www.wikidata.de-de.nina.az
Augusteische Schwelle ist ein von US amerikanischen Politikwissenschaftler Michael W Doyle entwickelter Begriff der den Ubergang von einem instabilen gefahrdeten Herrschaftsraum zu einem dauerhaft gesicherten Zustand eines Imperiums bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Details 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenDetails BearbeitenEingang in die deutsche Literatur hat der Begriff insbesondere durch den Politikwissenschaftler Herfried Munkler gefunden Nach Munklers Definition haben langlebige Imperien die augusteische Schwelle uberschritten indem sie die Peripherie ihres Machtbereichs an den Errungenschaften und am Wohlstand ihres Zentrums teilhaben liessen Langlebige und stabile Imperien wie etwa das Romische Reich und das Kaiserreich China seien nach einer Phase der Expansion zu einer Konsolidierungsphase ubergegangen wobei es ihnen gelungen sei die Saulen der politischen okonomischen militarischen und ideologischen Macht auszubalancieren Munkler definiert die augusteische Schwelle folgendermassen Die augusteische Schwelle bezeichnet also ein Ensemble einschneidender Reformen durch die ein Imperium seine Expansionsphase beendet und in die Phase der geordneten Dauer des lange wahrenden Bestandes uberfuhrt wird 1 Munkler lehnt sich eng an die Uberlegungen Doyles an Er weist als mustergultiges Beispiel auf die Zeit des Augustus hin der die Pax Romana den Romischen Frieden fur das gesamte Romische Reich gesichert habe Anderen Imperien wie etwa dem Steppenreich der Mongolen oder den Seereichen der Spanier und Portugiesen sei dieser Ubergang nicht gelungen da ihnen keine langfristige Konzeption zu Grunde gelegen habe 2 Ob ein Uberschreiten der augusteischen Schwelle moglich ist hangt Munkler zufolge entscheidend von der zivilisatorischen Uberlegenheit des jeweiligen Zentrums gegenuber der Peripherie ab Damit ist dieser Ubergang fur Steppenimperien fur die eine zivilisatorische Uberlegenheit der eroberten Gebiete gegenuber dem Machtzentrum charakteristisch ist unwahrscheinlich Das Machtzentrum wird standig genotigt seine Herrschaft mit permanenter Gewaltandrohung militarischer Dauerprasenz oder periodischen Militarzugen aufrechtzuerhalten was zu einer militarischen Daueruberforderung des Imperiums fuhrt 3 Munkler erlautert den Begriff auch im Rahmen der Diskussion ob der derzeit einzigen Weltmacht der Vereinigten Staaten der Sprung uber die augusteische Schwelle gelingen konne und welche Konsequenzen sich daraus fur die Europaische Union ergaben Dabei stelle sich allerdings die Frage ob der Begriff Imperium auf die Vereinigten Staaten uberhaupt anwendbar sei zumal kein demokratisches Imperium langere Phasen durchstehen konne in denen die Aufrechterhaltung der Ordnung mehr koste als sie einbringe Munkler definiert den Begriff Imperium wie folgt Imperien sind mehr als grosse Staaten sie bewegen sich in einer ihnen eigenen Welt Staaten sind in eine Ordnung eingebunden die sie gemeinsam mit anderen Staaten geschaffen haben und uber die sie daher nicht allein verfugen Imperien dagegen verstehen sich als Schopfer und Garanten einer Ordnung die letztlich von ihnen abhangt und die sie gegen den Einbruch des Chaos verteidigen mussen Der Blick in die Geschichte der Imperien zeigt dass sprachliche Wendungen wie die von der Achse des Bosen oder den Vorposten der Tyrannei nichts Neues und Besonderes sind Wahrend Staaten an den Grenzen anderer Staaten Halt machen und es ihnen selbst uberlassen ihre inneren Angelegenheiten zu regeln mischen sich Imperien in die Verhaltnisse anderer ein um ihrer Mission gerecht zu werden Deshalb konnen Imperien auch sehr viel starker Veranderungsprozesse in Gang setzen wahrend die Ordnung der Staaten durch einen strukturellen Konservatismus gepragt ist 4 Literatur BearbeitenMichael Doyle Empires Cornell studies in comparative history Cornell University Press Ithaca u a 1986 ISBN 0 8014 1756 2 Herfried Munkler Imperien Die Logik der Weltherrschaft vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten Rowohlt Berlin 2005 ISBN 3 87134 509 1 Weblinks BearbeitenNicola Balkenhol Die Logik der Weltherrschaft in Deutschlandfunk vom 21 November 2005 Imperium zu sein ist nicht nur die reine Lust Ein Gesprach mit Herfried Munkler In Zeithistorische Forschungen Heft 1 2006 Transkription Christine Bartlitz Textredaktion Jan Holger Kirsch Anmerkungen Bearbeiten Herfried Munkler Imperien Die Logik der Weltherrschaft vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten Berlin 2005 S 115f Vgl Herfried Munkler Imperien Die Logik der Weltherrschaft vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten Berlin 2005 S 112ff Herfried Munkler Die Renaissance des Empire als Herrschaftsform und seine Bedeutung fur die internationalen Beziehungen heute In Stefani Weiss Joscha Schmierer Hrsg Prekare Staatlichkeit und internationale Ordnung VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2007 S 36f Herfried Munkler Imperien Die Logik der Weltherrschaft vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten Berlin 2005 S 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augusteische Schwelle amp oldid 221978941