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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Die Regentrude Begriffsklarung aufgefuhrt Die Regentrude ist ein Kunstmarchen des deutschen Dichters Theodor Storm Es stammt aus dem Jahre 1863 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Entstehung 3 Bedeutung 4 Film 5 Horspiel 6 Literatur 7 Musik 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer erste Satz der Geschichte schildert einen ubermassig warmen Sommer vor hundert Jahren Eine furchtbare Durreperiode lasst die Pflanzen verdorren und das Vieh verdursten Die Menschen leiden unter der unertraglichen Hitze Nur der Wiesenbauer hatte schon vor Jahren eine tiefgelegene Wiese erworben die noch genug Feuchtigkeit besitzt um die Heuernte reichhaltig ausfallen zu lassen Die von der Hitze heimgesuchte Landwirtschaft verursachte eine Teuerung von der einzig der Wiesenbauer profitierte Er kann es sich sogar leisten seiner Nachbarin der etwa 50 jahrigen Mutter Stine einen Kredit uber 50 Taler uber den Ruckzahlungstermin hinaus zu stunden Doch selbst dabei verliert er seinen Vorteil nicht aus den Augen und fordert Stines verbliebene Landereien zum Pfand Wahrend dieses Gesprachs rugt er das Verhaltnis zwischen Stines Sohn Andrees und seiner Tochter Maren fur die er nun da es seiner Wirtschaft blendend geht eine bessere Zukunft plant Andrees obwohl dem Dorf als tuchtiger junger Bauer bekannt ist ihm als Schwiegersohn nicht mehr wohlhabend genug Stolz brustet sich der Wiesenbauer seiner Klugheit da er doch einst mit Andrees Vater dessen nun trocken daliegenden Hohenwiesen gegen das sumpfige Tiefland eintauschte Die nachfolgenden heissen Sommer hatten ihm recht gegeben Resignierend bemerkt darauf Mutter Stine dass die Regentrude wohl eingeschlafen sei Der Wiesenbauer halt die Regentrude fur Gefasel und gibt nichts auf die alten Geschichten Mutter Stine jedoch weiss dass die Regentrude in einem ahnlich heissen Sommer vor langer Zeit von ihrer Urahne geweckt worden ist und nennt den Wiesenbauern einen Neuglaubigen Ubermutig erklart der Wiesenbauer wenn es Mutter Stine gelinge binnen heut und vierundzwanzig Stunden Regen zu schaffen dann moge Andrees seine Tochter Maren heiraten Maren hort dies und ruft den zufallig anwesenden alten Vetter Schulze und Mutter Stine zum Zeugnis dieses Eheversprechens auf Mutter Stine weiss zu berichten dass die Urahne einst mit einem besonderen Spruch die Regentrude erweckte sie kann sich aber beim besten Willen nicht mehr auf den genauen Wortlaut besinnen Die Urahne starb als Stine selbst noch ein Kind war Da aber betritt Andrees die Stube Er tragt ein verdurstetes Schaf bei sich und berichtet er sei auf der Weide gewesen und habe dort einen Kobold getroffen welcher Fragmente des Spruchs vor sich hingesungen habe Mit Hilfe dieser Fragmente kann Stine den ganzen Spruch rekonstruieren nbsp Der Feuermann Federzeichnung von Rolf von Hoerschelmann Dunst ist die Welle Staub ist die Quelle Stumm sind die Walder Feuermann tanzet uber die Felder Nimm dich in Acht Eh du erwacht Holt dich die Mutter Heim in die Nacht Nun fehlt den jungen Leuten nur noch der Weg hin zur Regentrude Andrees verspricht er wolle noch einmal versuchen dem Kobold das Geheimnis abzulauschen Tatsachlich trifft er den Feuermann auf seinen versengten Feldern und dieser weiss bereits uber Andrees Vorhaben Bescheid Der Feuermann dunkt sich so unendlich kluger als der vermeintliche dumme Bauernbursch sein kleiner Finger sei viel kluger als manch grosser Kerl und weidet sich daran Dabei verrat er in seiner Hame und seinem Ubermut alles den Weg und die Bedingung dass nur eine Jungfrau die Regentrude aufwecken kann Als Andrees geht freut sich der Feuermann Der Kindskopf der Bauerlummle dachte mich zu ubertolpeln und weiss noch nicht dass die Trude sich nur durch das rechte Spruchlein wecken lasst Und das Spruchlein weiss keiner als Eckeneckepenn und Eckeneckepenn das bin ich Kurioserweise weist der Kobold sich den Namen Eckeneckepenn zu der doch eigentlich ein Meermann also ein Wesen des feuchten Elementes ist nbsp Maren geht zum Brunnen Illustration zur Erstveroffentlichung Anton Muttenthaler 1864 Schon am nachsten Tage machen sich die beiden jungen Leute in aller Fruhe auf den Weg und finden auch bald die hohle Weide Durch das lange Herabsteigen in ihrem dunklen Stamm gelangen sie in eine Unterwelt deren Landschaft sich zwar von der ihrigen unterscheidet dennoch aber ebenfalls unter einer gewaltigen Durre leidet Sie spuren eine unertragliche Hitze wahrend sie eine unendlich lange Allee durrer Baume entlanggehen Da vermeint Andrees dass diese Hitze durch die unsichtbare Begleitung des Feuermannes entstehe Als Maren nicht mehr weiterkann gibt ihr Andrees von dem Met der Urahne den ihnen Stine mitgab zu trinken was sie sofort starkt Bis zu einem weitlaufigen Garten mit ausgetrockneten Flussbetten begleitet Andrees die Freundin Ab hier muss sie nun allein gehen durch das Becken eines ausgetrockneten Sees bis zu einer Felswand von der einst ein Wasserfall sich ergoss Dort in der Felswand so grau wie der Fels findet sie denn auch eine schlafende Frauengestalt eine hochgewachsene edle Erscheinung die fruher einmal sehr schon gewesen sein musste nun aber bleiche und eingefallene Augen Lippen und Wangen hat Aber die da schlaft nicht das ist eine Tote Maren kniet nieder nimmt allen Mut zusammen und sagt das Spruchlein auf Unter dem Wutschrei des Feuermanns ist die Regentrude erwacht und steht vor ihr Diese fragt was sie wolle Maren schildert das schreckliche Leiden der Natur unter der Trockenheit Da begreift die Regenfrau dass es hohe Zeit ist Noch aber ist das Werk nicht getan Erst muss Maren noch den Brunnen in einem bis in den Himmel aufragenden Schloss aufschliessen vorher den gluhenden Schlussel mit geschopftem Wasser kuhlen immer noch bedroht vom Feuermann Kaum ist dies aber geschehen verwandelt sich auch die Regentrude wieder in eine wunderschone bluhende Frau das Gespinst an der wegen der Ferne nicht zu sehenden Schlossdecke wird zu Regenwolken die von der Regentrude und auch von Maren durch Klatschen in die Welt gesandt werden Die Welt hat sich verandert Uberall stromt wieder das Wasser Die beiden jungen Frauen sind sich nahe Maren erfahrt wie wichtig es war dass sie die Regentrude geweckt hatte Sie hatte sonst in die Erde hinabmussen und der Feuermann ware der Herr uber die Erde geworden Nun loscht das aufbrausende Wasser um das Schloss den Feuermann mit Prasseln und Heulen unter dem Entstehen einer riesigen Dampfwolke Die Regentrude erzahlt Maren von den Zeiten als sie noch von den Menschen geehrt und geachtet wurde Als die Menschen sie jedoch spater vergassen schlief sie immer wieder vor Langeweile ein Die Regentrude begleitet Maren zuruck zu dem wartenden Andrees Doch Maren hat Angst davor dass Andrees beim Anblick der wunderschonen Regentrude seinen Kopf verlieren konnte Die Regentrude akzeptiert dies und verabschiedet sich von ihr vor dem Treffen mit Andrees mit den Worten Schon bist du Narrchen Sie weist auf einen Kahn mit dem beide nun auf kurzestem Weg uber den Dorfbach zu ihrem Dorf zuruckschwimmen konnen Zweimal gedenkt Maren dass sie mit ihrem Tun gegen die Interessen ihres Vaters verstosst Sie hat sich davongestohlen ihn belogen und ihm nicht am Morgen sein Warmbier bereitet um die Regentrude zu wecken Nun sieht sie die Wiesen ihres Vaters uberschwemmt das Hochwasser schwemmt sein Heu weg Sie denkt Was tut man nicht um seinen Schatz Andrees druckt ihre Hand und sagt Der Preis ist nicht zu hoch Seines Versprechens eingedenk und dem kuhlen Geschaftskalkul folgend das dem Wiesenbauern sagt dass er mit dem einsetzenden Regen nun wieder mit seinen Tieflandwiesen den schlechteren Teil erwischt hat richtet er die Hochzeit zwischen Maren und Andrees aus Diese findet bei strahlendem Himmel statt aus dem nur ein winziges Wolkchen ein paar Regentropfen auf die Braut herabsendet der Segen der Regentrude Danach betritt das Paar die Kirche und der Priester verrichtet sein Werk Entstehung BearbeitenDie Regentrude erschien erstmals am 30 Juli 1864 in der Leipziger Illustrierten Zeitung Nr 43 mit dem Zusatz ein Mittsommermarchen 1 Storm schrieb das Marchen in Heiligenstadt uber Weihnachten 1863 in nur 12 Tagen als er wegen Roteln das Bett huten musste wie er in seinem Brief vom 18 Januar 1864 an Harthmut Brinkmann mitteilte Angeregt wurde er dabei von der malerischen Scheuche einem Wasserfall des Flusschens Geislede im heutigen Kurpark von Heilbad Heiligenstadt Bedeutung BearbeitenDas Marchen Die Regentrude verweist auf die vorchristlichen Religionen im norddeutschen Raum Die Regentrude erinnert stark an Frau Holle 2 diese bringt Wasser jene den Schnee Beide konnen fur Menschen nur durch gefahrliche Abstiege in die Unterwelt durch die hohle Weide bzw durch den Sturz in den Brunnen erreicht werden Es sind Bilder archaischer Naturgottinnen denen Menschen Opfergaben mit der Bitte fur reiche Ernte und gunstige Witterung brachten Im Zuge der Christianisierung wurden sie damonisiert und verschwanden aus dem Gedachtnis der Menschen Aber in den Volkserzahlungen und Sagen leben sie weiter 1881 in einem Brief an Erich Schmidt sagt Storm selbst dass er die Figuren diesen entlehnt hat 3 Der Feuermann hat Ahnlichkeiten mit dem Rumpelstilzchen aus dem gleichnamigen Marchen der Gebruder Grimm Storm lasst erkennen dass das Gleichgewicht Mensch Natur empfindlich gestort wurde als die Menschen den alten Naturgottinnen den schuldigen Respekt und die Verehrung versagten Jacqueline Peter 4 weist darauf hin dass auch die bauerliche Dorfgemeinschaft keineswegs ein naturbehaftetes Kollektiv ist sondern eine moderne Gesellschaft deren burgerlich kapitalistische Struktur auf sozialer und finanzieller Ungleichheit beruht Die Dominanz des Mannlichen in der Gesellschaft ist auffallend und ausschliesslich negativ behaftet Das Weibliche nimmt eine eher passive Rolle ein und ordnet sich unter ganz nach der burgerlichen Geschlechterordnung Aber die Rettung die Heilung besteht in der Auferweckung in der Wiedereinsetzung des Weiblichen als Tragerin des Lebens in die ihm gebuhrende gesellschaftliche Rolle ebenburtig dem Mannlichen Der Schlussel liegt in der Ruckbesinnung auf Werte wie Naturverbundenheit und Respekt vor der Schopfung Theodor Storm stellt eine gespaltene Welt dar die jedoch uberwunden wird Das Marchen gipfelt in einer prachtigen Vereinigung und Aufheben aller Gegensatze ein utopischer Ort wird erschaffen Film Bearbeiten1976 Die Regentrude DDR DEFA Film 63 Minuten mit Cox Habbema in der Titelrolle 2018 Das Marchen von der Regentrude Deutschland Marchenfilm der 11 Staffel aus der ARD Reihe Sechs auf einen StreichHorspiel BearbeitenDie Regentrude Horspiel 1986 49 01 Minuten mit Musik von Reinhard Lakomy als LP erschienen bei LITERA Nr 865381 Regie Jurgen Schmidt Die Regentrude Horspiel Rundfunk der DDR 1989 40 45 Minuten mit Musik von Hermann Naehring Regie Angelika Perl und Heide SchwochowLiteratur BearbeitenTheodor Storm Die Regentrude Artia Prag 1972 Drei Marchen von Theodor Storm mit 26 Federzeichnungen von Rolf von Hoerschelmann Musarion Verlag Munchen 1925Musik BearbeitenRobert Lillinger Die Regentrude Sinfonische Dichtung nach Theodor Storms gleichnamigem Marchen fur grosses Orchester 2021 5 Weblinks BearbeitenDie Regentrude bei Zeno org Die Regentrude im Project Gutenberg Audio mp3 ogg bei LibriVox Zwei MarchenEinzelnachweise Bearbeiten Theodor Storm Samtliche Werke in vier Banden Hrsg Peter Goldammer 4 Auflage Band 1 Aufbau Verlag Berlin Weimar 1978 S 766 Die Regentrude Orte der Utopie Abgerufen am 17 Mai 2020 Theodor Storm Samtliche Werke in vier Banden Hrsg Peter Goldammer 4 Auflage Band 1 Aufbau Verlag Berlin Weimar 1978 S 767 Die Regentrude Orte der Utopie Abgerufen am 17 Mai 2020 Die Regentrude epubli de abgerufen am 20 Juli 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Regentrude amp oldid 239392725