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Bockschein ist ein umgangssprachlicher Ausdruck fur das amtsarztliche Gesundheitszeugnis das Personen mit haufig wechselndem Geschlechtsverkehr fruhere amtsdeutsche Bezeichnung fur Prostituierte vielerorts bis etwa zum Jahr 2000 in Deutschland regelmassig vorweisen mussten Die Bezeichnung ergab sich aus dem Bock dem gynakologischen Untersuchungsstuhl auf den sich die Probandinnen zwecks Anfertigung des erforderlichen Vaginalabstrichs begeben mussten In Osterreich ist der Ausdruck nicht gebrauchlich stattdessen wird umgangssprachlich die Bezeichnung Deckel verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Rechtsgrundlage 2 Abschaffung in Deutschland 3 Prostituierte und sexuell ubertragbare Krankheiten 4 Osterreich 5 EinzelnachweiseRechtsgrundlage BearbeitenDie Ermachtigungsgrundlage fur den Bockschein wurde aus dem Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten GeschlKrG vom 23 Juli 1953 abgeleitet das die Gesundheitsamter ermachtigte zum Zweck der Bekampfung sexuell ubertragbarer Erkrankungen die Grundrechte auf korperliche Unversehrtheit und Freiheit der Person einzuschranken 1 Da die Ausfuhrungsbestimmungen des Gesetzes bei den Bundeslandern lagen gab es je nach Land unterschiedliche Vorschriften uber die Durchfuhrung der Untersuchungen die meist zweiwochentlich oder monatlich zu erfolgen hatten Einige Bundeslander ermachtigten auch die einzelnen Gesundheitsamter zu selbstverantwortlichen Regelungen so dass in manchen Kommunen die Zwangsuntersuchungen bereits in den 1980er Jahren abgeschafft wurden 2 Abschaffung in Deutschland BearbeitenAm 1 Januar 2001 trat das Gesetz zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten ausser Kraft und wurde durch das Infektionsschutzgesetz IfSG ersetzt das in Bezug auf die Bekampfung von Infektionskrankheiten statt behordlicher Kontrolle und Zwangsmassnahmen auf freiwillig wahrzunehmende Hilfsangebote der Gesundheitsamter setzt Bedingt durch diese Gesetzesanderung war keine Ermachtigungsgrundlage fur die verpflichtenden Gesundheitsuntersuchungen von Prostituierten mehr vorhanden so dass diese bundesweit abgeschafft werden mussten Als letzte Bundeslander setzten Baden Wurttemberg Bayern und Sachsen im Jahr 2001 ihre landeseinheitlichen Vorschriften ausser Kraft Kurz nach Abschaffung des Bockscheins fuhrte Bayern in seiner Verordnung zur Verhutung ubertragbarer Krankheiten mit Wirkung zum 16 Mai 2001 einen Kondomzwang fur weibliche wie mannliche Prostituierte und deren Freier ein 3 Prostituierte und sexuell ubertragbare Krankheiten BearbeitenStatistische Erhebungen hatten ergeben dass Prostituierte mit professionellen Verhaltensweisen entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht haufiger unter sexuell ubertragbaren Krankheiten leiden als der Schnitt der Bevolkerung Durch die mit dem Wechsel vom GschlKrG zum IfSG abgeschafften vorgeschriebenen Routineuntersuchungen wurde der Erfahrung Rechnung getragen dass die Hauptgefahr einer Infektion nicht von den etablierten und durch Routineuntersuchungen zu erfassenden Prostituierten ausgeht sondern von drogenabhangigen Frauen und Migrantinnen aus Hochrisikolandern die sich staatlichen Kontrollversuchen weitgehend entziehen 4 Osterreich BearbeitenNach dem Geschlechtskrankheitengesetz von 1945 und seinen Ausfuhrungsbestimmungen besteht in Osterreich fur Prostituierte die Pflicht zu einer wochentlichen Gesundheitsuntersuchung 5 Dieses Gesundheitszeugnis wird amtlich Kontrollkarte und umgangssprachlich Deckel 6 genannt Das AIDS Gesetz von 1986 schreibt daruber hinaus regelmassige Untersuchungen auf HIV im Abstand von langstens drei Monaten vor 7 Untersuchungen zeigen dass Prostituierte mit Kontrollkarte gesunder sind als Geheimprostituierte 8 Die verpflichtende Durchfuhrung einer Kontrolluntersuchung ist daher in Osterreich ein verbreitetes Argument fur die Legalisierung der Prostitution 9 Einzelnachweise Bearbeiten gapinfo de abgerufen am 1 Juli 2007 bmfsfj de Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive abgerufen 1 Juli 2007 gapinfo de abgerufen am 2 Juli 2007 Pravention sexuell ubertragbarer Krankheiten bei Prostituierten Situation in Mannheim und Auswirkungen des neuen Infektionsschutzgesetzes IfSG 1 2 Vorlage Toter Link web mannheim de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF Stadt Mannheim 8 November 2001 abgerufen 4 Februar 2008 sophie or at Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Offentliche Sicherheit Das Magazin des Innenministeriums Nr 1 2 2003 Janner Februar BGBl Nr 293 1986 im Osterreichisches Rechtsinformationssystem PDF III Epidemiologie PDF In Gesundheitsbericht Wien 1998 S 133 archiviert vom Original am 28 September 2007 abgerufen am 29 Dezember 2014 Gerichtliche Kriminalstatistik 2009 ISBN 978 3 902703 54 5 S 22 Durch das Bundesgesetz BGBl Nr 243 1989 wurde der 210 StGB der bislang die gewerbsmassige gleichgeschlechtliche Unzucht mit einer Person mannlichen Geschlechts unter Strafe stellte aufgehoben Diese gesetzliche Massnahme ist das Ergebnis einer ausfuhrlichen Diskussion in der die Befurworter hauptsachlich dahingehend argumentierten dass die im Zusammenhang mit der Verbreitung von AIDS getroffenen Gegenmassnahmen insbesondere die Durchfuhrung regelmassiger Untersuchungen sowie die behordliche Registrierung aller Prostituierten durch die allgemeine Strafbarkeit der mannlichen homosexuellen Prostitution in ihrer Effizienz stark beeintrachtigt wurden Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bockschein amp oldid 231778195