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Elaine Sturtevant 23 August 1924 in Lakewood Ohio als Elaine Horan 7 Mai 2014 in Paris war eine US amerikanische Kunstlerin der Postmoderne Nach ihrem Umzug nach New York City zu Beginn der 1960er Jahre begann Sturtevant 1965 als Malerin Bildhauerin und Objektkunstlerin Werke zeitgenossischer Kunstler zu imitieren Inhaltsverzeichnis 1 Arbeitsweise 2 Intention 3 Zwei Schaffensphasen 3 1 Rezeption der ersten Schaffensphase 3 2 Rezeption der zweiten Schaffensphase 4 Zitat 5 Referenzen 5 1 Andy Warhol 6 Preise und Auszeichnungen 7 Einzelausstellungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseArbeitsweise BearbeitenDas Prinzip der Aneignung und Formen der Wiederholung werden von Sturtevant strategisch eingesetzt Ihr Werk besteht somit darin unter Anwendung verschiedenster Medien technisch exakte Wiederholungen bestimmter Werke anzufertigen Diese versieht sie mit ihrer Signatur Bei den angeeigneten Vorbildern handelt es sich um Originalwerke von beruhmten Kunstlern wie Andy Warhol Marcel Duchamp Joseph Beuys Sherrie Levine und Claes Oldenburg die in einem moglichst engen zeitlichen Bezug zu der angefertigten Kopie Sturtevants stehen zum Beispiel Kunstler der Pop Art mit deren unmittelbaren Vorlaufern Sturtevant konzentriert sich zeitweise auf bestimmte Kunstler beschaftigt sich intensiv mit ihnen und fertigt teilweise Wiederholungen ganzer Werkzyklen an Ihr Werk umfasst dank ihrer enormen Produktivitat einen grossen quantitativen Umfang und zeichnet sich durch Facettenreichtum aus Leichte formale Abweichungen hinsichtlich materieller Eigenschaften sind bei dem Versuch einer exakten Wiederholung zwar moglich jedoch nicht von Bedeutung da ihr Werk nicht auf einen formalen Vergleich ausgelegt ist Die einzig bedeutende formale Abweichung vom Original ist die Signatur Sturtevants mit der sie die Wiederholung versah womit dieser Aspekt vom Verfahren der Aneignung ausgeschlossen ist Sturtevant benutzte verschiedene kunstlerische Ausdrucksmittel wie Malerei Bildhauerei Fotografie und Film um die Kopien anzufertigen Die Kritiker sind sich bis heute nicht einig wie die Kunstlerin das Gespur erwarb welche Kunstrichtungen in den jeweiligen Perioden erfolgreich sein werden da die Originale der kopierten Werke heute jeweils als zeittypisch betrachtet werden Intention BearbeitenSturtevants Vorgehensweise legt nahe dass die Werkintention darin begrundet liegt die traditionellen Kategorien der modernen Kunst wie Kreativitat und Originalitat zu unterlaufen Jedoch beabsichtigt Sturtevant obwohl sie bildliche Vorlagen auswahlt die sich von den kunstlerischen Kategorien der Moderne abzugrenzen beginnen die Werte der modernen Kunstauffassung zu kontrastieren Sie hat die Intention eine kritische Auseinandersetzung mit Originalitat 1 zu erreichen ohne dabei die Kategorie der Originalitat untergraben zu wollen Sturtevant instrumentalisiert die Wiederholung als Mittel um eine Diskussion uber asthetische Konventionen sowie die bestehenden Konstitutionsbedingungen von Kunst anzuregen Sie beabsichtigt mit ihrer Arbeit eine Erweiterung asthetischer Vorstellungen Schon bevor die Concept Art ihren Hohepunkt erreicht wird in Sturtevants Werk durch die Kopie die kunstlerische Umsetzung von der Idee als Kernpunkt der kunstlerischen Betrachtung in den Hintergrund gedrangt Die Kategorie der Kreativitat wird entsprechend der Concept Art auf die Ebene des reinen Intellekts gehoben Dem intuitiven Schaffensakt schrieb sie keine Autoritat zu womit die Vorstellung der Moderne radikal unterlaufen wird Stattdessen kopiert sie ihre Vorlagen durch ein distanziertes mechanisches rein handwerkliches Verfahren Der Herstellungsprozess erfahrt eine Nivellierung genauso wie das Werk an sich lediglich als konzeptuelles Instrument dient und keinen bildlichen Eigenwert hat Durch die konzeptuelle Funktionsbestimmung wird das Werk auf eine rein theoretische Ebene gehoben Sturtevants strategische Absichten weisen einen starken Einfluss durch den franzosischen Kunstler Marcel Duchamp auf welcher von der Kunstlerin selber konkret betont wird I think that certainly his concern with trying to redefine what we consider art was a very big factor in terms of my own work 2 So lassen sich hinsichtlich der Kritik an den kunstlerischen Gegebenheiten Intention und der strategischen Methode zwischen Duchamps und Sturtevants ersten Werken trotz des zeitlichen Abstandes von 40 Jahren Parallelen feststellen Sturtevant verknupft die Methodik Duchamps mit der der Pop Art welche sich alltaglicher Motive und Gegenstande bedient zu deren Vertretern auch Andy Warhol zahlt In massgeblicher Abgrenzung dazu eignet sich Sturtevant jedoch schon bestehende Kunstwerke an Sie transferiert das Ready made Verfahren dementsprechend in die Kunst So werden bestehende Kategorien der Kunst nicht wie bei der Pop Art und bei Duchamp von aussen erodiert sondern von innen untergraben beziehungsweise hinterfragt Im Gegensatz zu den von Sturtevant wiederholten Vorbildern erfullen ihre Werke nach dem traditionellen Kunstverstandnis nicht die herkommlichen Kategorien der Kunst obwohl Kriterien wie Kreativitat und Originalitat besonders bei ihren Vorbildern der Ready Mades ebenfalls kaum mehr erkennbar waren Mit der Signatur die Sturtevant ihren wiederholten Werken verleiht deklariert die Kunstlerin ihr Werk jedoch als ein Original und ignoriert in dieser Weise die ursprunglichen Regeln der Autorenschaft So beansprucht das Werk eine Kategorisierung welche ihm nach den traditionellen Kategorien der Kunstwelt nicht zukommt Zwei Schaffensphasen BearbeitenSturtevants Gesamtwerk lasst sich in zwei Schaffensphasen einteilen ohne dass sich jedoch die Kunstlerintention anderte Allein die Rezeption von Sturtevants Werk fallt in den zwei Schaffensabschnitten unterschiedlich aus Die erste Phase bildete die Zeitspanne von 1964 bis 1974 Nach ihrer letzten Ausstellung in der Onnasch Galerie in New York fasste Sturtevant den Entschluss ihre Arbeit vorerst niederzulegen Nach zwolf Jahren Schaffenspause stellte die Kunstlerin 1986 ihre Arbeiten erstmals wieder aus wodurch ihre zweite Schaffensphase welche den Zeitraum von 1986 bis zum Ende der 90er Jahre umfasst eingeleitet wurde Rezeption der ersten Schaffensphase Bearbeiten Obwohl sich die Kunstler deren Werke Sturtevant wiederholte im Allgemeinen interessiert zeigten war es in den 1960er und 1970er Jahren fur die Kunstlerin nicht leicht im institutionellen Rahmen Verstandnis und Anerkennung fur ihr Werk zu gewinnen Wahrend sie in einigen Galerien ihre Werke ausstellen durfte hielten sich Museen zunachst zuruck Nachdem Sturtevant zwar 1967 an der Gruppenausstellung Art in the Mirror im Museum of Modern Art teilgenommen hatte erhielt sie ihre erste grosse Einzelausstellung erst 1973 im Museum of Art of Syracuse Sturtevants Werk wurde seitens der Kritiker fast vollstandig ignoriert und nur ausserst wenig rezensiert Ihrem Werk fehlte es in der ersten Schaffensphase an einer kunstwissenschaftlichen Abhandlung Trotzdem hielt Sturtevant an ihrem Verfahren fest und konfrontierte die Kunstwelt immer wieder mit exakten Wiederholungen wodurch ihr Werk an Ernsthaftigkeit gewann was letztendlich dazu fuhrte dass ihr Werk vollkommen abgelehnt wurde Den Betrachtern und Betroffenen gelang es nicht die Irritation die ihre Arbeiten auslosten zu uberwinden und zufriedenstellende Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu finden 3 So wurden ihre Arbeiten haufig als destruktives Zeichen verstanden Sturtevant selber ausserte sich in einem Interview diesbezuglich folgendermassen At the show in 65 the reaction was very mixed It certainly wasn t a generally hostile but that s because it was not taken seriously People thought I was anti art super Pop or joshing Of course that was not my intention When I did the store of Claes Oldenburg it became clear that I was serious and people began to perceive the work as dangerous Then the hostility began 4 Sturtevant fuhlte ihr Werk missverstanden weshalb sie entschied ihre Arbeit vorerst niederzulegen Basically what I thought was when I continue to show the work and they continue to write about it it would change the work it would become what they decided it is So I decided that I would not do it until this mental rethought catches up 3 Rezeption der zweiten Schaffensphase Bearbeiten Dieses Umdenken fand in den 1980er Jahren schliesslich statt Die kontextuelle Veranderung hatte zwar Auswirkungen auf die Rezeption ihrer Arbeiten jedoch nicht auf die kunstlerische Intention Sturtevants Ihr Konzept fuhrt Sturtevant auch nach der Wiederaufnahme ihres Werkes unverandert weiter Ausserdem halt sie an der Konzentration auf Kunstler welche die strategische Aneignung in ihren Werken ebenfalls einsetzen fest und bezieht sich somit weiter auf die bereits in ihrer ersten Schaffensphase wiederholten Kunstler Als Sturtevant in den 1980er Jahren ihre Arbeit wiederaufnahm hatte sich die Haltung gegenuber dem Verfahren der kunstlerischen Aneignung jedoch grundlegend verandert Zu dieser Zeit entstand eine kunstlerische Stromung die von Kritikern unter dem Label der Appropriation Art Aneignungs Kunst zusammengefasst wurden Deren Werken liegt ein Verfahren zugrunde welches Sturtevants stark glich Motive aus dem Alltag aber auch aus der Kunstwelt wurden ubernommen und als eigenstandige und originale Kunstwerke deklariert Die Intention der Appropriationisten war es die ideologischen Konstitutionsbedingungen des modernen Originalitatsbegriffes aufzudecken und ihn aus der Kunst zu verbannen 5 Mit dieser Stromung war die anfangliche Ignoranz mit der Kritiker ihrem Werk der ersten Schaffensphase begegneten einem durch poststrukturalistische Theorien beeinflussten Interesse gewichen Diese Theorien sahen das Prinzip der Wiederholung als zentrales Thema an Sturtevant bezieht dazu eine kontrare Position und grenzte sich klar davon ab Trotzdem wird sie haufig vereinfacht als Vorlauferin der Appropriation Art bezeichnet Sie erkannte jedoch dass ihrem Werk durch die kontrare Bewegung der Appropriation Art Kontur verliehen wurde And talking about the Appropriationists I should mention the importance of this movement for me as it allowed entry into my work gave references that could be used as negative definition 6 So kann Sturtevants Werk zwar unter den Begriff der Aneignungskunst gefasst werden jedoch nicht unter dem Stilbegriff der Kunstrichtung Appropriation Art Zitat Bearbeiten man musste im Kopf zuruckgeblieben sein um den Tod der Originalitat zu fordern Elaine Sturtevant 7 Referenzen BearbeitenAndy Warhol Bearbeiten 1964 65 fertigte Elaine Sturtevant Kopien von Andy Warhols 1964 entstandenen Flowers an die sie ihrem Konzept entsprechend technisch exakt kopierte und der entstandenen Kopie ihre Signatur verlieh die ihr die Autorenschaft zusprach Um die Exaktheit der Kopie der Siebdrucke zu erzielen uberliess Warhol ihr sogar seine Siebstocke Sturtevant schildert die Reaktion Warhols auf ihr Vorhaben folgendermassen Warhol was very Warhol Wow Elaine and he gave me the screen for the flower 8 Sturtevants Kopie tragt den Namen Sturtevant Warhol Flowers Da die Flowers eine vielfaltige Reproduktion erfuhren und nahezu global bekannt sind ordnet der uber kunsthistorisches Wissen verfugende Betrachter sie automatisch der Kategorie Warhol zu Die Auseinandersetzung mit den nicht von Warhol stammenden Flowers beginnt erst durch die mittels der Signatur ausgelosten Verunsicherung des Betrachters Diese das Allzu Bekannte brechende Signatur Sturtevants lasst den Betrachter das Verhaltnis des Originals und der Kopie und die Intention Sturtevants reflektieren Dementsprechend kann eine Rezeption die die strategische Dimension der Wiederholung reflektiert nur dann erfolgen wenn das Vorbild bekannt ist Durch die Kopie Sturtevants erlangt das Original seine durch die massenhafte Reproduktion durch Warhol selbst verloren gegangene Originalitat wieder Die Ruckfuhrung des allgemeinen Kunstwerks z B Warhol Flowers auf das ursprunglich Besondere namlich das Original 9 steht bei Sturtevants Werk entsprechend ihrer Kunstlerintention im Vordergrund Die Sturtevant Warhol Flowers entstanden jedoch nicht nur 1964 65 sondern auch 1966 und 1969 70 und auch in Sturtevants zweiter Schaffensphase schuf sie weitere Werke Preise und Auszeichnungen Bearbeiten2011 Goldener Lowe bei der 54 Biennale di Venezia 2011 2013 Kurt Schwitters Preis der Niedersachsischen Sparkassenstiftung Hannover 10 Einzelausstellungen Bearbeiten1992 Wurttembergischer Kunstverein Stuttgart und Deichtorhallen Hamburg 2002 Sturtevant Shifting Mental Structure Neuer Berliner Kunstverein Berlin 2005 Sturtevant The Brutal Truth Museum fur Moderne Kunst MMK Frankfurt am Main 2010 Sturtevant The Razzle Dazzle of Thinking Musee d art moderne de la Ville de Paris Paris 2012 Moderna Museet Stockholm 2013 Sturtevant Leaps Jumps and Bumps Serpentine Gallery London 2013 Sturtevant The House of Horrors Sprengel Museum Hannover danach Musee d art moderne de la Ville de Paris 2014 STURTEVANT NUMBER EIGHT Julia Stoschek Collection Dusseldorf 2014 2015 Sturtevant Drawing Double Reversal Museum fur Moderne Kunst MMK Frankfurt am Main Literatur BearbeitenBill Arning Bill Arning Interviews Sturtevant Interview in STURTEVANT Stuttgart 1992 Joerg Bader Elaine Sturtevant The Eternal Return of Masterpieces Interview in Art Press 236 Juni 1998 Dieter Daniels Duchamp und die anderen Der Modellfall einer kunstlerischen Wirkungsgeschichte in der Moderne Koln 1992 Anne Dressen u a Sturtevant The Razzle Dazzle of Thinking JPR Ringier Kunstverlag Zurich 2010 ISBN 978 3 03764 090 6 Anne Dressen Sturtevant The House of Horrors Sprengel Museum Hannover 2013 Rikard Ekholm Identical But Still Different An Artistical Appropriation in Visual Art Dissertation Universitat Uppsala Schweden Bruce Hainley Sturtevant Shifting Mental Structure de en Hatje Cantz Ostfildern 2002 ISBN 3 7757 9112 4 Udo Kittelmann Band 1 Sturtevant The Brutal Truth de en Hatje Cantz Ostfildern 2004 Udo Kittelmann Band 2 Sturtevant Catalogue Raisonnee 1964 2004 de en Hatje Cantz Ostfildern 2005 Romana Rebbelmund Appropriation Art die Kopie als Kunstform im 20 Jahrhundert Frankfurt am Main 1999 Viola Vahrson Die Radikalitat der Wiederholung im Werk Sturtevants Fink Paderborn 2006 ISBN 3 7705 4242 8 Anne Zimmermann Fake Kunst Bildung Die kunstlerische Strategie Fake aus kunstpadagogischer Perspektive Munchen 2014 ISBN 978 3 86736 184 2Weblinks BearbeitenZur ersten Ausstellung in Deutschland Sturtevant 1924 2014 In Artforum News vom 7 Mai 2014 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Romana Rebbelmund Appropriation Art die Kopie als Kunstform im 20 Jahrhundert Frankfurt am Main 1999 S 103 Dieter Daniels Duchamp und die anderen Der Modellfall einer kunstlerischen Wirkungsgeschichte der Moderne Koln 1992 S 304 a b Violal Vahrson Die Radikalitat der Wiederholung Interferenzen und Paradoxien im Werk Sturtevants Munchen 2006 S 29 Bill Arning Bill Arning Interviews Sturtevants In STURTEVANT Stuttgart 1992 S 9 Viola 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