www.wikidata.de-de.nina.az
Bale oder auch Bali Athiopische Schrift ባሌ ist der Name eines mittelalterlichen muslimischen Staates und einer ehemaligen Provinz im Suden Athiopiens zwischen den Flussen Shabelle und Ganale Die Provinzen Athiopiens nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1987Der Staat Bale der vom 11 bis 13 Jahrhundert an bestand im 14 Jahrhundert als Provinz in Athiopien eingegliedert wurde und im 16 Jahrhundert unterging war auf das sudliche athiopische Hochland zwischen den Oberlaufen der beiden Flusse beschrankt Die Provinz Bale im 19 und 20 Jahrhundert umfasste hingegen auch Tieflandgebiete am Unterlauf dieser Flusse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Staat Bale bis zum 16 Jh 1 2 Somali und Oromo ab dem 18 Jh 1 3 19 und 20 Jahrhundert 2 Gegenwart 3 QuellenGeschichte BearbeitenStaat Bale bis zum 16 Jh Bearbeiten Der Name Bale geht auf einen muslimischen Staat zuruck der ebenso wie die umliegenden Staaten Dewaro Hadiyya Wag Sharkha Harar Adal Ifat und Fatajar zwischen dem 11 und 13 Jahrhundert entstanden sein durfte Damals gelangte der Islam uber Handler und Prediger in die Region 1 Insbesondere Scheich Nur Hussein der wahrscheinlich von somalisch arabischer Herkunft war und aus Merka an der Somalikuste stammte tat sich als Missionar im sudlichen Athiopien hervor wahrscheinlich im 13 Jahrhundert 2 Der Staat Bale umfasste den nordwestlichen Teil der spateren Provinz Im Norden grenzte der Fluss Shabelle Bale gegenuber Dewaro ab die Sudgrenze bildete der Ganale 3 Im Suden grenzte Bale an ein weites Gebiet das von Oromo Hirten als Weideland genutzt wurde In Bale entwickelte sich womoglich auch unter islamischem und christlichem Einfluss das Kalendersystem der Oromo und die Institution der qaalluu 1 Die Bewohner von Bale selbst gehorten wohl hochlandostkuschitisch sprachigen Gruppen Hadiyya Sidama an 4 Bis in das 14 Jahrhundert war zumindest ein Teil der Bevolkerung zum Islam konvertiert Regiert wurde Bale von einem muslimischen Herrscher der laut Shihab al Din al Umari anders als in den anderen Staaten nicht einer Dynastie entstammte sondern von einfacher Herkunft war 3 Bale war fur Baumwollweberei bekannt und wurde u a von arabischen und persischen Handlern besucht 1 Da es weit im Suden lag war es im Vergleich zu den anderen muslimischen Staaten weniger stark in den Handel eingebunden aber aufgrund hoherer Niederschlage auch fruchtbarer 3 Unter Amda Seyon I 1314 1344 wurde Bale ebenso wie andere muslimische Staaten vom christlichen Kaiserreich Athiopien erobert und als Provinz eingegliedert 1 Es bildete den sudlichsten Teil des athiopischen Reiches und wurde von einem Gouverneur mit dem Titel garad verwaltet Die Bewohner wurden allerdings nur oberflachlich christianisiert 5 Zur Regierungszeit des Kaisers Dawit und noch einmal zur Zeit Yeshaqs fielen Truppen des Sultanats Ifat in Bale ein und sollen jeweils mit reicher Kriegsbeute zuruckgekehrt sein Nach einer weiteren Eroberung siedelte der Sultan von Ifat 1 000 muslimische Familien in Bale an Dennoch blieb die Provinz wahrend der meisten Zeit von Yeshaqs Herrschaft Teil des christlichen Kaiserreichs 3 Bale war als eine der ersten Provinzen von den Kriegen gegen das Sultanat Adal unter Ahmed Gran im 16 Jahrhundert betroffen Wiederum gab es sehr verlustreiche Kampfe Plunderungen und Sklavenraubzuge Unter Fuhrung eines Adligen mit Namen Addalu oder Adalih leisteten christliche kaisertreue Einwohner bis 1532 Widerstand Anschliessend wurde die Provinz islamisiert Nach dem Tod von Ahmed Gran 1543 erklarte sich dessen Neffe zum Herrscher von Bale Fatajar und Dewaro doch er wurde im darauffolgenden Jahr von Kaiser Gelawdewos besiegt 3 Aufgrund seiner Lage war Bale Anfang des 16 Jahrhunderts auch als erste athiopische Provinz von der Expansion der Oromo betroffen Ende des 16 Jahrhunderts versuchte Sarsa Dengel die Provinz gegen die Oromo zu verteidigen 3 Schliesslich liess sich das Vordringen der Oromo jedoch nicht aufhalten und das Gebiet dessen vorherige Bevolkerung im Krieg dezimiert worden war wurde oromisiert Fur die folgenden Jahrhunderte bestand keine politische Einheit namens Bale mehr 4 Somali und Oromo ab dem 18 Jh Bearbeiten Im 18 Jahrhundert begann eine Expansion der Somali in das Landesinnere die die Oromo aus Teilen des Ogaden verdrangte Mitte des 19 Jahrhunderts uberquerten die Somali den Mittellauf des Shabelle und in den 1870er Jahren erreichten Somali Nomaden vom Clan der Aulihan Ogadeni Darod den ostlichen Rand des fruheren Bale Sie fuhrten meist Krieg gegen die Arsi Oromo und drangten diese zuruck es kam aber auch zu Mischehen und zu einer Somalisierung der ostlichsten Oromo Gruppen In den Randgebieten des ehemaligen Bale bildeten sich Gruppen von gemischter Somali und Oromo Abstammung die meist zweisprachig sind und als Gurra bekannt wurden Somali Nomaden drangen nicht weiter in das Hochland vor da dort die von ihnen bevorzugte Kamelhaltung nicht moglich ist Schwarzafrikanische Somali sprachige Gruppen die von Ackerbau und Fischerei leben haben sich hingegen bis an den Oberlauf der Shabelle ausgebreitet Sie werden Adone oder von den Oromo Warra Dubba genannt und stammen wohl von Sklaven der Somali ab vgl Somalische Bantu Missionierende Somali Scheichs betrieben seit Mitte des 18 Jahrhunderts auch erfolgreich die Islamisierung der ostlichen Oromo 6 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Mit der Eroberung der sudlichen Gebiete unter Menelik II entstand Ende des 19 Jahrhunderts wieder eine Provinz Bale unter athiopischer Herrschaft Diese umfasste nun sowohl das von Oromo Bauern dicht besiedelte Hochland im Westen das Kerngebiet des fruheren Bale als auch die eher dunn von Somali Nomaden besiedelten Ebenen im Osten die einen Teil des Ogaden bilden Provinzhauptstadt war Goba im Hochland 1 In den Hochlandgebieten wurden die Bauern zu steuerpflichtigen horigen Untertanen die amharischen Siedlern Neftegna unterstellt wurden Das Tiefland wurde hingegen erst nach dem Zweiten Weltkrieg effektiv von Athiopien verwaltet 7 Wahrend der italienischen Besatzung 1936 1941 wurde der nordliche Teil der Provinz als Teil des Governorats Harar verwaltet wahrend der sudliche Teil an Italienisch Somaliland angegliedert wurde 1942 1960 war das Gebiet Teil von Harerge Hararghe 1960 1987 wurde es wieder als eigene Provinz abgetrennt 1 1963 1970 fuhrte Waqoo Gutu die Bale Revolte die uberwiegend von Oromo Bauern getragen wurde und sich gegen das Landbesitz und Steuersystem richtete Somalia das 1960 unabhangig wurde beanspruchte Bale einschliesslich der Oromo Hochlandgebiete als Teil eines Gross Somalia und unterstutzte sowohl Oromo Rebellen als auch die Westsomalische Befreiungsfront WSLF die 1963 64 einen Aufstand im Tiefland fuhrte Im Ogadenkrieg von 1977 78 wurde das Tiefland von Bale praktisch ohne Widerstand von athiopischer Seite von somalischen Truppen besetzt Kampfe blieben weitgehend auf den Norden Ogadens in Harerge beschrankt Im Hochland war die von Somalia gegrundete Somali Abo Befreiungsfront aktiv die die Oromo fur den Kampf um Gross Somalia mobilisieren sollte sie stiess aber bei den Oromo auf deutlich weniger Unterstutzung als die WSLF bei den Somali 7 1979 begann eine Offensive gegen die Oromo Befreiungsfront im Hochland von Harerge Bale Sidamo und Arsi und zugleich gegen die WSLF die weiterhin im Tiefland aktiv war Fur die Bevolkerung hatte diese Phase des Konfliktes schwerwiegendere Folgen als der eigentliche Ogadenkrieg In Bale wurde 1979 1982 die grosse Mehrheit der Bevolkerung vor allem im Hochland zwangsweise in Dorfer unter Kontrolle der Regierung umgesiedelt 7 1987 wurde der ostliche Teil von Bale abgespalten und mit dem Ostteil von Harerge zur Autonomen Region Ogaden vereinigt Gegenwart BearbeitenMit der neuen Verwaltungsgliederung Athiopiens nach 1991 die auf einem ethnischen Foderalismus beruht wurde das Gebiet des ehemaligen Bale auf die neuen Regionalstaaten Somali und Oromia aufgeteilt Das von Oromo Bauern besiedelte Hochland im Westen mit dem Batu und dem Bale Mountains Nationalpark bildet nun die Bale Zone von Oromia wahrend die von Somali Nomaden bewohnte Ebene im Osten als Afder Zone zu Somali gehort Die Beziehung zwischen Oromo und Somali bleibt komplex Teilweise Vermischung die Zugehorigkeit zur kuschitischen Sprachgruppe gemeinsame Ablehnung gegen die Vorherrschaft der Hochland Athiopier und insbesondere auch der Islam verbindet beide Gruppen sodass die ostlichen Oromo kulturell den Somali naher stehen als den westlichen Oromo Scheich Nur Hussein gilt als Schutzpatron der muslimischen Oromo und seine Grabstatte im Ort Annajina Scheich Hussein wird von Oromo wie von Somali als Pilgerstatte aufgesucht Zugleich hat sich auch bei den ostlichen Oromo ein Zusammengehorigkeitsgefuhl mit den anderen Oromo entwickelt Die auf ethnischer Zugehorigkeit basierende Regioneneinteilung hat zu einer starkeren Polarisierung zwischen Somali und Oromo beigetragen 8 9 Quellen Bearbeiten a b c d e f Mohammed Hassen Bale history und Alain Gascon Bale geography in Siegbert Uhlig Hrsg Encyclopaedia Aethiopica Band 1 Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 3 447 04746 1 Ulrich Braukamper Islamic History and Culture in Southern Ethiopia Collected Essays Gottinger Studien zur Ethnologie 9 2003 ISBN 9783825856717 S 83 134 a b c d e f Richard Pankhurst The Ethiopian Borderlands Essays in Regional History from Ancient Times to the End of the 18th Century Red Sea Press 1997 ISBN 9780932415196 S 71f 135 137 196 201 282 324 a b Braukamper 2003 S 15f 135 151 Paul B Henze Layers of Time A History of Ethiopia 2000 ISBN 9781850655220 S 89 91 Braukamper 2003 S 15 136f a b c Alex de Waal Africa Watch Evil Days 30 Years of War and Famine in Ethiopia 1991 PDF 3 3 MB S 23f 65 67 70 74f 80 84 86f 90 Braukamper 2003 145f Tobias Hagmann Mohamud H Khalif State and Politics in Ethiopia s Somali Region since 1991 Memento des Originals vom 31 August 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot tobiashagmann freeflux net in Bildhaan An International Journal of Somali Studies 6 2006 S 25 49 PDF 121 kB Provinzen in Athiopien Abessinien bis 1995 Arsi Bale Begemder Eritrea Gemu Gofa Goddscham Hararghe Illubabor Kaffa Shewa Sidamo Tigray Wollega Wallo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bale Athiopien amp oldid 235432233