www.wikidata.de-de.nina.az
Das Fach ist ein Spektrum von Theaterrollen auf das Schauspieler von etwa 1700 bis 1980 spezialisiert waren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einteilung 3 Praktische Anwendung 4 Verwandte Erscheinungen 5 LiteraturGeschichte BearbeitenIn der klassischen Schauspielkunst unterteilte man seit dem 17 Jahrhundert die verschiedenen Personen Personage eines Theaterstuckes nach ihrem Charakter und ihrer Funktion im Stuck in verschiedene Facher auch Rollen oder Buhnenfacher genannt Die Rollenfacher hingen mit der Zusammensetzung der Schauspieltruppen und spater der Ensembles in den Stadttheatern zusammen Fur jedes Fach musste ein Schauspieler engagiert sein um das Rollenspektrum in den Repertoirestucken siehe Repertoiresystem abdecken zu konnen Diese Fachbezeichnungen waren bis ins 20 Jahrhundert fur Schauspielervertrage relevant Rechtlich bedeutete diese Angabe fur den Schauspieler sowohl einen Anspruch auf Einsatz in seinem Rollenfach als auch Schutz vor den Aufgaben anderer Rollenfacher Die festgelegten Ausdrucksmittel der Rollenfacher konnten fur die Darsteller sowohl Einschrankung als auch Gestaltungsmoglichkeit sein solange sie noch auf sich selbst gestellt waren Rollenfacher fuhren zu einer Vereinheitlichung der Stilmittel Bis heute gibt es Schauspieler die in einer stehenden Rolle auftreten was aber zumindest im deutschen Sprachgebiet nicht mehr geschatzt und gelegentlich mit abwertenden Bezeichnungen wie Knallcharge fur eine uberzeichnet komische Nebenrolle versehen wird An Stelle der fruheren Festlegung auf Rollenfacher wird in Schauspielervertragen heute manchmal der Einsatzbereich auf kleine mittlere oder grosse Rollen prazisiert Durch den Naturalismus im Theater seit etwa 1900 haben sich die Rollenfacher zunehmend aufgelost und einer individuellen Gestaltung Platz gemacht Die Entwicklung der Theaterregie und die wachsende Vormacht des Regisseurs haben die Bedeutung der Rollenfacher zunehmend verringert Im Schauspiel gibt es sie zumindest vordergrundig nicht mehr Die traditionellen Facher haben sich besonders hartnackig auf der Opernbuhne gehalten wo sie eng mit den Gesangsfachern also mit den stimmlichen Moglichkeiten verbunden sind Einteilung BearbeitenDer Standeklausel gemass gab es eine soziale Unterscheidung zwischen ernsten und komischen Rollen die seit etwa 1800 aufgeweicht wurde aber bis heute nachwirkt Im 18 Jahrhundert tritt zu der grundsatzlichen Unterscheidung noble caractere fein grob oder adlig bauerlich ein Zwischenfach namens demi caractere meist ubersetzt als schlicht das als Gefass fur die burgerlichen Figuren dient In dieser Abstufung gab es etwa die noblen Mutter die zartlichen Mutter demi caractere und die komischen Mutter caractere Fur die Einteilung der Schauspieler in Rollenfacher hatten Alter Statur Stimme soziale Herkunft Erfahrung Begabung aber auch etwa die selbst mitgebrachte Garderobe vor allem bei den Wandertruppen eine Bedeutung Zu einem Rollenfach gehorte ein vorausgesetztes Repertoire von Gesten und Verhaltensregeln Zu den Rollenfachern gehoren Schauspielerinnen SchauspielerJugendliche Naive Muntere niederer Stand Naturbursche Jugendlicher Komiker Dummling niederer Stand Jugendliche Liebhaberin Sentimentale hoher Stand Jugendlicher Liebhaber hoher Stand Heldin Heroine HeldSalondame Femme fatale Bonvivant Lebemann Frauenheld Charakterdarstellerin z B Mutterrolle Intrigantin Komische Alte Chargenrolle Charakterdarsteller z B Vaterrolle Intrigant Komiker ChargenrolleZu den Fachern treten oft differenzierende Adjektive hinzu wie jugendlich zartlich komisch Ferner werden haufig die ersten Darsteller des jeweiligen Fachs bezeichnet erster Held erste Liebhaberin Die Charakterdarsteller wurden in der Regel von den niederen Komikern unterschieden Praktische Anwendung BearbeitenUm einen ausgewogenen Spielplan im Repertoiresystem zu gewahrleisten engagierten viele Theaterleiter ihr Ensemble mit Hilfe eines Klassischen Theaterstuckes Diese Auswahl kann vielfaltig sein wie z B Schillers Kabale und Liebe Kabale und Liebe von Friedrich Schiller Urauffuhrung 1784 Geschlecht Personen Rollenfach Erganzung Standmannlich Prasident von Walter am Hof eines deutschen Fursten Heldenvater adeligmannlich Ferdinand von Walter sein Sohn Major Liebhaber jugendl adeligmannlich Hofmarschall von Kalb Bonvivant adeligweiblich Lady Emilie Milford Matresse des Fursten Salondame adeligmannlich Wurm Haussekretar des Prasidenten 1 Charakterspieler burgerlichmannlich Miller Stadtmusikant oder wie man sie an einigen Orten nennt Kunstpfeifer Vaterspieler burgerlichweiblich Frau Miller die Frau des Stadtmusikanten Miller Mutterspielerin burgerlichweiblich Luise Miller dessen Tochter Naive Liebhaberin jugendl burgerlichweiblich Sophie Kammerjungfer der Lady Muntere Naive jugendlich adeligmannlich Ein Kammerdiener des Fursten Charaktercharge alter burgerlichmannlich weiblich Verschiedene Nebenpersonen Anfanger amp Rollen nach Individualitat jung bis alt adelig burgerlichVerwandte Erscheinungen BearbeitenEine ursprunglichere Form der Buhnenfacher sind die stereotypen Figuren der Commedia dell arte bzw des Volkstheaters die sich in manchen Fallen auf Typologien in der antiken Komodie etwa den Miles Gloriosus zuruckfuhren lassen siehe Lustige Person Andere Theatertraditionen wie die spanische franzosische und englische besitzen abweichende zum Teil differenziertere und noch bis heute bestehende Rollenfacher wie den Vice aus der Shakespeare Zeit Uber das Musical ist zum Beispiel die US amerikanische Ingenue in Kontinentaleuropa bekannt geworden fur die es keine genaue deutsche Entsprechung gibt Literatur BearbeitenBernhard Diebold Das Rollenfach im deutschen Theaterbetrieb des 18 Jahrhunderts Leipzig Voss 1913 Nachdruck Nendeln Kraus 1978 ISBN 3 262 00504 5 Hans Doerry Das Rollenfach im deutschen Theaterbetrieb des 19 Jahrhunderts Berlin Gesellsch f Theatergeschichte 1926 Gerhard Ebert Improvisation und Schauspielkunst Uber die Kreativitat des Schauspielers Henschel Verlag Berlin 1979 ISBN 3 89487 172 5 Gerhard Ebert ABC des Schauspielens Henschel Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89487 474 0 Gerhard Ebert Rudolf Penka Schauspielen Henschel Verlag Berlin 1998 ISBN 3 89487 294 2 Gerhard Ebert Der Schauspieler Geschichte eines Berufes Henschel Verlag Berlin 1991 ISBN 3 362 00531 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fach Schauspielkunst amp oldid 233880559