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Der Begriff Betriebswirtschaftlich optimales Netz BON teils auch Betriebswirtschaftlich optimiertes Netz wurde ab 1975 fur ein kostendeckendes und nicht auf volkswirtschaftlichen Nutzen sondern einzig auf betriebswirtschaftlichen Erfolg ausgerichtetes nationales Schienennetz verwendet Er entsprang der damaligen offentlichen Diskussion um die zunehmenden finanziellen Verluste der Deutschen Bundesbahn DB Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage und Inhalt 2 Umsetzung 3 Vorgeschichte 4 LiteraturAusgangslage und Inhalt BearbeitenAngesichts des scheinbar unaufhaltsam wachsenden Defizits der Bundesbahn stellte der im Mai 1974 zum Bundesverkehrsminister berufene Kurt Gscheidle mit Unterstutzung des Bundeskabinetts im Dezember 1974 dem DB Vorstand 13 unternehmenspolitische Zielvorgaben Eine hiervon enthielt den Auftrag jede einzelne Strecke zu prufen inwieweit sie kostendeckend zu betreiben sei Am 9 Juni 1975 stellte der DB Vorstandsvorsitzende Wolfgang Vaerst auf einer Pressekonferenz die sich aus seiner Sicht ergebenden Konsequenzen aus diesen Zielvorgaben vor Hierzu zahlte er insbesondere ein betriebswirtschaftlich rentables Grundnetz das nur noch ein Drittel des damaligen Streckennetzes von 29 000 km ausmachen werde Dies provozierte eine intensive offentliche Diskussion Im Januar 1976 uberreichte der DB Vorstand dem Bundesverkehrsminister den Ergebnisbericht fur ein betriebswirtschaftlich optimales Netz der DB Dieser nannte nun mit dem Zielhorizont 1985 ein Netz von genau 15 945 km fur das ein ausgeglichenes Wirtschaftsergebnis erreicht werde Die beiden seit Anfang der 1970er Jahre im Bau befindlichen Schnellfahrstrecken waren dabei bereits eingerechnet ebenso 268 km neue S Bahn Strecken Ebenfalls eingerechnet waren Rationalisierungsmassnahmen wie beispielsweise Konzentration des Guterverkehrs auf weniger Rangierbahnhofe Elektrifizierung weiterer Strecken sowie Automatisierung des Fahrkartenverkaufs Vaerst betonte dass die DB damit die von ihr geforderte Aussage fur ein betriebswirtschaftlich optimales Netz erarbeitet habe und es nun Aufgabe der Politik sei festzulegen auf welchen zur Stilllegung empfohlenen Strecken sie zusatzliche Bedienungen auf der Schiene wunsche und diese dann auch zu finanzieren Das Konzept erntete zwar in der Offentlichkeit harsche Kritik verfehlte jedoch die erwartete Wirkung die Politik dazu zu bewegen die Bundesbahn einschliesslich ihrer Organisation und Ausgaben grundlegend zu sanieren und ihre sozialen und gemeinwirtschaftlichen Aufgaben klar zu definieren Im Gegenteil sowohl die Regierung als auch die Opposition distanzierten sich 1976 von derart drastischen Planen Eine grundlegende Umstrukturierung der staatseigenen Bahn erfolgte erst 18 Jahre spater mit der Bahnreform dies auch im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und der Zusammenfuhrung von Bundes und Reichsbahn Umsetzung BearbeitenDirekte Folge des Konzepts war zunachst dass in den Folgejahren bis 1979 aus Verfahrensgrunden nahezu keine Strecken stillgelegt werden durften In den Jahren 1978 79 fanden sogenannte Regionalgesprache statt in denen der Bund mit den Regionen und Kommunen uber den Weiterbetrieb der einzelnen Strecken verhandelte Das Konzept hatte ursprunglich funf Optionen fur das zukunftige Gesamtnetz zwischen 6 000 und 29 000 km untersucht Drei davon waren aus Sicht der DB betriebswirtschaftlich akzeptabel 6 000 km Eisenbahnnetz hauptsachlich Fernstrecken mit grossen Gewinnmargen 10 000 km Eisenbahnnetz noch rentabel tragt sich gerade noch selbst 15 000 km Eisenbahnnetz leicht defizitar aber noch verkraftbarDer offentliche Druck und der Einfluss der lokalen Politik fuhrte letztlich im Jahre 1979 dazu dass nun immerhin 23 000 km Strecken erhalten bleiben sollten und bei den ubrigen 6 000 km eine Einteilung in drei etwa gleich grosse Kategorien vorgenommen wurde 2 189 km Strecken fur die die Verfahren zur Stilllegung gemass Bundesbahn Gesetz BbG ohne Verzug abzuschliessen sind und deren Personenverkehr baldmoglichst auf die Strasse zu verlagern ist 1 833 km Strecken fur die die Verfahren nach dem BbG vorerst auszusetzen sind 2 082 km Strecken deren Schienenpersonenverkehr aus strukturellen Grunden beibehalten werden soll Summe 6 104 km Als Folge verloren in den Jahren 1980 bis 1986 DB weit pro Jahr ausser 1982 jeweils 300 bis 500 km Strecken ihren Personenverkehr darunter auch einige Strecken der mittleren Kategorie Viele Nebenstrecken verloren gleichzeitig oder kurz darauf auch ihren Guterverkehr und wurden abgebaut 1982 ging das Amt des DB Vorstandsvorsitzenden von Wolfgang Vaerst auf den ehemaligen IBM Topmanager Reiner Maria Gohlke uber Vorgeschichte BearbeitenNachdem die DB bereits im Jahr 1952 erstmals Verluste verzeichnet hatte die damals noch gering und leicht auszugleichen waren setzte man erstmals 1960 in grosserem Umfang auf Streckenstilllegungen als Mittel zur Kostendampfung Im Jahr 1964 veroffentlichte die DB von ihrer inzwischen auf Milliarden angewachsenen Schuldenlast angetrieben im Rahmen des Aufschwunges von Lastkraftwagen und der damit verbundenen Reduktion des Bahn Guteranteils Plane ihr Schienennetz um 7 000 km zu reduzieren Man sah sich nicht mehr in der Lage zuvor querfinanzierte Sparten wie den Schienenpersonennahverkehr nur ansatzweise in gewohntem Masse aufrechterhalten zu konnen Sie hatte neben der wachsenden Konkurrenz im Bereich von Strasse und Wasserweg auch die Last vieler von der Politik gewollter zusatzlich zu entlohnender Eisenbahner zu tragen Auch im Bereich der personalintensiven Ausbesserungswerke versuchte die jeweilige regionale Politik moglichst viele Werke zu erhalten Eine Vereinbarung zur Ubertragung derartiger Soziallasten zum Bund hin wurde schliesslich abgelehnt gemeinwirtschaftliche Pflichten mit vergleichsweise geringen SPNV Ausgleichszahlungen und Schuldenabbau waren nicht auf einen Nenner zu bringen woraufhin man sich lauthalser indirekter offentlicher Forderungen einschliesslich schleichender Streckenstilllegungen und des Verkehrstragerwechsels bediente So wurde beispielsweise schon 1960 in grossem Ausmass aber auch zum Sommerfahrplan 1975 auf vielen Nebenstrecken der DB der Sonntagsbetrieb eingestellt und zum Teil durch Bahnbusse ersetzt so dass die Besetzung der Strecke mit ortlichem Personal Fahrdienstleiter und Schrankenwarter entfallen konnte Literatur BearbeitenJurgen Leindecker Abschied von der Schiene In Eisenbahn Kurier Band 15 Nr 92 Eisenbahn Kurier Verlag GmbH Freiburg Breisgau Mai 1980 S 13 21 Horst Weigelt Ulrich Langner Chronik Deutsche Bundesbahn 44 Jahre Zeitgeschichte 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Hestra Verlag Darmstadt 1998 ISBN 3 7771 0277 6 S 368 381 389 390 Ein todlicher Irrtum In Der Spiegel Nr 4 17 Januar 1977 1 abgerufen am 20 April 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betriebswirtschaftlich optimales Netz amp oldid 222198246