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Die Deutschland Berichte der Sopade sind eine politische Exilzeitschrift Sie erschienen von Mai 1934 bis 1940 Auf der Basis eines umfangreichen Netzes von Zutragern aus dem Reich stellen sie eine bedeutende Quelle fur das Leben und die Haltung zum Regime im nationalsozialistischen Deutschland dar Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Informationsbeschaffung und auswertung 3 Bedeutung und Entwicklung 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksVorgeschichte BearbeitenNach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bildete sich in Prag mit der Sopade eine Exilorganisation der SPD Von Anfang an sammelte die Partei Berichte aus dem Reich und veroffentlichte diese Anfangs waren dies haufig nicht mehr als Geruchte Mit den Deutschland Berichten wurde die Sammlung der Nachrichten systematischer betrieben und ausgewertet Die Sopade verfugte mit den sogenannten Grenzsekretaren uber Personen die den Kontakt zu bestimmten Bezirken der SPD in Deutschland aufrechterhalten sollten Seit 1934 wurden die Grenzsekretare zu den wichtigsten Sammelstellen fur aus Deutschland stammende Informationen aller Art Massgeblich getragen wurden die Berichte die wegen der Farbe ihres Umschlags auch grune Berichte genannt wurden von Erich Rinner Neben ihm war Fritz Heine Redakteur der Berichte Dabei war Heine vornehmlich fur die Verbreitung der Berichte zustandig Die Zusammenstellung erfolgte meist durch Rinner Neben den Grenzsekretaren und Zutragern aus dem Reich gab es Berichterstatter der analytischen Ubersichten Informationsbeschaffung und auswertung BearbeitenAnfangs spiegelten sich die Illusionen der Exilanten auch in den Berichten wider Der Ruckhalt des Regimes wurden unter und die Reichweite des Widerstandes uberschatzt Seit Ende 1934 wurden die Berichte objektiver Bei der Informationsbeschaffung drangte Rinner auf rucksichtslose Offenheit selbst wenn sich die Nachrichten gegen die Meinung der Sopade richten wurden 1 Nach Einschatzung Rinners erreichten die Berichte in Hinblick auf Umfang und Qualitat 1937 ihren Hohepunkt Zur Vereinheitlichung entwarf Rinner ein Interviewschema mit dem die Grenzsekretare etwa Kuriere oder sonstige Grenzganger befragen sollten Die Mehrheit der Zutrager stammte wohl aus der Arbeiterschaft aber es waren auch Personen anderer Schichten vertreten Zur Sicherung der Informanten wurden Orte Firmen und sonstige Bezuge verschleiert Der Fragenkatalog nach Schema A der sich auch in der Gliederung der Berichte widerspiegelte fragte zunachst nach der allgemeinen Lage im jeweiligen Bezirk nach der Wirtschaftslage Landwirtschaft Handel und Gewerbe Korruption Wehrverbande NS Organisationen Verwaltung Justiz inklusive Terror und politischer Verfolgung Kulturfragen Jugend und Rustung Teilweise waren diese Bereiche noch weiter untergliedert Im Laufe der Zeit wurde das Frageschema je nach aktueller Lage etwas verandert 2 Die Rohberichte wurden ausgewertet und verglichen Rinner war der Meinung dass aus einer Vielzahl von einzelnen Meldungen sich halbwegs verlassliche Uberblicke uber die tatsachliche Lage zu gewinnen waren Er nannte die Vorgehensweise Mosaikverfahren Diese Zusammenfassung teilweise erganzt um Presseauswertungen erschienen als Teil A im Umfang zwischen 70 und mehr als 100 Seiten Ein Teil B in Form von Hintergrundberichten erganzten die Nachrichten aus dem Teil A Auch die Qualitat der Analysen nahm auf Basis der besseren Quellenlage zu Nicht veroffentlicht wurden Fragen der Grenzsekretare nach Schema C in denen es um den Zustand der Partei im Reich und den Widerstand ging Bedeutung und Entwicklung BearbeitenNeben der Exilantengemeinde wurden die in Deutsch Englisch und Franzosisch meist monatlich erscheinenden Deutschland Berichte fur Regierungen und Journalisten aus Westeuropa zu einer im Kern verlasslichen Quelle uber das Leben in Deutschland und der Haltung zum Regime Nennenswerte Zuschusse vom Parteivorstand erhielten die Deutschland Berichte nicht Sie mussten sich im Wesentlichen selbst durch ihren Verkauf finanzieren Die Auflage lag 1934 bei 500 Exemplaren und stieg in der Folgezeit auf zuletzt etwa 1700 Exemplare an Seit 1937 wurde die Arbeit der Sopade in Prag immer schwieriger Dabei ubte die nationalsozialistische Regierung nicht zuletzt wegen der Deutschlandberichte Druck auf die Regierung in Prag aus Die Organisation wechselte 1938 nach Paris Ausserdem gelang es der Gestapo in dieser Zeit Teile des Zutragersystems im Reich zu entdecken In der Folge verschlechterte sich die Qualitat der Berichte Verscharft wurden die Probleme durch die schlechte Finanzlage der Sopade Immer schwerer wurde es auch die Berichte nach Deutschland zu schmuggeln Trotz aller Schwierigkeiten hielt die Sopade am Konzept der Deutschland Berichte fest Mit der Besetzung Frankreichs und der Flucht Rinners in die USA endete auch die Herausgabe der Deutschlandberichte nbsp sieben Bande der Neuausgabe der Deutschland Berichte von 19801980 wurden die Deutschland Berichte durch Klaus Behnken mit den Verlagen Petra Nettelbeck und Zweitausendeins neu herausgegeben Einzelnachweise Bearbeiten Voges S 335 Bayern in der NS Zeit Bd V Die Parteien KPD SPD BVP in Verfolgung und Widerstand Munchen 1983 S 357f Literatur BearbeitenKlaus Behnken Hg Deutschland Berichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Sopade 1934 1940 7 Jahrgangsbande als Nachdruck Verlag Petra Nettelbeck Zweitausendeins Salzhausen Frankfurt am Main 1980 Rudolf Stober Die erfolgsverfuhrte Nation Deutschlands offentliche Stimmungen 1866 1945 Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07238 1 S 52ff Michael Voges Klassenkampf in der Betriebsgemeinschaft Die Deutschland Berichte der Sopade 1934 1940 als Quelle zum Widerstand der Industriearbeiter im Dritten Reich In AfS 21 1981 S 329 383Weblinks BearbeitenKurzdarstellung der FES Scans der kompletten Deutschland Berichte Beispielberichte auf germanhistorydocsNormdaten Werk GND 4770734 3 lobid OGND AKS VIAF 192611129 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschland Berichte der Sopade amp oldid 236272322