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37 0225 66 526388888889 Koordinaten 37 1 21 N 66 31 35 ODilbarjin Plan von DilbarjinDilbarjin Delbarjin oder Dilberdzin persisch دلبرجین Dilbarschin ist der moderne Name einer antiken Stadt im heutigen Afghanistan Ihre Blutezeit erlebte die Stadt unter den Kuschana Wenig ist zur Geschichte der Stadt bekannt Es mag sich um das aus antiken Quellen bekannte Eukratideia handeln doch ist dies nicht gesichert Dilbarjin ist vor allem aufgrund der zahlreichen dort gefundenen Wandmalereien bekannt deren Datierung und Deutung jedoch stark umstritten sind Inhaltsverzeichnis 1 Stadtanlage 1 1 Stadtmauer 1 2 Tempel 1 3 Wohnbauten 2 Chronologie 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 Ausgrabungsberichte 6 WeblinksStadtanlage BearbeitenDie Stadtanlage ist quadratisch mit einer runden Zitadelle in der Mitte Die Stadt ist von einer Mauer umgeben ca 390 390 m die mit Turmen ausgestattet ist und in die Kuschana Zeit datiert Das Haupttor lag ursprunglich im Suden weitere Tore befinden sich im Osten und im Westen In der Kuschana Zeit erhielt auch die Zitadelle in der Mitte der Stadt Befestigungen Diese verloren im Laufe der Zeit jedoch ihren militarischen Charakter und wurden zu Wohnquartieren umfunktioniert Auch ausserhalb der Mauer befinden sich diverse Bauten Stadtmauer Bearbeiten nbsp Stadttor von Dilbarjin Rekonstruktion des ersten BauphaseIn der ersten Phase die die Ausgraber in achamenidische Zeit datieren bestand die Stadtmauer aus einer einfachen etwa einen Meter starken Wand mit Eckturmen und Turmen entlang der gesamten Aussenseite In den Turmen befanden sich Raume und nach aussen hin Schiessscharten In einer spateren Bauphase die die Ausgraber in die grako baktrische datieren wurde eine weitere Mauer vorgesetzt Die Stadtmauer hatte nun einen innen verlaufenden Korridor und war an den Turmen aber auch an der eigentlichen Mauer mit Schiessscharten versehen 1 Das Sudtor war wahrscheinlich zunachst das Haupttor der Stadt Es konnten sechs Bauphasen unterschieden werden Die Ausgraber vermuten dass es in achamenidischer Zeit errichtet wurde Es bestand in dieser Zeit aus zwei Turmen und einer Durchfahrt in der Mitte Schon in der zweiten Phase wurde das Tor vermauert und eine Bastion vorgesetzt Bemerkenswert sind die pfeilformigen Schiessscharten wie sie auch sonst in Zentralasien belegt sind Die Durchfahrt wurde etwas nach Osten versetzt In der dritten Phase wurde die Bastion erweitert wahrend in der funften Phase das ehemalige Tor seinen Verteidigungscharakter verlor und die Bastion in ein Wohnhaus umfunktioniert wurde Diesen Wohncharakter behielt das Haus bei bis die Stadt verlassen wurde 2 Tempel Bearbeiten nbsp Plan der ersten Bauphase des Dioskurentempels nbsp Bild des Schiva und der Parvati aus dem Tempel des DioskurenIm Nordosten der Stadt befindet sich ein aus Lehmziegel erbauter Tempelkomplex 25 6 21 75 m bei dem sechs Bauphasen unterschieden werden konnten Der Tempel besteht aus einem Naos und einen Pronaos und ist von einer Mauer umgeben Der Eingang liegt im Osten 3 Nach den Ausgrabern ist der alteste Tempel schon zu griechisch baktrischer Zeit errichtet worden zeigt jedoch wenige hellenistische Stilelemente Die Datierung ist jedoch nicht sicher und neuere Uberlegungen gehen von einem spateren Zeitpunkt aus Die fruhe Datierung folgt der Datierung der Malereien der Dioskuren die in einem rein hellenistischen Stil ausgefuhrt sind und demnach in das zweite Jahrhundert n Chr datiert wurden und als Beispiel des langen Fortlebens hellenistischer Traditionen in dieser Gegend galten Wahrscheinlicher datieren die Malereien aber in das zweite oder dritte nachchristliche Jahrhundert Vom Typ her handelt es sich beim ersten Bau um einen Umgangstempel Der Tempel ist langer als breit Im Zentrum befindet sich das Allerheiligste darum sind Korridore angeordnet Vergleichbare Tempelarchitektur ist vor allem aus dem indischen Raum bekannt 4 Der Tempel war wahrscheinlich einer Gottin geweiht Vor dem Tempel befindet sich ein Hof dessen Nord und Ostbegrenzung die Stadtmauer bildet An die Nordseite der Stadtmauer wurde im Laufe der Zeit eine Reihe von Heiligtumern angebaut die meist aus einem Raum mit einer gewolbten Decke bestehen und zum Teil mit religiosen Wandmalereien dekoriert waren 5 Ein weiterer kleiner Tempel war dem Hercules Vahram geweiht Er ist in die Sudseite der Stadtmauer eingebaut Hier fand sie eine kopflose Statue des nackten Hercules in einem weitestgehend klassisch hellenistischen Stil 6 Ausserhalb der Stadtmauern an deren sudostlichen Ecke gibt es Reste eines buddhistischen Heiligtums Der Ziegelbau ist etwa 25 21 m gross Im Zentrum befindet sich ein langer Saal mit sechs runden Plattformen Am Sudende des Saales steht eine rechteckige Plattform mit einer Stupa darauf Ostlich davon befindet sich ein langer Gang an dessem nordlichen Ende sich ein Saal mit Kuppeldach befindet Einige Raume des Heiligtums waren ausgemalt Es fanden sich Reste einer Buddhastatue Wohnbauten Bearbeiten Sudlich der Stadtmauer konnte ein grosses 84 57 5 m palastartiges Gebaude ausgegraben werden Es besass einen grossen Hof Im Suden lagen zwei Sale oder Hofe einer davon mit vier Saulen Im Westteil befanden sich mehrere Wohneinheiten Es konnten zwei Bauphasen unterschieden werden Die zweite Bauphase wurde von den Ausgrabern unter Kujula Kadphises um 30 80 n Chr oder spater datiert da sich dessen Munzen und solche des Soter Megas um 80 90 n Chr verbaut fanden 7 Neuere Uberlegungen gehen davon aus dass das Haus um 100 n Chr erbaut und bis ins 5 8 Jahrhundert bewohnt war 8 Vielleicht lebten in den Wohnungen diverse Zweige einer einzigen wohlhabenden Grossfamilie 9 Nordlich dieses Gebaudes befinden sich die Reste einer Zisterne Die Anlage besteht aus dem eigentlichen Wasserbecken das sich in einer Halle mit Kuppeldach befindet Um diese Halle verlaufen an allen vier Aussenseiten jeweils ein Korridor Der Haupteingang liegt im Osten wo sich noch ein ummauerter Hof befindet 10 Der Wasserspeicher wurde ventuell im ersten Jahrhundert v Chr errichtet und war bis zum vierten Jahrhundert n Chr in Betrieb 11 Zwei weitere Wohnquartiere wurden ausgegraben Im Westen der Stadt entlang der Mauer wurde ein Quartier mit einer Flache von ca 800 Quadratmetern freigelegt wobei nirgendwo die Hausbegrenzung gefunden wurde Es konnten vier Bauphasen unterschieden werden Es fanden sich Munzen des Soter Megas und Gefasse mit Aufschriften in baktrisch 12 Ein weiteres Haus wurde wiederum sudlich der Stadtmauer freigelegt Zwischen einem grossen Hof im Osten und zwei weiteren Hofen im Westen befinden sich diverse kleinere Raumen Die Ausgraber vermuten dass hier Handwerker lebten Es fanden sich Munzen von Vasudeva I etwa 191 bis 220 n Chr und Vasudeva II etwa 275 300 n Chr die die letzte Benutzung des Baues in das 3 oder 4 Jahrhundert datiert 13 Chronologie BearbeitenDie genaue chronologische Einordnung der Stadt und ihrer Bauten ist umstritten Die Ausgraber vermuteten dass die Stadt oder zumindest eine Festung in achamenidischer Zeit gegrundet wurde Vor allem Reste der Stadtmauer sollen in diese Zeit gehoren Die Stadt wurde in grako baktrischer Zeit ausgebaut erhielt eine neue Stadtmauer und der Tempel der Dioskuren wurde errichtet Diese Datierung stutzte sich vor allem auf die Wandmalereien der Dioskuren die in einem klassisch hellenistischen Stil gehalten sind Die Ausgraber identifizierten den Ort mit dem aus klassischen Quellen bekannten Eukratideia Ihre volle Blutezeit hatte der Ort unter den Kuschan Herrschern Diese Datierungen wurden jedoch schon fruh angezweifelt Es fanden sich nur sehr wenige Munzen aus grako baktrischer Zeit Parallelen zu den Wandmalereien der Dioskuren datieren vor allem ins 2 und 3 nachchristliche Jahrhundert 14 Der Grossteil der vor Ort gefundenen Munzen datiert in die Kuschan Ara In dieser Zeit hatte die Stadt ihre grosste Blute Ungeklart ist aber ebenso das Ende der Stadt Die Datierungsvorschlage reichen bis in das 8 Jahrhundert n Chr in dieser Zeit war die Region schon unter Islamischer Herrschaft 15 Einzelnachweise Bearbeiten Dolgorukov Oboronityelyye sooruzhyenya Dilbepdzhia in Drevnyaya Baktriya Moskva 1977 S 58 92 Pugachenkova Raskopki yuzhnyh gorot vorott Dilbepdzhia in Drevnyaya Baktriya S 93 111 Kruglikova Dilbepdzhin S 16 47 Heinrich Gerhard Franz Der Umgangstempel in Mittelasien und Indien in Jakob Ozols Volker Thewalt Hrsg Aus dem Osten des Alexanderreiches DuMont Buchverlag Koln 1984 ISBN 3 7701 1571 6 S 127 142 Kruglikova Dilbepdzhin S 49 83 Kruglikova in Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres Annee 1977 121 2 S 422 Fig 13 Kruglikova Pugachenkova Dilbepdzhin S 5 47 Fitzsimmons in East and West December 1996 Vol 46 No 3 4 December 1996 S 280 Bernard Delbarjin In Encyclopaedia Iranica Kruglikova Pugachenkova Dilbepdzhin S 48 60 Nasiba S Baimatowa 5000 Jahre Architektur in Mittelasien Lehmziegelgewolbe vom 4 3 Jt v Chr bis zum Ende des 8 Jhs n Chr Archaologie in Iran und Turan Band 7 Philipp von Zabern Mainz 2008 ISBN 978 3 8053 3906 3 S 224 Kruglikova Dilbepdzhin S 84 97 Kruglikova Pugachenkova Dilbepdzhin S 91 103 Lo Muzio in Studia Iranica 28 1 1999 S 47 71 Fitzsimmons in East and West December 1996 Vol 46 No 3 4 December 1996 S 271 298 Literatur BearbeitenWarwick Ball Archaeological Gazetteer of Afghanistan Catalogue des sites archeologiques d Afghanistan Paris 1982 S 91 92 Paul Bernard Delbarjin In Encyclopaedia Iranica 21 November 2011 Tom Fitzsimmons Chronological Problems at the Temple of the Dioscuri Dil berdzin Tepe North Afghanistan in East and West December 1996 Vol 46 No 3 4 December 1996 S 271 298 Ciro Lo Muzio The Dioscuri at Dilberjin Northern Afghanistan Reviewing their Chronology and Significance in Studia Iranica 28 1 1999 S 47 71Ausgrabungsberichte BearbeitenIrina Kruglikova Les fouilles de la mission archeologique sovieto afghane sur le site greco kushan de Dilberdjin en Bactriane in Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres Annee 1977 121 2 S 407 427 online V S Dolgorukov Oboronityelyye sooruzhyenya Dilbepdzhia in Drevnyaya Baktriya Moskva 1977 S 58 92 I T Kruglikova Dilbepdzhin Moskva 1974 I T Kruglikova G A Pugachenkova Dilbepdzhin Moskva 1977 B I Vajnberg I T Kruglikova Monetnye nahodki iz raskopok Dilbepdzhia II in Drevnyaya Baktriya Moskva 1984 S 125 140 G A Pugachenkova Raskopki yuzhnyh gorot vorott Dilbepdzhia in Drevnyaya Baktriya Moskva 1984 S 93 111Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dilbarjin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dilbarjin amp oldid 239511470