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Elektrohydraulische Regelung bezeichnet einen Regelkreis bei dem sowohl elektrische als auch hydraulische Komponenten beteiligt sind Dabei befinden sich die hydraulischen Komponenten zumeist im Leistungs oder Energieteil des Regelkreises Die elektrischen Komponenten befinden sich im Signalteil des Regelkreises Das Stetigventil ist die wichtigste Schnittstelle Elektrik Hydraulik des elektrohydraulischen Regelkreises 1 Sensoren stellen weitere Schnittstellen zwischen dem elektrischen Signalkreis und dem hydraulischen Energiekreis dar Die Sensoren erfassen die Grossen welche im Regelkreis benotigt werden Die angewandte Regelungstechnik wird bei hydraulischen Systemen infolge ausgepragter Nichtlinearitaten nicht unmittelbar durch die lineare Regelungstechnik z B PID Regler abgebildet Meist handelt es sich um modifizierte Varianten vom einfachen P Regler uber PID Regler bis hin zum Zustandsregler Die Regelaufgaben sind sehr unterschiedlich Lageregelungen meist mit linearen Antrieben Hydraulikzylindern aber auch mit rotatorischen Antrieben Geschwindigkeits und Drehzahlregelung Druck und Kraftregelungen der Gleichlaufregelung von zwei Achsen bis Multiachssystemen Pumpenregelungen Schwenkwinkelregelung Druckregelung und Leistungsregelung und die Kombinationen der verschiedenen Regler Inhaltsverzeichnis 1 Lageregelungen Positionsregelungen 1 1 P Regler und PT1 Regler 1 2 Wegabhangiges Bremsen 1 3 Zustandsregelung 1 4 Zusatzfunktionen 1 4 1 Stillstands Integratoren und Driftkompensation 1 4 2 Nichtlineare bzw geknickte Verstarkungskennlinien 1 4 3 Gleichlaufregelungen 2 Berechnung eines einschleifigen Positions Lagereglers 2 1 Kreisverstarkung 2 2 Regelgenauigkeit 3 Geschwindigkeits und Drehzahlregelung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLageregelungen Positionsregelungen BearbeitenDie Lage Positionsregelung ist die haufigste anzutreffende Regelaufgabe in der Hydraulik Mit dem geeigneten Stetigventil sind eine sehr hohe Dynamik und eine sehr hohe Genauigkeit erreichbar Aber auch mit einem Standard Proportionalventil lassen sich viele Anforderungen erfullen Antriebe die im µm Bereich positionieren stellen heute kein Problem mehr dar Regelungstechnisch haben sich ein paar Grundstrukturen etabliert P Regler und PT1 Regler Bearbeiten Der P Regler 2 ist trotz oder wegen seiner einfachen Handhabung die haufigste eingesetzte Regelstruktur Es muss nur ein Parameter eingestellt werden Nachteilig ist die geringe Kreisverstarkung die mit dieser Struktur erreichbar ist Die Erweiterung des P Reglers mit einem dampfenden Zeitglied zum PT1 Regler 3 verbessert das Antriebsverhalten erheblich Wegabhangiges Bremsen Bearbeiten Das wegabhangige Bremsen 4 5 ist eine spezielle auf die Hydraulik angestimmte Regelstruktur Im Wesentlichen handelt es sich um einen nichtlinearen P Regler bei dem die Verstarkung bei kleiner werdenden Regelfehlern zunimmt Er wird normalerweise an seiner Sattigungsgrenze betrieben was den Vorteil hat dass er dort nicht instabil wird Wahrend der Bremsphase geht der Antrieb dann in einen geregelten Zustand uber Eine einfache Parametrierung und ein sehr robustes Verhalten sind die Vorteile eine ungeregelte Geschwindigkeit ist der Nachteil Diese Regelstruktur wird oft mit einem einfachen positiv uberdeckten Proportionalventil eingesetzt Zustandsregelung Bearbeiten Die Zustandsregelung ist eine in der Fachliteratur sehr oft beschriebene Methode um hydraulische Antriebe hochdynamisch zu fahren und zu positionieren Diese Struktur wird aber nur selten in der Praxis eingesetzt Infolge des ausgepragten nichtlinearen Verhaltens von hydraulischen Antrieben ist der Zustandsregler nur bei sehr speziellen und hohen Anforderungen sinnvoll Zusatzfunktionen Bearbeiten Da hydraulische Antriebe spezielle Anforderungen an die Regelungstechnik stellen werden verschiedene Zusatzfunktionen je nach Anforderung eingesetzt Stillstands Integratoren und Driftkompensation Bearbeiten Die Stillstands Integratoren und Driftkompensationen ermoglichen ein hochgenaues Positionieren Mit diesen Massnahmen lassen sich Nullpunktfehler der einzelnen Komponenten als auch Positionsfehler infolge von externen Kraften kompensieren Mit hochwertigen Ventilen wie z B Regelventilen lassen sich Genauigkeiten im µm Bereich realisieren Nichtlineare bzw geknickte Verstarkungskennlinien Bearbeiten Da der hydraulische Antrieb in vielen Fallen mit nichtlinearen Ventilkennlinien normalerweise mit einer progressiven Charakteristik betrieben wird ist es sinnvoll diese Charakteristik zu kompensieren Eine erheblich bessere Positioniergenauigkeit ist so erreichbar Gleichlaufregelungen Bearbeiten Eine spezielle Regelaufgabe ist die Gleichlaufregelung die zum Lage Positionsregler eine zusatzliche Struktur zur Regelung des Gleichlaufs aufweist Gegenuber elektrischen Antrieben welche durch die unterlagerte Geschwindigkeit Drehzahlregelung ein lineares Verhalten aufweisen ist der hydraulische Antrieb nur durch zusatzliche Massnahmen im Gleichlauf regelbar Zwei Varianten sind dabei anzutreffen Einmal ein zusatzlicher P PT1 oder PI Regler oder Massnahmen welche die Linearitat des Antriebs verbessern z B ein MR Regler Berechnung eines einschleifigen Positions Lagereglers BearbeitenFur den Anwender sind zwei Punkte von besonderem Interesse Es sind die Kreisverstarkung und die Regelgenauigkeit Kreisverstarkung Bearbeiten Der einschleifige Positionsregler P oder PT1 ist die Standardregelstruktur die bei hydraulischen Antrieben zum Einsatz kommt Zur Berechnung 6 der Regler Kreisverstarkung wird meist das Hurwitz Kriterium fur Systeme 3 Ordnung herangezogen VK 2 Dh w0 displaystyle V K leq 2 cdot D h cdot omega 0 nbsp Mit dieser Gleichung wird die Stabilitatsgrenze fur einen P Regler ermittelt Geht man dabei von einer typischen hydraulischen Dampfung Dh von 0 1 aus so ergibt sich eine maximale Verstarkung von VK 0 2 w0 displaystyle V K leq 0 2 cdot omega 0 nbsp Mit dieser Verstarkung kann ein Antrieb fast nie zufriedenstellend gefahren und positioniert werden Er wurde bei jedem Reglereingriff stark nachschwingen Eine klassische Anforderung an solche Antrieb ist aber sie mussen uberschwingfrei positionieren Das bedeutet Der Antrieb darf die Zielposition nicht uberfahren Um dies zu erreichen sind kleinere Kreisverstarkungen VK einzustellen VK 0 07 w0 displaystyle V K 0 07 cdot omega 0 nbsp Dies gilt fur lineare Systeme 3 Ordnung 7 mit einer Dampfung von 0 1 Dies ist ein guter Startpunkt fur die Optimierung von hydraulischen Systemen Das w0 ist die Eigenkreisfrequenz des Zylinders wie sie berechnet wird ist im Artikel Servohydraulik naher beschrieben Andere dynamische Einflusse werden bei diesen Berechnungen nicht berucksichtigt Wie an den Faktoren fur die Verstarkungsberechnung zu erkennen ist ist mit kleinen Kreisverstarkungen zu rechnen Verbesserungen werden mit einem PT1 Regler ermoglicht Der PT1 Regler greift verzogert ein und regt den Antrieb somit weniger zum Schwingen an Daraus folgt dass hohere Kreisverstarkungen moglich sind Optimale Parametrierung fur uberschwingfreies Positionieren Dh 0 1 t1 0 66w0 displaystyle t 1 frac 0 66 omega 0 nbsp VK 0 105 w0 displaystyle V K 0 105 cdot omega 0 nbsp Dabei ist t1 die einzustellende Zeitkonstante des PT1 Reglers und die Kreisverstarkung kann um 50 0 07 1 5 0 105 erhoht werden 8 Anmerkung Infolge des PT1 Glieds ist die gesamte Eigenfrequenz erheblich geringer als die Zylindereigenfrequenz Dies fuhrt prinzipiell zu einer geringeren Verstarkung Durch das verzogert wirkende PT1 Glied verbessert sich im Gegenzug die hydraulische Dampfung erheblich Eine alternative Berechnung ist 1w0 1wZ t1 displaystyle frac 1 omega 0 frac 1 omega Z t 1 nbsp VK 0 264 w0 displaystyle V K 0 264 cdot omega 0 nbsp Warum diese alternative Berechnung Das Ergebnis ist identisch In vielen Anwendungen hat das Proportionalventil bzw Regelventil schon einen dampfenden Einfluss auf das dynamische Verhalten des Antriebs In diesen Fallen ist die Einsatzmoglichkeit eines PT1 Reglers genau zu prufen bzw anders zu berechnen 1w0 1wZ 1wV displaystyle frac 1 omega 0 frac 1 omega Z frac 1 omega V nbsp VK 0 1 0 3 w0 displaystyle V K 0 1 0 3 cdot omega 0 nbsp Die gesamte Eigenfrequenz w0 wird aus den beiden einzelnen Eigenfrequenzen des Zylinders und des Ventils gebildet Statt des PT1 Glieds wird hier die dampfende Wirkung des Ventils berucksichtigt Da das Verhaltnis der Eigenfrequenzen infolge von dynamischen Nichtlinearitaten nicht unmittelbar bestimmbar ist kann nur ein Bereich fur die Verstarkungseinstellung angegeben werden Regelgenauigkeit Bearbeiten Mit der Regelgenauigkeit ist bei Positionierantrieben die Positioniergenauigkeit und oder die Genauigkeit mit der eine Geschwindigkeit gefahren werden kann gemeint Fur die Berechnungen sind die technischen Daten der Stetigventile und die maximale Geschwindigkeit entscheidend e vVK Ventilfehler in 100 displaystyle e frac v V K cdot frac sum Ventilfehler in 100 nbsp Die Ventilfehler werden im Artikel Stetigventile beschrieben Im Wesentlichen sind es bei Regelventilen die Ansprechempfindlichkeit und die Druckverstarkung Die Ansprechempfindlichkeit ist heutzutage sehr gering lt 0 05 0 1 die typische Druckverstarkung von ca 2 ist entsprechend der real benotigten Kraft noch zu skalieren Beispiel Bei einem Antrieb der 250 mm s fahren kann und eine Kreisverstarkung von 20 1 s ermoglicht ist mit einer Positioniergenauigkeit von ca 0 006 0 0125 mm lastkraftfrei zu rechnen Bei 50 Lastkraft entspricht ca 1 Stellsignal liegt der Positionierfehler bei 0 13 mm Durch geeignete regelungstechnische Massnahmen ist der Lastkraftfehler problemlos zu kompensieren Geschwindigkeits und Drehzahlregelung BearbeitenDie Geschwindigkeitsregelung wird zusammen mit Zylinderantrieben eingesetzt Da die Dampfung eines hydraulischen Zylinderantriebs sehr gering ist und eine Geschwindigkeitsruckfuhrung weiter destabilisiert ist die klassische PID Geschwindigkeitsregelung selten zu finden Meist wird eine indirekte Geschwindigkeitsregelung mit Hilfe der Positionsregelung und eines Profilgenerators eingesetzt Der Profilgenerator generiert ein Geschwindigkeitsprofil dem der Antrieb dann mit gleicher Geschwindigkeit folgt Stichworter Folgeregelung Nachlaufregelung Kopiersteuerung Die Drehzahlregelung wird zusammen mit rotatorischen Antrieben eingesetzt Einmal ist bei diesen Antrieben die Drehgeschwindigkeit einfach zu erfassen und rotatorische Antriebe sind besser gedampft als Zylinderantriebe so dass hier PID Regler bzw PID ahnliche Regelstrukturen zum Einsatz kommen Literatur BearbeitenHubertus Murrenhoff Servohydraulik Geregelte hydraulische Antriebe Umdruck zur Vorlesung Reihe Fluidtechnik U 4 4 Auflage Shaker Verlag Aachen 2012 ISBN 978 3 8440 0947 7 John Watton Fluid power systems modelling simulation analog and microcomputer control Prentice Hall New York 1989 ISBN 0 13 323213 1 Norbert Gebhardt Jurgen Weber Hydraulik Fluid Mechatronik 7 Auflage Springer Vieweg Verlag 2020 ISBN 978 3 662 60663 6 Einzelnachweise Bearbeiten Hubertus Murrenhoff Servohydraulik Geregelte hydraulische Antriebe Umdruck zur Vorlesung Reihe Fluidtechnik U 4 4 Auflage Shaker Verl Aachen 2012 ISBN 978 3 8440 0947 7 S 47 ff Jorg Kahlert Crashkurs Regelungstechnik 3 Auflage VDE Verlag ISBN 978 3 8007 4839 6 Dietmar Findeisen Siegfried Helduser Olhydraulik 6 Auflage Springer Vieweg ISBN 978 3 642 54908 3 S 783 Proportional und Servoventil Technik Band 2 Bosch Rexroth S 159 POS 123 Regelmodule W E St Elektronik Produktbeschreibung Findeisen Helduser Olhydraulik Hrsg Springer Vieweg 6 Auflage ISBN 978 3 642 54908 3 S 777 Findeisen Helduser Olhydraulik Hrsg Springer Vieweg 6 Auflage ISBN 978 3 642 54908 3 S 779 Abb 6 48 W E St Elektronik Einsatz des PT1 Reglers statt eines P Reglers Abgerufen am 27 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrohydraulische Regelung amp oldid 243163405