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Der Tod und das Madchen ist ein Kunstlied von Franz Schubert fur Singstimme mit Klavierbegleitung in d Moll D 531 das 1817 komponiert und 1822 als Nr 3 des Liederheftes Opus 7 veroffentlicht wurde Textgrundlage ist das gleichnamige Gedicht von Matthias Claudius basierend auf dem spatestens seit dem 16 Jahrhundert bekannten Sujet Der Tod und das Madchen Der Tonumfang erstreckt sich vom d bis zum es2 was der Mezzosopran bzw der Baritonlage entspricht Inhaltsverzeichnis 1 Gestaltung 2 Weitere Verwendung der Melodie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGestaltung Bearbeiten nbsp Das von Schubert verwendete Sujet Der Tod und das Madchen wird in Europa spatestens seit dem 16 Jahrhundert in verschiedenen Kunstgattungen verwendet so in Hans Baldungs Gemalde aus dem Jahr 1517 Aus dem Dialog der Textvorlage von Claudius entsteht bei Schubert durch Vor und Nachspiel eine kleine Szene die eine Umwertung des Todes als Freund starker hervorhebt als es bei Claudius der Fall ist Das 43 taktige Lied beginnt mit einem achttaktigen Vorspiel in d Moll wobei die ersten vier Takte Vordersatz kadenzierend in d Moll im Wechsel zwischen Tonika und Subdominante bzw Dominante wiederholt werden und so eine achttaktige Periode entsteht die seit der Klassik aufgrund ihrer Symmetrie Ausdruck fur Ausgewogenheit Abrundung Harmonie und Schlussigkeit ist Die mehrheitlich vierstimmig gesetzten Akkorde sind durchweg im Rhythmus der Pavane Halbe Viertel Viertel und im Pianissimo sempre con Pedale e Sordino gehalten Pavanen sind ursprunglich langsame Schreittanze der Renaissance wurden um 1600 aber auch als Ausdruck von Melancholie und Weltschmerz gebraucht etwa bei John Dowland Daruber hinaus fanden sie auch als Trauer und Beerdigungsmusik im Sinne des Tombeaus Verwendung In dieser Semantik verwendet auch Schubert den Pavanenrhythmus zur Charakterisierung des Todes Die Angst und Gehetztheit des Madchens druckt sich nicht nur in der ungeraden Anzahl von 13 Takten aus die jede Periodik unterlauft ohne Klaviernachspiel 11 Takte ohne Wiederholung des letzten Verses 9 Takte Moll schneller unregelmassiger Rhythmus unruhig gezackte uberwiegend aufsteigende Melodik forte hohe Lage 1 und standig zwischen rechter und linker Hand wechselnde Akkordwiederholung in Achteln in der Klavierbegleitung kennzeichnen die Not des Madchens Die 16 Takte des Todes sind dagegen zwei durch Zasur lange Noten Pause abgegrenzte Perioden deren viertaktige Halbsatze mit den Versen des Gedichtes zusammenfallen Bereits durch diese Symmetrie und das unbeirrte Fortschreiten im Pavanenrhythmus strahlt der Tod Ruhe aus zusammen mit den anderen Parametern auch Zuversicht und Freundlichkeit Dur ruhiger gleichmassiger Rhythmus unbewegliche Melodik Tonwiederholungen piano tiefe Lage 2 Beim Nachspiel handelt es sich um eine Wiederholung des Vorspiels allerdings in der Varianttonart D Dur und aufgrund von zweimaliger Verschrankung Takterstickung auf sechs Takte statt 8 in 4 4 Takte verkurzt Der erste Takt des Nachspiels uberlappt sich mit dem Schlusstakt des Vokalparts und der letzte Takt des ersten Halbsatzes mit dem ersten des zweiten Halbsatzes Zudem bleibt die Melodie bis auf die kadenzierende Stelle am Schluss jedes Halbsatzes konstant auf d der Bass bleibt uberwiegend auf d Beides zielt in Verbindung mit der akkordischen Kadenzharmonik und dem gleichmassigen Pavanenrhythmus auf Statik im Sinne von Ruhe Sanftheit und Sicherheit Bei der Feinanalyse ergeben sich noch zwei interessante Beobachtungen Der Tod Tonumfang d bis f1 hat bis auf die kleinen Schlusswendungen am Ende jeder Periode konstant nur den Ton d bzw in der Vertonung des 3 Verses der Todesstrophe den Ton f Diese rezitierende psalmodierende Singweise dazu ein choralartiger akkordischer Kompaktsatz einfache Kadenzharmonik und massiges Tempo charakterisieren die vom Tod verbreitete Aura als sanft ernst feierlich rituell ruhig unerbittlich leblos kirchlich sicher 3 Dabei findet mit der Modulation am Ende der ersten Periode auf komme nicht zu strafen der Wechsel in die Paralleltonart F Dur statt der durch die zeitweilige Anhebung des Rezitationstones nach f noch hervorgehoben und bis zum Schluss beibehalten wird Die zweite Beobachtung betrifft das Einsetzen des Pavanenrhythmus in der Madchenstrophe mit Beginn des vierten Verses und ruhre mich nicht an Ausloser ist das Wort Lieber davor Ware es kleingeschrieben bedeutete es geh besser grossgeschrieben ist es die Stelle an der das Madchen beim Zusammenbruch ihres Widerstandes als letztes Mittel die Schmeichelei einsetzt 4 oder in einer semantischen Verdichtung der Aura des Todes bereits erlegen ist Dem nun folgenden letzten Vers der Madchenstrophe ist der Pavanenrhythmus des Todes unterlegt auch findet sich in den Takten 16 17 erstmals eine kurze Ausweichung nach F Dur Die Melodie ist eine abwarts gerichtete Linie von der nachfolgenden Sequenzierung in d Moll in den Takten 18 19 noch forciert Sie endet auf dem tiefsten Ton den das Madchen Tonumfang e1 bis es2 singt Dies und das wortlose zweitaktige Nachspiel zeigen dass sich das Madchen dem Tod ergeben und nach Schuberts Gestaltung eher hingegeben hat Damit zeigt sich in der Musik die Reaktion des Madchens die in Claudius Gedicht fehlt Von den 43 Takten zeigen also nur sieben Takte nicht den Pavanenrhythmus der als Symbol des Todes das Lied beherrscht Sein Auftreten im Vor und Nachspiel setzt sowohl ausserlich einen Rahmen im Sinne einer Abrundung durch den Wechsel von Moll nach Dur auch im Sinne einer Entwicklung als auch innerlich im Sinne einer Aura innerhalb derer sich das Geschehen abspielt Damit ist das Lied auch Ausdruck der Nahe zum Tod der in der Romantik nicht negativ empfunden wird sondern oftmals als Erlosung von im Leben nicht zu losenden Spannungen Thomas Manns Behauptung dass die Romantik ihrem innersten Wesen nach Verfuhrung ist und zwar Verfuhrung zum Tode 5 kann mithilfe dieses Lieds nachvollzogen werden Das ist umso bemerkenswerter als die Gedichtsvorlage aus dem 18 Jahrhundert stammt und noch deutliche Merkmale der von der Romantik bekampften Aufklarung zeigt Schubert gelingt durch die Musik die Anlage der Komposition und die oben aufgezeigten Details eine seelische Durchdringung die der kurze Dialog der Vorlage gar nicht haben kann Weitere Verwendung der Melodie BearbeitenIm Jahre 1824 komponierte Franz Schubert sein Streichquartett Nr 14 d moll D 810 Bei dem mit Andante con moto uberschriebenen zweiten Satz handelt es sich um eine Reihe von Variationen auf die Einleitung zu Schuberts Kunstlied weshalb auch das Quartett unter dem Titel Der Tod und das Madchen bekannt ist Peter Cornelius verwendete Schuberts Quartett fur den vierten seiner funf Trauerchore op 9 die er im Herbst 1869 schrieb Er versah die Melodie dabei mit einem neuen selbst verfassten Text Pilger auf Erden so raste am Ziele 6 7 Der amerikanische Komponist David Lang verarbeitete das Thema in seiner Komposition Death Speaks von 2012 8 Literatur BearbeitenHubert Wisskirchen Didaktische Grundsatze der Klavierliedanalyse in der gymnasialen Oberstufe in Zeitschrift fur Musikpadagogik 14 Jahrgang Heft 49 Marz 1989 Eine detaillierte Analyse aus der man viel Gewinn zieht Nur der Terminus Daktylus ist falsch musikalisch ist es der Pavanenrhythmus und die Gedichtsvorlage besteht nur aus Jamben Weblinks BearbeitenSchuberts Vertonung des Liedes Freie Aufnahme mp3 sowie kostenloser Download der Noten Begleitung zum Mitsingen auf Impresario Bacio di Tosca Der Tod und das Madchen auf youtube com David Lang Death Speaks auf Youtube Text von Claudius laut QuelleEinzelnachweise Bearbeiten Hubert Wisskirchen Didaktische Grundsatze der Klavierliedanalyse in der gymnasialen Oberstufe in Zeitschrift fur Musikpadagogik 14 Jahrgang Heft 49 Marz 1989 S 4 Hubert Wisskirchen Didaktische Grundsatze der Klavierliedanalyse in der gymnasialen Oberstufe S 4 Hubert Wisskirchen Didaktische Grundsatze der Klavierliedanalyse in der gymnasialen Oberstufe S 10 Hubert Wisskirchen Didaktische Grundsatze der Klavierliedanalyse in der gymnasialen Oberstufe S 6 zitiert nach Diether Krywalski Handlexikon zur Literaturwissenschaft Bd 2 Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 1978 ISBN 3499162229 S 430 Pilger auf Erden bei der Deutschen Nationalbibliothek www musikmph de Memento vom 31 Januar 2015 im Internet Archive death speaks Text by David Lang Abgerufen am 18 September 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Tod und das Madchen Lied amp oldid 236207992