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Brigitte Frauendorf 18 Dezember 1937 in Leipzig 26 Juli 1949 in der Nahe von Kirchgandern war eine von Angehorigen der Grenzpolizei in der Sowjetischen Besatzungszone durch Schusse getotete Schulerin Sowohl 1949 das Buro des damaligen thuringischen Innenministers Willy Gebhardt SED als auch nach der Deutschen Wiedervereinigung die Staatsanwaltschaft Erfurt sahen in dem todlichen Schuss durch den Grenzpolizisten Paul W eine Straftat Trotzdem wurde der Tater nie verurteilt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Umstande der todlichen Schusse 3 Ermittlungen 4 Erinnerung 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBrigitte Frauendorfer wohnte mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zum Zeitpunkt ihres Todes in Leipzig Ihr Stiefvater arbeitete als Elektromechaniker Im Juli 1949 wollte die Familie die Grosseltern von Brigitte in Neu Isenburg besuchen Obwohl der Stiefvater einen Urlaubsschein fur sich sowie eine Aufenthaltserlaubnis in Neu Isenburg fur die ganze Familie hatte entschied er sich die damals noch kaum gesicherte Zonengrenze zwischen der sowjetischen und der amerikanischen Besatzungszone illegal zu uberqueren Er befurchtete keinen Interzonenpass zu erhalten Die Familie war am 25 Juli in Arenshausen nahe der Grenze angekommen wo sie in einem Gasthaus weitere Grenzganger kennenlernte 1 Umstande der todlichen Schusse BearbeitenAm Abend des 25 Juli 1949 brachen gegen 23 00 Uhr ungefahr zehn Personen darunter mehrere Frauen und insgesamt zwei Kinder mit einem ortskundigen Fuhrer auf um die Grenze Richtung Westen zu uberqueren 1 Ab Mitternacht uberwachten zwei Angehorige der Deutschen Grenzpolizei den Grenzbereich auf dem Gebiet des rund einen Kilometer von Arensburg entfernten Kirchgandern Die Grenzpolizisten waren zuvor vor aus dem Gefangnis ausgebrochenen Schwerverbrechern gewarnt worden welche womoglich die Grenze uberqueren wollten 1 Als sie gegen 2 10 Uhr 2 die Gerausche von der Gruppe der Grenzuberquerer aus rund 100 Metern Entfernung horten warteten sie bis diese nur noch ungefahr 10 Meter entfernt waren um sie dann zum Stehenbleiben aufzufordern Diese gehorchten nicht sondern fluchteten zuruck in das Getreidefeld aus dem sie gekommen waren Nachdem sie auf einen Warnschuss nicht reagiert hatten schoss einer der Grenzpolizisten nach eigenen Angaben mehrmals in Richtung der Fluchtenden 1 Von den in Richtung der fluchtenden Menschen abgegebenen Schussen traf einer Brigitte Frauendorf in den Bauch 2 Die Grenzpolizisten schauten danach im Getreidefeld nach den Fluchtenden Sie fanden das verletzte Madchen und seine Eltern Brigitte sagte auf Ansprache ihrer Eltern noch dass sie nicht zu ihnen kommen konne weil sie getroffen worden sei Sie schafften die Familie zur Grenzpolizeistation Kirchgandern Als sie dort eintrafen war das Kind an dem hohen Blutverlust gestorben Die Getotete wurde im Spritzenhaus des Ortes aufgebahrt und noch am selben Tag durch das Amtsgericht Heiligenstadt zur Bestattung freigegeben Ihre Eltern wurden inhaftiert Die anderen Mitglieder der Gruppe waren unerkannt entkommen 1 Ermittlungen BearbeitenDer Todesschutze wurde ebenfalls in Haft genommen aber schon am nachsten Tag gegen 11 50 Uhr wieder entlassen 1 Die Volkspolizei Abteilung Grenzpolizei Weimar sowie die Kreiskriminalpolizeiabteilungen Muhlhausen und Heiligenstadt kamen in ihren Untersuchungsberichten vom 26 beziehungsweise 28 September 1949 zu dem Schluss dass der Todesschutze richtig gehandelt habe und ihm kein Fehlverhalten vorzuwerfen sei Ein Volkspolizei Kommandeur schrieb allerdings am 30 September dass der Todesschutze keineswegs richtig gehandelt habe da sich das getotete Kind zum Zeitpunkt des Schusses nur noch in Richtung seiner Mutter bewegt habe welche selbst schon stehengeblieben war Er beschrieb Paul W als jemand der den denkbar schlechtesten Eindruck macht und nicht das geringste Bedauern uber diesen Vorfall zeigt Rund einen Monat spater schrieb das Buro des damaligen thuringischen Innenministers dass von einigen Angehorigen der Volkspolizei insbesondere dem welcher den fraglichen Schuss abgegeben hat nicht nur leichtfertig sondern straffallig gehandelt wurde Obwohl er diese Stellungnahme in seiner Begrundung erwahnte entschied ein leitender Mitarbeiter der Volkspolizei Weimar am 12 Dezember 1949 abschliessend dass der Todesschutze richtig gehandelt habe und die Eltern die Schuld am Tod des Kindes trugen da sie es der gefahrlichen Situation wahrend des Grenzubertritts ausgesetzt hatten 1 Nach der Wiedervereinigung wurde der Fall wieder neu eroffnet Der Todesschutze Paul W gab diesmal wahrend der Vernehmungen an dass sich der Schuss nur zufallig gelost habe Die Staatsanwaltschaft sah darin nur eine Schutzbehauptung insbesondere weil Paul W dies so erstmals ausserte im Gegensatz zu seinen fruheren Aussagen Das Landgericht Muhlhausen sprach den Todesschutzen frei da nach seiner Auffassung dessen Aussagen nicht widerlegt werden konnten 1 Erinnerung BearbeitenIn einem vom Grenzmuseum Schifflersgrund herausgegebenen Fotobuch ist Brigitte Frauendorf eine Seite gewidmet Dort ist auch der vollstandige Name des Todesschutzen genannt sowie erwahnt dass ihre Eltern zusatzlich zum Verlust ihrer Tochter von der DDR Justiz verurteilt wurden 3 Nils Klinger Absolvent der Kunsthochschule Kassel 4 gewann mit einer Fotodokumentation Demarkation welche verschiedene Fluchtversuche bildlich darstellt 2009 den mit 5000 dotierten Merck Preis der Darmstadter Tage der Fotografie Darin wird auch das Schicksal von Brigitte Frauendorfer behandelt Er schreibt in der Erlauterung zu dem Bild von gezielten Schussen auf das Kind 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Frauendorf Brigitte Forschungsverbund SED Staat der FU Berlin 1 Dezember 2014 abgerufen am 25 Mai 2021 a b Wir machen alles grundlich Der Spiegel vom 24 Juni 1991 Auf der anderen Seite eine Fotogeschichte uber das Grenzgebiet Schifflersgrund auf issuu com abgerufen am 26 Mai 2016 Visuelle Kommunikation Memento des Originals vom 26 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot alumni kunsthochschulekassel de Seite von Nils Klinger auf alumni kunsthochschulekassel de abgerufen am 26 Mai 2016 Nils Klinger gewinnt Merck Preis der Darmstadter Tage der Fotografie Memento vom 26 Mai 2016 im Internet Archive auf bildwerk3 de abgerufen am 26 Mai 2016PersonendatenNAME Frauendorf BrigitteKURZBESCHREIBUNG deutsches Todesopfer der Diktatur in der DDRGEBURTSDATUM 18 Dezember 1937GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 26 Juli 1949STERBEORT bei Kirchgandern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brigitte Frauendorf amp oldid 238385973