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Das Appenzeller Bauernhaus als traditionelle Hofform des Appenzellerlands kennt eigenstandige Bautypen innerhalb der Formengruppe des Schweizer Bauernhauses Diese geht auch in die burgerlichen Bauformen ein daher spricht man allgemeiner von Appenzellerhaus Charakteristischer Appenzeller Hof mit seiner gebanderten Fassade Hofanlage bei BuhlerInhaltsverzeichnis 1 Gemeinsame Formensprache 2 Heidenhaus 3 Tatschdachhaus 4 Weberhockli 5 Kreuzgiebelhaus 6 Burgerhauser 7 Rezeption der Moderne und Renovierungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGemeinsame Formensprache Bearbeiten nbsp Horersjokelis Wohnhaus Stilmix mit klassisch brettgetafelter Appenzeller Fassade barockisierenden Putzeinfassungen und bis ins Vorarlbergische heimischen kleinen Rundschindeln an der Wetterseite nbsp Roothuus in Gonten 1778Die Gegend ist ein typischer Raum der Streusiedlung mit Gehoften in Solitarlage die Dorfer sind eine junge Entwicklung 1 Prinzipiell sind die Gebaude nach Sud Osten ausgerichtet die Stubenseite weist also nach Sud Osten 1 und nicht etwa nach Osten wie im bayerisch osterreichischen Raum Dies ist der notigen maximalen Sonnenscheindauer und somit dem maximalen Lichteintrag in die Raume geschuldet Eine charakteristische Eigenschaft sind die Fensterbander die Fassade gliedert sich in eng meist in Serie beieinanderstehende relativ grosse Einzelfenster die nur an den Innenwandansatzen durch Wandflachen unterbrochen sind In der Vertikalen nehmen dann die oft getaferten Wandflachen und die Fensterzeilen etwa denselben Raum ein Das Appenzellerhaus ist zwar traditionell in Blockbauweise errichtet 2 greift aber in der fur Blockhauser unublichen Fassendengliederung die Formen der nordlich angrenzenden Standerbauweise und des im Bodenseeraum heimischen Fachwerkhauses auf Der umlaufende Balkon wie er rundum ublich ist fehlt im Appenzellerischen aber 3 Betont wird der querstreifige Fassendenaufbau durch durchlaufende kleine Fenstervordachbander und gerne durch eine abgesetzte Farbgebung Die breiten Fensterzeilen mit nach unten oder oben versenkten Fensterladen ermoglichen besseres Licht fur die Heimwebereien nicht nur im 15 bis 17 Jahrhundert sondern bis ins 19 Jahrhundert In fast jedem Haus insbesondere im Kanton Appenzell Ausserrhoden stand ein Webstuhl im Keller zur Produktion fur die Textilindustrie in der Ostschweiz Zu diesem Zeitpunkt besassen grosse Teile der Bevolkerung keinen eigenen Boden fur die Landwirtschaft mehr Die traditionellen Farben des Appenzeller Bauernhauses scheinen sich an Insekten auszurichten das Wohnhaus wird in Farben gehalten welche als nicht interessant fur Holzschadlinge angesehen wurden Verbreitet ist zeitweise etwa die rote Farbelung in Ochsenblut gewesen Heidenhaus BearbeitenDie alteste noch erhaltene Form im Raum ist das Heidenhaus der Name leitet sich davon ab dass er noch aus vorchristlicher Zeit stammen sollte er ist die auf jeden Fall seit dem Hochmittelalter bekannte Bauform Kennzeichnend ist eine geschlossene Einhof Form und ein flaches steinbeschwertes Brettschindeldach in Traufstellung ein Satteldach mit um die 130 Firstwinkel das Tatschdach genannt wird Hauser dieser Bauform sind naturgemass selten geworden 1 Tatschdachhaus Bearbeiten nbsp Ein Heidenhaus mit Tatschdach und den Blitzableitern daraufAb etwa 1600 beginnt im Laufe der fruhen Neuzeit das Tatschdach steiler zu werden und mit kleineren Legschindeln gedeckt das Dach erreicht Mitte des 17 Jahrhunderts 90 Firstwinkel und zunehmend findet sich genagelte Schindeln und dann Ziegeldeckung 1 Die Stubenfront verlagert sich an die Giebelseite im Dachraum entsteht eine Firstkammer die ublicherweise Wohnraum des Gesindes ist Dieser Bautyp wird dann Tatschdachhaus genannt 1 Hier findet sich eine fruhe Datierung 1539 im Hof Lortanne in Teufen Weberhockli BearbeitenDas kleine Weberhaus ist eine Entwicklung der Verlagerung auf Heimgewerbe es ist ein Kleinhandwerkerhauschen ohne Landwirtschaft daher ohne Okonomietrakt Es ist durchwegs nur einstockig mit Firstkammer charakteristisch ist der Webkeller mit den bodennahen Fenster Dieser findet sich dann in Ausserrhoden auch durchwegs bei den Bauernhofen 4 fehlt aber in Innerrhoden 1 Kreuzgiebelhaus Bearbeiten nbsp Typisches Appenzeller Kreuzgiebelhaus mit traufseitig angebautem StallDas Kreuzfirsthaus ist die heute das Landschaftsbild pragende Bauweise des Appenzellerlandes 5 Dabei wird der Wirtschaftstrakt Okonomiegebaude traufstandig also langs an der Seite des Hauses angebaut 1 Der sich daraus ergebende T formige Grundriss mit dem meist firstgleichen Anfallspunkt Kreuzgiebel ermoglicht Stubenfront wie auch Okonomietrakt in die Sonne zu stellen wie auch grossere Hofe Diese Bauform des 19 Jahrhunderts hat die alteren Hofformen weitgehend verdrangt 1 Das Dach des klassischen Toggenburger Hauses weicht typologisch von dem des Appenzeller Hauses ab 6 Burgerhauser Bearbeiten nbsp Kaufmannshaus Gruber in Gais 1783Das Burgerhaus des Appenzellerlandes bleibt der Formensprache der Bauernhauser eng verbunden Durch die Aufnahme der herrschaftlichen Baustile des Barock und Klassizismus entsteht so die ortliche Form des historistischen Schweizerstils der weiterhin durch die charakteristischen Fensterbander gepragt ist Rezeption der Moderne und Renovierungen BearbeitenIm Appenzellerland wurden nicht nur weitere Bauten auch ohne die betriebliche Notwendigkeit eines Hofs in dieser Tradition gebaut es werden vielmehr aus Respekt fur die Bauwerkslandschaft auch neue Uberbauungen in der traditionellen Form mit dem Kreuzgiebel und dem gebanderten Fassadenaufbau ausgefuhrt obschon der Bauaufwand grosser ist 7 Dabei gewinnt im Kontext der neuen Alpenarchitektur auch die Holzbauweise wieder Verbreitung 8 Immer haufiger verschwinden die vor Jahrzehnten allgegenwartigen Blitzableiter welche als hohe durch Draht verbundene Stangen uber die gesamten Dachlangen verliefen Da es generell als Einzelgehoft Streusiedlung abseits steht ist das Appenzeller Bauernhaus immer vom Blitzschlag bedroht zudem wird im Ernstfall die Anfahrt der Feuerwehr dadurch immer etwas langer dauern Literatur BearbeitenHans Meier Das Appenzellerhaus Vergangenheit Gegenwart Zukunft Verlag Appenzeller Hefte 2 Auflage 1979 Online bei der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden PDF 21 0 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Appenzeller Bauernhaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Appenzeller Bauernhaus Memento vom 24 Januar 2015 im Internet Archive auf der Website des Kantons Appenzell Innerrhoden Forum Appenzellerhaus Webseite zum Erhalt der Bauform in der zeitgenossischen ArchitekturEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Das Appenzellerhaus in Teufen Die Entwicklung des Appenzeller Bauern und Burgerhauses In Tuufner Poscht April 2000 S 16 f pdf tposcht ch dort S 11 Karin von Wietersheim Eskioglou Der Schweizer Stil und die Entwicklung des modernen Schweizer Holzhausbaus Dissertation Eidgenossische Technische Hochschule Zurich ETH Nr 15542 Zurich 2004 S 24 ethz ch PDF 39 0 MB dort S 29 Arbeit vornehmlich zur Bautechnik vergl von Wietersheim Eskioglou Der Schweizer Stil 2004 Abb 11 Die Vielfalt lokaltypischer Hausformen der Schweiz in ungefahrer Ortsbindung und Abb 12 Verbreitungskarte Baustoffe und der Bauweisen in der Schweiz S 23 dort S 29 vergleiche die unterste Fensterzeile des Eingangsbildes Isabell Hermann Die Bauernhauser beider Appenzell Appenzeller Verlag Herisau 2004 ISBN 978 3 85882 387 8 S 352 Jost Kirchgraber Das bauerliche Toggenburger Haus und seine Kultur Im oberen Thur und Neckertal in der Zeit zwischen 1648 und 1798 VGS Verlagsgenossenschaft St Gallen 1990 ISBN 978 3 7291 1056 4 S 31 Ostschweiz Ankommen im 21 Jahrhundert Memento vom 7 April 2014 im Internet Archive PDF vergl von Wietersheim Eskioglou Der Schweizer Stil 2004 Abb 108 Es zeichnen sich drei Umwalzungen im Holzbau ab Die erste durch den Schweizer Holzstil 1830 die zweite durch die Moderne 1920 und die dritte durch eine Wiederbelebung in unserer Zeit 1980 obwohl die Menge des verbauten Holzes rapide abnimmt S 145 dort S 151 zu einer dendrochronologischen Untersuchung von Holzproben im Kanton Zurich Jahreszahlen der Abbildung zum Beitext erganzt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Appenzeller Bauernhaus amp oldid 230919110