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Beim Bressehaus handelt es sich um ein Fachwerkhaus in Standerbauweise das mit Lehmziegeln ausgefacht ist Ein grosses Walmdach schutzt das empfindliche Gemauer vor Regen und Schnee Fast durchweg steht das Haus in Nord Sud Richtung wobei das Dach auf der Nordseite oft tiefer gezogen ist Diese Ausrichtung bietet optimalen Schutz vor der kalten Bise die zudem durch das tiefer gezogene Dach der nordlichen Giebelseite uber das Haus geleitet wird Die Wohnraume befinden sich auf der Sudseite wobei die Hauptfassade gegen die Morgensonne gerichtet ist Ublicherweise hat jeder Raum eine oder zwei Turen nach aussen so dass kein Raum fur Korridore verloren geht Bressehaus Freilichtmuseum in Courtes im franzosischen AinDas weit auskragende Dach wird durch Konsolen oder Pfeiler getragen wobei der untere Teil des Daches mit einem zweiten verkurzten Sparren angehangt ist wodurch ein Knickdach entsteht Das Vordach erlaubt es Gegenstande rings um das Haus am Trockenen zu lagern und insbesondere Maiskolben an den Sparren zum Dorren aufzuhangen Die Landschaft der Bresse wird gepragt von ihren landwirtschaftlichen Gebauden die Dorfer sind oft stark zersiedelt die Bauernhofe befinden sich oft weit vom Dorf entfernt nahe an Gewassern Waldern vorzugsweise auf leichten Erhebungen Bressehaus mit Konsolen die den unteren Teil des Knickdaches stutzenInhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Fachwerk 1 2 Hofformen 1 3 Wohngebaude 1 3 1 Wohnraum 1 3 1 1 Sarazenischer Kamin Cheminee sarrasine 1 3 2 Ofenkammer 1 3 3 Madchenzimmer 1 3 4 Knechtezimmer 1 3 5 Elternzimmer 1 4 Nebengebaude 1 4 1 Stalle 1 4 2 Backhaus 1 4 3 Brunnen 2 Regionale Unterschiede 3 Regionale Besonderheiten 4 Bauablauf 5 Quellen 6 EinzelbelegeMerkmale Bearbeiten nbsp Fachwerk am Bressehaus im 14 und 15 Jahrhundert nbsp Fachwerk am Bressehaus im 19 JahrhundertFachwerk Bearbeiten Wahrend das Fachwerk im 14 und 15 Jahrhundert noch grossflachig und einfach war entwickelten sich im 16 bis 18 Jahrhundert immer kompliziertere Formen um einerseits dem Gebaude mehr Stabilitat zu verleihen andererseits aber auch als optische Gestaltung Besonderer Beliebtheit erfreuten sich gekreuzte Schwertungen die ein Andreaskreuz bildeten Der Fachwerkbau blieb bis etwa Mitte des 19 Jahrhunderts erhalten Darauf setzte ein Wechsel ein indem in der sudlichen Bresse vermehrt Stampflehm verwendet wurde haufig mit verstarkten Ecken indem diese mit Ziegeln oder Steinen gebaut und die Fassadenflachen mit Stampflehm erstellt wurden In der nordlichen Bresse wurde seit dem 19 Jahrhundert im Allgemeinen Backstein verwendet allenfalls Ziegel minderer Qualitat Gleichzeitig verkurzte sich der Walm auf der Giebelseite zum Kruppelwalm oder gar zum einfachen Giebel wobei auf das giebelseitige Vordach fast ganz verzichtet wurde nbsp Fachwerk am Bressehaus im 16 bis 18 JahrhundertHofformen Bearbeiten Es haben sich vor allem zwei Hofformen herausgebildet Einerseits der Eindachhof 1 der quergeteilt ist und bei dem meist die Tenne in der Mitte liegt Mittertennhaus andererseits der Zweiseithof der allenfalls mit weiteren Nebengebauden erganzt wird Die Hauptgebaude stehen ublicherweise in Nord Sud Richtung Haufig bestehen Abweichungen indem sich die Gebaude von Nordosten nach Sudwesten ziehen Beim Bau der Hauser schien man sich nach der Sonne zu richten indem die Morgensonne die Wohnraume zu bescheinen hatte Aufgrund der Tatsache dass die Bautatigkeit vor allem im Winter lag ausserhalb der arbeitsreichen Sommerzeit ergab sich daraus eine Abweichung der Ausrichtung Sehr selten wird eine Ausrichtung von Nordwesten nach Sudosten gefunden 2 Die bauerliche Liegenschaft besteht mindestens aus drei Bereichen Wohngebaude Stalle und Futterspeicher Tenne Backhaus mit Schweine und HuhnerstallDie Gebaude konnen getrennt sein oder Wohnhaus Futterspeicher und Stalle als Langsgebaude hintereinander gestellt Das Wohnhaus befindet sich ublicherweise entlang der Westgrenze des Hofraumes bei Separatgebauden stehen Tenne und Stalle ebenfalls in Langsrichtung entlang der Ostgrenze Im nordostlichen Hofbereich befindet sich ublicherweise das Backhaus mit den Kleintierstallen In der sudostlichen Bresse finden sich vereinzelt Anwesen die in Winkelform gebaut sind nbsp Ferme du Sougey im Departement Ain 3 Wohngebaude Bearbeiten Wohnraum Bearbeiten Der Hauptraum des Wohngebaudes bildete la maison im Suden le hutau im Norden Dieser Teil des Hauses war regelmassig mit rohen oder gebrannten Ziegeln ausgefacht der Boden bestand aus gestampftem Lehm Es war der grosste Raum und diente als Lebensmittelpunkt fur die ganze Familie war beheizt ursprunglich mit einem sarazenischen Kamin cheminee sarrasine spater mit einem offenen Kamin cheminee a hotte Dieser Raum war im Allgemeinen recht gross oft wies der Kamin allein eine Flache von 4 m 4 m auf In den Ecken standen Betten daneben einfache Kasten fur die personlichen Gegenstande Ein langer schmaler Eichentisch stand in der Mitte des Raumes unter der Firstpfette von der die Loffel und Gabeln hingen An der schmalen Wand hinter dem sarazenischen Kamin stand die Sitzbank archebanc die beim Bezug des Hauses feierlich gesegnet wurde Die Fenster waren klein allenfalls wiesen sie holzerne Fensterladen auf seltener waren sie verglast Ein wenig Licht fiel auch durch den sarazenischen Kamin zusammen mit Regen und Schnee Eine Ecke des Raumes war der Kapelle vorbehalten einer Art Hausaltar mit einer einfachen Marienfigur einem Weihwasserbecken einer oder zwei Kerzen Heiligenbildern und patriotischen Drucken Der Hausaltar wurde regelmassig am Vorabend von Kirchweih weiss getuncht nbsp Ferme de la Picardiere in Dampierre en Bresse nbsp Haus mit rechteckigem sarazenischem Kamin in der Form eines ReliquiarsSarazenischer Kamin Cheminee sarrasine Bearbeiten Bei dieser Besonderheit handelte es sich um einen offenen Kamin von ansehnlicher Grosse der in der Mitte der Feuerstelle beheizt wurde Zudem waren die Kamine uber dem Dach mit malerischen Dekorationen versehen Der Wohnraum wurde durch die Firstpfette halbiert der Kamin in die eine Halfte des Raumes platziert Als Rauchfang diente ein riesiger umgekehrter Trichter der an First und Mittelpfette befestigt wurde Er bestand ebenfalls aus einer Holzkonstruktion die mit Lehm gefullt und verschmiert wurde Der Rauchfang begann im Wohnraum setzte sich trichterformig bis zum Dach fort wo er in die malerische Mitra Kaminkonstruktion uberging Der offene Kamin war im Mittelalter und bis Ende 19 Jahrhundert in ganz Europa verbreitet und bietet soweit keine Besonderheit Die Entstehung der Mitra und die Bezeichnung sarazenisch sind jedoch nicht geklart sie ist jedoch lediglich in der Bresse verbreitet Ob diese Bauweise tatsachlich durch die schwadronierenden Sarazenen im 8 12 Jahrhundert in die Bresse gebracht wurde oder ob es sich um ein Bauelement handelt das von den Kreuzzugen mitgebracht wurde ist ungeklart Die Bezeichnung sarazenisch bedeutet nicht christlich und ist gleichzusetzen dem lateinischen barbarus nbsp Konstruktionselemente am BressehausOfenkammer Bearbeiten Neben dem Wohnraum befand sich regelmassig ein zweiter Raum la chambre de poele Dort lebte die Familie im Winter da der Raum durch den benachbarten Kamin zwar beheizt jedoch geschlossen war und selbst keine Kaminoffnung aufwies durch die Kalte eindrang Hatte die Familie Knechte und Magde blieb diesen der Wohnraum als Schlafraum vorbehalten wahrend die Meistersleute in der Ofenkammer schliefen Hatte die Familie keine Angestellten erfolgte oft zweimal im Jahr ein Umzug vom Wohnraum in die Ofenkammer als Winterresidenz und in den Wohnraum als Sommerwohnung Viele einfache Bressehauser verfugten lediglich uber diese beiden Raume Madchenzimmer Bearbeiten Wies das Haus mehrere Raume auf schloss sich der Ofenkammer das Madchenzimmer an Wand an Wand mit den Eltern blieb die Obhut und die elterliche Aufsicht gewahrt zumal das Madchenzimmer oft nur uber das Ofenzimmer zuganglich war und keine eigene Aussentur aufwies Knechtezimmer Bearbeiten Die Knechte und Magde wohnten grundsatzlich im Wohnraum war das Haus jedoch geraumig und die Familie wohlhabend wurde diesen ein Zimmer neben dem Wohnraum zugewiesen gegenuber dem Madchenzimmer Elternzimmer Bearbeiten Im Knechtezimmer allenfalls in einem Annexbau oder eingezwangt zwischen die ubrigen Nutzraume lag das Zimmer der Grosseltern Diese Usanz zeigt wie hoch die Wertschatzung fur die alten nicht mehr arbeitsfahigen Familienangehorigen der einfachen bauerlichen Familie war nbsp Stallgebaude in Sens sur SeilleNebengebaude Bearbeiten Grundsatzlich gehort zum Bressehaus der Ziehbrunnen der je nach Gegebenheiten eine Tiefe von bis zu 25 m erreichen kann Ebenfalls fester Bestandteil des Bressehauses ist das Backhaus Je nach Wohlstand wird das Bressehaus erganzt mit Nebengebauden oder Gebaudeteilen Dazu gehoren Schuppen Huhnerstalle Taubenhauser oder Schaf und Ziegenstalle Stalle Bearbeiten Die Stalle stehen entweder als separates Gebaude parallel zum Wohngebaude etwa 20 bis 30 m entfernt um die Brandgefahr zu mindern Sie sind im Allgemeinen niedrig und konnen Ausfachungen aus lehmverstrichenem Zweiggeflecht aufweisen oder ebenfalls Ausfachungen aus rohen oder gebrannten Lehmziegeln Unter dem grossen Dach wird Heu und Stroh gelagert Im Sudosten der Bresse sind die Stalle oft rechtwinklig an das Wohnhaus angebaut und bilden so einen Winkelbau nbsp Backhaus bei einem Bressehaus in BellevesvreBackhaus Bearbeiten Das Backhaus bildet durchweg ein eigenes Gebaude oft zusammen mit dem Schweine und oder Huhnerstall Dies erlaubt die Zubereitung des Schweinefutters im Backhaus Das Backhaus besteht vor allem in der nordlichen Bresse aus einem Doppelgebaude Einerseits das recht geraumige Backhaus direkt daran angebaut der Ofen in einem etwas niedrigeren Annex Der Kamin ragt zwischen den beiden Gebaudeteilen empor nbsp Backhaus mit Taubenschlag in Bouhans nbsp Ziehbrunnen in Sens sur SeilleBrunnen Bearbeiten Der Brunnen hatte immer eine grosse Bedeutung in der Bresse die uber wenige Quellen und trinkbares Oberflachenwasser verfugt Hingegen findet sich fast uberall Trinkwasser verhaltnismassig dicht unter der Oberflache Der Brunnen war ublicherweise gedeckt allenfalls durch das vorspringende Vordach oder durch eine eigene Dachkonstruktion In der nordlichen Bresse waren ursprunglich lange Balancierstangen mit Gegengewichten ublich heute sind die Brunnen durchweg mit Kurbeln und Ketten versehen nbsp Backofen im BackhausRegionale Unterschiede BearbeitenDurch die historische Teilung der Bresse in die Bresse bourgignonne und die Bresse de l Ain haben sich die Baustile der Bauernhauser verschieden entwickelt Von Cuisery zieht sich die Grenze sudlich von Louhans uber Sagy zum Jura Die Konstruktion der Wande bleibt an und fur sich gleich hingegen zeigen sich Unterschiede in der Dachform In der Bresse bourgignonne sind die Dacher ublicherweise steil und hoch und mit Flachziegeln bedeckt wahrend das Dach in der sudlichen Bresse flacher ist lt 25 Neigung und mit Monch und Nonne bedeckt ist Altere Bressans erinnern sich noch daran dass in ihrer Jugendzeit die Mehrheit der fermes mit Stroh gedeckt waren nbsp Alte Giebelblume aus Keramik in Sens sur SeilleMerkmal eines Bressehauses in der nordlichen Bresse ist der Dachschmuck Sehr oft wird am Kreuzungspunkt von Dachfirst und Dachgrat ein Ziegelturmchen oder eine Giebelblume angebracht oft wird aber auch der First in seiner ganzen Lange geschmuckt Im Grenzgebiet zum Jura wird das Haus vielfach aus Natursteinen gebaut vorwiegend gebrochenem Kalkstein der aus dem Jura leicht beschafft werden kann Teilweise werden zumindest die Hausecken aus Stein gebaut um die Stabilitat zu erhohen Im Gebiet gegen das Maconnais und das Chalonnais wird der Hof geschlossener und man trifft haufig Vierseithofe die von einer Mauer umschlossen sind Die Strasse wird durch ein Portal erreicht In der sumpfigen Gegend von Bellevesvre und Beauvernois bestanden bis in die 1930er Jahre kleine armselige Hutten auf Pfahlen Diese dienten den Froschfangern als Behausungen Angeblich wurde das letzte dieser Hauser 1931 abgerissen 4 Regionale Besonderheiten BearbeitenEine alte bressanische Tradition erlaubte dass jedermann im gemeindeeigenen Heidegebiet also ausserhalb der Siedlungsgebiete zum Nutzniesser des Grundstucks und des umliegenden Gelandes wurde falls er sein Haus wahrend einer Nacht baute Herumziehende die sich sesshaft machen wollten oder Kinder armer Leute die einen eigenen Hausstand grunden wollten hatten diese Moglichkeit uber Nacht zum Grundeigentumer zu werden Wahrend der Wintertage wurde das Holz geschlagen und fur den Bau vorbereitet Freunde und Kameraden wurden zur Hilfe gebeten und eines Tages wurde alles sauberlich bereitgestellt Vorzugsweise wahrend einer langen Wintervollmondnacht wurde der Bau in Angriff genommen und beim ersten Hahnenschrei schmuckte ein Mistelzweig den First des Strohdaches Oft blieben aber auch die neuen Besitzer dieser maisons de la lune weiterhin arm und bedurftig ihre Hauser lagen in Waldlichtungen in unwegsamem Gelande fernab an der Gemeindegrenze Sie versuchten ihren Lebensunterhalt mit Tagelohnerarbeiten zu verdienen mit Wildern oder dem Froschfang schmuggelten Marc stellten Zundholzer her versuchten sich mit Quacksalberei oder gar Hexerei 5 Das letzte in einer Nacht gebaute Haus entstand 1902 in Mervans durch Marie Chalumeau Das Material waren zum grossen Teil Holzreste vom Bau des Bahnhofs der damals gerade entstand 6 Bauablauf BearbeitenAnordnung Elemente und Besonderheiten des Bressehauses sind nicht zufallig entstanden sondern sie sind das Resultat der damaligen Bauweise Als erstes wurde bestimmt wo das Hauptgebaude stehen soll Entweder wurden Steine eingegraben wo spater die Mauern stehen sollten oder es wurden zumindest moglichst dicke Eichenbalken als Viereck ausgelegt Auf dieses Stein oder Holzfundament wurden Schwellen und Stander gestellt und mit Riegeln und Schwertungen stabilisiert Schliesslich wurde die Decke eingezogen und der Dachstock aufgestellt Gleichzeitig wurde mit dem Bau des Backhauses begonnen Vielfach wurden dazu Steine verwendet mindestens fur den Ofen das Gebaude eher klein gehalten Am Standort des kunftigen Brunnens wurde ein Loch gegraben um moglichst schnell zur Lehmschicht vorzustossen Der Lehm wurde gefordert in Formen zu Ziegeln gepresst die im Backhaus gebrannt wurden Nach der Fertigstellung der Holzkonstruktion wurde diese ausgefacht im besten Fall mit gebrannten allenfalls mit rohen Lehmziegeln Im schlechtesten Fall erfolgte die Ausfachung mit geflochtenen Zweigen die mit Lehm verstrichen wurden Durch diese Bauweise ergeben sich die Bauelemente die das Bressehaus auszeichnen Das Wohnhaus im Standerbau der Brunnen als Folge der Lehmforderung und kunftiger Wasserversorgung und das Backhaus um die Ziegel zu brennen Quellen BearbeitenG Jeanton A Duraffour L Habitation paysanne en Bresse 2 Auflage Verlag Societe des Amis des Arts et des Sciences de l Arrondissement de Louhans 1993 Einzelbelege Bearbeiten Frontenard 12 rue de la Motte Base Merimee des Ministere de la Culture Untersuchungen in Romenay und in den Kantonen Saint Germain du Bois und Pierre de Bresse gemass L Habitation paysanne en Bresse S 39 Base Merimee des Ministere de la Culture Die Bauten im Heidegebiet gemass L Habitation paysanne en Bresse S 38 43 Sichtbar noch in La Genete und in La Chapelle Thecle gemass L Habitation paysanne en Bresse S 38 Michel Bouillot L habitat rural en Bresse bourgignonne Verlag Foyers Ruraux de Saone et Loire ISBN 2 907497 06 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bressehaus amp oldid 214111972