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Blumenmanufakturen waren spezialisierte Produktionsbetriebe in der Zeit des Ubergangs von vorwiegend individuell handwerklicher zu industrieller Guterherstellung Eine Blumenmanufaktur Abbildung aus der Enzyklopadie Diderots Inhaltsverzeichnis 1 Der Arbeitsprozess 2 Manufakturen in Berlin 3 Literatur 4 Weblink 5 EinzelnachweiseDer Arbeitsprozess Bearbeiten nbsp Werkzeuge der Blumenmanufaktur nbsp Damenhute mit KunstblumenschmuckDie so genannte italienische Blumenmanufaktur die Methode war in Italien erfunden worden und dort ebenso wie in Frankreich verbreitet konnte mit billigen Rohstoffen und schlecht bezahlten Arbeitskraften verhaltnismassig preisgunstige Produkte auf den Markt bringen Ausgangsmaterial fur die Herstellung der Seidenblumen waren Abfallstoffe der Seidenherstellung namlich die Haute der Kokons die beim Haspeln der Seidenfaden ubrigblieben Die Haute wurden sortiert gesaubert und nach einer geheim gehaltenen Farbrezeptur eingefarbt Aus diesem Material entstanden dann Bluten und kleinere Blatter fur grosseres Blattwerk verwendete man feines Papier Die Blutenblatter wurden von Hand mit leicht erhitzten eisernen Stanzen den wichtigsten und teuersten Werkzeugen der Manufaktur aus den praparierten Kokons geschnitten Die Arbeitsorganisation entsprach dem Typ der zentralisierten Manufaktur Jede Arbeitskraft fuhrte eine bestimmte Aufgabe aus und ubergab ihr Werkstuck an die nachste Herstellungsstufe bis die Blumen in flache Kartons verpackt und zum Verkauf gebracht werden konnten Mehr als die Halfte der Produktion ging in den Export Alle Arbeitsschritte erfolgten in den Raumen der Manufaktur Manufakturen in Berlin BearbeitenDie erste preussische Manufaktur fur kunstliche Blumen einen Artikel nach dem die Damenmode jener Zeit verlangte wurde 1769 in Berlin an der Gertraudenbrucke durch Madame de Rieux die Witwe eines Akzisebeamten eingerichtet Die Unternehmerin deren Betrieb offiziell noch unter dem Namen ihres Mannes firmierte hatte Arbeiterinnen aus Paris ins Land geholt deren Kenntnisse der Produktionsablaufe zu einer schnellen Blute der Manufaktur beitrugen Schon 1769 hatte sie 40 Mitarbeiter bekam aber zunachst keine der sonst ublichen staatlichen Hilfen zur Forderung der heimischen Produktion weil die Erfolgsaussichten des Unternehmens gering eingeschatzt wurden Am 22 Januar 1771 empfahl Herr de Rieux in einer Zeitungsanzeige seine Fabrique fur Blumen welche unter den Namen von italienischen Blumen bekannt sind und teilte mit dass er darin nicht allein so weit gekommen ist dass sie denen besten so wohl in Italien als Frankreich verfertigten Blumen vollig gleich kommen sondern dass die Farben deren er sich bedienet die fremden Blumen an Schonheit und Lebhaftigkeit weit ubertreffen und da er ausserdem noch die allhier fabricirten Blumen um einen ansehnlich geringeren Preiss offeriret als andere fremde Blumen nur konnen erkauft werden so lasst ihn so wohl dieses als obige Vorzuge hoffen dass man seine Fabrique denen italienischen und franzosischen Fabriquen weit vorziehen wird 1 1773 anderte sich die offizielle Haltung gegenuber der Blumenmanufaktur Die inzwischen erkrankte Witwe Rieux hatte Berlin verlassen ihr kaufmannischer Leiter Martin Friedel beantragte und erhielt eine Bewilligung zur Fortfuhrung des Betriebes in dem damals etwa 100 Arbeitskrafte beschaftigt waren Die Konzession fur Friedel war verbunden mit einem Mietzuschuss von 150 Reichstalern Hilfe bei der Beschaffung des Rohmaterials Erlass aller Gebuhren und weiteren Erleichterungen Derartige Unterstutzung entsprach der vorherrschenden merkantilistischen Wirtschaftspolitik jener Zeit die darauf abzielte die Produktivitat innerhalb der Landesgrenzen anzuregen Exporte zu steigern teure Importe zu verringern und auf diese Weise durch eine positive Handelsbilanz den finanziellen Reichtum des Staates zu mehren 1783 waren bei Friedel etwa 150 Arbeitskrafte tatig darunter nun auch Buchhalter und sonstige Verwaltungsangestellte Die Firma verfugte uber ein Warenlager in Berlin und war auf den Messen in Leipzig und Frankfurt Oder vertreten Friedels ehemaliger Buchhalter Siegmund Otto Treskow grundete 1781 An der Stechbahn einer Strasse am Berliner Stadtschloss eine weitere Blumenmanufaktur auch sie war sehr erfolgreich 1783 beschaftigte Treskow 30 Arbeitskrafte 1791 waren es schon 130 Im Jahre 1830 nannte das Kaufmannische Adressbuch fur Berlin 16 grossere und kleinere Blumenhersteller mit insgesamt uber 300 Beschaftigten Die Unternehmer erzielten relativ hohe Gewinne da sie nur geringe Ausgaben fur das Rohmaterial und die einfachen Produktionsmittel hatten und niedrige Lohne zahlten Haufig wurden Kinder beschaftigt nicht selten Madchen unter acht Jahren die taglich mindestens zwolf Stunden arbeiteten Heute wird der Begriff Blumenmanufaktur oft von Blumenladen verwendet um einen uberdurchschnittlichen Qualitatsanspruch anzudeuten Literatur BearbeitenErika Herzfeld Preussische Manufakturen Verlag der Nation Bayreuth 1994 ISBN 3 373 00119 6 Leopold Freiherr von Zedlitz Hrsg Neuestes Conversations Handbuch fur Berlin und Potsdam zum taglichen Gebrauch der Einheimischen und Fremden aller Stande Berlin 1834 Weblink BearbeitenArtikel uber Blumenfabriken in Berlin aus dem Neuesten Conversationshandbuch von 1834 Memento vom 12 Dezember 2009 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Erika Herzfeld Preussische Manufakturen Verlag der Nation Bayreuth 1994 ISBN 3 373 00119 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blumenmanufaktur amp oldid 228875833