als dieses bis jetzt fast unbekannte Werk das zu den vortrefflichsten gehort die sich von J S Bach noch vorfinden 12 1867 erschien das Stuck auch in der Gesamtausgabe der Bach Gesellschaft Leipzig dort wurde der 1 Satz als Praludium Fantasia bezeichnet 13 Das Stuck wurde von Edward Elgar fur eine grosse sinfonische Orchesterbesetzung bearbeitet Der Plan dazu entstand 1920 in einer Absprache Elgars mit seinem befreundeten Kollegen Richard Strauss dieser sollte die Fantasie instrumentieren wahrend Elgar selbst die Bearbeitung der Fuge ubernahm Da Strauss den Plan aber nicht umsetzte entschloss Elgar sich dazu nach der 1921 fertiggestellten Fuge auch noch die Fantasie selbst einzurichten Die gesamte Bearbeitung wurde 1922 als Elgars op 86 in Gloucester uraufgefuhrt 14 Weblinks BearbeitenFantasie und Fuge c Moll Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Klangbeispiel mit Noten Peter HurfordEinzelnachweise Bearbeiten Siegbert Rampe Hrsg Bach Handbuch Band 4 Klavier und Orgelwerke Laaber Verlag Laaber 2008 ISBN 978 3 89007 454 2 S 396 a b Pieter Dirksen Johann Sebastian Bach Samtliche Orgelwerke Band 3 Wiesbaden 2016 ISBN 979 0 00418374 8 S 11 Einleitung Peter Williams Johann Sebastian Bachs Orgelwerke Band 1 Praludien Toccaten Fantasien Fugen Sonaten Concerti und Einzelwerke Schott Mainz 1996 ISBN 3 7957 1853 8 S 109 Peter Williams Johann Sebastian Bachs Orgelwerke Band 1 Praludien Toccaten Fantasien Fugen Sonaten Concerti und Einzelwerke Schott Mainz 1996 ISBN 3 7957 1853 8 S 109 ff Herrmann Keller Die Orgelwerke Bachs Edition Peters Leipzig S 83 Christoph Wolff Johann Sebastian Bach 5 Auflage Frankfurt am Main 2014 ISBN 978 3 596 16739 5 S 543 f Endnote 39 Diether de la Motte Harmonielehre 5 Auflage Barenreiter Verlag Kassel 1985 ISBN 3 7618 0540 3 S 78 f Siegbert Rampe Hrsg Bach Handbuch Band 4 Klavier und Orgelwerke Laaber Verlag Laaber 2008 ISBN 978 3 89007 454 2 S 397 Konrad Kuster Bach Handbuch Barenreiter Kassel 1999 ISBN 3 476 01717 6 S 690 Konrad Kuster Bach Handbuch Barenreiter Kassel 1999 ISBN 3 476 01717 6 S 689 Peter Williams Johann Sebastian Bachs Orgelwerke Band 1 Praludien Toccaten Fantasien Fugen Sonaten Concerti und Einzelwerke Schott Mainz 1996 ISBN 3 7957 1853 8 S 113 Friedrich Conrad Griepenkerl Vorrede in Johann Sebastian Bach Orgelwerke Bd III Leipzig 1845 zitiert nach Vorrede zur ersten Auflage in Johann Sebastian Bach Orgelwerke Bd III Edition Peters Frankfurt o J Digitalisat der Ausgabe der Bach Gesellschaft IMSLP01322 BWV0537 pdf Elgar His Music Orchestral Arrangements and Transcriptions Abgerufen am 7 April 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fantasie und Fuge c Moll BWV 537 amp oldid 235549514