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Das Erdwerk von Ilsfeld ist eine befestigte Siedlung der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur MK westlich von Ilsfeld sudlich von Heilbronn im Landkreis Heilbronn in Baden Wurttemberg Bei der sich auf Luftbildern abzeichnenden Befestigung handelt es sich um ein ovales System dreier Grabenringe von 400 auf 300 m mit einer Innenflache von etwa 13 0 ha Das Erdwerk liegt auf einem Hohenrucken In den Jahren 1970 und 1971 wurden Untersuchungen durchgefuhrte bei denen der westliche Abschluss des Ovales erfasst wurde Wegen des fortschreitenden Lehmabbaus wurden von 1974 bis 1979 weitere Grabungen notig die auf einer Flache von 30 140 m zwei der Graben rechtwinklig durchschnitten und weit in den Innenraum reichten Dies erschien interessant da noch keine Spuren der Innenbesiedlung erkannt waren jedoch zahlreiche Lesefunde vorlagen die fur eine dichte Besiedlung sprachen Tulpenbecher der MKDie Untersuchung der beiden Graben ergab ein ahnliches Bild wie bei den fruheren Untersuchungen Der innere im Profil spitze Graben war am tiefsten und reichte bis 4 5 m unter die heutige Oberflache Mit seiner Breite von 6 5 m war er relativ schmal In einer zweiten Phase bekam der Graben ein kastenformiges Profil Der mittlere Graben war 3 0 m tief Der ausserste Graben lag nicht in der vom Lehmabbau gefahrdeten Flache und wurde nicht untersucht Auf der Sohle und in der Fullung der Graben fanden sich zahlreiche menschliche Knochen als unvollstandige Skelette Einige zeigten deutliche Schlagspuren Es handelt sich nicht um Graber sondern um Leichenteile die bei rituellen Handlungen in die Graben kamen Auf der verhaltnismassig kurzen Strecke von 30 Meter die aufgedeckt wurde lagen die Reste von etwa zehn Individuen Die Graben waren im unteren Teil mit Brandschutt der Siedlung Huttenlehm Mahlsteinen Scherben Steingeraten und Tierknochen verfullt Daruber zeigte eine dicke Humusschicht an dass sie nach Aufgabe der Siedlung lange offen lagen und wohl erst mit dem Einsetzen des intensiven Ackerbaues im Mittelalter zugeschwemmt worden sind Heute ist oberflachig von der Anlage nichts mehr zu sehen Spektakular ist nach J Wahl der Schadel eines 30 40 jahrigen grossen robusten Mannes der zwei unverheilte Hiebverletzungen und eine kunstliche symmetrische Erweiterung des Hinterhauptsloches aufweist Die normale Population der Michelsberger Kultur von Ilsfeld zeichnet sich durch grazilen Knochenbau aus Wahl vermutet dass ein Fremder erschlagen wurde Das Schadeldach wurde von innen nach aussen durchstossen Verwitterungsspuren an der Oberseite der Schadelkalotte sprechen dafur dass der Kopf im Eingangsbereich des Grabenwerkes aufgespiesst und langere Zeit als Trophae zur Schau gestellt wurde Der Bau des Erdwerks erforderte mit den damaligen Mitteln einen ausserordentlichen Arbeitsaufwand Ein Teil der Siedlung konnte in der Ausgrabungsflache im Innenraum aufgedeckt werden Der Bereich unmittelbar hinter den Wallen war jedoch fundleer Hier ist ein grosser Erdwall aus den Aushubmassen der Graben anzunehmen von dem sich jedoch keine Spuren erhalten haben Weiter innen reihte sich in dichter Streuung Grube an Grube Zum einen waren es grosse unformige Vertiefungen mit schwarzer fundleerer Fullung bei denen es sich um Materialgruben fur den Lehmbedarf der Hauser gehandelt hat Kleine meist kreisrunde Gruben mit senkrechten Wanden ursprunglich wohl Getreidespeicher waren mit dem Abfall der Siedlung gefullt Es fanden sich verbranntes Getreide Mahlsteine Steinwerkzeuge Tierknochen und verbrannte oder beschadigte Topfe In einer Grube lag das Skelett eines Kindes in Hockerstellung Es war jedoch nicht moglich die Grundrisse der Hauser zu erkennen Ob dies an deren Bauweise oder an den ungunstigen Bodenverhaltnissen liegt ist unklar Lediglich einzelne Pfosten die jedoch keinen Zusammenhang ergaben konnten beobachtet werden Die Keramik aus den Gruben ist dagegen sehr zahlreich und gut zu erganzen Nach Abschluss der Restaurierung durften wohl einige Hundert vollstandige Gefasse vorliegen Sie zeigen den typischen Formenschatz der Michelsberger Kultur Charakteristisch sind die sogenannten Tulpenbecher Napfe Schalen und Schopfer sowie Vorratsgefasse mit Hangeosen Verschiedene Fremdeinflusse spiegeln sich in der Keramik wider So finden sich in den altesten Gruben zahlreiche Scherben der Schussenrieder Kultur und der vor allem nordlich von Stuttgart verbreiteten Schwieberdinger Gruppe Ein ritzverzierter Henkelkrug deutet auf Verbindungen mit Frankreich Auch Steingerat ist zahlreich vertreten Kratzer Messer Pfeilspitzen zum Teil mit Resten von Schaftungspech und verschiedene Steinbeile unterschiedlicher Grosse Knochen und Hirschhornwerkzeuge wurden gefunden Literatur BearbeitenJ Biel Eine Befestigung der Jungsteinzeit bei Ilsfeld Landkreis Heilbronn In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 4 1975 S 28 30 Christian Jeunesse Die Erdwerke der der Michelsberger Kultur Michael M Rind Menschenopfer Vom Kult der Grausamkeit Universitatsverlag Regensburg 2 Auflage 1998 ISBN 3 930480 64 6 kleine Ubersicht S 117 J Wahl Manipulierte Menschenknochen In Archaologie in Deutschland 1 95 S 32 33 49 050202 9 217437 Koordinaten 49 3 0 7 N 9 13 2 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdwerk von Ilsfeld amp oldid 233208417