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Der Bunkerprozess war die juristische Aufarbeitung eines Bauskandals der Schweizer Armee in der Mitte des 20 Jahrhunderts Bei Schweizer Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg wurden 1946 gravierende Baumangel festgestellt Die dafur verantwortlichen Militars und Baufirmen wurden in einem Prozess der 1950 vor Divisionsgericht stattfand zu milden und meist bedingten Strafen verurteilt Inhaltsverzeichnis 1 Bunkerbauten wahrend des Zweiten Weltkriegs 2 Entdeckung der Baumangel 3 Information der Offentlichkeit 4 Prozess in Bern 5 QuellenBunkerbauten wahrend des Zweiten Weltkriegs BearbeitenZur Verteidigung gegen Nazideutschland und den Faschismus in Italien baute die Schweizer Armee vor und wahrend des Zweiten Weltkriegs unter grossem Zeitdruck unzahlige Bunkeranlagen Liste der Festungen in der Schweiz viele davon in den Alpen dem sogenannten Reduit Entdeckung der Baumangel BearbeitenZu Ubungs und Testzwecken nahm die Schweizer Armee im Herbst 1946 in der Nahe des Stockhorns im Berner Oberland die Bunkeranlagen Widdersgrind Burglen und Morgetenpass unter Beschuss Eingesetzt wurden Geschutze verschiedener Kaliber aber auch 200 Kilogramm Sprengbomben Zum Entsetzen der anwesenden Militars hielt das Artilleriewerk Widdersgrind dem Beschuss nicht stand und lag in Trummern Der vermeintlich so widerstandsfahige Eisenbetonbau wurde durch die Geschosse ganzlich zerstort Das Eidgenossische Militardepartement ordnete umgehend eine Untersuchung an Alle 52 Befestigungswerke im Gebiet der 2 Division wurden uberpruft Die Anlagen waren wahrend der Kriegsjahre in einem Umkreis von 30 Kilometern und in Hohen von bis zu 2000 Metern erstellt worden Die Untersuchungen wurden durch die Eidgenossische Materialprufungs und Forschungsanstalt Empa durchgefuhrt Die Ergebnisse der Untersuchungen und Gesteinsanalysen zeigten Sechs Prozent der Bauten waren wegen minderwertiger Betonqualitat ungenugend zehn Prozent Bunker waren unbrauchbar Beim Bau waren zu wenig Zement und auch ungeeignete Zusatzstoffe verwendet worden Im schlimmsten Fall betrug die Druckfestigkeit des Betons nur 54 statt der geforderten 700 Kilogramm Die ausfuhrenden Bauunternehmer hatten aber hochwertiges Material verrechnet Information der Offentlichkeit BearbeitenDer entdeckte Baupfusch am Reduit konnte bis in den Sommer 1949 geheim gehalten werden Dann tauchten in den Medien erste Spekulationen uber weiche Bunker Riesenbetrugerei im Festungsbau und angeblicher Sabotage der Landesverteidigung auf Das Eidgenossische Militardepartement informierte jedoch wegen der Wahrung militarischer Geheimnisse und der komplexen Tatbestande erst nach Abschluss der Voruntersuchung im Februar 1950 Eine Welle der Emporung ging dann durch das Land Politiker von Links bis Rechts sowie Soldaten und Offiziere forderten Transparenz und eine rigorose Bestrafung der Verantwortlichen Unter dem medialen Druck veroffentlichte der Bundesrat bereits vor Prozessbeginn die Namen der Angeklagten Hochrangigen Offiziere der Genietruppen der 2 Division wurde Pflichtvernachlassigung bei der Erteilung der Auftrage an Baufirmen bei der Kontrolle der Arbeiten und Rechnungen sowie der Abnahme der Bunker vorgeworfen Ausserdem wurden Bauunternehmer beschuldigt die Festungsanlagen liederlich erstellt zu haben Prozess in Bern BearbeitenAm 25 Oktober 1950 begann in Bern vor dem Divisionsgericht der Bunkerprozess Die Richter sollten uber 25 Angeklagte und 200 Tatbestande urteilen 100 Zeugen wurden vorgeladen und die Akten hatten einen Umfang von uber 300 000 Seiten Wahrend des Prozesses wiesen alle Angeschuldigten jegliche Schuld von sich oder konnten sich nicht mehr an Details erinnern Ausserdem verwiesen sie auf die damaligen schwierigen Zeiten Alle Angeklagten wollten stets in guten Treuen gehandelt haben Der Prozess dauerte vier Monate Am Ende blieb von der spektakularen Anklage nicht mehr viel ubrig Keinem der Angeklagten konnte eine absichtliche Schadigung der Armee nachgewiesen werden Die Armee selbst kam nicht gut weg Es zeigte sich dass der Bunkerbau dilettantisch vorangetrieben worden war Offiziere ohne bautechnische Kenntnisse hatten unter Missachtung elementarer Richtlinien die Bauarbeiten geleitet Die Richter verurteilten einen Obersten einen Oberleutnant einen Leutnant sowie sechs Unternehmer zu milden und meist bedingten Strafen Linke Zeitungen witterten eine Klassenjustiz und schrieben von einer Farce Quellen BearbeitenMarc Tribelhorn Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg Pfusch im Reduit In Neue Zurcher Zeitung vom 12 Dezember 2016 J Bachtold Bemerkungen zum Bunkerprozess In Schweizerische Bauzeitung 69 1951 Heft 44 S 614 f doi 10 5169 seals 58951 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bunkerprozess amp oldid 233278223