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Der Eisenbahnunfall von Steglitz ereignete sich am 2 September 1883 im Berliner Bahnhof Steglitz als eine Menschenmenge ein Gleis uberschritt auf dem im gleichen Moment ein Eilzug von Berlin nach Magdeburg durchfuhr Mindestens 39 Menschen starben Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 1 1 Bahnhofsanlage 1 2 Betrieb 2 Unfallhergang 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenDer 2 September 1883 war ein Sonntag und am Abend wollten Hunderte Berliner die einen Tagesausflug in die damals noch vor den Toren Alt Berlins gelegene Landgemeinde Steglitz unternommen hatten mit dem Zug nach Berlin zuruckfahren Bahnhofsanlage Bearbeiten nbsp Plan des Bahnhofs Steglitz im Jahr 1883 mit Markierung der UnfallstelleAn der zweigleisigen Berlin Potsdamer Eisenbahn war 1874 das neue Empfangsgebaude des Bahnhofs Steglitz eroffnet worden Die vier Bahnsteigkanten wurden von zwei Aussenbahnsteigen und einem Mittelbahnsteig bedient Die beiden sudlichen Gleise waren die Durchfahrgleise und mit den Nummern 1 und 2 bezeichnet die nordlichen Gleise dienten planmassig nur den Zugen die in Steglitz endeten oder begannen Sie trugen die Bezeichnung Gleis 3 und 4 obwohl dies die Seite war an der das Empfangsgebaude stand Alle Gleise lagen damals hohengleich auf Strassenniveau der heutige Damm wurde erst spater errichtet Eine Bahnsteigsperre zum Erreichen des Hauptbahnsteiges war noch nicht vorhanden Nicht ungewohnlich war damals dass Fahrgaste Gleise queren mussten um Reisezuge zu erreichen Eine Unter oder Uberfuhrung gab es nicht Zum Schutz war auf der Nordseite des Mittelbahnsteiges eine stabile Absperrung aus Eichenholz errichtet die das unerlaubte Uberqueren der Durchgangsgleise 1 und 2 um den sudlich gelegenen Aussenbahnsteig zu erreichen verhindern sollte Zur Freigabe dieses Personenuberganges waren drei 1 oder vier 2 Schiebebaume vorhanden die in Abstimmung auf den Zugverkehr und in ihrer Anzahl auf das Fahrgastaufkommen durch den Bahnhofsvorstand und mehrere Arbeiter bedient wurden 1 Betrieb Bearbeiten Zum Unfallzeitpunkt hielten in Steglitz lediglich Nahverkehrszuge Zuge des Fernverkehrs durchfuhren den Bahnhof Am sudlichen Aussenbahnsteig fuhren in der Regel die Durchgangszuge nach Berlin ab Die Kapazitat des Bahnhofs war fur den standig zunehmenden Verkehr vor allem mit Berlin nicht mehr ausreichend 3 Das war bekannt Eigentlich hatte ein betriebssicherer Umbau des Bahnhofs schon im Fruhjahr 1883 stattfinden sollen der Preussische Landtag hatte das aber als Verschwendung eingestuft und die Haushaltsmittel verweigert 1 Nach dem Ungluck mit 39 Toten wurde das Geld bewilligt 4 Etwa 800 Personen warteten am Hausbahnsteig vor Gleis 4 auf den Personenzug nach Berlin der um 21 52 Uhr abfahren sollte Die Fahrgaste waren ungeduldig weil durch den starken Ruckreiseverkehr die Zuge so voll waren dass in vorangefahrenen Zugen schon nicht alle mitgekommen waren Der Personenzug nach Berlin hatte funf Minuten Verspatung und fuhr auf dem Durchgangsgleis Gleis 1 ein In der Gegenrichtung war ein Eilzug von Berlin ab 21 50 Uhr nach Magdeburg unterwegs dessen Fahrt ihn auf dem Durchgangsgleis der Gegenrichtung am Mittelbahnsteig durch Gleis 2 vorbeifuhrte 1 Unfallhergang BearbeitenWegen der Verspatung des Personenzugs entschied der Fahrdienstleiter zunachst den Eilzug passieren zu lassen erst anschliessend den Personenubergang freizugeben und vorher den Personenzug so zum Halten zu bringen dass die Fahrgaste durch die ostlichste Sperre vor dessen Lokomotive nach Durchfahrt des Eilzugs auf den Bahnsteig hatten gelangen konnen Eine Ansage zu diesem Betriebsablauf fand auf dem Bahnsteig nicht statt Noch bevor der Eilzug den Bahnhof durchfuhr fuhr auf Gleis 1 der Personenzug ein und hielt Die Fahrgaste befurchteten nun den Zug zu verpassen da der Personenubergang fur sie nicht nachvollziehbar nicht geoffnet wurde Einige Fahrgaste uberkletterten daraufhin den Sperrzaun weitere folgten schoben die Eisenbahner zur Seite und offneten die Absperrung eigenmachtig Die Menge in der Sorge ihren Zug zu verpassen drangte uber das nach Magdeburg fuhrende Gleis 2 um uberwiegend den Personenzug schon an der bahnsteigfreien Seite zu sturmen Ein Eisenbahner versuchte noch den Eilzug mit einer Handlampe zum Stehen zu bringen was aber nicht gelang Er konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in die Menschenmenge Die Personen die sich im Gleisbett befanden hatten durch das Gedrange keine Chance auszuweichen 1 Folgen Bearbeiten nbsp Grabstein fur die umgekommenen Mitglieder des Schutzenvereins Freundschaft 39 Tote darunter funf Kinder 5 acht Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte forderte der Unfall 3 Allein der Berliner Schutzenverein Freundschaft verlor zwolf Mitglieder bzw deren Angehorige bei dem Unfall die in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Neuen Luisenstadt Friedhof an der Hermannstrasse in Neukolln beigesetzt wurden Der Unfall beschleunigte generell den Bau von Bahnsteig tunneln auf preussischen Hauptbahnen Wo dies nicht moglich war wurden die ortlichen Betriebsvorschriften verscharft Der Bahnhof Steglitz selbst wurde in Hochlage gebracht und mit einem Bahnsteigtunnel unter den Gleisen versehen von dem aus der Bahnsteig am zweiten Gleis mit einer Treppe erreicht werden konnte Damit war die fur den Unfall von 1883 massgebliche Gefahrenquelle beseitigt Literatur BearbeitenHans Joachim Ritzau Eisenbahn Katastrophen in Deutschland Splitter deutscher Geschichte Bd 1 Landsberg Purgen 1979 S 96 98 Weblinks BearbeitenOtto Sarrazin Der Eisenbahnunfall in Steglitz In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 36 8 September 1883 S 321 ff Das Eisenbahnungluck in Steglitz von 1883 In Jahrbuch 2000 fur Steglitz Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Hans Joachim Ritzau Eisenbahn Katastrophen S 97 Otto Sarrazin Der Eisenbahnunfall in Steglitz S 321 a b Hans Joachim Ritzau Eisenbahn Katastrophen S 96 Hans Joachim Ritzau Eisenbahn Katastrophen S 98 Otto Sarrazin Der Eisenbahnunfall in Steglitz S 322 52 455565 13 322597 Koordinaten 52 27 20 N 13 19 21 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Steglitz amp oldid 238858343