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Eine kaiserliche Botschaft ist eine kurze Parabel von Franz Kafka die 1917 entstand Sie wurde nach Vorabdruck in der judischen Wochenschrift Selbstwehr am 24 September 1919 1920 in dem Sammelband Ein Landarzt veroffentlicht Der Text ist Bestandteil des erst postum veroffentlichten Werkes Beim Bau der Chinesischen Mauer Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Form 3 Textanalyse und Deutung 4 Zitate 5 Rezeption 6 Ausgaben 7 Sekundarliteratur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksInhalt BearbeitenDer Leser sieht sich personlich angesprochen als einzelner jammerlicher Untertan Diesem hat der Kaiser vom Sterbebett aus eine Botschaft gesandt wobei er sich noch bestatigen liess dass der Bote sie richtig wiedergab Aber dieser wird niemals den Adressaten erreichen Er wird gar nicht bis zum Ausgang des riesigen Kaiserpalastes gelangen erst recht nicht das gigantische Reich durchqueren konnen An den Leser gewandt endet die Parabel Du aber sitzt an deinem Fenster und ertraumst sie Dir wenn der Abend kommt Form BearbeitenDer Satzbau der Parabel ist nicht von der schlichten Nuchternheit anderer Kafka Prosa gepragt sondern ist aufwandig und gekunstelt Nach dramatischer Bewegung mit der die Hindernisse der Botschaftsubermittlung aufgefuhrt werden folgen am Schluss Ruhe und Nachdenklichkeit Der Text hat eine gewissermassen umgekehrte Zielrichtung als die Parabel Vor dem Gesetz Der Mann vom Lande will ins Innere des Gesetzes wahrend der Kaiser aus seinem Palast eine Botschaft nach aussen senden mochte 1 Textanalyse und Deutung BearbeitenDie Parabel beinhaltet die Metapher uber die Hierarchie von Instanzen die sich als undurchdringliches Hindernis zwischen den Menschen und seine Bestimmung schiebt 2 Der maandernde Weg den der Bote durchlauft weist auf die verschlungenen Kanale burokratischer Systeme hin die Kafka aus seinem Beruf als Versicherungsjurist sehr vertraut waren 3 Der Adressat und der Leser erfahren den Inhalt der Botschaft nicht Beide wissen am Ende nur dass es die Botschaft eines Toten ist Hier erscheint ein Bezug zur damaligen Situation der Osterreich ungarischen Monarchie Die Parabel entstand vier Monate nach dem Tod des Kaisers Franz Joseph I Im Weiteren ist die Parabel eine Aussage uber Probleme der Nachrichtenubermittlung unter den Bedingungen einer labyrinthischen Welt wobei das Scheitern von Kommunikation dargestellt wird Deren Fehlschlagen war auch haufiges Thema von Kriegsberichterstattungen von der Front in der damaligen Zeit des Ersten Weltkrieges 4 Das kurze Prosastuck kann auch als Aussage zu Kafkas eigenem Schreiben verstanden werden Da ist der Schriftsteller der in der verwirrenden oft stockenden Ordnung seiner Manuskripte ein Gelingen sucht 5 Der letzte Satz ist eine schwarmerische sehnsuchtige Umschreibung die der Emotion im Zusammenhang mit dieser Botschaft nicht ganz adaquat erscheint Er assoziiert das Bild einer am Fenster stehenden Ruckenfigur von Caspar David Friedrich oder des Kafka Lesers der vergeblich auf die Entschlusselung der Textbotschaft wartet 6 Aber der Adressat signalisiert auch bezuglich der Botschaft Wunsch und betrogene Erwartung eines gewissen Auserwahltseins So zielt die in eine Rede gekleidete Parabel auf den eigenen Lebensbereich des Lesers auf die Wahrheit dass er sein in der Regel bedeutungsloses Dasein in seinen Wunschen in seiner Phantasie uberhoht Der Glanz der oder des Grossen wird dereinst einen Schimmer auf seine Existenz werfen und darauf abfarben er wird Reichtum Ansehen Ruhm erlangen er wird beachtet beneidet bewundert werden und zwar umso mehr weil das Gluck ausgerechnet ihn den Unscheinbaren erhoht hat 7 Zitate Bearbeiten wie nutzlos muht er sich ab immer noch zwangt er sich durch die Gemacher des innersten Palastes niemals wird er sie uberwinden und gelange ihm dies nichts ware gewonnen die Treppen hinab musste er sich kampfen und gelange ihm dies nichts ware gewonnen die Hofe waren zu durchmessen Niemand dringt hier durch und gar mit der Botschaft eines Toten Rezeption BearbeitenSudau S 118 betont dass aus der Stimme die sich an den Leser wendet lauttonender Hohn spricht Die aberwitzigen Hoffnungen werden ad absurdum gefuhrt indem immer wieder entmutigende Formeln benutzt werden Es wird Vergeblichkeit von Hoffnung unmittelbar erlebbar gemacht Ausgaben BearbeitenFranz Kafka Samtliche Erzahlungen Paul Raabe Fischer Taschenbuch Verlag 1970 ISBN 3 596 21078 X Franz Kafka Die Erzahlungen Originalfassung Herausgebergegeben von Roger Hermes Fischer Verlag ISBN 3 596 13270 3 Franz Kafka Drucke zu Lebzeiten Herausgegeben von Wolf Kittler Hans Gerd Koch und Gerhard Neumann Fischer Verlag 1996 ISBN 3 10 038155 6 S 280 282 Sekundarliteratur BearbeitenCerstin Urban Franz Kafka Erzahlungen I Konigs Erlauterungen und Materialien Bd 279 Bange Verlag Hollfeld 2005 ISBN 978 3 8044 1726 7 Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie Munchen Verlag C H Beck 2005 ISBN 3 406 53441 4 Reiner Stach Kafka Die Jahre der Erkenntnis S Fischer Verlag 2008 ISBN 978 3 10 075119 5 Ralf Sudau Franz Kafka Kurze Prosa Erzahlungen 2007 ISBN 978 3 12 922637 7 Kindlers Neues Literaturlexikon 1990 ISBN 3 463 43009 6 Bettina von Jagow und Oliver Jahraus Kafka Handbuch Leben Werk Wirkung Vandenhoeck amp Ruprecht 2008 ISBN 978 3 525 20852 6 Einzelnachweise Bearbeiten Sudau S 121 Stach S 495 Alt S 516 Siehe Alt S 517 Reiner Stach S 496 Peter Andre Alt S 516 Sudau S 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Eine kaiserliche Botschaft Quellen und Volltexte Eine kaiserliche Botschaft im Projekt Gutenberg DE Eine kaiserliche Botschaft Text der Erzahlung gesprochen von Hans Jorg GrosseDie Texte aus Franz Kafkas Ein Landarzt Der neue Advokat Ein Landarzt Auf der Galerie Ein altes Blatt Vor dem Gesetz Schakale und Araber Ein Besuch im Bergwerk Das nachste Dorf Eine kaiserliche Botschaft Die Sorge des Hausvaters Elf Sohne Ein Brudermord Ein Traum Ein Bericht fur eine Akademie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eine kaiserliche Botschaft amp oldid 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