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Dieser Artikel beschaftigt sich mit der Erzahlung Fur den gleichnamigen Film siehe Eine blassblaue Frauenschrift Film Eine blassblaue Frauenschrift ist der Titel einer 1940 in Sanary sur Mer und Lourdes entstandenen und 1941 in Argentinien veroffentlichten Erzahlung des osterreichischen Schriftstellers Franz Werfel Sie ist die Geschichte uber den Verrat einer Liebe das Psychogramm eines Opportunisten und ein zeitgeschichtliches Dokument uber den latenten Antisemitismus in der Ersten Republik Osterreichs Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Verfilmung 3 Literatur 3 1 Ausgaben 3 2 Forschungsliteratur 4 WeblinksInhalt BearbeitenIm Osterreich des Jahres 1936 blickt kaum zwei Jahre vor dem Anschluss an das Deutsche Reich unter Hitler der 50 jahrige Leonidas stolz auf sein bisheriges Leben zuruck Sein Vater war ein armer Gymnasiallehrer ihn selbst einen studierten Juristen erwartete eine ahnlich karge Zukunft Als gut aussehender talentierter und gewandter junger Mann der im ererbten Frack gesellschaftlich eine hervorragende Figur machte ist er durch die Heirat mit der bildhubschen Millionenerbin Amelie Paradini in die hochsten Kreise Wiens aufgestiegen Mittlerweile gehort der Sektionschef im Unterrichtsministerium zur politischen Elite des Landes Zu seinem 50 Geburtstags erhalt er neben vielen anderen Gratulationen einen handschriftlich verfassten Brief der mit blassblauer Tinte geschrieben ist Er erkennt die Handschrift der Judin Vera Wormser der Liebe seines Lebens Eine kurze aber heftige Liebesaffare in Heidelberg vor 18 Jahren im Fruhstadium seiner Ehe verband die beiden Danach brach er die Verbindung ab und genoss weiter sein privilegiertes Leben Nun schreibt Vera die sich gerade in Wien aufhalt hoflich und formal dass ein begabter junger Mann von 17 Jahren in Deutschland aus bekannten Grunden nicht mehr das Gymnasium besuchen konne Sie bittet den Herrn Sektionschef darum ihm einen Platz in einer guten Schule in Wien zu verschaffen Leonidas ist wie vom Donner geruhrt da er den Eindruck hat es handele sich unausgesprochen um ihren gemeinsamen Sohn Er liest den Brief heimlich um den neugierigen Blicken seiner Ehefrau zu entgehen Er erinnert sich an Vera ihre kurze aber sehr innige Beziehung und vor allem an seine Lugen uber eine gemeinsame Zukunft und sein schlechtes Gewissen erwacht In einer imaginierten Gerichtsverhandlung versucht er sich innerlich fur seine Treulosigkeit zu rechtfertigen was ihm jedoch nicht gelingt Fur einen kurzen Moment spielt er sogar mit dem Gedanken sein Leben vollig umzukrempeln und mit Vera an seiner Seite neu zu beginnen Er mochte mutig sein sich zu seiner Liebe und seinem in hohem Masse israelitischen Sohn bekennen Bei einer Kabinettsrunde gefahrdet der ansonsten opportunistische Beamte sogar seine berufliche Stellung als er sich gegen den Geist der Zeit fur einen judischen Universitatsprofessor einsetzt In der Mittagspause wendet sich jedoch das Blatt Leonidas kommt nach Hause in die Hietzinger Villa und wird von seiner Frau die ihn der Untreue verdachtigt auf den Brief angesprochen Er gibt ihn ihr sie erkennt den Sinn zwischen den Zeilen nicht und entschuldigt sich unter Tranen fur ihre Eifersucht Nun ware der Moment fur ein Gestandnis gekommen doch er lasst ihn verstreichen weniger aus Feigheit als aus Bequemlichkeit Als sich bei einem anschliessenden Treffen mit Vera im Parkhotel Schonbrunn auch noch aufklart dass dieser 17 Jahrige gar nicht sein Sohn ist sondern der einer Freundin Veras fluchtet sich Leonidas wieder vollends in seine aalglatte Angepasstheit lasst den judischen Gelehrten fallen und wird sein selbstzufriedenes routiniertes Leben weiterfuhren wie vor diesem Tag Jedoch hat er erfahren dass er mit Vera tatsachlich einen Sohn hatte der unglucklicherweise im Alter von zwei Jahren gestorben ist Veras Brief mit der Mitteilung daruber hatte er seinerzeit ungelesen zerrissen Am gleichen Abend sitzt Leonidas in der letzten Szene dieser Erzahlung mit Amelie in einer Loge der Staatsoper aufgefuhrt wird Der Rosenkavalier von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal und schlaft dabei ein Wahrend er schlaft weiss Leonidas mit unaussprechlicher Klarheit dass heute ein Angebot zur Rettung an ihn ergangen ist dunkel halblaut unbestimmt wie alle Angebote dieser Art Er weiss dass er daran gescheitert ist Er weiss dass ein neues Angebot nicht wieder erfolgen wird Verfilmung BearbeitenDie Erzahlung wurde 1984 von Axel Corti als Eine blassblaue Frauenschrift mit Friedrich von Thun in der Hauptrolle verfilmt Der TV Film wurde mehrfach ausgezeichnet Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Franz Werfel Eine blassblaue Frauenschrift Buenos Aires Editorial Estrellas 1941 Franz Werfel Eine blassblaue Frauenschrift Mit einem Nachw von Friedrich Heer Frankfurt a M S Fischer 1977 Fischer Bibliothek Franz Werfel Eine blassblaue Frauenschrift Fischer Tb Frankfurt 1990 ISBN 3 596 29308 1 Franz Werfel Eine blassblaue Frauenschrift Kommentierte Ausgabe Hrsg von Werner Bellmann 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