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Mit Datenmodellierung bezeichnet man in der Informatik Verfahren zur formalen Abbildung der in einem definierten Kontext relevanten Objekte mittels ihrer Attribute und Beziehungen Hauptziel ist die eindeutige Definition und Spezifikation der in einem Informationssystem zu verwaltenden Objekte ihrer fur die Informationszwecke erforderlichen Attribute und der Zusammenhange zwischen den Informationsobjekten um so einen Uberblick uber die Datensicht des Informationssystems erhalten zu konnen Anm 1 Ergebnis sind hierbei Datenmodelle die mehrere Modellierungsstufen durchlaufend letztlich zu einsatzfahigen Datenbanken bzw Datenbestanden fuhren Datenmodelle haben eine in der Regel wesentlich langere Lebensdauer als Funktionen und Prozesse und somit Software Es gilt Data is stable functions are not Daten sind stabil Funktionen sind es nicht Datenmodellierung kann auch ausserhalb von Projekten zur Anwendungsentwicklung betrieben werden um bestimmte Sachverhalte darzustellen Zum Beispiel konnen damit Daten oder andere Gegebenheiten eines bestimmten Unternehmensbereichs einer Abteilung eines Geschaftsprozesses bis hin zum gesamten Unternehmen aufgenommen und mit ihren Zusammenhangen dokumentiert werden Auch lassen sich mit solchen Massnahmen einheitliche Begriffe festlegen Inhaltsverzeichnis 1 Verfahren 2 Methoden 3 Unterstutzung durch Software Werkzeuge 4 Beispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenVerfahren BearbeitenDie Datenmodellierung als wesentliche Teildisziplin der Softwareentwicklung verlauft uber unterschiedliche Projektphasen Die Aktivitaten sind prozessual angelegt d h es gibt jeweils Ziele Zwecke Tatigkeiten und Ergebnisse die aufeinander aufbauend uber Zwischen zu letztlich finalen Ergebnissen fuhren Angelehnt an die ANSI SPARC Architektur entstehen dabei auf bestimmte Meilensteine im Projekt bezogen im Wesentlichen die folgenden Modell Varianten nbsp Vom fachlichen Entwurf zur DatenbankKonzeptuelles Datenbankschema Ausgehend von der Betrachtung eines Ausschnitts der realen Welt werden die relevanten Objekte mit allen relevanten Eigenschaften und die relevanten Beziehungen zwischen ihnen erhoben analysiert sowie grafisch und textuell formuliert Grundlage dazu sind Vorgaben oder Aussagen zur gegebenen Aufgabenstellung Kontext die bei Bedarf durch Erorterung mit den Auftraggebern prazisiert werden Logisches Datenbankschema Das konzeptuelle Datenbankschema wird auf ein logisches Datenbankschema abgebildet Dabei wird das Modell um datentechnische Angaben erweitert z B Feldformate identifizierende Suchbegriffe Das logische Datenbankschema gehorcht den Regeln einer durch das zu verwendende DBMS gegebenen Struktur z B dem relationalen Datenmodell bei dem alle Daten in Tabellen abgelegt werden Physisches Datenbankschema Zur Umsetzung des Datenmodells mit einem bestimmten Datenbanksystem DBMS mussen zur Datenbankgenerierung alle Angaben in der Syntax des DBMS formuliert werden Zum Teil ist dies unter Einsatz von Generatoren automatisch oder halbautomatisch moglich Mit diesen drei Modellebenen und dem Vorgehen dazu wird lediglich ein grundsatzlicher Ansatz skizziert Im Detail werden dieses Vorgehen die Zwischen Ergebnisse und auch die Bezeichnungen der Modelle von den haufig unternehmensspezifisch verwendeten Vorgehensmodellen und von der benutzten Modellierungsmethodik und Software bestimmt Beispiele Bei Verwendung des spateren DBMS als Modellierungswerkzeug sind die Modellgrenzen fliessend die Modelle entwickeln sich sukzessive bis zur fertigen Datenbank Fur nicht unter einem DBMS zu fuhrende Datenbestande wird quasi als Datenbankschema Ersatz lediglich eine Copystrecke erstellt mit der die Datenstrukturdefinitionen in Programmen eingebunden und somit verwendet werden konnen In der Datenmodellierung werden im Allgemeinen nur Daten einbezogen die zum fachlich inhaltlichen Zweck der Systeme gehoren nicht jedoch jene die im engeren Sinn zur Software zahlen z B Konfigurationsdaten Parameterdaten Letztere werden als Voraussetzung fur den technischen Betrieb direkt in jeweils geeigneten Datenhaltungsformen installiert Tatigkeiten je Datenmodellstufe Beispiele Zur Erlauterung der Vorgehensweise bei der Datenmodellierung sind nachfolgend beispielhaft einige Tatigkeiten genannt die im Rahmen der jeweiligen Stufe Schwerpunkte sein konnen Die Beispiele sind auf das Modellieren mit der Entity Relationship Methode und die Verwendung relationaler Datenbanken abgestellt Zum konzeptuellen Datenbankschema Identifizieren des relevanten Informationsbedarfs Attribute Dabei Identifizieren von Entitatstypen und Beziehungstypen Zuordnen der Attribute zu Entitatstypen Festlegen moglicher Attributwerte Vorschlage fur identifizierende Attribute Bestimmen der Beziehungskardinalitat Fachliches Beschreiben der Entitats und Beziehungstypen und der AttributeZum logischen Datenbankschema Methodisches Uberprufen der fachlich modellierten Ansatze z B durch Normalisierung Dabei Bilden neuer Entitatstypen z B durch Spezialisierung Generalisierung Entscheidung Mit welchem n Datenhaltungssystem en DBMS andere sollen die Daten verwaltet werden Uberfuhren des ER Modells in ein Relationenmodell Festlegen der identifizierenden Schlussel Festlegungen zur technischen Umsetzung von Beziehungen Fremdschlussel Beziehungstabellen Festlegen erweiterter Moglichkeiten fur Direktzugriffe Sekundarschlussel Festlegungen zur referentiellen Integritat Erweitern des Datenbankmodells im Zusammenhang mit Historien und Versionsfuhrung Mandantenfahigkeit etc Erganzen des Modells um Lookup Tabellen Parametertabellen etc Zum physischen Datenbankschema Optimierungsmoglichkeiten fur Datenzugriffe z B durch Index Definitionen einstellen Formulieren der Scripte Kommandos zum Einrichten und Konfigurieren der Datenbank in der Syntax des DBMS Festlegungen zur DatensicherungMethoden BearbeitenEs gibt u a die folgenden Datenmodellierungsmethoden die teils miteinander kombiniert werden Bottom Up Sammlung von Einzelattributen Erkennen von potentiellen Schlusseln Gruppieren zu Objekttypen Bilden von Beziehungen Sonderform Synthesealgorithmus Top Down Erkennen von Objekttypen Bilden von Beziehungen Erkennen von Elementarattributen Verallgemeinerung und Spezialisierung von Objekttypen im Sinne der Vererbung Re Engineering existierender Schemata Aufstellen von Tabellen als Relationenmodell und Normalisierung Analyse existierender Listen Ausgaben Auswertungen etc Das Ergebnis der Datenmodellierung sind Datenmodelle die etwa in Form des Entity Relationship Modells ERM vorliegen und letztlich einsatzfahige Datenbanken Ein ERM besteht aus einem Entity Relationship Diagramm ERD zum Beispiel gemass UML oder IDEF1X und einer textuellen Beschreibung des Modells und seiner Komponenten Entwurfsmuster Wie in anderen Entwurfsprozessen der Informatik spielen auch in der Datenmodellierung Entwurfsmuster eine grosse Rolle die zu einer Reihe von Fachgebieten vorliegen Dazu gehoren etwa Historisierung Mehrsprachigkeit Mandantenfahigkeit aber auch Teilmodelle wie Adressen Organisationsstrukturen Rollen und Rechtestrukturen etc Auch vorgefertigte ganze Datenmodelle etwa fur den Finanzbereich konnen als Entwurfsquelle dienen Die am weitesten verbreiteten Muster sind bei Fowler 1 Hay 2 und Silverston 3 aufgefuhrt Metamodellierung Ein wichtiges Gebiet fur den Einsatz von Entwurfsmustern ist die Metamodellierung Moriarty nennt diese Modellierung dynamic modelling Bei einem Metamodell bildet im Gegensatz zum konkreten Datenmodell auch der Dateninhalt einen relevanten Teil des Datenmodells Unterschiedliche Begriffe fur ahnliche Sachverhalte Im praktischen Einsatz der Datenmodellierung werden nicht immer einheitliche Begriffe verwendet Zum Teil ist dies methodenbezogen begrundet zum Teil in den jeweiligen Organisationen historisch gewachsen und nicht immer methodisch korrekt zum Teil werden Begriffe aus unterschiedlichen Modellierungsstufen vermischt Beispiele dafur sind fur Modellgrafiken ER Diagramm Klassendiagramm Datenmodell Informationsstruktur Informationslandkarte fur Entitaten Entity Objekt Informationsobjekt Klasse Tabelle Zeile fur Beziehungen Relation Fremdschlussel fur Attributswerte Eigenschaft Feld Datenfeld Attribut Spalte Wie daraus ersichtlich ist werden z T statt Typbegriffen Entitatstyp die Instanzenbegriffe Entitat Beziehung verwendet oder schon die Begriffe aus der Datenbankimplementierung Tabelle benutzt Abweichende Begriffe werden auch verwendet wenn Beteiligte aus unterschiedlichen Unternehmen oder aus unterschiedlichen Abteilungen Fachabteilung Programmierung kommunizieren Im Interesse einer effizienten Kommunikation und zur Vermeidung von Missverstandnissen sollte auf die Verwendung korrekter und einheitlicher Begriffe hingewirkt werden Unterstutzung durch Software Werkzeuge BearbeitenWie alle Prozesse zur Softwareentwicklung wird auch die Datenmodellierung unter Nutzung bestimmter Werkzeuge durchgefuhrt In der Projektpraxis sind diesbezuglich sehr unterschiedliche Ansatze zu beobachten die in den folgenden Beispielen skizziert werden Lediglich Standardsoftware fur Grafiken fur ERDs und zur Textverarbeitung fur die Beschreibung von Komponenten wird benutzt Praktisch wird nur Freitext erfasst evtl durch Musterformulare gestutzt Qualitatssicherung kaum automatisierbar keine Ausrichtung auf die spezielle Aufgabenstellung nicht zu empfehlen Einfache Spezialanwendungen in denen Grafiksymbole und die Beschreibungen im Zusammenhang stehen Beispiel Doppelklick auf Entitat offnet deren Beschreibung Bezeichnungen sind in Grafiken und Texten identisch auf fremde Begriffe kann per Link verwiesen werden Die Anwendung hat ein Metamodell in dem festgelegt ist welche Informationsdetails erfasst werden konnen mussen Das Werkzeug pruft die moglichen Eingaben und bestimmte Zusammenhange Z B Einer Entitat konnen nur existierende Attribute zugeordnet werden Data Dictionary Die erarbeiteten Komponenten werden als Datenobjekte gefuhrt und sind in mehreren Projekten verwendbar Je Projekt werden nur Ausschnitte referenziert Erweiterungen Anderungen Loschungen sind projektbezogen moglich etc Weitere Leistungsbestandteile von DM Werkzeugen beispielhaft aufgefuhrt konnen sein Versionenkonzept Dokumentations und Auswertungsfunktionen Mehrbenutzer und Mehrprojektfahigkeit Mandantenfahigkeit Berechtigungs und Sicherheitskonzept Als besonders hoch integriert konnen die folgenden Beispiele gelten Universelles Spezifikationswerkzeug Die fur die Daten modellierten Modellinhalte werden auch von den Werkzeugen benutzt referenziert mit denen funktionale Spezifikationen erstellt werden Die Datenkonstrukte sind darin etwa uber einen Verwendungsnachweis abrufbar Feld XYZ tritt auf in Formel ABC Auswertung CDE Aktives Datadictionary Die Modellinhalte werden nicht nur im Projekt sondern auch in der fertigen Anwendung benutzt z B zur Anzeige von Feldnamen Durchfuhrung von Plausibilitatsprufungen Der Integrationsgrad der Werkzeuge kann also sehr unterschiedlich sein Er bestimmt massgeblich die Qualitat der Modellierungsprozesse besonders ihre Effizienz Beispiele Bearbeiten nbsp Grafik 1 Semantisches Modell ERD einer Auftragsverwaltung nbsp Grafik 2 Datenbankschema fur dieselbe AnwendungBeispiele fur Datenmodelle sind etwa Produkt Kunde Auftrag und Rechnung als Objekttypen Entitatstypen in einem zu erstellenden oder zu beschaffenden Auftragsabwicklungssystem eines mittelstandischen Handelsunternehmens aus der Sicht des Vertriebs Das Modell dieses Realitatsausschnittes kann dazu dienen die Spezifikation der funktionellen Anforderungen an das System vorzunehmen Das Metamodell des in einem Forschungsbereich verwendeten Thesaurus also die spezifische Terminologie mit ihren Synonyma und Unter und Oberbegriffen sowie verwandten Begriffen als Nachschlagewerk fur die in diesem Bereich arbeitenden Forscher Fur die Darstellung des resultierenden Datenmodells kann zum Beispiel eine Topic Map verwendet werden Das Metamodell fur diesen Thesaurus kann dazu dienen eine Datenbank ggf inkl IT Anwendung fur die Erfassung der genannten Begriffe zu schaffen Das semantische Datenmodell fur eine Projektmanagement Anwendung zur Auftragsverwaltung wie in der Grafik 1 dargestellt Das Datenbankschema als Grafik aus dem Implementierungswerkzeug MS Access fur dieselbe Projektmanagement Anwendung Grafik 2 mit implementierungstechnischen Erweiterungen bzw Abweichungen vom semantischen Modell Ein Datenbankmodell als Zwischenstufe wurde hier nicht getrennt erstellt Es wird deutlich dass die Relevanz des Realitatsausschnittes durch den jeweiligen Kontext und den spezifischen Zweck bestimmt wird Siehe auch BearbeitenModellierung Objektorientierte Modellierung Datenmanagement Data Dictionary Metadaten Liste von Datenmodellierungswerkzeugen Computer aided software engineering Object Role Modeling Entity Relationship ModellLiteratur BearbeitenOtto K Ferstl Elmar J Sinz Grundlagen der Wirtschaftsinformatik 5 Auflage Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 3 486 57942 8 Andreas Gadatsch Datenmodellierung fur Einsteiger Einfuhrung in die Entity Relationship Modellierung und das Relationenmodell Springer Vieweg Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 658 19068 2 Graeme C Simsion Data Modeling Essentials Morgan Kaufmann Scottsdale 2005 ISBN 0 12 644551 6 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Fowler Analysis Patterns ISBN 0 201 89542 0 David Hay Data Model Patterns ISBN 0 932633 29 3 Len Silverston The Data Model Resource Book ISBN 0 471 38023 7Anmerkungen Bearbeiten Vgl Ferstl Sinz 2006 S 131 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Datenmodellierung amp oldid 224535906