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Dieser Artikel beschreibt das Gebaude Eizenbergerhof in Salzburg Zum dort ansassigen Literaturhaus Eizenbergerhof siehe Literaturhaus Salzburg Der Eizenbergerhof ist ein historisches und unter Denkmalschutz stehendes Gebaude in der Stadt Salzburg im Stadtteil Lehen Das um 1600 erstmals urkundlich erwahnte Haus war lange Zeit ein Gasthof und ist heute Sitz des Literaturhauses Salzburg Der Eizenbergerhof Inhaltsverzeichnis 1 Besitzverhaltnisse und Hausname 2 Baugeschichte und Verwendung 3 Baubeschreibung 4 Situierung 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenBesitzverhaltnisse und Hausname BearbeitenDas im heutigen Stadtteil Lehen befindliche Gebaude war im Lauf der Zeit im Besitz mehrerer Familien sodass das Anwesen historisch unter verschiedenen Namen anzutreffen ist Erstmals urkundlich erwahnt ist das Haus um 1600 als Besitz eines Wolf Aigenstueler der auch die Gastwirtschaft Zum Mohren in der Judengasse 9 in der Salzburger Altstadt betrieb 1622 wird in einem Urbar als Besitzer Balthasar Eitzenberger 1598 1664 genannt Eitzenberger war ein spater im Salzburger Stadtrat vertretener auch karitativ tatiger Gastwirt der die verwitwete Catharina Aigenstueler Schwiegertochter des Wolf Aigenstueler geheiratet hatte und damit gleichzeitig mit dem Mullner Gut auch das Haus Zum Mohren und andere Immobilien mit ubernommen hatte Eizenberger durfte wohlhabend gewesen sein da mit der Ubernahme der Gastbetriebe die darauf lastenden Schulden getilgt wurden 1661 ist ein Propst Bernhard von Zeno als Besitzer beider Liegenschaften eingetragen und 1710 gingen diese an Franz Eitzenberger dem Sohn des Balthasar Eitzenberger Nachdem Johann Balthasar Muhlbacher in die Familie Eitzenberger eingeheiratet hatte wurde das Gut zwei Generationen lang von der Familie Muhlbacher betrieben nach Johann Balthasar von dessen Sohn Johann Sigbert und Gattin Marianne Muhlbacher Aufgrund erneut angehaufter Schulden uberschrieben diese 1794 das Anwesen an deren Cousine Kreszenzia Perghofer und Gatten Paul Weickl dem Oberkellner des Gasthauses womit wiederum ein Schuldenausgleich hergestellt wurde 1804 gelangte das Anwesen in den Besitz der Familie Mass Johann Mass und seine Verlobte Theres Gatternayr ubergaben spater den Betrieb dem Sohn Franz Mass der ihn bis 1858 bewirtschaftete Von 1860 bis 1888 waren Matthias und Caroline Fellner die Bewirtschafter danach bis zu seinem Tod 1898 der Sohn Ferdinand Fellner Dessen Witwe Ottilie Brucker bewirtschaftete das Gut noch bis 1901 Im Februar 1904 erwarben Georg und Magdalena Hock das Anwesen die es noch im selben Jahr an die Stadt Salzburg abtraten die bis 1914 Eigentumerin war und in dieser Zeit das Haus verpachtete Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ubergab die Stadt das Haus dem Militarkommando Innsbruck als Quartier fur berittene Truppen Nach Kriegsende 1918 ubernahm die Stadt Salzburg die Liegenschaft wieder und ist bis heute Eigentumerin seit 2008 allerdings offiziell die Stadt Salzburg Immobilien GmbH SIG ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadtgemeinde Seit 1991 ist das damals gegrundete Salzburger Literaturhaus hier beheimatet nbsp Hausschild am GebaudeEntsprechend den Besitzern werden als Hausname historisch neben Ei t zenbergerhof auch Muhlbacherhof und Mass oder Massenhof genannt Eizenbergerhof Anm 1 ist die heute gangige Bezeichnung In seiner Funktion gilt das Gebaude seit Mitte der 1990er Jahre als Literaturhaus Salzburg Der Verein Salzburger Literaturhaus Eizenbergerhof ist der Tragerverein fur alle darin ansassigen Literaturvereinigungen und betriebe darunter auch die Edition Eizenbergerhof ein kleiner Verlag Historisch findet sich fallweise auch die Bezeichnung Eizenbergerhaus die sich jedoch auf den Mohrenwirt in der Judengasse bezieht 1 Leopold Mozart verwendet in Briefen wiederholt die Bezeichnung beym Eyzenberger wobei nicht immer eindeutig ist ob es sich dabei um das Mullner Gut oder um das Gasthaus in der Innenstadt handelt Es wird aber angenommen dass Mitglieder der Familie Mozart auch den Mullner Eizenbergerhof frequentierten 2 Baugeschichte und Verwendung BearbeitenDas Errichtungsjahr des Gebaudes ist unbekannt konnte aber noch im 16 Jahrhundert gewesen sein Es handelte sich bei der damals noch in der Vorstadt Mulln befindlichen Liegenschaft um ein Anwesen mit Grund und landwirtschaftlichem Betrieb Zum Zeitpunkt der Ubernahme des Eizenbergerhofs durch die Stadt Salzburg 1904 umfasste die Liegenschaft rund 30 200 m Grund auf dem sich neben dem Gasthof ein Stall fur zwolf Rinder und ein Obstgarten befanden Vom Beginn der Aufzeichnungen an wird das Haus bis Anfang des 20 Jahrhunderts als Gastwirtschaft erwahnt Noch im 18 Jahrhundert waren die Besitzer des Eizenbergerhofs gleichzeitig auch die Besitzer oder zumindest Betreiber des Gasthauses Zum Mohren in der Salzburger Altstadt 1792 notiert Lorenz Hubner uber den Mullbacher oder Eizenbergerhof Den ersten Nahmen hat er von seinem gegenwartigen den zweyten von seinem ehemaligen Besitzer Hier ist ein Haus mit einem grossen Sahle wo der Besitzer ein Weingastgeb zuweilen Balle und Gastmahle halten lasst Ein Garten und ein spiegelheller nicht sehr grosser Forellenteich gehoren auch hierher 3 Leopold Mozart berichtet 1771 und 1779 dass beim Mullner Eyzenberger ein Bolzelschiessen veranstaltet wurde 4 Dabei handelte es sich um das Schiessen mit einer Bolzel oder Windbuchse einer Art Druckluftgewehr auf 18 x 18 Zentimeter grosse Scheiben aus Holz oder Pappe die mit bunten Motiven oder frechen Texten versehen waren Von 1904 bis 1914 wurden die Raume im Haus von der Stadt Salzburg als Wohnungen vergeben ebenso ab dem Kriegsende 1918 fur die folgenden Jahrzehnte Die Wohnungen hatten bis zuletzt nach heutigem Massstaben Substandardniveau Toiletten und Wasser am Gang Teile des Hauses dienten spaterhin auch als Lager und Werkstatte Ab 1986 gab es Uberlegungen das Haus fur offentliche Zwecke zur Verfugung zu stellen 1987 dachte man an ein Kulturzentrum fur den Stadtteil Lehen 1989 wurde beschlossen es der Literatur und Dritte Welt Gruppen zur Verfugung zu stellen Letztlich wurde nur zugunsten der Literatur entschieden Von Marz 1989 bis April 1991 5 erfolgte eine Generalsanierung und bauliche Adaptierung an bestehende Standards Dabei wurden auch sanitare Einrichtungen und ein barrierefreier Aufzug installiert die an das Gebaude neu angebaut wurden Die Baukosten wurden 1989 noch mit 6 Mio Schilling angegeben 6 beliefen sich jedoch endlich auf 13 Mio Schilling rund 945 000 Euro 7 Eine der vormaligen Wohnungen blieb renovierterweise bis 2003 als Hausmeisterwohnung erhalten danach wurde auch diese in Buroraume umfunktioniert Am 14 Oktober 1991 wurde das Haus als Literaturhaus Eizenbergerhof festlich eroffnet Von 1991 bis 1994 wurde das Haus von dem stadteigenen Kulturmanagement Unternehmen SPOT Ges m b H verwaltet seither nach dessen Auflosung von dem unabhangigen Verein Literaturhaus Eizenbergerhof der auch als Literaturveranstalter auftritt Seit 2014 steht das Gebaude unter Denkmalschutz Baubeschreibung BearbeitenDer Eizenbergerhof hat im heutigen Zustand einen unregelmassigen Grundriss die Nordseite hat eine Breite von rund 12 Meter die Ostseite eine Lange von rund 24 Meter 8 die jeweils gegenuberliegenden Seiten haben einen unregelmassigen stufig gegliederten Verlauf Der Rieselputz stammt aus dem 19 Jahrhundert nbsp Restaurierter Einhornkopf uber dem EingangsportalDas Haus hat ein steingefasstes Portal uber dem eine barocke Skulptur angebracht ist In Artikeln in den Salzburger Nachrichten 9 wurde im Oktober 1991 die Behauptung verbreitet dass es sich dabei um einen Pferdekopf handle womit auch die Ansicht vertreten wurde dass es sich beim alten Eizenbergerhof um eine Postkutschenstation gehandelt habe wo auch die Pferde gewechselt worden seien zumal das Haus auf der einstigen Landstrasse Richtung Bayern lag Tatsachlich aber 10 handelt es sich bei der Steinplastik um den Kopf eines Einhorns dem Wappentier der Grafen von Thun Die Steinplastik wurde im Zuge eines Auftrags im Jahr 1700 von Erzbischof Johann Ernst von Thun und Hohenstein von dem Bildhauer Andreas Gotzinger angefertigt Es handelt sich dabei um einen von zwei gleichartigen Einhornkopfen die als Wasserspeier zwei sich gegenuberliegende Wandbrunnen im Hof des ehemaligen Hofmarstalls am Platz des heutigen Festspielhauses bekronten In den 1920er Jahren wurden die beiden Wandbrunnen im Zuge der Errichtung der Festspielhauser ins Foyer des Kleinen Festspielhauses verlegt Bei einem Bombenattentat der Nationalsozialisten 1934 wurde einer der beiden Brunnen zerstort und die Einhornskulptur beschadigt sodass fur lange Zeit das Horn fehlte Irgendwann zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den 1980er Jahren brachte man den steinernen Tierkopf uber dem Eingang des Eizenbergerhofs an Vermutlich in den spaten 1980er Jahren wurde in einem Vandalenakt dem Einhornkopf der Unterkiefer abgeschlagen Um 2014 wurde die Skulptur in ihrer ursprunglichen Form wiederhergestellt nbsp Der Veranstaltungssaal mit restaurierter Holzdecke und einem originalen TurstockIm Inneren hat das zweistockige Haus einen Eingangsbereich mit Kreuzgratgewolbe und funf Raume im Erdgeschoss die als Buros dienen Im ersten Stock befindet sich im ebenfalls gewolbten Flur eine originale Steinsaule die verbaut war und bei der Sanierung des Hauses um 1990 wieder freigelegt wurde Vier Raume werden als Buros genutzt nordostseitig befinden sich ein Cafe und die hauseigene Bibliothek Im zweiten Stock gibt es ein Buro sowie einen Ausstellungsraum und den grossen Veranstaltungsraum der im ehemaligen Gasthaus als Tanzsaal diente Drei der Turen im zweiten Stock zwei Holzturen und eine in den Dachboden fuhrende Eisentur stammen noch aus der Fruhbarockzeit ebenso die Kassettendecke aus Holz im Veranstaltungssaal Diese wurde bereits 1904 als kunsthistorisch wertvoll eingeschatzt Die steinernen Boden sind teilweise aus Adneter Marmor und ebenfalls zum Teil original Situierung BearbeitenDas Haus gehorte lange Zeit zu Mulln mit der Eroffnung der Eisenbahnlinie Richtung Rosenheim 1860 wurde die direkte Verbindung zur alten Salzburger Vorstadt getrennt und seit dem Aufstreben von Lehen ab dem Beginn des 20 Jahrhunderts wird das Anwesen diesem neuen Stadtteil zugerechnet und gilt als dessen altestes Gebaude Der Zutritt zum Haus erfolgte lange Zeit sudseitig Wallnergasse das Gebaude trug die Hausnummer 8 den jetzigen Zugang von der nordlichen Strubergasse Hausnummer 23 errichtete man erst im 20 Jahrhundert Von 1976 bis zum Ende der 1980er Jahre zierte den Vorplatz der sogenannte Fischputtobrunnen eine 1954 geschaffene und zuvor auf dem Hildmannplatz ausserhalb des Sigmundstors aufgestellte Brunnenskulptur von Hilde Heger Der barocke Zuge aufweisende auf einem Muschelrucken sitzende Putto mit einem Fisch in der Hand und einem zweiten im Schoss wurde wegen der Renovierungsarbeiten entfernt und steht nun neben der Elisabethkirche nbsp Der Mitte der 2010er Jahre neu gestaltete VorplatzIm Zuge der Neuverbauung des angrenzenden Gebiets Stadtwerk Lehen in den 2010er Jahren wurde der Vorplatz zum Haus neu gestaltet und erhielt den Namen H C Artmann Platz Anm 2 benannt nach dem osterreichischen Dichter der lange Zeit in Salzburg lebte und einer der Begrunder des Literaturhauses war Als Kennzeichnung dessen befeinden sich momentan drei in auffallendem Rot gehaltene Sitzgelegenheiten auf dem Platz die die Form der Buchstaben H C und A der Initialen des Dichters aufweisen Der Eizenbergerhof bildet heute zum einen stadtplanerisch einen Kontrapunkt zu den Neubauten des unmittelbar angrenzenden Stadtwerks Lehen und ist zum anderen als Literaturhaus zusammen mit dem nahegelegenen Fotohof der Robert Jungk Bibliothek und der Stadtgalerie Lehen ein kultureller Anlaufpunkt zwischen der benachbarten medizinischen Universitat und den umliegenden alten und neuen Sozialwohnbauten Literatur BearbeitenMartina Pohn Literaturhaus Salzburg Die Geschichte des Eizenbergerhofs ab 1600 Herausgeber Tomas Friedmann Edition Eizenbergerhof Salzburg 2012 ISBN 978 3 901243 38 7 literaturhaus salzburg at 25 Jahre Literaturhaus Salzburg Salzburg Edition Eizenbergerhof 2016 ISBN 3 901243 42 9 Bei dieser Broschure handelt es sich um eine um ein Vorwort sowie um Beschreibungen der im Haus beheimateten Literaturvereine erweiterte Fassung der Ausgabe von 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eizenbergerhof Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Band 135 S 767 google at abgerufen am 7 Januar 2021 Vgl Literaturhaus Salzburg Die Geschichte des Einzebergerhofs ab 1600 Edition Eizenbergerhof Salzburg 2012 S 20 f Lorenz Hubner Beschreibung der hochfurstlich erzbischoflichen Haupt und Residenzstadt Salzburg Salzburg 1792 S 488 Vgl Martina Pohn Literaturhaus Salzburg Die Geschichte des Eizenbergerhofs ab 1600 Edition Eizenbergerhof Salzburg 2012 S 22 So laut dem Artikel Vorbildliche Sanierung Literaturhaus Eizenbergerhof im Salzburger Fenster Nr 29 1991 lt Martina Pohn Literaturhaus Salzburg Die Geschichte des Eizenbergerhofs ab 1600 Edition Eizenbergerhof Salzburg 2012 S 29 erfolgten die Arbeiten von 1988 bis Ende 1990 Info Z Informationszeitung des Magistrats Salzburg September 1989 S 10 Vorbildliche Sanierung Literaturhaus Eizenbergerhof In Salzburger Fenster Nr 29 1991 Massangaben lt Messung im SAGIS Kein Ghetto fur die Literatur sondern ein starker Impulsgeber fur die Kultur In Salzburger Nachrichten 5 April 1991 und Blutezeit fur die Literatur In Salzburger Nachrichten 16 Oktober 1991 S 7 Beide Artikel sind mit dem Autorenkurzel W Th versehen die Berichte uber das neue Literaturhaus und uber die Eroffnungsfeier durften damit vom damals aktiven Literaturkolumnisten Werner Thuswaldner stammen Zur tatsachlichen Geschichte der Skulptur siehe Ein Pferd das gar keines ist Info Z Informationszeitung des Magistrats Salzburg November 1991 S 14 Anmerkungen Bearbeiten Die Schreibung des Namens Eitzenberger wie auch der Name Muhlbacher variiert im Laufe der Geschichte Ublicherweise wird heute die Familie Eitzenberger mit tz geschrieben der Hausname allein mit z Es gibt keine Gebaude mit der Postadresse H C Artmann Platz der Eizenbergerhof hat weiterhin die Adresse an der Strubergasse 47 808633 13 030675 Koordinaten 47 48 31 1 N 13 1 50 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eizenbergerhof amp oldid 229956001