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Das Brummton Phanomen englisch The Hum oder Taos Hum bezeichnet die aus vielen Gebieten der Welt berichtete wiederholte Wahrnehmung niederfrequenter Tone oder Gerausche durch einzelne Personen bei zunachst nicht erkennbarer Ursache Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Erklarungsmoglichkeiten 3 1 Tinnitus und Ahnlichkeiten mit otoakustischen Emissionen 3 2 Lokal extrem gute Horfahigkeit 3 3 Elektromagnetische Felder 3 4 Gebaudevibrationen verursacht durch Bodenerschutterungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenBeschreibung BearbeitenWesentliches Merkmal des Brummton Phanomens ist das subjektive Wahrnehmen niederfrequenter Tone oder Gerausche die vermeintlich sicher von aussen stammen denen aber keine akustische Ursache zugeordnet werden kann 1 Haufig wird der Brummton beschrieben als ein Gerausch ahnlich einem in der Ferne mit Standgas laufenden LKW Dieselmotor weniger haufig als ein gleichmassiges Brummen wie das einer Trafostation oder eines Zahlerkastens noch seltener als ein Poltern Tuckern oder Drohnen in den Ohren oder im Kopf Wiederholt haben Brummton Betroffene ihre Brummton Wahrnehmungen mit Tongeneratoren nachgestellt Dadurch wurde bekannt dass es keinen einheitlichen Brummton gibt Jeder Betroffene stellte auf meist mehrere unterschiedliche individuelle Frequenzen zwischen ca 30 und 80 Hz ein Der Brummton wird weltweit von mindestens zwei Prozent der Bevolkerung wahrgenommen 2 3 4 Wahrnehmungen eines Brummtons treten haufiger bei Stille und wahrend der Nachtstunden auf Er wird in geschlossenen Raumen meist lauter wahrgenommen als im Freien Etwa die Halfte der Betroffenen nimmt ihn dauernd wahr die andere Halfte nur zeitweise Die Lautstarke wird als schwankend und die Gestalt des Tones als mitunter sprunghaft erlebt Die Mehrzahl der Betroffenen hat den Eindruck dass ein wahrgenommener Brummton Schwebungen mit benachbarten externen Tonen erzeugt und dass er direkt nach mehrstundigen Reisen mehrere Tage nicht wahrgenommen werden kann Uber ein Drittel der Betroffenen berichtet dass der Ton bei bestimmten Kopfbewegungen abrupt aussetzt Jeder Betroffene empfindet einen individuellen Brummton 2 Geschichte BearbeitenDie altesten und haufigsten Berichte uber Brummtone stammen aus Grossbritannien wo erstmals in den 1950er Jahren in den nationalen Medien breit berichtet wurde 1 1989 wurde in der Stadt Taos in New Mexico in den USA erstmals uber das Brummton Phanomen berichtet Aus der Befragung der Einwohner von Taos und Umgebung errechneten Mullins und Kelly dass mindestens 2 der Bewohner einen Brummton wahrnahmen Sie untersuchten in dieser Zeit das Phanomen im Auftrag der Regierung wissenschaftlich mit beachtlichem Aufwand Die Untersuchungen ergaben dass Umweltlarm nicht die Ursache fur den Taos Hum war und dass elektromagnetische Quellen der Umwelt hochstwahrscheinlich ebenfalls nicht verantwortlich waren 3 In Deutschland gab es in der Zeit zwischen 2000 und 2002 gelegentliche Erwahnungen in den Medien Der verstarkte Kontakt von Betroffenen fuhrte zur Grundung der Interessengemeinschaft zur Aufklarung des Brummtons e V IGZAB Sie wurde von 1500 Betroffenen kontaktiert Ein speziell auf die Beobachtungen einzelner Betroffener ausgelegter Fragebogen wurde verschickt und ausgewertet Die Ergebnisse sind veroffentlicht 2 4 5 Nach einer Strafanzeige von 200 Betroffenen gegen Unbekannt wegen Korperverletzung kam es ab 2 Mai 2001 durch das Umweltministerium Baden Wurttemberg zu einer Messung mit Spezialgeraten an 13 Orten bei der keine gemeinsame Ursache gefunden werden konnte 6 Erklarungsmoglichkeiten BearbeitenTinnitus und Ahnlichkeiten mit otoakustischen Emissionen Bearbeiten Jedes Gerausch das ohne eine aussere akustische Ursache wahrgenommen wird ist definitionsgemass Tinnitus Nach dieser Definition ist der Brummton als Tinnitus zu bezeichnen Bereits 1940 unterschied Fowler zwischen dem nicht vibratorischen und vibratorischen Tinnitus Der vibratorische Tinnitus ist mechanischen Ursprungs und wird wie ein externer Ton gehort Nur der vibratorische Tinnitus kann Schwebungen mit externen Tonen eingehen und erzeugt keine bleibenden Schaden im Ohr 7 Die Mehrzahl der Brummton Betroffenen beobachtet Schwebungen zwischen ihrem Brummton und einem benachbarten externen Ton Ist dies der Fall hat der Brummton signifikant haufiger noch zwei weitere Eigenschaften namlich dass er bei der Ruckkehr des Betroffenen von einer Reise erst um Tage verzogert wieder eintritt oder dass er wahrend bestimmter Kopfbewegungen verschwindet 2 Der Brummton hat viele Eigenschaften wie spontane otoakustische Emissionen SOAEs Bei beiden wird beobachtet dass sich deren Frequenzen mit den Jahren erniedrigen sie als ein Van der Pol System angesehen werden konnen welches Schwebungen mit benachbarten externen Tonen erzeugt dass sie in lokalen Spitzen mit extrem verbesserter Horfahigkeit auftreten konnen sie von ca 2 der Bevolkerung als Tinnitus horbar sind dass sie mit einer Dosis von ca 2 4 g Aspirin bereits nach dem ersten Tag beseitigt werden und sie bei bestimmten Kopfbewegungen verschwinden 8 Es ist zu erwarten dass beim Brummton dieselben Strukturen und Prozesse im Innenohr beteiligt sind die auch fur das Auftreten von horbaren SOAEs verantwortlich sind Fur den normalen Horprozess verantwortliche Sinnesorgane scheinen dabei in einem begrenzten Frequenz Bereich nicht optimal abgestimmt zu sein 9 Der Brummton kann ebenso wie horbare SOAEs als vibratorischer Tinnitus bezeichnet werden Bei beiden befinden sich die mechanischen Oszillationen innerhalb der Horbahn Im Gegensatz zu SOAEs ist der Brummton derzeit objektiv nicht messbar Die heute ubliche Einteilung des Tinnitus in subjektiven und objektiven Tinnitus ist zur Einordnung des Brummtons ungeeignet wenn sie von einer Erkrankung ausgeht und mechanische Vibrationen die derzeit objektiv nicht messbar sind nicht berucksichtigt Eine besondere Eigenschaft des Brummtons ist sein vorubergehendes Verschwinden nach Ortsveranderungen Ob dieses Phanomen auch bei SOAEs auftritt ist anzunehmen aber nicht bekannt Denkbare Ursachen fur diese Eigenschaft konnen eine abrupte Anderung des Luftdrucks der Erdanziehungskraft eine anhaltende Einwirkung von Vibrationen oder Larm sein fur die bekannt ist dass sie auf das Innenohr einwirken Andere noch unbekannte Einflusse sind nicht auszuschliessen Lokal extrem gute Horfahigkeit Bearbeiten Haufig liegt im Bereich des Brummtons eine lokal extrem verbesserte Horfahigkeit vor Unter diesen Voraussetzungen konnen Umweltgerausche den Horeindruck des Brummtons erzeugen oder einen vorhandenen Brummton verstarken In diesen Fallen wird der Brummton tatsachlich von externen Tonen erzeugt oder verstarkt 10 Elektromagnetische Felder Bearbeiten Elektromagnetische Felder die von digitalem Mobilfunk DECT Telefonen oder WLAN ausgehen sind nicht die Ursache des Brummtons weil dieser bereits vor deren Erscheinen auftrat In der Nahe von leistungsstarken gepulsten Hochfrequenzstrahlen oder von Radaranlagen treten bei einigen Personen Horeindrucke auf die aber dem Wesen des Brummtons nicht ahneln siehe Frey Effekt Andere Effekte in diesem Zusammenhang konnen jedoch wegen einiger noch ungeklarter Phanomene nicht ausgeschlossen werden Gebaudevibrationen verursacht durch Bodenerschutterungen Bearbeiten Prinzipiell konnen Brummgerausche in Gebauden und Wohnraumen durch leichte Gebaudevibrationen entstehen 11 Die Erschutterungen selbst konnen vom Menschen nur gespurt aber nicht gehort werden Horbar ist aber der sekundare Luftschall der von schwingenden Wanden abgestrahlt wird 12 Das Spektrum des horbaren sekundaren Luftschalls entspricht dem der Vibrationen der Wande Ein Schallspektrum in welchem tiefe Frequenzen stark uberproportional vorhanden sind oder sogar eine einzelne tiefe Frequenz hervorsticht wird vom Menschen als unnaturlich und storend empfunden 13 In Wohnraume ubertragene Umweltgerausche durchlaufen auf ihrem Weg vom Ort ihrer Entstehung Emissionsort hin zum Ort ihrer Wirkung Immissionsort verschiedene physikalische Tiefpassfilter 13 Ein Grund hierfur ist die mit abnehmender Frequenz geringer werdende Dampfung von Gerauschen und Erschutterungen So ist bekannt dass sich eine Erschutterung im Erdboden bei halber Frequenz etwa doppelt so weit ausbreitet bevor eine gleich starke Dampfung des Schallpegels eintritt 12 Dies hat zur Folge dass sich Erschutterungen von ursprunglich rein tieffrequenten Quellen weitgehend ohne wesentliche Abschwachung ubertragen oder sich ein ursprunglich breitbandiges Gerauschspektrum tieffrequent einfarbt 13 Zusatzlich dazu konnen einzelne tieffrequente Anteile des Spektrums durch Raum und Wandresonanzen weiter verstarkt werden 14 Tieffrequente Korperschallquellen sind Baustellen sowie Industrie oder Gewerbeanlagen mit drehenden Maschinen hoher Masse und mit hohem Energieumsatz wie Generatoren Motoren oder Pumpen 15 16 Des Weiteren sind Windkraftanlagen zu nennen die uber ihre Fundamente tieffrequente Bodenerschutterungen verursachen 17 Eine weitere wichtige Quelle ist Strassen und Schienenverkehr Der bei einer Erschutterungsbelastung vorliegende sekundare Luftschall kann auf Basis der TA Larm analysiert werden Haufig sind die Grenzwerte der TA Larm trotz anhaltender Beschwerden eingehalten 13 Es ist jedoch moglich die Sachlage auch auf Grundlage der Erschutterungsleitlinie 18 messtechnisch zu analysieren Die Grenzwerte der hier verwendeten Norm DIN 4150 2 sind so definiert dass sie von vornherein auch die Sekundareffekte berucksichtigen Beispielsweise kann die Beurteilungs Schwingstarke K B F T r displaystyle KB FTr nbsp bereits dann uberschritten sein wenn noch keinerlei taktile Wahrnehmung der eigentlichen Erschutterung wahrnehmbar ist 19 Literatur BearbeitenMilo Sediq Christoph Koschnitzke Das Brummton Phanomen Baden Wurttemberg untersucht ratselhafte Gerausche BIMAX Konigsmoos 2002 ISBN 3 932540 30 1 Zum aktuellen Erkenntnisstand des Brummton Phanomens Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Reg Nr WF VIII G 053 02 27 August 2002Weblinks BearbeitenSeite der ehemaligen Interessengemeinschaft zur Aufklarung des Brummtons Memento vom 24 Oktober 2012 im Internet Archive mit viel Material zum Phanomen originale Seite offline hier verlinkt ins Internet Archive Brummen Munchen Auswertung von Betroffenenangaben PDF 241 kB Initiative Brummfreies Munchen 1 Juni 2006 archiviert vom Original am 28 Februar 2013 abgerufen am 9 Dezember 2012 Roland Benedikter Das Brummton Phanomen Annaherung an ein Ratsel In Marburger Forum Beitrage zur geistigen Situation der Gegenwart Jg 4 2003 Heft 6 philoSOPHIA Landesvereinigung Hessen e V 10 April 2005 archiviert vom Original am 3 September 2013 abgerufen am 9 Dezember 2012 Das Brummtonphanomen Verein zur Erforschung und Verhinderung des Brummtons Koln 25 Januar 2010 abgerufen am 9 Dezember 2012 Furtwangen Ungelostes Ratsel Burgermeister erklart Brummton zur Chefsache In suedkurier de 5 Juni 2014 abgerufen am 2 Januar 2015 Esther Gobel Akustisches Phanomen Das Brummen im Schwarzwald In Suddeutsche de 3 Januar 2015 abgerufen am 3 Januar 2015 The World Hum Map and Database Weltkarte der Brummton Vorkommen mit Datenbank zum Selbsteintrag engl Eckard Blumschein Pravention subjektiver Storgerausche PDF Deutsche Gesellschaft fur Akustik Kai Uwe Bellut Brummton info Informationsseite zum Thema Brummton und Tiefton Tinnitus www Brummton infoFussnoten Bearbeiten a b D Deming The hum An anomalous sound heard around the world In Journal of Scientific Exploration 18 2004 S 571 595 a b c d F Frosch Neue Erkenntnisse zum Brummton In Tinnitus Forum Zeitschrift der Deutschen Tinnitus Liga e V DTL 4 2008 S 42 43 a b J H Mullins J P Kelly The mystery of the Taos hum Memento vom 16 August 2014 im Internet Archive In Echoes 5 1995 S 1 6 a b Manifestations of a low frequency sound of unknown origin perceived worldwide also known as the Hum or the Taos Hum Abgerufen am 30 April 2023 F G Frosch Possible joint involvement of the cochlea and semicircular canals in the perception of low frequency tinnitus also called The Hum or Taos Hum In International Tinnitus Journal 21 2017 S 62 66 Thomas Delekat Das grosse Brummen In welt de 12 Mai 2001 abgerufen am 2 Januar 2015 E P Fowler Head noises Significance measurement and importance in diagnosis and treatment In Archives of Otolaryngology 32 1940 S 903 914 F G Frosch Hum and otoacoustic emissions may arise out of the same mechanisms In Journal of Scientific Exploration 27 2013 S 603 624 M J Penner Audible and annoying spontaneous otoacoustic emissions A case study In Archives of otolaryngology Band 114 Nummer 2 Februar 1988 S 150 153 ISSN 0886 4470 PMID 3337771 S Wilson Mystery of people who hear the hum In New Scientist 13 Dec 1979 84 S 868 870 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Sekundar abgestrahlter Korperschall PDF Schweizerische Gesellschaft fur Akustik 13 Oktober 2018 abgerufen am 13 Oktober 2018 a b M Heckl H A Muller Taschenbuch der Technischen Akustik Springer 1995 a b c d Joachim Feldmann Andre Jakob Tieffrequenter Wohnlarm Ursachen Auswirkungen und Minderungsmoglichkeiten In DAGA 06 Braunschweig 2006 dega akustik de PDF Harvey H Hubbard Noise Induced House Vibrations and Human Perception In Noise Control Engineering Journal 1982 org au PDF Birgitta Berglund Peter Hassmen R F Soames Job Sources and effects of low frequency noise In The Journal of the Acoustical Society of America 1996 researchgate net Mark R Svinkin Soil and Structure Vibrations from Construction and Industrial Sources In Sixth International Conference on Case Histories in Geotechnical Engineering 2008 mst edu Rachel Westwood Seismic monitoring and multiphysics modelling of ground borne vibrations from small wind turbines 2012 researchgate net Landesamt fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen Einwirkungen auf Menschen und Gebaude Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 6 Oktober 2018 abgerufen am 6 Oktober 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch 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