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Die Spitzhacke Ein phantastisches Erlebnis sind Titel und Untertitel einer 1931 1 publizierten Erzahlung Gerhart Hauptmanns Mit autobiographischem Bezug schildert der Dichter die surreale 2 Abschiedsfeier von seinem Geburtshaus in der Nacht vor dessen Abriss Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 3 Literatur 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenAusloser des wunderbare n Erlebnis ses ist der Brief Dr Wagners von der Badedirektion aus Bad Salzbrunn vom 31 Dezember 1929 an den Herrn Doktor Hauptmann in dem er ihm den geplanten Abriss des Hotels Zur Krone in den nachsten Jahren mitteilt Daraufhin besucht der Erzahler ein letztes Mal sein Elternhaus und ubernachtet im Zimmer 107 in dem er vor 68 Jahren geboren wurde Ich wollte noch einmal in die Hut der steinernen Mutter meiner Seele zurucktreten bevor sie von der Erde verschwand Ich wollte etwas Ahnliches wiedergeniessen wie den sussen Schlaf des Kindes im Mutterleib jenen Schlaf in dem gewisse heilige Anachoreten einen Zustand sehen darin sich das verlorene Paradies noch erhalten hat 3 Zugleich mochte er dem fur einige Silberlinge auf Abbruch verkauften ehrwurdigen Gehause seine Reverenz erweisen bevor sein Staub in die Winde verweht Nach seiner Einquartierung in der Krone fuhrt ihn der Geist seines Grossvaters Gottlieb Gustav Lebrecht in den Keller und der Erzahler kehrt mit einem Korb uralten Weines zuruck dessen Genuss ihn in die dritte Realitat fuhrt in die wieder reales Objekt gewordene geistige Wirklichkeit die seinem intelligiblen Charakter entstammt Der Wein adelt das hochste irdische Mysterium Delirium in die dritte Realitat Es ist der Geist der sich den Korper baut wie der Bauherr das Haus er ist nicht die Kreatur des Hauses 4 In der Nacht hat er der Erzahler ein Gesicht Er hort die Spitzhacken D er bose Laut der Vernichtung dringt brennend in meine Seele ein aber der alte Gasthof ist unverwundbar unsterblich ist mit einer uber ganz Europa verzweigten Familie in Blutsverwandtschaft verbunden 5 Der Erzahler sieht in einer surrealen Szenerie die Ankunft vieler Kongressteilnehmer einer ganzen Menagerie auf dem Vorplatz die sich mit dem alten Gasthof solidarisieren der todgeweihten Preussischen Krone die letzte Ehre erweisen oder sogar ihren Abbruch verhindern wollen Die Besucher sind v a die zum Leben erwachten Symbole der Gasthausschilder aus ganz Deutschland In seiner Traumvisionen tauchen sie als lebendige Wesen auf die Meise aus Worms die Spinne aus Dinkelsbuhl der Mohr aus Fulda der wilde Mann aus Frankfurt die drei Konige aus Basel der Storch aus Strassburg der Elefant aus Brixen der Esel aus Salzbrunn der graue Wolf aus dem Spessart usw Der Mohr sorgt als Organisator der Veranstaltung dafur dass zwischen den Lowen Wolfen Lammern und Ochsen in dieser Nacht Burgfriede herrscht Von der an den Platz grenzenden Kurpromenade beginnt aus den Wipfeln der alten teils hundertjahrigen Baume ein seltsames Winken und Wehen Unzahlige Leute im Frack Kellner aus aller Welt in fledermaushafter Verwandlung schwingen ihre schneeweissen Servietten Plotzlich senkt sich ein riesiger schwarzer Adler uber den Kellner Wald und setzt sich in eine ratselhafte tausendjahrige Eiche deren Blatter Zungen zu sein scheinen Alles an ihr schwitzt gleichsam Sprache und orgelt ununterbrochen irgendwie stille Musik so dass der eigensinnig greinende Schrei des Schwarzen Adlers vor dieser Musik klein wird 6 Der Storch kann sich noch gut an den 15 November 1862 erinnern als er die leichte Eisschicht auf dem Demuthteich aufhacken musste bevor er den Erzahler als das appetitlichste Froschchen welches ihm je vorgekommen ist herausziehen konnte 7 Beim Aufmarsch der Symbole als noch Drache Schlange Sonne silberner Ritter Auge Gottes hinzukommen fuhlt sich der Erzahler selbst als ein Damon unter Damonen dieser Zwischenwelt einverleibt Im veranderten Sehen seines Auges nehmen die Gestalten andere Dimensionen an Teile des Himmels glanzende Ringgewolbe Engel treten daraus hervor Es uberkommt ihn bei diesem Schauspiel etwas wie eine Ahnung der ewigen Seligkeit Die Himmelsboten verkunden der Krone ein neues Sein Die gefurchtete Spitzhacke verliert ihre Bedrohung wenn man weiss in welcher Glorie sich der Staub des Einsturzes seines lieben Elternhauses verfluchtigen wurde 8 Zum Abschluss treten die Symbole des storrischen Engels aus Wittenberg und der hohen Lilie ins Zimmer der alten sterbenden Frau der Krone In seiner spateren Reflexion schreibt der Erzahler In dieser Phase der Nacht schien ich weniger mit dem Erhabenen der Kraft als mit dem Erhabenen der Erkenntnis ein und dasselbe zu sein Wer wusste nicht welcher betorenden Wahrheiten und Erkenntnisse wir zuweilen in Augenblicken des Traumes teilhaftig geworden zu sein glauben oder wirklich teilhaftig geworden sind 9 Als der Unternehmer begleitet von einem Geistlichen mit seinen Spitzhacken Mannern anruckt um die Statte der Trunksucht des verbotenen Spiels und der Prasserei einzureissen wird er von den Abgesandten der Gasthauser mit den Rufen Der Henker Der Schinder Der Abdecker empfangen und von ihnen attackiert Der Erzahler verteidigt in einer Rede vom Fenster aus die Gasthauser als fruheste Orte des geselligen Lebens des Gesprachs der Kameradschaft und der Einigkeit in der Menschheitsgeschichte Die Gasthaustiere erhalten himmlische Unterstutzung vom himmlischen Tierkreis und ihrer Sternenjungfrau der Lilie Der Schutze schiesst dem Unternehmer durchs Herz und die alte Frau Krone wird mit einem von den Tieren gezogenen Galawagen abgeholt und begleitet von den in den Baumen wartenden befrackten Gespenstern zur Krone des Himmels erhoben Der Erzahler ruft ihr weinend Leb wohl alte Krone nach und leert sein Glas auf ihre gottlich gerettete Seele Er fallt von Traum zu Traum hort das wutende Picken der Sitzhacken und wird von einem ungeheuren Schutthaufen begraben Morgens um acht Uhr wacht der Erzahler auf packt sein Manuskript uber seine Traume zusammen verlasst das Hotel und fahrt mit dem Auto zuruck zur Ostsee Rezeption Bearbeiten nbsp Geburtshaus Gerhart Hauptmanns in Szczawno Zdroj Bad Salzbrunn in NiederschlesienDer Orts und Zeitangaben in der Erzahlung stimmen mit den biographischen Daten Hauptmanns uberein doch ist der Brief der lange fur authentisch gehalten wurde offenbar Teil der Fiktion und bildet die Grundlage der phantastischen Erzahlung Ob es Plane fur den Abriss gab ist ungewiss jedenfalls steht das Haus noch Als Vorarbeit fur die Erzahlung hat Hauptmann 1929 eine Liste von Gasthofen und Hotels zusammengestellt Da eine fruhere ahnliche Auflistung mit Die Trollnacht uberschrieben ist folgert der Herausgeber des Diarium 1917 1933 Martin Machatzke dass die dichterische Einbildungskraft Hauptmanns bei der Gestaltung privater Mythologien ihren Ausgang von einzelnen Begriffen als konkret erfahrener Anschauung nimmt Lauterbach schliesst dies nicht aus betont jedoch dass erst das Elternhaus als Bezugspunkt zur Gestaltung des Themas fuhrte 10 Lauterbach nimmt bei der Einordnung der Novelle Bezug auf die Diskussion ob Hauptmann dem Naturalismus oder auch dem Surrealismus zuzuordnen ist Die Einbeziehung der Uberwirklichkeit im Alterswerk geschehe auf eine ganz personliche die Realitat in einen irrealen Urraum ausweitende Weise Deshalb sieht er Parallelen zu Hauffs Phantasien im Bremer Ratskeller und zur Tradition romantischen Erzahlens 11 Literatur Bearbeitens LiteraturEinzelnachweise Bearbeiten bei S Fischer Berlin Lauterbach ordnet die Novelle in die Tradition romantischen Erzahlens ein Ulrich Lauterbach Nachwort In Gerhart Hauptmann Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 458 zitiert nach Gerhart Hauptmann Die Spitzhacke In Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 219 zitiert nach Gerhart Hauptmann Die Spitzhacke In Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 2226 zitiert nach Ulrich Lauterbach Die Spitzhacke In Gerhart Hauptmann Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 220 zitiert nach Ulrich Lauterbach Die Spitzhacke In Gerhart Hauptmann Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 232 zitiert nach Ulrich Lauterbach Die Spitzhacke In Gerhart Hauptmann Erzahlungen Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien und Propylaen Verlag Centenar Ausgabe Das erzahlerische Werk Taschenbuchausgabe in 10 Einzelbanden 1981 Band 1 S 233 zitiert nach Ulrich Lauterbach Die Spitzhacke In Gerhart Hauptmann Erzahlungen Ullstein Verlag 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