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Efim Etkind auch Jefim Grigorjewitsch Etkind russisch Efim Grigorevich Etkind 26 Februar 1918 in Petrograd 22 November 1999 in Potsdam war ein russischer Literaturwissenschaftler und Ubersetzer In der Sowjetunion galt er aufgrund seiner Forschungsarbeit zur literarischen Ubersetzung als Dissident Efim Etkind Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEtkind besuchte in Petrograd bis zum Abitur die Petrischule Dank der sowjetischen Sauberungen von Bibliotheken im Hinblick auf bourgeoise Literatur die als Makulatur auf dem Hof der bescheidenen Packpapierfabrik seines Vaters landete und von dem lesehungrigen Knaben verschlungen wurde fand er fruh zum internationalen Schrifttum und arbeitete schon als Zwolfjahriger in einem privat organisierten kleinen Ubersetzungs Team mit Etkind studierte in Leningrad Germanistik Slawistik und Romanistik zu seinen Lehrern und Leitfiguren zahlten unter anderem der Literaturwissenschaftler und Philologe Wiktor Schirmunski und Roman Jakobson Wahrend des Zweiten Weltkriegs diente Etkind aufgrund seiner perfekten deutschen und franzosischen Sprachkenntnisse als Propagandaoffizier in der Roten Armee Bereits zu dieser Zeit wurde er des kosmopolitischen Antipatriotismus beschuldigt Ab 1952 lehrte er am Padagogischen Herzen Institut in Leningrad als ordentlicher Professor sein Hauptinteresse galt dabei der Geschichte der Lyrik sowie der Theorie und Geschichte des Ubersetzens Im Jahr 1974 wurde ihm seine Professur entzogen sowie der Doktorgrad und das Lehr und Publikationsrecht in der Sowjetunion aberkannt Zum Vorwurf gemacht wurden ihm hauptsachlich sein Kontakt zu auslandischer Literatur und deren Autoren naturliche Folge seiner Ubersetzungstatigkeit vor allem auch zu Alexander Solschenizyn dessen Manuskript des Archipel Gulag er aufbewahrt und nach Paris geschmuggelt haben soll ausserdem zu Christa Wolf und Heinrich Boll und sein Einsatz fur Joseph Brodsky in dessen Schauprozess um angebliches gesellschaftliches Parasitentum 1964 ebenso die angeblich antisowjetische Ausrichtung seiner Forschung also als Kosmopolit Er erhielt schliesslich totales Berufsverbot d h auch ausserhalb der Universitat durfte ihn niemand einstellen oder beschaftigen Wer ihn auf der Strasse grusste begab sich in reale Gefahr Etkind stellte 1974 nach Verhoren durch den KGB unter politischem Druck den einzigen fur einen Juden denkbaren Ausreiseantrag nach Israel woraufhin er aus der Sowjetunion ausgewiesen wurde Er kam im Oktober 1974 nach Paris wurde dort nach habilitiert und lehrte ab 1975 Komparatistik an der Universitat Sorbonne Paris X in Nanterre als ordentlicher Professor im Institut fur Slawistik Als er Ende 1999 in Potsdam starb war er 10 Jahre lang mit der Germanistin Elke Liebs liiert gewesen seit 1994 verheiratet er war ihr an der University of Oregon Eugene wahrend einer Gastprofessur begegnet Zu Etkinds personlichen Bekannten bzw Freunden zahlten Alexander Solschenizyn Joseph Brodsky Christa Wolf Anna Achmatowa Heinrich Boll Lew Kopelew und Ilma Rakusa Efim G Etkind war seit 1973 Mitglied des deutschen PEN Zentrums seit 1976 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 1980 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung 1 In Frankreich wurde er fur seine Ubertragung des Gesamtwerks von A Puschkin in die franzosische Sprache mit dem Orden Palmes academiques ausgezeichnet und in den 1990er Jahren auch in St Petersburg offiziell rehabilitiert Werke BearbeitenUnblutige Hinrichtung Warum ich die Sowjetunion verlassen musste Munchen 1978 Russische Lyrik von der Oktoberrevolution bis zu Gegenwart Versuch einer Darstellung Munchen 1984 Efim Etkind Georges Nivat Ilya Serman und Vittorio Strada Histoire de la litterature russe Bd 1 6 Paris 1987 1996 Mehrbandige Russische Literaturgeschichte auch auf Italienisch und Russisch erschienen Eine russischsprachige Bibliographie seiner Publikationen noch zu Lebzeiten verzeichnet zahlreiche weitere literaturwissenschaftliche Bucher z B Der Stoff des Verses und Dort drinnen und Ubersetzungen sowie hunderte von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften Ein Teil von Etkinds Nachlass befindet sich im Archiv der Forschungsstelle Osteuropa an der Universitat Bremen Literatur BearbeitenReinhard Lauer Die Poesie der Ubersetzung Austausch der Kulturen Zum Tod des Literaturwissenschaftlers Efim Etkind FAZ vom 26 November 1999 S 45 Arno Lustiger Wurzeln eines Kosmopoliten Erinnerung an Efim Etkind In Ders Sing mit Schmerz und Zorn Ein Leben fur den Widerstand Berlin 2004 S 107 112 Ilma Rakusa Dissident wider Willen Zum Tode des russischen Germanisten und Ubersetzers Efim Etkind Die Zeit 49 1999 Elke Liebs Die Melancholie des Glucks Leben mit Efim G Etkind united p c Verlag 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung MitgliederNormdaten Person GND 118531271 lobid OGND AKS LCCN n83223309 VIAF 71390766 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Etkind EfimALTERNATIVNAMEN Etkind Jefim Grigorjewitsch Etkind Efim Grigorevich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer LiteraturwissenschaftlerGEBURTSDATUM 26 Februar 1918GEBURTSORT PetrogradSTERBEDATUM 22 November 1999STERBEORT Potsdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Efim Etkind amp oldid 231378716