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Desinfektionsnebenprodukte DNP entstehen durch chemische Reaktionen zwischen organischen und anorganischen Stoffen in Wasser wahrend des Desinfektionsprozesses von Wasser 1 Inhaltsverzeichnis 1 Nebenprodukte chlorbasierter Desinfektionsmittel 2 Nebenprodukte nicht chlorbasierter Desinfektionsmittel 3 Auftreten 4 Gesundheitsgefahren 5 Regulierung und Uberwachung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseNebenprodukte chlorbasierter Desinfektionsmittel BearbeitenDesinfektionsmittel wie Chlor und Chloramin sind starke Oxidationsmittel die in Wasser eingebracht werden um pathogene Mikroben zu zerstoren geschmacks und geruchsbildende Verbindungen zu oxidieren und einen Desinfektionsmittelrest zu bilden so dass Wasser den Verbraucher sicher vor mikrobieller Kontamination erreichen kann Diese Desinfektionsmittel konnen mit naturlich vorkommenden Fulvin Humin Aminosauren und anderen naturlichen organischen Stoffen sowie mit Iodid und Bromidionen reagieren um eine Reihe von DNP zu erzeugen wie beispielsweise Trihalogenmethane THM Halogenessigsauren HAAs Bromat Chlorit und so genannten entstehende DNP wie Halogennitromethane Halogenacetonitrile Halogenamide Halogenfuranone Iodsauren wie Iodessigsaure Iodtrihalogenmethane Nitrosamine und andere 1 Chloramin ist in den USA zu einem popularen Desinfektionsmittel geworden von dem es nachgewiesen wurde dass es N Nitrosodimethylamin NDMA erzeugt das ein mogliches Humankarzinogen ist sowie hoch genotoxische iodierte DNP wie Iodessigsaure wenn Iodid in der Wasserquelle vorhanden ist 1 2 Restchlor und andere Desinfektionsmittel konnen auch innerhalb des Ab Wassernetzes weiter reagieren Sowohl durch weitere Reaktionen mit gelosten naturlichen organischen Stoffen als auch mit in den Rohrleitungen vorhandenen Biofilmen Neben der starken Beeinflussung durch die Arten von organischen und anorganischen Stoffen im Quellwasser variieren die Arten und Konzentrationen der DNP je nach Art des verwendeten Desinfektionsmittels der Desinfektionsmitteldosis der Konzentration an naturlichem organischem Material und Bromid Iodid die Zeit seit der Dosierung d h Wasseralterung Temperatur und pH Wert des Wassers 3 In Schwimmbadern in denen Chlor verwendet wurde wurden Werte von Trihalogenmethanen gemessen die im Allgemeinen unter dem derzeitigen EU Standard fur Trinkwasser 100 Mikrogramm pro Liter liegen 4 Es wurden Konzentrationen von verschiedenen Trihalogenmethanen hauptsachlich Chloroform von bis zu 0 43 ppm gemessen 5 Daruber hinaus wurde in der Luft uber Schwimmbadern Trichloramin nachgewiesen und es wird vermutet dass dadurch Asthma bei Profischwimmern erhoht ist 6 Trichloramin wird durch die Reaktion von Harnstoff aus Urin und Schweiss mit Chlor gebildet und verleiht dem Hallenbad seinen unverwechselbaren Geruch Nebenprodukte nicht chlorbasierter Desinfektionsmittel BearbeitenBei der Desinfektion und Aufbereitung von Trinkwasser werden mehrere starke Oxidationsmittel eingesetzt von denen viele auch die Bildung von DNP verursachen Ozon produziert beispielsweise Ketone Carbonsauren und Aldehyde einschliesslich Formaldehyd Bromid in Quellwassern kann durch Chlor bzw Hypochlorit und Ozon uber Hypobromit in Bromat umgewandelt werden ein Karzinogen das in den USA reguliert wird sowie andere bromierte DNP 1 Da die Vorschriften fur etablierte DNP wie THM und HAA verscharft werden werden Trinkwasseraufbereitungsanlagen auf alternative Desinfektionsmethoden umstellen mussen Diese Anderung wird die Verteilung der DNP Klassen andern 1 Auftreten BearbeitenDNP sind in den meisten Trinkwasserversorgungen enthalten die einer Chlorung Chloraminierung Ozonierung oder einer Behandlung mit Chlordioxid unterzogen wurden Es gibt viele hundert DNP in behandeltem Trinkwasser und mindestens 600 wurden identifiziert 1 7 Das geringe Niveau vieler dieser DNP zusammen mit den analytischen Kosten fur das Testen von Wasserproben bedeutet dass in der Praxis nur eine Handvoll DNP tatsachlich uberwacht wird In zunehmendem Masse wird festgestellt dass die Genotoxizitaten und Zytotoxizitaten vieler nicht uberwachungspflichtiger DNP insbesondere iodierter stickstoffhaltiger DNP vergleichsweise viel hoher sind als die ublicherweise in der entwickelten Welt uberwachten DNP THM und HAAs 1 2 8 Gesundheitsgefahren BearbeitenEpidemiologische Studien haben die Zusammenhange zwischen der Exposition gegenuber DNP im Trinkwasser mit Krebs nachteiligen Geburtsergebnissen und Geburtsfehlern untersucht Metaanalysen und gepoolte Analysen dieser Studien haben konsistente Assoziationen fur Blasenkrebs 9 10 und fur Babys die klein bezogen auf das Reifealter geboren wurden gezeigt nicht jedoch fur angeborene Anomalien Geburtsfehler 11 Fehlgeburten wurden auch in einigen Studien berichtet 12 13 Das mutmasslich verantwortliche Mittel ist jedoch in den epidemiologischen Studien nicht bekannt weil die Anzahl der DNP in einer Wasserprobe hoch ist und Expositionssurrogate wie Uberwachungsdaten eines bestimmten Nebenprodukts oft insgesamt Trihalogenmethane anstelle einer detaillierteren Exposition verwendet werden Die Weltgesundheitsorganisation hat erklart dass das Todesrisiko durch Krankheitserreger mindestens 100 bis 1 000 mal hoher sei als das Krebsrisiko durch Desinfektionsnebenprodukte und dass das Krankheitsrisiko durch Krankheitserreger mindestens 10 000 bis 1 Million Mal hoher sei als das Krebsrisiko durch Desinfektionsnebenprodukte 14 Regulierung und Uberwachung BearbeitenDie US amerikanische Umweltschutzbehorde Environmental Protection Agency hat Hochstkontaminationswerte Maximum Contaminant Levels MCLs fur Bromat Chlorit Halogenessigsauren und Gesamt Trihalogenmethane TTHM festgelegt In Europa wird durch die Richtlinie EU 2020 2184 Trinkwasserrichtlinie der Gehalt an TTHM auf 100 Mikrogramm an Bromat auf 10 Mikrogramm an Halogenessigsauren HAA5 auf 60 Mikrogramm und der Gehalt von Chlorit auf 0 25 mg pro Liter festgelegt 15 Die Weltgesundheitsorganisation hat Richtlinien fur mehrere DNP aufgestellt darunter Bromate Bromdichlormethan Chlorat Chlorit Chloressigsaure Chloroform Chlorcyan Dibromacetonitril Dibromchlormethan Dichloressigsaure Dichloracetonitril NDMA und Trichloressigsaure 16 Literatur BearbeitenCelia Henry Arnaud The chemical reactions taking place in your swimming pool In Chemical amp Engineering News Band 94 Nr 31 2016 S 28 32 englisch acs org Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g S Richardson M Plewa E Wagner R Schoeny D Demarini Occurrence genotoxicity and carcinogenicity of regulated and emerging disinfection by products in drinking water A review and roadmap for research In Mutation Research Reviews in Mutation Research Band 636 Nr 1 3 November 2007 S 178 242 doi 10 1016 j mrrev 2007 09 001 englisch a b Susan D Richardson Francesca Fasano J Jackson Ellington F Gene Crumley Katherine M Buettner Occurrence and Mammalian Cell Toxicity of Iodinated Disinfection Byproducts in Drinking Water In Environmental Science amp Technology Band 42 Nr 22 15 November 2008 S 8330 8338 doi 10 1021 es801169k englisch Meri Koivusalo Terttu Vartiainen Drinking Water Chlorination By Products And Cancer In Reviews on Environmental Health Band 12 Nr 2 doi 10 1515 REVEH 1997 12 2 81 englisch Mark J Nieuwenhuijsen Mireille B Toledano Paul Elliott Uptake of chlorination disinfection by products a review and a discussion of its implications for exposure assessment in epidemiological studies In Journal of Exposure Science amp Environmental Epidemiology Band 10 Nr 6 November 2000 S 586 599 doi 10 1038 sj jea 7500139 englisch J A Beech R Diaz C Ordaz B Palomeque Nitrates chlorates and trihalomethanes in swimming pool water In American Journal of Public Health Band 70 Nr 1 S 79 82 doi 10 2105 AJPH 70 1 79 englisch Judy S LaKind Susan D Richardson Benjamin C Blount The Good the Bad and the Volatile Can We Have Both Healthy Pools and Healthy People In Environmental Science amp Technology Band 44 Nr 9 2010 S 3205 3210 doi 10 1021 es903241k englisch Jerome O Nriagu Encyclopedia of environmental health Elsevier Science Amsterdam Netherlands 2012 ISBN 978 1 78034 468 3 englisch credoreference com abgerufen am 11 Februar 2019 Michael J Plewa Mark G Muellner Susan D Richardson Francesca Fasano Katherine M Buettner Occurrence Synthesis and Mammalian Cell Cytotoxicity and Genotoxicity of Haloacetamides An Emerging Class of Nitrogenous Drinking Water Disinfection Byproducts In Environmental Science amp Technology Band 42 Nr 3 2008 S 955 961 doi 10 1021 es071754h englisch C M Villanueva K P Cantor J O Grimalt N Malats D Silverman Bladder Cancer and Exposure to Water Disinfection By Products through Ingestion Bathing Showering and Swimming in Pools In American Journal of Epidemiology Band 165 Nr 2 27 September 2006 S 148 156 doi 10 1093 aje kwj364 englisch N Costet C M Villanueva J J K Jaakkola M Kogevinas K P Cantor Water disinfection by products and bladder cancer is there a European specificity A pooled and meta analysis of European case control studies In Occupational and Environmental Medicine Band 68 Nr 5 1 Mai 2011 S 379 385 doi 10 1136 oem 2010 062703 englisch Mark J Nieuwenhuijsen David Martinez James Grellier James Bennett Nicky Best Chlorination Disinfection By Products in Drinking Water and Congenital Anomalies Review and Meta Analyses In Environmental Health Perspectives Band 117 Nr 10 2009 S 1486 1493 doi 10 1289 ehp 0900677 PMID 20019896 englisch Kirsten Waller Shanna H Swan Gerald DeLorenze Barbara Hopkins Trihalomethanes in Drinking Water and Spontaneous Abortion In Epidemiology Band 9 Nr 2 1998 S 134 140 doi 10 1097 00001648 199803000 00006 englisch David A Savitz Microbial Disinfection By Products Research Council U S AWWA Research Foundation United States Environmental Protection Agency Drinking water disinfection by products and pregnancy outcome Awwa Research Foundation Denver CO 2005 englisch worldcat org abgerufen am 11 Februar 2019 D Bevan Disinfactants and Disinfection In Science 6 Januar 1893 S 298 299 doi 10 1126 science ns 21 539 298 a englisch Richtlinie EU 2020 2184 des Europaischen Parlaments und des Rates vom 16 Dezember 2020 uber die Qualitat von Wasser fur den menschlichen Gebrauch Neufassung abgerufen am 31 Dezember 2022 World Health Organization Water Sanitation and Health Team Guidelines for drinking water quality Vol 1 Recommendations World Health Organization Genf 2004 ISBN 978 92 4154638 6 englisch who int abgerufen am 11 Februar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Desinfektionsnebenprodukt amp oldid 238324432