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Dammerattacke ist eine klinische Bezeichnung fur Zustande kurzfristiger Bewusstseinsveranderungen Im Gegensatz zu den zeitlich weit unscharfer begrenzten Dammerzustanden dauert dieser paroxysmale Zustand je nach Autor ca 30 Sekunden bis zu 2 Minuten bzw er wird allgemeiner mit einer Dauer von Sekunden bis Minuten angegeben 1 2 Er kann allmahlich oder plotzlich abklingen Dammerattacken konnen in einen postparoxysmalen Dammerzustand ubergehen Sie konnen sogar als Aura eines Grand mal Anfalls auftreten Nach der Definition von Meyer Mickeleit 1950 1953 handelt es sich bei den Dammerattacken um kurze anfallsartige Bewusstseinsveranderungen die meist von motorischen Automatismen vegetativen Symptomen sinnlosem Handeln und Sprechen begleitet sind Sie gehen haufiger als andere Anfallsformen mit Halluzinationen und sonstigen abnormen Erlebnissen einher 3 4 Diese Definition umfasst nicht nur eine grosse Variationsbreite klinischer Verlaufsformen aus ihr ergibt sich auch eine Vielzahl synonymer Benennungen wie etwa psychomotorische Anfalle als Kombination von multipler motorischer und psychopathologischer Symptomatik Die ebenfalls synonym gebrauchte Bezeichnung einer Temporallappenepilepsie kann jedoch nicht als vollig ubereinstimmender Terminus verstanden werden Sie stellt lediglich eine sinnverwandte Bezeichnung dar wie aus folgenden klinisch topischen Gesichtspunkten hervorgeht 1 Topistische Hirnforschung BearbeitenMan hat versucht topische Wechselbeziehungen aufzustellen zwischen bestimmten Formen von Dammerattacken und einem gleichbleibenden pathologisch anatomischen Substrat innerhalb des Gehirns Damit ware eine lokalisatorische fokale Systematik der Epilepsien auf die Dammerattacken anwendbar ahnlich wie etwa bei den Jackson Anfallen Mit gewisser Haufigkeit wurde eine Beziehung herausgestellt zwischen Temporallappen und psychomotorischer Symptomatik Es ist daher auch von eigentlichen Dammerattacken gesprochen worden Allerdings entspricht nicht jeder psychomotorische Anfall einer Temporallappenepilepsie 1 Je nach Autor lasst sich in 30 50 der Falle kein Herd im Schlafenlappen feststellen Insbesondere psychomotorische Anfalle im Kindesalter sind nicht immer auf einen Herd im Schlafenlappen zuruckzufuhren 5 6 7 8 Andererseits mussen nicht alle im EEG innerhalb des Schlafenlappens nachweisbaren Herde mit psychomotorischen Anfallen einhergehen 1 8 Auch andere Hirnstrukturen wie das limbische System nehmen bei den Dammerattacken ebenfalls eine zentrale Stellung ein 1 Insbesondere das Ammonshorn ist der am meisten krampfbereite Anteil des gesamten Gehirns Bereits kleine Tumoren entzundliche Herde oder Narben in der topischen Nachbarschaft des Ammonshorns die dieses selbst nicht zerstoren haben haufig Dammerattacken zur Folge 9 Zur Schadigung des Ammonshorns Ammonshornsklerose soll es unter der Geburt kommen durch Einklemmung in den Tentoriumschlitz 1 Bereits 1889 hatte John Hughlings Jackson 1835 1911 erkannt dass sich psychomotorische Anfalle vom basalen Temporallappen ausbreiten und diese als uncinate fits Uncinatus Anfalle bezeichnet siehe Uncus gyri parahippocampalis 8 Hallen hat 1957 diese topische Bestimmung weiter klinisch untergliedert 10 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Gustav Bodechtel Differentialdiagnose neurologischer Krankheitsbilder Georg Thieme Stuttgart 31974 ISBN 3 13 309103 4 S 1022 1026 Uwe Henrik Peters Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie Urban amp Schwarzenberg Munchen 31984 S 33 zu Wb Lemma Anfall psychomotorischer R W Meyer Mickeleit Uber die sogenannten psychomotorischen Anfalle die Dammerattacken der Epileptiker Arch Psychiatr 184 1950 271 272 R W Meyer Mickeleit Die Dammerattacken als charakteristischer Anfallstyp der temporalen Epilepsie Psychomotorische Anfalle Aquivalente Automatismen Nervenarzt 24 1953 331 346 E Ketz Klinische Analyse der psychomotorischen Epilepsie Fortschr Med 86 1968 545 E Ketz D Xanthakos Die Bedeutung epileptischer Anfalle bei Schlafenlappengeschwulsten Zbl ges Neurol Psychiat 192 1969 2 C Bernoulli Psychomotorische Epilepsie Ther Umsch 24 1967 512 521 a b c Hans Gunther Niebeling Einfuhrung in die Elektroenzephalographie Springer Berlin Heidelberg New York 1980 ISBN 3 540 09863 1 a b S 249 c S 241 Peter Duus Neurologisch topische Diagnostik Anatomie Physiologie Klinik Georg Thieme Stuttgart 5 1990 ISBN 3 13 535805 4 S 279 O Hallen Das Oral Petit mal Beschreibung und Zergliederung der als uncinate fit und psychomotor fit bezeichneten Aquivalente Dtsch Z Nervenheilk 171 1954 236 176 1957 321 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dammerattacke amp oldid 190179328