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Als Deacon Verfahren wird die Herstellung von Chlor durch Oxidation von Chlorwasserstoff mit Sauerstoff bezeichnet Das Verfahren wurde vom englischen Chemiker Henry Deacon 1822 1876 im Jahre 1868 zum Patent angemeldet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemie 3 Technische Umsetzung 4 Technische Weiterentwicklungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVor allem das 1792 eingefuhrte Leblanc Verfahren zur Soda Herstellung und die nachfolgende starke Entwicklung der chemischen Industrie fuhrte zu massivem Anfall von Chlorwasserstoff der entweder direkt in die Luft oder in Wasser gelost als Salzsaure in das Abwasser abgegeben wurde In den sechziger Jahren des 18 Jahrhunderts traten daher mehrere Gesetze in Kraft in denen die ungezielte Abgabe von Chlorwasserstoffgas bzw Salzsaure stark eingeschrankt wurde Henry Deacon gelang mit seiner Erfindung ein Durchbruch in doppeltem Sinne zum einen wurde das Umweltproblem mit Chlorwasserstoff gelost und zum anderen wurde ein wertvoller Stoff gewonnen der sich beispielsweise als Chlorkalk gut verkaufen liess Chemie BearbeitenDas klassische einstufige Deacon Verfahren ist die Umsetzung von HCl Gas mit Sauerstoff Luft oder reiner Sauerstoff entsprechend folgender Reaktionsgleichung 1 4 H C l O 2 450 C K a t 2 C l 2 2 H 2 O displaystyle mathrm 4 HCl O 2 overrightarrow 450 circ mathrm C Kat 2 Cl 2 2 H 2 O nbsp Die Reaktion ist exotherm mit einer Reaktionsenthalpie von 114 8 kJ mol und ist eine Gleichgewichtsreaktion d h die Umsetzung verlauft nicht vollstandig Die Umsetzung erfolgt bei Temperaturen von ca 400 450 C an festen heterogenen Katalysatoren auf der Basis von CuCl2 bzw CuSO4 Im folgenden Bild ist der Gleichgewichtsumsatz von 4 Mol HCl mit einem Mol O2 in Abhangigkeit von der Temperatur dargestellt bei Normaldruck nbsp Zur Erzielung eines hohen Umsatzes an Chlorwasserstoff ware eine niedrigere Reaktionstemperatur gunstiger jedoch ist hier bei den verwendeten Katalysatoren auf Basis von Kupfer die Reaktionsgeschwindigkeit zu gering Der Gleichgewichtsumsatz an HCl lasst sich noch durch Druckerhohung und Erhohung des Sauerstoff Uberschusses erhohen ein vollstandiger oder nahezu vollstandiger Umsatz wird bei 400 450 C Reaktionstemperatur aber dadurch nicht erreicht Technische Umsetzung BearbeitenDie chemische Reaktion erscheint einfach jedoch ist die technische Realisierung mit derart massiven Problemen verbunden dass sich dieser Prozess bis heute nicht grosstechnisch zur Chlorproduktion bzw zur Recycling von Chlorwasserstoff durchsetzen konnte Als technische Probleme treten vor allem Korrosion und die Handhabung des Katalysators in einem Reaktor auf Korrosion tritt vor allem bei der Abkuhlung des aus dem Reaktor austretenden Gasgemisches HCl O2 Cl2 H2O an metallischen Oberflachen auf Der Katalysator auf Basis Kupfer wird wahrend der Reaktion intermediar auch zu CuCl CuO und CuO2 umgewandelt bzw steht mit diesen Verbindungen in einem Gleichgewicht Speziell CuCl mit seinem niedrigen Schmelzpunkt von ca 430 C und seiner Eigenschaft zur Sublimation d h zum Verdampfen aus der festen Phase sorgt zum Verkleben des Katalysators im Reaktor und zum Austrag des Katalysators mit den Reaktionsgasen aus dem Reaktor Formal kann man die einstufige Reaktion in zwei Teilstufen trennen bei dem zunachst CuO mit HCl zu CuCl2 und Wasser umgesetzt wird welches anschliessend in einer zweiten Reaktion zu Chlor und CuO oxidiert wird C u O 2 H C l C u C l 2 H 2 O displaystyle mathrm CuO 2 HCl longrightarrow CuCl 2 H 2 O nbsp 2 C u C l 2 O 2 2 C u O 2 C l 2 displaystyle mathrm 2 CuCl 2 O 2 longrightarrow 2 CuO 2 Cl 2 nbsp Diese Trennung der Reaktion ermoglichte es das technische Verfahren in zwei getrennten Reaktoren durchzufuhren wobei man die Reaktionstemperaturen nun fur jede Einzelreaktion optimal wahlen kann Auch ist diese zweistufige Reaktion keine Gleichgewichtsreaktion mehr so dass die Problematik der Gastrennung der Produktgase und der Korrosion bei der Produktaufarbeitung reduziert wird Theoretisch arbeitet der erste Reaktor nur mit den Gasen HCl und H2O in der Reaktion der zweite nur mit O2 bzw Luft und Chlor Jedoch ist auch hiermit kein technischer Durchbruch erzielt worden da der mechanische Transport des Katalysators von einem Reaktor in einen anderen und wieder zuruck alles andere als trivial ist Auch lassen sich die Reaktionen nicht vollstandig voneinander trennen so dass die eigentlichen Probleme zwar reduziert aber nicht vollstandig behoben wurden Technische Weiterentwicklungen BearbeitenIn der Folgezeit bis in die jungste Vergangenheit wurden Forschungen zu diesem Verfahren durchgefuhrt sowohl zur Entwicklung von verbesserten Katalysatorsystemen als auch zur besseren technischen Realisierung Daraus entstanden mehrere Varianten bzw Weiterentwicklungen des Deacon Verfahrens welche teilweise grosstechnisch realisiert wurden Shell Chlor Verfahren der Fa Shell MT Chlor Verfahren der Mitsui Toatsu Chemicals heute Mitsui Chemicals Japan KEL Chlor Verfahren der M W Kellogg und DuPont 2 Carrier Catalyst Process der USC University of Southern California Sumitomo Chlor Verfahren der Sumitomo Chemicals Japan Literatur BearbeitenHenry Deacon XXIX On Deacon s method of obtaining chlorine as illustrating some principles of chemical dynamics In J Chem Soc Band 25 1872 S 725 767 doi 10 1039 JS8722500725 Robert Hasenclever Ueber Chlorbereitung nach Deacon In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 9 Nr 2 1876 S 1070 1073 doi 10 1002 cber 18760090211 Patent US85370 Manufacture of Chlorine Veroffentlicht am 29 Dezember 1868 Erfinder Henry Deacon Patent US165802 Improvement in manufacture of chlorine Veroffentlicht am 20 Juli 1875 Erfinder Henry Deacon Einzelnachweise Bearbeiten Erwin Riedel Christoph Janiak Anorganische Chemie 9 Auflage de Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 035528 4 S 429 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Armin Muller Karl Heinz Buchel Peter Frohlich Martin Bertau Michael Katzberg Dietmar Werner Hans Heinrich Moretto Industrielle Anorganische Chemie 4 Auflage Wiley VCH Weinheim 2013 ISBN 978 3 527 64958 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deacon Verfahren amp oldid 217730031