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Der sogenannte Dekalog Hirtenbrief den die katholische Deutsche Bischofskonferenz am 12 September 1943 in allen katholischen Kirchen verlesen liess war die scharfste gemeinsame Ausserung der Bischofe gegen das nationalsozialistische Regime Er trug den Titel Die Zehn Gebote als Lebensgesetz der Volker Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt 3 Beurteilung 4 Text 5 Weblinks 6 EinzelbelegeVorgeschichte BearbeitenDen Anstoss fur eine gemeinsame Stellungnahme der Bischofskonferenz zu den unverausserlichen Menschenrechten gab im Marz 1943 der Hildesheimer Bischof Joseph Godehard Machens als katholische Zigeunerkinder aus Heimen seiner Diozese abgeholt wurden Der Breslauer Vorsitzende Kardinal Adolf Bertram gab den Impuls weiter an das rheinisch westfalische Kevelaerer Bischofskonveniat und schlug einen Hirtenbrief zu den Zehn Geboten vor Uber den Munsteraner Moraltheologen Peter Tischleder und Dompropst Adolf Donders entstand ein Entwurf den der Kolner Erzbischof Josef Frings in die Bischofskonferenz einbrachte Bischof Preysing sprach in Berlin uber den Entwurf mit Helmuth James Graf von Moltke vom Kreisauer Kreis Bertram lehnte den Entwurf jedoch ab Dieser sei eine Abrechnung mit Regierung und Partei die viel boses Blut verursachen und unserer Kirche nicht nutzen wurde Stattdessen wunschte er ein Hirtenwort das zeitgemass und unpolitisch sein sollte Auf Bitten Bertrams schrieb der ihm gleich gesinnte Regensburger Bischof Michael Buchberger daraufhin einen Gegenentwurf der von der Bischofskonferenz die vom 17 bis 19 August 1943 in Fulda tagte angenommen wurde Darin erklarten die Bischofe u a Wir konnen es uns nicht versagen unserem tiefsten Schmerz und Grauen Ausdruck zu verleihen uber die wahrhaft unmenschlichen Formen in die der Krieg ausgeartet ist Krieg ist der ritterliche Kampf zwischen kampfenden Gegnern aber Massenmorde an unschuldigen Nichtkampfern sogar an Kindern Greisen und Kranken Zerstorung von Gotteshausern von Werken der Kultur und christlichen Liebe die bislang jeder Feind verschont hat das kann nicht mehr als Krieg bezeichnet werden Unrecht bleibt Unrecht auch im Kriege 1 Dieses Hirtenwort wurde am 19 August 1943 veroffentlicht Da Bertram in Fulda fehlte konnte er nicht verhindern dass die Bischofsvollversammlung daruber hinaus auch den von Bertram abgelehnten Entwurf des Dekalog Hirtenbriefs annahm der am 12 September 1943 offentlich verlesen wurde Zuvor hatte auch Papst Pius XII diesem Text mit grosser Genugtuung zugestimmt 2 Inhalt BearbeitenDer Dekalog Hirtenbrief dankte zunachst den tapferen Soldaten an allen Fronten und in den Lazaretten fur den hohen Mut und die immer gleiche Kraft die sie alle aufbringen um uns mit einem starken Wall gegen die Feinde zu umgeben Der toten Helden gedachten die Bischofe mit einem abgewandelten Zitat des katholischen Arbeiterdichters Heinrich Lersch Deutschland muss leben auch wenn wir sterben mussten 3 Danach ging der Hirtenbrief auf den Inhalt der Zehn Gebote ein Zum funften Gebot heisst es Totung ist in sich schlecht auch wenn sie angeblich im Interesse des Gemeinwohls verubt wurde An schuld und wehrlosen Geistesschwachen und kranken an unheilbar Siechen und todlich Verletzten an erblich Belasteten und lebensuntuchtigen Neugeborenen an unschuldigen Geiseln und entwaffneten Kriegs und Strafgefangenen an Menschen fremder Rassen und Abstammung Auch die Obrigkeit kann und darf nur wirklich todeswurdige Verbrechen mit dem Tode bestrafen 4 Abschliessend heisst es Alles was wir mit Berufung auf die zehn Gebote Gottes fordern ist die Wahrung der Gottesrechte und der in ihnen wurzelnden Menschenrechte im offentlichen Leben der Volker Das ist die schlichte Erfullung unserer apostolischen Amtspflicht 5 Beurteilung BearbeitenWie der Historiker Michael Gruttner im Handbuch der deutschen Geschichte schreibt folgte dieser Hirtenbrief der Taktik Bekundungen nationaler Loyalitat mit einer Kritik an der Politik des Regimes zu verknupfen In den kritischen Passagen zum funften Gebot seien die Formulierungen so allgemein gehalten worden dass ein offener Bruch mit dem Regime vermieden wurde 6 Denn die Judenvernichtung wurde nicht direkt angesprochen 7 Ahnlich konstatierte der katholische Historiker Christoph Kosters Der bischofliche Widerspruch gegen die eklatanten Rechtsverletzungen erfolgte nicht durch den Bruch sondern in der Wahrung der Loyalitat gegenuber dem Staat bis zu dessen Untergang 1945 Allerdings legten die Bischofe mit ihrem immer lauter werdenden Protest gegen die Gefahrdungen der christlichen Fundamente des deutschen Staatswesens die innere totalitare Wirklichkeit des NS Regimes frei 8 Weiter schreibt Kosters Aufhalten konnten die Bischofe die Dynamik von Gewalt Kriegsverbrechen und rassenideologisch begrundeter Vernichtung nicht 9 Fur die Historikerin Antonia Leugers liegt das Bemerkenswerte dieses Hirtenbriefes in der Verknupfung der Zehn Gebote mit den Menschenrechten 10 Text BearbeitenKonrad Hofmann Hg Zeugnis und Kampf des Deutschen Episkopats Gemeinsame Hirtenbriefe und Denkschriften Herder Freiburg 1946 S 75 84 Eine andere Fassung in 1943 1945 In Ludwig Volk Hrsg Akten deutscher Bischofe uber die Lage der Lage 1933 bis 1945 Band VI Mainz 1985 S 184 197 Weblinks BearbeitenAls Deutschlands Bischofe die Nazimorde verurteilten Abgerufen am 18 Juli 2021 Einzelbelege Bearbeiten Protokoll der Plenarkonferenz des deutschen Episkopats Fulda 17 19 08 1943 In Ludwig Volk Hrsg Akten deutscher Bischofe Band VI Mainz 1985 S 133 146 182 f Antonia Leugers Positionen der Bischofe zum Nationalsozialismus und zur nationalsozialistischen Staatsautoritat In Rainer Bendel Hrsg Die katholische Schuld Katholizismus im Dritten Reich zwischen Arrangement und Widerstand 2 Auflage LIT Verlag Munster 2004 ISBN 978 3 8258 6334 0 S 132 google com abgerufen am 18 Juli 2021 Zit in Konrad Hofmann Hg Zeugnis und Kampf des Deutschen Episkopats Gemeinsame Hirtenbriefe und Denkschriften Herder Freiburg 1946 S 75 Diese Passage fehlt in der Dokumentation von Ludwig Volk Zit in Konrad Hofmann Hg Zeugnis und Kampf des Deutschen Episkopats Gemeinsame Hirtenbriefe und Denkschriften Herder Freiburg 1946 S 80 Zit in Konrad Hofmann Hg Zeugnis und Kampf des Deutschen Episkopats Gemeinsame Hirtenbriefe und Denkschriften Herder Freiburg 1946 S 83 Michael Gruttner Das Dritte Reich 1933 1939 Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte Band 19 Klett Cotta Stuttgart 2014 S 446 448 Norbert Fasse Katholiken und NS Herrschaft im Munsterland das Amt Velen Ramsdorf 1918 1945 Verlag fur Regionalgeschichte 1996 ISBN 978 3 89534 135 9 google com abgerufen am 18 Juli 2021 Christoph Kosters Die deutschen katholischen Bischofe 1933 1945 In Christoph Kosters Mark Edward Ruff Hrsg Die katholische Kirche im Dritten Reich 2 Auflage Verlag Herder GmbH 2018 ISBN 978 3 451 83700 5 S 90 google de abgerufen am 18 Juli 2021 Christoph Kosters Die deutschen katholischen Bischofe 1933 1945 In Christoph Kosters Mark Edward Ruff Hrsg Die katholische Kirche im Dritten Reich Verlag Herder 2018 ISBN 978 3 451 83700 5 S 89 google de abgerufen am 18 Juli 2021 Antonia Leugers Positionen der Bischofe zum Nationalsozialismus und zur nationalsozialistischen Staatsautoritat In Rainer Bendel Hrsg Die katholische Schuld Katholizismus im Dritten Reich zwischen Arrangement und Widerstand 2 Auflage LIT Verlag Munster 2004 ISBN 978 3 8258 6334 0 S 132 google com abgerufen am 18 Juli 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dekalog Hirtenbrief amp oldid 232647919