www.wikidata.de-de.nina.az
Deckungsfahigkeit ist im Haushaltsrecht offentlicher Haushalte ein Instrument mit dessen Hilfe die sachliche Bindung einzelner Ausgaben an den vorgegebenen Ausgabentitel durchbrochen werden kann um bei einem Haushaltstitel mehr Ausgaben zu leisten als im Haushaltsplan veranschlagt oder zugewiesen wurde was jedoch Einsparungen bei einem oder mehreren anderen Titeln voraussetzt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 2 1 Geborene Deckungsfahigkeit 2 2 Gekorene Deckungsfahigkeit 2 3 Gegenseitige und einseitige Deckungsfahigkeit 3 Unechte Deckungsfahigkeit 4 Folgen 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIm Regelfall sind Ausgaben im Haushaltsplan unter einem Titel veranschlagt sodass durch Zweckbestimmung eine sachliche Bindung an den vorgesehenen Ausgabenzweck hergestellt wird 20 46 BHO 19 GemHKVO Bei der Ausfuhrung des Haushaltsplans ist die Verwaltung an den Bewirtschaftungsgrundsatz gebunden Dadurch sind die tatsachlichen Ausgaben fur genau diesen Zweck auf die Hohe der veranschlagten Mittel begrenzt Dieses Prinzip erweist sich jedoch als starr wenn unerwartet hohere als die veranschlagten Ausgaben fur einen bestimmten Zweck zu leisten sind Das kann insbesondere bei offentlichen Bauinvestitionen der Fall sein wenn ungeplante Kostenerhohungen eintreten Wurde hierbei der Haushaltsgrundsatz der Spezialisierung gelten konnten die hoheren Ausgaben erst im nachsten Haushaltsplan berucksichtigt werden und wurden damit die aktuelle Zahlungsfahigkeit offentlicher Auftraggeber lediglich aus haushaltstechnischen Grunden gefahrden Zu den deckungsfahigen Ausgaben gehoren auch die aus dem Vorjahr ubernommenen Haushaltsreste also nicht zur Auszahlung gelangte Ausgabentitel 1 Arten BearbeitenUm eine allzu starre Haushaltsfuhrung zu vermeiden sieht das Haushaltsrecht als Ausnahmeregelung die Deckungsfahigkeit vor Um Mehrausgaben leisten zu konnen mussen materiell entsprechende Minderausgaben bei anderen Titeln vorhanden sein Formell ist hierzu eine Erlaubnis erforderlich wonach eingesparte Mittel als Mehrausgaben in einem anderen Titel verwendet werden durfen Hierbei wird zwischen der dauerhaften geborenen und der zeitlich beschrankten gekorenen Erlaubnis unterschieden Geborene Deckungsfahigkeit Bearbeiten Die durch Gesetz angeordnete standige Deckungsfahigkeit wird geborene Deckungsfahigkeit genannt und ist in 20 Abs 1 BHO geregelt Da es sich um eine Ausnahmeregelung zum ansonsten haushaltsrechtlich geltenden Prinzip der Spezialisierung handelt ist sie auf die dort genannten Ausgabearten Personalausgaben beschrankt und darf nur im Anwendungsbereich der Bundeshaushaltsordnung und der Landeshaushaltsordnungen genutzt werden Im Gemeinderecht ist fur den Bereich der Verwaltungshaushalte ebenfalls eine geborene Deckungsfahigkeit vorgesehen z B 18 GemHVO Rheinland Pfalz 2 Gekorene Deckungsfahigkeit Bearbeiten Die Moglichkeit der gekorenen Deckungsfahigkeit geht aus 20 Abs 2 BHO hervor Danach mussen die deckungsfahigen Titel fur einen verwandten oder ahnlichen Zweck vorgesehen sein einen verwaltungsmassigen Zusammenhang aufweisen und das Ziel der wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung der Ausgaben zumindest fordern Werden diese Voraussetzungen erfullt kann die Erlaubnis im Rahmen des Haushaltsgesetzes oder Haushaltsplans erteilt werden 3 Die generelle Erlaubnis erfolgt im Haushaltsgesetz wahrend eine auf einen Verwaltungszweig des Bundes der Lander beschrankte Erlaubnis durch Haushaltsvermerk Deckungsvermerk im Haushaltsplan erteilt wird Gegenseitige und einseitige Deckungsfahigkeit Bearbeiten Gegenseitige Deckungsfahigkeit liegt vor wenn Ausgabetitel wechselseitig in Anspruch genommen werden durfen Dadurch sind sie gegenseitig deckungsberechtigt und deckungspflichtig Dazu gehoren nach 19 Abs 1 GemHKVO auch die ubernommenen Haushaltsreste Kommunale Verwaltungshaushalte sind in der Regel gegenseitig deckungsfahig Einseitige Deckungsfahigkeit ist gegeben wenn Mehrausgaben fur einen bestimmten Titel nur durch Minderausgaben aus einem anderen Titel bestritten werden konnen der letzt genannte Titel jedoch umgekehrt nicht flexibel ist Das hat zur Folge dass die deckungspflichtige Haushaltsposition nicht auch deckungsberechtigt ist Unechte Deckungsfahigkeit BearbeitenDie bisher beschriebene Deckungsfahigkeit erstreckt sich nur auf die Ausgabenseite eines Haushaltsplanes und wird daher auch als echte Deckungsfahigkeit bezeichnet Von unechter Deckungsfahigkeit wird gesprochen wenn Einnahmen oder Mehreinnahmen zur Verstarkung bzw Deckung der Ausgaben herangezogen werden sollen Umgekehrt vermindern zweckgebundene Mindereinnahmen die entsprechenden Ausgabenansatze Folgen BearbeitenDamit dient die Deckungsfahigkeit dazu die auch bei sorgfaltigster Schatzung der Haushaltsansatze auftretenden Abweichungen auszugleichen 4 Sie ermoglicht die so genannte flexible Haushaltsfuhrung sowohl in der Kameralistik als auch in der Doppik wodurch Ausgaben der deckungsberechtigten Haushaltsstellen solange bestritten werden konnen bis keine Mittel mehr verfugbar sind Durch die Nutzung der Deckungsfahigkeit darf das geplante Haushaltsergebnis nicht gefahrdet werden 17 Abs 3 GemHKVO Die Bestimmung der Deckungsfahigkeit ist ein haushaltsplanerischer Vorgang und bedarf nach Kommunalrecht meist der Beschlusspflicht durch den Gemeinderat z B 76 Abs 2 41 Abs 2 Nr 3 Sachsische GemO Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Rose Kommunale Finanzwirtschaft Niedersachsen 2009 S 201 18 GemHVO Rheinland Pfalz Herbert Wiesner Antonius Vestermeier Das staatliche Haushalts und Rechnungswesen 2007 S 60 ff Joachim Rose Kommunale Finanzwirtschaft Niedersachsen 2009 S 204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deckungsfahigkeit amp oldid 214350210