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Ernestine Elisabeth Sophie Helene von Trott zu Solz auch Mutter Ernestine genannt 4 April 1889 in Heilbronn 24 April 1982 im Landheim Salem bei Asendorf Nordheide war eine Diakonisse und Leiterin der therapeutischen Lebens und Wohngemeinschaft Landheim Salem bei Asendorf Sie gehorte zu dem Kreis protestantischer Adelsfrauen die im wilhelminischen Kaiserreich auf die Privilegien ihres Standes weitgehend verzichteten und sich der Arbeit unter Kranken Suchtabhangigen und Bedurftigen zuwendeten Neben ihrem praktischen Einsatz waren sie als Frauen auch im Vortrags und Verkundigungsdienst tatig was in jener Epoche ein Novum darstellte Das Grab der Mutter Ernestine auf dem Friedhof des Landheims Salem Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnestine von Trott zu Solz war das jungste von funf Kindern des Heilbronner Papierfabrikanten Moritz von Trott zu Solz 1848 1913 und seiner Ehefrau Johanna geborene Otto 1858 1934 Ihr Grossvater mutterlicherseits war daher Adolf Otto Adam von Trott zu Solz Diplomat Journalist und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus war ein Vetter Ernestines Der Stammsitz der Adelsfamilie die bei der Althessischen Ritterschaft immatrikuliert ist befindet sich in Imshausen Ernestines Kindheit und Jugend die sie in ihren Lebenserinnerungen als uberaus glucklich beschreibt waren gepragt durch eine solide schulische Ausbildung und durch Begegnungen mit den kulturellen und gesellschaftlichen Angeboten ihrer Zeit und ihres Standes Anlasslich ihrer Konfirmationsfeier hielt sie einen Vortrag zum Frauenwahlrecht wozu sie durch Literatur von und uber Anna Papritz und Alice Salomon inspiriert worden war Der Religion erteilte sie zu dieser Zeit eine Absage 1 Ab 1903 besuchte sie ein Pensionat in Heidelberg wo sie unter anderem am Gesangsunterricht der Kunstlerin Pauline Viardot Garcia teilnahm Dem Pensionat in Heidelberg folgte ein Besuch einer der von Ida von Kortzfleisch ins Leben gerufenen Wirtschaftlichen Frauenschulen in Reifenstein 2 Dort erhielten die Madchen und Frauen eine fundierte Ausbildung in Selbstversorgungslandwirtschaft Gartenbau Kleintierhaltung Krankenpflege Kindererziehung sowie Einfuhrungen in die Facher Chemie Physik Botanik und Kunstgeschichte 3 Hier lernte sie auch den Deutschen Vortruppbund kennen einer von Hermann Popert initiierten Abstinenz und Lebensreformbewegung kennen 4 Nach der Ruckkehr in ihr Heilbronner Elternhaus suchte sie naheren Kontakt zu Vertretern der genannten Bewegungen und fand ihn im Stuttgarter Kreis des Wandervogels Damit begann fur sie eine Zeit der weltanschaulichen Suche die sie unter anderem zur Beschaftigung mit den christlichen Mystikern sowie zu der von Mary Baker Eddy gegrundeten Christlichen Wissenschaft fuhrte 1913 absolvierte Ernestine von Trott zu Solz eine heilgymnastische Ausbildung in Stuttgart woran sich ein so genannter Friedrich Frobel Kurs in Munchen anschloss Todesfalle in der naheren Familie Ernestines Vater starb am 6 Dezember 1913 und im Mai 1914 ihre Schwagerin Hertha von Trott zu Solz im August 1914 fiel deren Ehemann und Ernestines Bruder Erich zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Ypern 5 sowie innerfamiliare Auseinandersetzungen um das ihr von ihrem gefallenen Bruder Erich testamentarisch aufgetragene Sorgerecht fur ihren Neffen Hans Friedrich fuhrten sie in eine tiefe Lebenskrise Sie suchte Seelsorge bei der ihr schon vorher bekannten Anna Petermann die als Stadtmissionarin in verschiedenen Stadten wirkte und deren spatere Biografin sie wurde 6 Anna Petermann riet ihr sich von ihren bisherigen religiosen Wegen zu trennen die Wahrheit allein in der Bibel zu suchen und sich im Gebet personlich an Gott zu wenden Daruber hinaus empfahl sie ihr praktische diakonische Arbeit Ernestine von Trott zu Solz trennte sich infolge dieser Beratung von der Christlichen Wissenschaft verschenkte Schmuck sowie Kleidung und arbeitete unter einfachsten Bedingungen zunachst als Familienhelferin spater in der Fleestedter Kinderheimat der Diakonissenoberin Eva von Thiele Winckler 7 und schliesslich in der Hamburger Strandmission die vom freien pfingstlerisch orientierten Evangelisten Emil Meyer gegrundet worden war 8 und sich der Arbeit unter gestrandeten Mannern widmete Zu Weihnachten 1921 besuchte Ernestine von Trott zu Solz zum ersten Mal das Landheim Salem Es war in einer einsam gelegenen und seit Jahren verlassenen Hofstelle bei Asendorf eingerichtet worden 1919 hatte der in Hamburg gegrundete und aus der Arbeit des Blauen Kreuzes hervorgegangene Verein Dienet einander sie mit den dazugehorigen 40 Morgen Heideland erworben 9 Ziele des Vereins und der neu geschaffenen Einrichtung waren es Madchen und Frauen aus sozial problematischen Verhaltnissen eine Heimstatt auf Zeit zu bieten ihnen lebenspraktischen Unterricht zu erteilen sowie sie seelsorgerlich zu begleiten Ursprungliche Namen der Hofstelle waren Einodhausen und Up n Ronnen Am 1 Mai 1922 trat Ernestine von Trott zu Solz ihren Dienst an Richard Tresse schreibt daruber in der Jubilaumsschrift des Landheims Salem uber sie Es wurde buchstablich ein Wechsel aus einem herrschaftlichen Standesleben zum Dienst einer Magd 10 Zunachst galt es mit den anderen Mitarbeiterinnen die zu einem grossen Teil aus dem baptistischen Diakoniewerk Tabea stammten und den knapp 30 betreuten Madchen und Frauen fur den Aufbau einer Landwirtschaft zu sorgen Dazu mussten Stallungen errichtet und das Heideland urbar gemacht werden 1926 ubernahm sie die Leitung des diakonischen Werkes und behielt diese bis zu ihrem Ruhestand in den sie im 78 Lebensjahr eintrat Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenWie uns der Herr in Salem versorgte In Wahrheitszeuge 1924 Nr 5 S 39 Landheim Salem In Wahrheitszeuge 1924 Nr 47 S 376 Gott ist mein Licht und mein Heil In Carl August Flugge Glaube an den personlichen Gott Onken Verlag Kassel 1939 S 112 114 Du Herr bleibst Gedichte Selbstverlag Hamburg 1946 Aus der Rettungsarbeit In Emil Thimm Hrsg Wunder der Gnade Gottes in unserem Leben Band 1 Hamburg 1947 S 115 118 Gehorsam eigentlich wollte ich nicht In Junge Mannschaft Kassel 8 1954 S 4f Gebet wird Lied Selbstverlag Hamburg 1962 Ausserhalb des Ublichen Asendorf Nordheide 1967 Er redet zu mir Selbstverlag Asendorf Nordheide o J Padagogik in gottlicher Verantwortung Selbstverlag Asendorf Nordheide 1970 Die Stellung der Frau nach der Bibel Selbstverlag Asendorf Nordheide o J Anna Petermann Ein Leben der Hingabe Selbstverlag Asendorf Nordheide 1970 Ausgewahlte Gedichte und Texte von Mutter Ernestine In Festschrift 100 Jahre Landheim Salem Selbstverlag Asendorf Nordheide 2019 S 20 30 32f 72 73 76Literatur BearbeitenRichard Tresse Ernestine von Trott zu Solz 1889 1982 in Landheim Salem e V Hg 75 Jahre Landheim Salem 1919 1994 Asendorf Nordheide 1994 S 15 21 Ludwig David Eisenloffel Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland Innenansichten 1945 1985 Gottingen 2006 ISBN 3 89971 275 7 Jurg Arnold Eine Frau ausserhalb des Ublichen Ernestine von Trott zu Solz 1889 1982 in Christhard Schrenk Hg Heilbronner Kopfe Band VII Heilbronn 2014Weblinks BearbeitenKurzbiographie Ernestine von Trott zu Solz im Historischen Lexikon des Bundes Evangelisch Freikirchlicher Gemeinde in Deutschland Baptisten und Brudergemeinden Einzelnachweise Bearbeiten Richard Tresse Ernestine von Trott zu Solz 1889 1982 in Landheim Salem e V Hg 75 Jahre Landheim Salem 1919 1994 Asendorf Nordheide 1994 S 16 Ernestine von Trott zu Solz Ausserhalb des Ublichen Leben und Wirken in Salem Mission an gestrandeten Frauen und Madchen Asendorf Nordheide 1967 S 23f Reichensteiner Verband Hg Wirtschaftliche Frauenschule spater Landfrauenschule Reifenstein PDF 1 6 MB abgerufen am 22 Mai 2013 Ernestine von Trott zu Solz Ausserhalb des Ublichen Leben und Wirken in Salem Mission an gestrandeten Frauen und Madchen Asendorf Nordheide 1967 S 24 Ernestine von Trott zu Solz Ausserhalb des Ublichen Leben und Wirken in Salem Mission an gestrandeten Frauen und Madchen Asendorf Nordheide 1967 S 39 41 Ernestine von Trott zu Solz Anna Petermann Ein Leben der Hingabe Asendorf Nordheide 1970 Ernestine von Trott zu Solz Ausserhalb des Ublichen Leben und Wirken in Salem Mission an gestrandeten Frauen und Madchen Asendorf Nordheide 1967 S 51 Ludwig David Eisenloffel Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland Innenansichten 1945 1985 Gottingen 2006 S 79 Landheim Salem Hrsg 75 Jahre Landheim Salem 1919 1994 Asendorf Nordheide 1994 S 7f Richard Tresse Ernestine von Trott zu Solz 1889 1982 in Landheim Salem e V Hg 75 Jahre Landheim Salem 1919 1994 Asendorf Nordheide 1994 S 16 Normdaten Person GND 1068241187 lobid OGND AKS VIAF 314891953 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Trott zu Solz Ernestine vonALTERNATIVNAMEN Mutter ErnestineKURZBESCHREIBUNG deutsche Begrunderin des Landheims SalemGEBURTSDATUM 4 April 1889GEBURTSORT HeilbronnSTERBEDATUM 24 April 1982STERBEORT Asendorf Nordheide Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernestine von Trott zu Solz amp oldid 211555222