Die Munot (ENI 02208286) und die Arenenberg sind zwei baugleiche Passagierschiffe, die ursprünglich für die Schweizerische Dampfbootgesellschaft Untersee und Rhein, heute Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein gebaut wurden. Schiffe gleicher Bauart sind die Mouette und die Cygne, die ab 1939 auf dem Neuenburgersee und dem Murtensee verkehrten.
Die Munot 1980 bei Stein am Rhein | |||||||||||||||
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Die beiden Motorschiffe gehörten zur ersten, vom Bauhaus-Design inspirierten Generation der Dieselschiffe, die die alten Dampfschiffe der Schweizerischen Dampfbootgesellschaft ablösten. Sie wurden von der Motoren- und Schiffbau GmbH Bodanwerft in Kressbronn am Bodensee gebaut und ersetzten die beiden Glattdeckdampfer Neptun und Schweiz. Die Munot war 60 Jahre, ihr Schwesterschiff 47 Jahre lang auf dem Rhein zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen im Einsatz. Heimathafen war Schaffhausen.
MS Munot Bearbeiten
Geschichte Bearbeiten
Die Munot wurde 1935 mit der Baunummer 304 von der Bodan-Werft gebaut und am 20. Juni 1936 getauft. Sie wurde mehrmals umgebaut. 1996 wurde sie an den Reiseunternehmer Jan Hofstra verkauft. Ihr Nachfolger wurde das gleichnamige Schiff Munot aus dem Jahr 1998.
In den Niederlanden wurde die Munot von ihrem neuen Heimathafen Drachten aus für Ausflugsfahrten im Hafen von Rotterdam sowie auf den niederländischen Gewässern bis hinaus zu den Watteninseln verwendete. Jan Hofstra bot auch längere Flussreisen mit der Munot an, bei denen das Gepäck mit historischen Saurer-Bussen in die Hotels transportiert wurde. Nachdem Hofstra sich aus dem Geschäft zurückgezogen und dieses einem seiner Söhne überlassen hatte, wurde die Munot zum Verkauf angeboten. Jan Hofstra starb im Jahr 2015 unerwartet. Im März 2017 ging die Munot in den Besitz der SRF Shipbuilding in Harlingen über.
Zustand in den Niederlanden Bearbeiten
Als Jan Hofstra das Schiff übernahm, hatte er zwar nur einen niedrigen Preis zu bezahlen und erhielt als Ersatzteil für die Munot den Motor ihres bereits verschrotteten Schwesterschiffs Arenenberg. Er bekam die Auflage, das Schiff nicht auf dem Rhein zu betreiben, da die Schaffhauser Vorbesitzer dort keine Konkurrenz wollten. Dies verhinderte auch den Betrieb der Munot durch eine Interessengruppe, die sich damals gegründet hatte, um das historische Schiff in der Schweiz zu behalten.
Vom Rumpf der Munot mussten die Seitenbalkone abgeschnitten werden, um den Transport der Munot über Land nach Basel zu ermöglichen. Von dort wurde das Schiff auf dem Rhein in die Niederlande geschleppt. Die Seitenbalkone wurden in Holland nicht wieder anmontiert. Sie waren allerdings ohnehin nachträglich angebracht worden, so dass die Änderung das Schiff seinem Originalzustand wieder näherbrachte. Hofstra, der die Munot nicht umtaufte, nahm auch sonst nach Möglichkeit keine Änderungen am Schiff vor: Nach wie vor befindet sich hinter dem Zutritt der Billettschalter. Einige Stufen tiefer bugwärts befindet sich der Salon der Ersten Klasse, der in Rot gehalten ist, wohingegen die Richtung Heck gelegene Zweite Klasse in Grün gehalten wurde. Die Ausstattung der Salons war im Originalzustand erhalten, ebenso die des Führerstandes und der Dieselmotor, der von der Maschinenfabrik Sulzer stammt.
Als ein Kapitän den Bug des Schiffes beschädigte, musste das in Metall gegossene Stadtwappen, das als Bugzeichen gedient hatte, abmontiert werden. Im Jahr 2013 musste der Antriebsstrang des Schiffes ersetzt werden, nachdem die Kupplung verschlissen war: Weil das Schiff in den Niederlanden nur 8 km/h fahren darf, wurde regelmäßig die Verbindung zwischen Motor und Propeller ausgehängt, um das Tempo zu reduzieren.
Zukunftspläne Bearbeiten
Eine Sanierung des Schiffes war nach dem Ende des Betriebs bei Hofstra unumgäglich. Ein Rückkauf durch die einstigen Eigner wurde nicht angedacht, da die Munot zu klein für die Flotte der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein ist. Schiffsliebhaber aus verschiedenen Ländern macht sich für die Erhaltung des authentischen Wasserfahrzeugs stark, denn den Dieselschiffen der ersten Generation droht die Verschrottung. „Nur noch wenige Exemplare der Zwischenkriegszeit stehen im Einsatz oder sind dem Schweißbrenner entgangen. Mit jeder weiteren Verschrottung wird die Gruppe der Zeitzeugen dieser Epoche kleiner. Eines Tages – so warnen Experten – könnte die Aufgabe dieser Schiffe ebenso bitter bereut werden, wie jene der Dampfschiffe“, schrieben im Jahr 2014 die Schaffhauser Nachrichten. Allerdings war noch 2002 in der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen gewesen: „Ein Umschwung in der öffentlichen Meinung, der mit der um 1970 einsetzenden Sympathiewelle für die letzten Raddampfer vergleichbar wäre, ist heute allerdings nicht in Sicht. Obwohl die Dieselveteranen im Gegensatz zu den erhaltenen Dampfschiffen nicht die Spätzeit einer Epoche repräsentieren, sondern für technologie- und designgeschichtliche Innovation stehen, kam Protest gegen die Ausmusterung alter Einheiten – wenn er überhaupt hörbar wurde – meist zu spät.“
Im Frühjahr 2016 wurde die Idee diskutiert, die Munot auf dem Gelände ihrer einstigen Bauwerft in die dortige Ausstellung zur Werftgeschichte zu integrieren. Sponsoren dafür waren damals aber nicht gefunden.
Verkauf nach Tschechien Bearbeiten
Ein Jahr später wurde die Munot dann an SRF Shipbuilding verkauft, eine Werft, die auf die Restaurierung historischer Schiffe spezialisiert ist. Diese scheint die Restaurierung jedoch nicht in Angriff genommen zu haben, denn das Schiff stand bald darauf wieder zum Verkauf. 2018 ging die Munot in den Besitz von Lucie Erbanová und Petr Šrámek über, die es nach Pasohlávky überführen ließen. Die Munot ist nach einer Sanierung auf dem Novomlýnská-Stausee im Kursverkehr im Einsatz.
MS Arenenberg Bearbeiten
Die Arenenberg wurde am 1. Juni 1936 in Dienst gestellt. Wegen vieler Aufträge der Bodan-Werft wurde der Rumpf von den Gebrüdern Sulzer in Winterthur gefertigt.
Am 21. Juli 1940 strandete die Arenenberg in Ermatingen wegen eines Defekts am Wendegetriebe. Am 18. Juni 1961 brach auf der Fahrt von Stein am Rhein nach Schaffhausen ein Brand aus. Dabei entstand nur geringer Sachschaden.
Am 16. Juli 1983 wurde die Arenenberg ausgemustert und verschrottet. Sie wurde im gleichen Jahr durch die neue Arenenberg ersetzt. Der Motor wurde als Ersatz für die Munot aufbewahrt und 1997 mit dem Schwesterschiff in die Niederlande verkauft.
Namensgebung Bearbeiten
Der Name des erste der beiden Schwesterschiffe stammt vom Munot, der historischen Schaffhauser Festungsanlage. Das zweite Schiff trägt den Namen des Schloss Arenenberg am Untersee gegenüber der Insel Reichenau. Im Schloss Arenenberg verbrachte der französische Kaiser Napoleon III. ein Teil seiner Jugend.
Literatur Bearbeiten
- MS Munot I Auf: www.bodenseeschifffahrt.de
- Robin Blanck, Eine Dame wartet auf den dritten Frühling, in: Schaffhauser Nachrichten, 11. Januar 2014, online auf www.bodenseeschifffahrt.de
- MS Arenenberg I Auf: www.bodenseeschifffahrt.de
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Kulturdenkmäler verschwinden von den Schweizer Seen. Erste Generation der Motorschiffe bedroht, in: Neue Zürcher Zeitung, 4. Februar 2002, online auf www.nzz.ch
- ↑ Stefan Hellstern, Die traurige Geschichte des MS «Munot», in: Poller 1, 2017, S. 14 f., online auf www.binnenschifferforum
- Anette Bengelsdorf, Bodan-Werft wird zum Kulturgut, in: Südkurier, 17. März 2016, online auf www.suedkurier.de
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- Die «Munot» ist am Ziel angekommen. In: Schaffhauser Nachrichten (online), 24. April 2019.