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Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer 30 Marz 1773 in Stargard in Pommern 23 Mai 1838 in Breslau war ein deutscher Jurist und antisemitischer Publizist und Schriftsteller Karl Wilhelm Friedrich Grattenauer ca 1810Karl Wilhelm Friedrich Grattenauer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Antisemitische Publizistik 3 Rezeption 4 Schriften 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGrattenauer war ein Sohn des Stargarder Pfarrers Johann Friedrich Grattenauer 1741 1813 und Neffe des Verlegers Ernst Christoph Grattenauer Er besuchte ab 1788 die Franckeschen Stiftungen in Halle und studierte anschliessend Jura ebenda In diesem Fach wurde er 1797 promoviert Er wirkte zuerst als Oberlandesgerichtsrat in Insterburg dann seit 1797 als Justizcommissarius am Kammergericht und Notar in Berlin Er hielt 1800 auch Vorlesungen uber Wechselrecht Wegen Differenzen mit seinen Kollegen wurde er 1804 entlassen und liess sich danach in Breslau als Rechtsanwalt nieder Ausserdem begann er in Breslau eine rege Publikationstatigkeit Viele seiner Schriften erschienen bei Johann Jakob Korn Grattenauer war mit Anna Philippine Elisabeth Grohmann verheiratet und hatte drei Kinder darunter den Arzt Johann Friedrich Wilhelm Grattenauer 3 August 1799 Berlin Jerusalemgemeinde Antisemitische Publizistik BearbeitenEin 1791 anonym erschienenes Buch gegen die Judenemanzipation Ueber die physische und moralische Verfassung der heutigen Juden wird ihm von neueren Autoren zugeschrieben wahrend es Zeitgenossen nicht unter seinen Werken auffuhrten Grattenauer war bei Erscheinen erst 18 Jahre alt Der Autor dagegen schreibt er habe Teile des Buches bereits 1786 geschrieben und er habe jetzt aufgehort ein offentliches Amt zu bekleiden Er behandelte besonders ihm personlich bekannte Berliner Juden wie Moses Mendelssohn in abfalliger Weise Moses Hirschel schrieb als Erwiderung Apologie der Menschenrechte Zurich 1793 Die Schrift Wider die Juden von 1803 erschien zunachst auch anonym doch bekannte sich Grattenauer spater zu ihr nachdem sein Name bekannt geworden war Sie wurde sechsmal aufgelegt entfachte noch grosseren Skandal als die Schrift von 1791 und veranlasste sogar die Regierung zu Zensurmassnahmen Unter den Gegenschriften war Fur die Juden von Johann Wilhelm Andreas Kosmann und Bellerophon oder Der geschlagene Grattenauer Hamburg 1803 Grattenauers Entlassung aus dem Staatsdienst folgte am 16 Februar 1804 Als Grund werden Unregelmassigkeiten bei der Erhebung von Konkursgeldern angegeben Goedeke Die zweijahrige Festungshaft zu der er verurteilt wurde hat er offenbar nicht angetreten Grattenauer forderte die Juden betreffend entweder Ausweisung oder als fur ihn lediglich zweitbeste Losung Ghettoisierung Juden sprach er grundsatzlich menschliche Qualitaten wie Rechtschaffenheit Ehrlichkeit und Treue ab und verglich sie mit Orang Utans Er machte sich nicht nur unter Juden Feinde in zahlloser Menge So trug er mit Ludwig Devrient eine erbitterte Fehde aus die in den Erinnerungen von Heinrich Anschutz uberliefert wird 1 Nach August Varnhagen ist Grattenauer auch Verfasser der Apologie der Grafin Lichtenau 1808 die sonst Johann Gottlieb Schummel zugeschrieben wird 2 Rezeption BearbeitenIm Nachruf von Ladislaus Tarnowski heisst es Als Schriftsteller war er ungemein regsam lebendig als Kritiker feurig enthusiastisch excentrisch als Mensch originell doch sehr schroff und absprechend Neuer Nekrolog der Deutschen Ph J Kulb hielt seine Schriften uber Wechselrecht und Besatzungsrecht fur nutzlich Ersch Gruber Heute ist sein juristisches Werk vergessen wohingegen er durch seine judenfeindlichen Schriften als prominenter Exponent des Antisemitismus gilt Durch seine in wuste n Pamphlete n vertretene Ablehnung auch getaufter Juden war er der wohl erste rassistisch antisemitische Autor in Deutschland 3 Schriften Bearbeiten nbsp anonym Ueber die Politische Religiose und Moralische Verfassung der Juden 1798 Die Sachsische Landesbibliothek Staats und Universitatsbibliothek Dresden ordnet das Exemplar Julius Friedrich Knuppeln zu Ueber die physische und moralische Verfassung der heutigen Juden 1791 Ueber die Wechselprocura Berlin 1800 Beitrage zur Erlauterung des Wechselrechts 2 Bande Berlin 1802 03 Ueber den Begriff der Suggestiv Fragen Berlin 1803 Wider die Juden Berlin 1803 Erklarung an das Publikum uber meine Schrift Wider die Juden Berlin 1803 Erster Nachtrag zu seiner Erklarung uber seine Schrift Wider die Juden ein Anhang zur 5 Auflage Berlin 1803 Revisionsdeduction in Rechtssachen derjenigen Edelleute welche von Salomon Moses Levy s Witwe und Erben in Anspruch genommen sind Glogau 1804 Abhandlungen und Aufsatze uber verschiedene Gegenstande der Rechtswissenschaft Glogau 1805 Uber den neuesten Standpunkt und das Prinzip der juridischen Lehre vom Ersatz der Kriegsschaden zugleich als Versuch uber die Grundrechte der offentlichen Gesellschaft s l 1806 Uber die Nothwehr ein Beitrag zur wissenschaftlichen Behandlung des Kriminalrechts Breslau 1806 Uber die alteren und neueren Wechselgesetze der Stadt Breslau Breslau 1806 Exner s Tod ein merkwurdiger Kriminalfall rechtmassiger Notwehr Breslau 1806 Uber Neutralitat Erhaltung und Sicherheit der Bader und Heilquellen in Kriegszeiten mit besonderer Beziehung auf Schlesien Breslau 1807 Uber Generatindult und Specialmoratorien Breslau 1807 Frankreichs neue Wechsel Ordnung nach dem beigedruckten Gesetztexte der offiziellen Ausgabe ubersetzt Berlin Leipzig 1808 Nothwendiger Anhang zu der Schrift uber Generalindult und Spezialmoratorien besonders in den preussischen Staaten Breslau 1808 Uber die Sagacitat als herrschendes Princip der Zeit Glogau 1808 Von der Pflicht der Regierung in Ruecksicht auf Schauspiele Breslau 1808 Ordnung fur sammtliche Stadte der Preussischen Monarchie Breslau 1809 Uber die Vergutigung der Kriegsbrandschaden durch Brandversicherungs Gesellschaften Breslau 1809 Uber Generalindult und Spezialmoratorien 2 Auflage Breslau 1809 Repertorium aller die Kriegslasten Kriegsschaden und Kriegseinquartierungen betreffenden neueren Gesetze und Verordnungen nebst vollstandiger Litteratur Breslau 1810 Wochentliche Theaternachrichten oder Breslauer Miscellen Breslau 1810 Fur die Frauen eine Sylvester Abendrede an die Manner 3 Auflage Breslau 1811 Friedenstractat der hohen verbundeten Machte mit Frankreich geschlossen Breslau 1814 deutsch u franzosisch Weimar 1814 Vom Stamme Aaron und dessen angeblichen Vorrechten ein Beytrag zum Judenwesen Jerusalem David 1817 Die Wechselstempel Gesetze in den Preussischen Staaten Breslau 1818 Uber die preussische Realmunze und ihren Zahlwerth im innern Verkehr Breslau 1810 1818 Aphorismen uber Thierqualerei Breslau 1828 Ausserdem zahlreiche Zeitungsbeitrage Quellen BearbeitenAllgemeine Literaturzeitung vom 30 Mai 1794 Rezension 15 Februar 1804 seine Entlassung und vom 9 April 1804 Rezension Goedeke Karl Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen Bd 13 Berlin 1830 2 Aufl 1929 S 227 Graetz Heinrich Geschichte der Juden Band 11 Leipzig 1900 5 Kapitel Die franzosische Revolution und die Emanzipation der Juden S 240 250 4 Note Die Schmahschriftenliteratur gegen Juden und Judentum S 585f Heinrich Anschutz Erinnerungen aus dessen Leben und Wirken Leipzig 1900 Erstdruck Wien Leopold Sommer 1866 bei zeno org Ersch Gruber Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste Hamburger Meusel Das Gelehrte Deutschland Band 13 1808 S 496 Bd 17 S 769 Jacob Katz Fruhantisemitismus in Deutschland Neuer Nekrolog der Deutschen Band 16 2 1838 1840 S 1051 1054 Grattenauer In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 7 Altenburg 1859 S 554 555 zeno org Karl Schlawe Heraldisch verzierte Bildnisse in der Breslauer Stadtbibliothek Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer In Der Deutsche Herold 1905 S 53 232 Werner Bergmann Grattenauer Kontroverse 1803 1805 in Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 4 Ereignisse Dekrete Kontroversen De Gruyter SAUR Berlin Boston 2011 S 153 156 ISBN 978 3 598 24076 8Weblinks BearbeitenArchiv der Franckeschen Stiftungen Halle Schulerverzeichnis Werke von und uber Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Anschutz Erinnerungen aus dessen Leben und Wirken In www Zeno org 1866 abgerufen am 24 Oktober 2023 Eintrag in Varnhagens Exemplar Staatsbibliothek zu Berlin Micha Brumlik Deutscher Geist und Judenhass Luchterhand Literaturverlag Munchen 2000 S 78Normdaten Person GND 117553891 lobid OGND AKS LCCN no2012115986 VIAF 122039794 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grattenauer Carl Wilhelm FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und antisemitischer Publizist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 30 Marz 1773GEBURTSORT Stargard in PommernSTERBEDATUM 23 Mai 1838STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer amp oldid 239309009