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Ein Traum ist eine Erzahlung von Franz Kafka die 1920 im Band Ein Landarzt erschien Es ist eine Traumsequenz die in erster Naherung von Todesnahe aber auch von der schriftstellerischen Tatigkeit handeln kann Der Freund Max Brod versuchte Martin Buber zu uberzeugen dieses Stuck als Beitrag des judischen Denkens in judischen Prager Zeitschriften zu veroffentlichen Es kam schliesslich zu einer Veroffentlichung im Prager Tagblatt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Textanalyse und Deutungsansatz 3 Rezeption 4 Ausgaben 5 Sekundarliteratur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksInhalt BearbeitenJosef K traumt auf einem Friedhof spazieren zu gehen Er wird von einem frischen Grabhugel wie magisch angezogen Dort stehen zwei Manner mit einem Grabstein Ein dritter an seiner Kleidung als Kunstler zu erkennen schreibt mit einem Bleistift in Goldbuchstaben auf den Grabstein Hier ruht Weiter kommt er nicht die Aufmerksamkeit von K scheint ihn zu irritieren Dem Kunstler gelingt nur noch ein schwaches J Als er wutend in die Erde des Grabhugels stampft versteht K endlich Er lasst sich in die Tiefe unter dem Grabstein gleiten Wahrend er aber unten den Kopf im Genick noch aufgerichtet schon von der undurchdringlichen Tiefe aufgenommen wurde jagte oben sein Name mit machtigen Zieraten uber den Stein Entzuckt von diesem Anblick erwachte er Textanalyse und Deutungsansatz BearbeitenZur Einordnung dieser Traumgeschichte gibt es mehrere Ideen Nach Alt entstand sie im Umfeld des Romans Der Process unter Verwendung der dortigen Hauptfigur Josef K 2 als eigenstandige Erzahlung Eschweiler zufolge handelt es sich um ein dem Romanfragment zuzuordnendes Kapitel Und wie der Roman scheint dieser Traum fur K einen todlichen Ausgang zu nehmen Aber K ist weder im Traum noch beim Erwachen negativ beruhrt von seinem vermeintlichen Ende im Grab Dieser Zusammenhang lasst die Erzahlung tatsachlich als mogliches Element von Der Process erscheinen Zum einen ermoglicht der ordnungsliebende pedantische K dem vermeintlichen Kunstler dass er seine Tatigkeit vollbringt seinen angenommenen Auftrag erfullt zum anderen erfullt sich in den Augen K s auch seine Bestimmung wenn die reinen und schonen Goldbuchstaben eine Fortfuhrung seines Namens in machtigen Zieraten finden Der an sich als duster belegte Ort Friedhof assoziiert hier wenig Beangstigendes Die unheilvolle Friedhofsglocke schweigt auf ein Zeichen des Kunstlers Die Szenerie wird insgesamt mit einer positiven Wortwahl dargestellt wie schoner Tag viel Jubel entzuckt Auch die Beschreibung der irrealen Traumelemente ist voller vitaler Dynamik das Gleiten wie auf einem reissenden Wasser zum verlockenden Grabhugel hin der Grabstein in der Luft die aus einem gewohnlichen Bleistift uber den Grabstein jagende goldene Schrift das Versinken K s im Grab von einer sanften Stromung auf den Rucken gedreht Die Erzahlung konnte als ein Selbstbildnis Kafkas verstanden werden des von der Tiefe der Nacht beherrschten Autors der in den Buchstaben wohnt und das Leben von sich abscheidet Denn die Schrift ist toter Buchstabe Sie ist das Medium von Trauer Melancholie und Tod weil sie keine Prasenz schafft sondern nur Annaherung an das Sein 3 Nach diesem Interpretationsansatz ware das Schreiben und das Stocken des Schreibens das eigentliche Thema dieser Geschichte so wie es auch Kafkas grosses Problem bei seinem Schaffen gewesen sein mag Seine literarischen Werke haben sich haufig aus Traumen und Dammerzustanden entwickelt die sich seinem Willen und seinem intellektuellen Zugriff entzogen 4 Betrachtet man die Erzahlung jedoch im Rahmen des Romans Der Process so wird deutlich dass K wie bei allen anderen Begegnungen auch deutend interpretierend Sinn schafft und dass die Todessehnsucht vor dem Hintergrund der bereits mit dem ersten Satz des Romans aufgeworfenen Schuldfrage zu verstehen ist Mit dem Tod durchbrache K den Process erhielte er die Moglichkeit eines subjektiv betrachtet extremen Abschlusses dieser Frage So ware die Schreibblockade des Kunstlers lediglich der Tatsache geschuldet dass die Rahmenbedingungen noch nicht stimmen und die Notwendigkeit des Frei Todes als Tabu Thema zwischen ihnen steht Rezeption BearbeitenStach S 138 Nahm man Brod beim Wort dann hatte man mit Kafkas Traum allenfalls das Gegenteil von judischem Denken illustrieren konnen namlich die surreale Steigerung eines Narzissmus den keinerlei Gemeinschaft vor der lustvollen Selbstzerstorung zu retten vermag v Jagow S 507 Der Traum dient als Rahmung fur eine Geschichte in der im Paradigma von Traum Schrift und Tod uber die Bedingungen der Kunstentstehung reflektiert wird Ausgaben BearbeitenFranz Kafka Samtliche Erzahlungen Herausgegeben von Paul Raabe Frankfurt am Main und Hamburg Fischer Taschenbuch Verlag 1970 ISBN 3 596 21078 X Franz Kafka Die Erzahlungen Originalfassung Fischer Verlag 1997 Roger Herms ISBN 3 596 13270 3 Franz Kafka Drucke zu Lebzeiten Herausgegeben von Wolf Kittler Hans Gerd Koch und Gerhard Neumann Fischer Verlag Frankfurt Main 1996 S 295 298 Sekundarliteratur BearbeitenPeter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 Reiner Stach Kafka Die Jahre der Erkenntnis S Fischer Verlag 2008 ISBN 978 3 10 075119 5 Bettina von Jagow und Oliver Jahraus Kafka Handbuch Leben Werk Wirkung Vandenhoeck amp Ruprecht 2008 ISBN 978 3 525 20852 6 Joachim Unseld Franz Kafka Ein Schriftstellerleben Joachim Unseld Carl Hanser Verlag 1982 ISBN 3 446 13568 5 LnEinzelnachweise Bearbeiten Stach S 137 ff Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 S 625 S v S 626 S v S 314 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ein Traum Quellen und Volltexte Ein Traum im Projekt Gutenberg DE Ein Traum Text der Erzahlung gesprochen von Hans Jorg Grosse Ein Traum gesprochen von Patrick Imhof als kostenloses HorbuchDie Texte aus Franz Kafkas Ein Landarzt Der neue Advokat Ein Landarzt Auf der Galerie Ein altes Blatt Vor dem Gesetz Schakale und Araber Ein Besuch im Bergwerk 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