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Klassifikation nach ICD 10F40 8 Sonstige phobische StorungenICD 10 online WHO Version 2019 Arbeitsplatzphobie ist eine Angststorung Phobie eine ausgepragte und beeintrachtigende Angst vor dem Arbeitsplatz als Ort sowie vor Situationen Gegenstanden oder Personen die mit dem Arbeitsplatz oder Arbeitsleben in Verbindung stehen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Symptomatik 3 Vermeidung 4 Atiologie 5 Sozialmedizinische Bedeutung 6 Therapie 7 Diagnostische Einordnung der Arbeitsplatzphobie 8 Exkurs Mobbing 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEntsprechend der allgemeinen Definition von Phobien DSM IV ICD 10 V Kapitel F liegt eine Arbeitsplatzphobie dann vor wenn die reale Konfrontation mit oder die blosse Vorstellung des Arbeitsplatzes beziehungsweise bestimmten Reizen am Arbeitsplatz wie zum Beispiel Personen Ereignisse Objekte Situationen zu einer ausgepragten Angstreaktion und einem Vermeidungsverhalten bezuglich der Arbeitsstelle oder arbeitsassoziierter Stimuli fuhren Symptomatik BearbeitenBei Annaherung an den Arbeitsplatz beziehungsweise den angstauslosenden arbeitsplatzbezogenen Stimulus sowie auch bei intensiver Vorstellung desselben kommt es typischerweise zu einem Anstieg der Angst Dies geht einher mit einem Anstieg physiologischer Erregung zum Beispiel mit Symptomen wie Zittern Schwitzen Herzrasen Kloss im Hals Hitzewallungen oder Kalteschauer gegebenenfalls bis hin zur Entwicklung einer Panikattacke Bei Vermeidung oder Verlassen des Arbeitsplatzes kommt es zu einem Nachlassen der Angst im Sinne einer klassischen sog negativen Verstarkung Das Vermeidungsverhalten wirkt belohnend da es die Angst reduziert und wird somit gleichzeitig verstarkt Vermeidung BearbeitenIn der Konsequenz kommt es bei einer Arbeitsplatzphobie regelhaft zur Arbeitsplatzvermeidung das heisst in der Mehrzahl der Falle zur Arbeitsunfahigkeit Krankschreibung Es besteht die Gefahr einer Generalisierung des Vermeidungsverhaltens wie zum Beispiel die Vermeidung der Strasse in welcher der Betrieb liegt Vermeidung von Ereignissen oder Orten zum Beispiel ortlicher Supermarkt bei denen man Kollegen oder Vorgesetzten begegnen konnte oder sogar Angstattacken wenn nur das Gesprach auf den Arbeitsplatz kommt Atiologie BearbeitenAngstreaktionen mit Bezug zum Arbeitsplatz konnen einerseits durch Arbeitsplatzfaktoren ausgelost werden sie konnen aber auch Folge primarer psychischer Erkrankungen insbesondere Angsterkrankungen sein die sich in Bezug auf den Arbeitsplatz in besonderer Weise manifestieren Es kann auch zu unmittelbaren Wechselwirkungen kommen Gehauft findet man Arbeitsplatzphobien nach strukturellen Veranderungen in der Arbeitsumwelt Arbeitsinhalten oder personellen Veranderungen Sozialmedizinische Bedeutung BearbeitenArbeitsplatzphobie stellt ein klinisches Problem eigener Wertigkeit dar mit eigenen Entwicklungsfaktoren und Therapieerfordernissen Dies ist durch die Besonderheiten des angstauslosenden Stimulus bedingt Der Arbeitsplatz ist kein einfach abgrenzbarer Stimulus wie zum Beispiel eine Spinne oder die U Bahn sondern in aller Regel ein komplexer Stimulus in dem situative und interaktionelle Elemente zusammenfliessen Die Vermeidung des Arbeitsplatzes hat regelhaft negative Konsequenzen fur die biographische Entwicklung Langzeit Krankschreibung Verlust des Arbeitsplatzes Gefahr der Fruhberentung Die Vermeidung des Arbeitsplatzes kann zur Chronifizierung der zugrundeliegenden Storung beitragen indem das eigene Insuffizienzerleben und die Phantasien uber Bedrohungen die dysfunktionalen Storungsmodelle des Patienten verfestigen Der Arbeitsplatz kann im Gegensatz zu Strasse oder U Bahn nicht jederzeit und anonym betreten werden Therapeutische Expositionsubungen am Arbeitsplatz sind erheblichen Einschrankungen unterworfen Therapie BearbeitenDas spezielle Problem in der Therapie der Arbeitsplatzphobie ist dass die bei phobischen Erkrankungen standardgemass durchzufuhrenden Expositionsubungen mit der Moglichkeit einer gestuften Annaherung an die angstauslosende Situation extrem schwierig wenn nicht unmoglich sind Die ausseren Bedingungen am Arbeitsplatz sind durch den Therapeuten nicht oder nur ungenugend steuerbar so dass eine geplante und therapeutisch dosierte Exposition nicht ohne weiteres moglich ist Es besteht unter diesen Umstanden sogar das Risiko einer Verstarkung der Phobie Einsetzbare Therapieverfahren sind Situations und Verhaltensbeschreibungen und analysen die Entwicklung von Bewaltigungskompetenzen die Bearbeitung des Anspruchsniveaus Prinzipien des Reframing und Angstmanagements Konfliktklarungen oder Expositionen in sensu Ein spezifisches therapeutisches Instrument kann auch die berufliche Belastungserprobung darstellen die in den letzten Jahren in einer Reihe von psychotherapeutischen Fach und Rehabilitationskliniken eingefuhrt wurde Hierbei werden Patienten unter therapeutischer Supervision zur Hospitation in ausgewahlte Kooperationsbetriebe entsandt auch um ggf ihre Leistungs und oder Durchhaltefahigkeit in verschiedenen Bereichen zu erproben Diagnostische Einordnung der Arbeitsplatzphobie BearbeitenEs kann diskutiert werden ob die Arbeitsplatzphobie als eigenstandige Krankheit oder als Symptom anderer Krankheiten anzusehen ist Aufgrund der Besonderheiten in der Entwicklung der Arbeitsplatzphobie ihrer besonderen klinischen und sozialmedizinischen Konsequenzen und den Besonderheiten der Therapie scheint es sinnvoll sie wie eine eigenstandige Erkrankung zu behandeln und zu klassifizieren Dies kann analog zu einem Herzinfarkt verstanden werden der ebenfalls nicht mehr ist als ein Zusatzsymptom eines metabolischen Syndroms beziehungsweise einer Gefasserkrankung der dennoch aber einen eigenstandigen Krankheitsstatus hat aufgrund der Besonderheiten der Symptomatik seiner Konsequenzen der Prognose und Therapieerfordernisse In vielen Fallen erleben die Betroffenen ihre arbeitsplatzbezogene Angst als begrundet aufgrund real erlebter Angstausloser wie beispielsweise einer Mobbingsituation Diese oft wahrgenommene Angemessenheit der Angst bei Arbeitsplatzphobie steht im Gegensatz zu der erkannten Unangemessenheit oder Ubertriebenheit der Angst bei den meisten bekannten spezifischen Phobien Gemass ICD 10 Diagnoseschlussel kann Arbeitsplatzphobie beschrieben werden unter F 40 8 Sonstige phobische Storung Exkurs Mobbing BearbeitenIm Zusammenhang mit der Arbeitsplatzphobie ist auch Mobbing zu betrachten Mobbing Strategien von Kollegen oder Vorgesetzten sind jemanden offen lacherlich machen Isolierungsversuche Zuweisung entwurdigender Arbeiten 1 Literatur BearbeitenJanet Haines u a Workplace Phobia Psychological and psychophysiological Mechanisms In International Journal of Stress Management 9 2002 S 129 145 Michael Linden Beate Muschalla Arbeitsplatzbezogene Angste und Arbeitsplatzphobie In Der Nervenarzt 78 2007 S 39 44 Michael Linden Beate Muschalla Anxiety disorders and workplace related anxieties In Journal of Anxiety Disorders 21 2007 S 467 474 Beate Muschalla Workplace Phobia In German Journal of Psychiatry 2009 S 45 53 online PDF 176 kB Weblinks BearbeitenForschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charite Universitatsmedizin Berlin und am Rehabilitationszentrum Seehof Forschung Arbeitsplatzphobie Angste am Arbeitsplatz und berufliche Partizipationsprobleme Workplace related Anxieties and Workplace Phobia A Concept of domain specific Mental Disorders Dissertation Einzelnachweise Bearbeiten Volker Faust Psychische Gesundheit 144 Arbeitsplatz und psychische Storung Psychiatrisch neurologisches Informations Angebot der Stiftung Liebenau Unter Mitarbeit von Walter Froscher und Gunter Hole Stiftung Liebenau Mensch Medizin Wirtschaft Meckenbeuren Liebenau 2018 Arbeitsunfahigkeit Arbeitsplatzwechsel Uberstunden Mobbing Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeitsplatzphobie amp oldid 239356789