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Anatole Paul Broyard 16 Juli 1920 in New Orleans 11 Oktober 1990 in Boston war ein amerikanischer Autor Literaturkritiker und Herausgeber fur die New York Times Erst nach seinem Tod wurde offentlich bekannt dass Broyard der sich sein Leben lang als Weisser ausgegeben hatte von schwarzer Abstammung war und sein sogenanntes Passing wurde kontrovers diskutiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachwirkung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnatole BroyardLink zu einer Fotografie von 1971 Bitte Urheberrechte beachten Anatole Broyard wuchs im French Quarter in New Orleans auf ehe die Familie 1927 im Zuge der Great Migration nach New York zog wo sie sich im Brooklyner Viertel Bedford Stuyvesant niederliess Beide Eltern hatten schwarze Vorfahren waren jedoch hellhautig so dass sich bereits Anatoles Vater ein gelernter Zimmermann und Bauarbeiter auf der Suche nach Arbeit als Weisser ausgeben konnte Auch Anatole der das Brooklyn College besuchte war wie eine seiner beiden Schwestern hellhautig Fruh zeigte er ein in der Arbeiterfamilie ungewohnliches Interesse an Kultur europaischem Film und europaischer Literatur 1 1938 kreuzte Broyard dessen Geburtsurkunde ihn als Farbigen auswies auf einer Sozialversicherungskarte das erste Mal die Hautfarbe weiss an 2 Auch bei seiner Heirat mit einer hellhautigen Puerto Ricanerin behielt er 1940 die gewechselte Identitat bei An der Seite seiner Ehefrau entfernte er sich zunehmend von seinem vertrauten Umfeld 3 Die Ehe der eine Tochter entstammte wurde 1945 wieder geschieden nachdem Broyard von drei Dienstjahren in der U S Army in Ubersee und an der Westkuste zuruckgekehrt war 4 Unter der strikten Rassentrennung der Streitkrafte hatte er nur als Weisser die Offiziersausbildung absolvieren konnen durch die er zum Captain eines Bataillons von schwarzen Hafenarbeitern wurde 1 Nach dem Zweiten Weltkrieg eroffnete Broyard in Greenwich Village eine Buchhandlung und belegte begunstigt durch die G I Bill of Rights Abendkurse an der New School for Social Research Er fuhlte sich einer kunstlerischen Avantgarde zugehorig und entfremdete sich seinen familiaren Wurzeln 1 Sein damaliges Boheme artiges Leben beschrieb er in den postum publizierten Erinnerungen Kafka Was the Rage deutsch Verruckt nach Kafka 5 Ende der 1940er Jahre veroffentlichte Broyard erste Essays in Zeitschriften wie Commentary Partisan Review 1 oder The New Republic Er lehrte Creative Writing in der New School der New York University und der Columbia University 6 Seine wenigen Kurzgeschichten wurden von Norman Mailer uberschwanglich gelobt Ein Roman an dem er arbeitete kam aufgrund von Schreibblockaden jedoch nie zustande 5 1961 heiratete Broyard die siebzehn Jahre jungere skandinavischstammige Tanzerin Alexandra Nelson 7 Das Paar zog von New York in den Sudosten von Connecticut wo ihre beiden Kinder geboren 1964 und 1966 in einer weissen Nachbarschaft aufwuchsen 8 1971 wurde Broyard der durch freie Kritiken fur die New York Times Book Review auf sich aufmerksam gemacht hatte die Stelle eines festen Literaturkritikers der Times angeboten eine der einflussreichsten Positionen auf dem amerikanischen Buchmarkt 9 In der Folge schrieb er fast 15 Jahre lang tagliche Kritiken fur die New York Times Anschliessend ubernahm er drei Jahre lang die Herausgabe der Book Review Auch nach seiner Pensionierung im Juni 1989 blieb er als Kolumnist und Essayist fur das Blatt aktiv Eine Auswahl seiner Literaturkritiken und Essays erschien in zwei Buchern Als er erfuhr dass er an Prostatakrebs erkrankt war begann er einen Bericht uber seine Krankheit der postum erschien Broyard starb am 11 Oktober 1990 im Dana Farber Cancer Institute in Boston 6 Erst wenige Wochen vor seinem Tod hatte seine Ehefrau den gemeinsamen Kindern seine bis dahin verborgen gehaltene Abstammung enthullt 10 Nachwirkung BearbeitenSechs Jahre nach Broyards Tod machte der amerikanische Literaturwissenschaftler Henry Louis Gates 1996 in einem Artikel im New Yorker dessen schwarze Herkunft offentlich bekannt und kritisierte Broyard fur sein Passing Im Folgejahr uberarbeitete er den Essay unter dem Titel The Passing of Anatole Broyard fur eine Buchausgabe Die Zeitschrift Literaturen brachte die deutsche Ubersetzung 2001 in einer Sonderausgabe heraus Gates schrieb uber Broyard In his terms he did not want to write about black love black passion black suffering black joy he wanted to write about love and passion and suffering and joy Nach seinen Massstaben wollte er nicht uber schwarze Liebe schwarze Lust schwarzes Leid schwarze Freude schreiben er wollte uber Liebe und Lust und Leid und Freude schreiben Henry Louis Gates The Passing of Anatole Broyard 1 In einem Editorial der New York Times urteilte der schwarze Journalist und Autor Brent Staples 2003 Anatole Broyard wanted to be a writer and not just a Negro writer consigned to the back of the literary bus Anatole Broyard wollte ein Schriftsteller sein und nicht bloss ein Neger Schriftsteller dem die letzten Sitzreihen des literarischen Busses zugewiesen werden Brent Staples Editorial der New York Times 11 Im Jahr 2007 veroffentlichte Broyards Tochter Bliss unter dem Titel One Drop My Father s Hidden Life A Story of Race and Family Secrets deutsch Ein Tropfen Das verborgene Leben meines Vaters Eine Geschichte von Hautfarbe und Familiengeheimnissen ihre Suche nach den Spuren des Vaters und nach ihrer eigenen Identitat Am Ende ihrer Untersuchung betrachtete Bliss Broyard ihren Vater als Opfer des Zwanges sich zwischen schwarz und weiss entscheiden zu mussen Das schubladenhafte Einordnen von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe sei ein Uberbleibsel des lange in den USA herrschenden Rassismus Broyard stehe jedoch auch fur die amerikanische Freiheit sich selbst zu erfinden die mein Vater wie sonst kaum jemand verkorpert 12 Nach der Publikation von Philip Roths Roman Der menschliche Makel im Jahr 2000 erkannten zahlreiche Kritiker darunter Michiko Kakutani 13 und Lorrie Moore 14 in der New York Times in Anatole Broyard das Vorbild der Hauptfigur Coleman Silk eines schwarzen Literaturprofessors der sich ebenfalls sein Leben lang als Weisser ausgibt und dessen wahre Identitat erst nach seinem Tode ans Licht kommt Philip Roth widersprach dieser Darstellung mehrfach 15 so zuletzt 2012 in einem offenen Brief an die englische Wikipedia worin er Gegebenheiten im Leben des Soziologen Melvin Tumin als Inspiration fur den Roman angab 16 Veroffentlichungen BearbeitenAroused by Books 1974 Men Women and Other Anticlimaxes 1980 Intoxicated by My Illness And Other Writings of Life and Death 1992 Kafka Was the Rage A Greenwich Village Memoir 1993 deutsch Verruckt nach Kafka Erinnerungen an Greenwich Village Berlin Berlin 2001 ISBN 3 8270 0355 5 Literatur BearbeitenHenry Louis Gates White Like Me In The New Yorker vom 17 Juni 1996 S 66 81 Nachdruck in David Remnick Life Stories Profiles from the New Yorker Random House New York 2001 S 275 300 Henry Louis Gates The Passing of Anatole Broyard In Thirteen Ways of Looking at a Black Man Random House New York 1997 S 180 214 online deutsch Henry Louis Gates Das Geheimnis des Anatole Broyard In Literaturen Special Nr 7 8 2001 Bliss Broyard Ein Tropfen Das verborgene Leben meines Vaters Eine Geschichte von Hautfarbe und Familiengeheimnissen Berlin Berlin 2009 ISBN 978 3 8270 0088 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Anatole Broyard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Herbert Mitgang Anatole Broyard 70 Book Critic And Editor at The Times Is Dead In The New York Times vom 12 Oktober 1990 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Henry Louis Gates The Passing of Anatole Broyard In Thirteen Ways of Looking at a Black Man Random House New York 1997 S 180 214 online Memento vom 16 Dezember 2005 im Internet Archive Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 427 428 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 446 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 455 459 a b Morris Dickstein Bohemian Rhapsody In The New York Times vom 31 Oktober 1993 a b Herbert Mitgang Anatole Broyard 70 Book Critic And Editor at The Times Is Dead In The New York Times vom 12 Oktober 1990 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 499 509 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 511 512 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 522 Bliss Broyard Ein Tropfen Berlin Berlin 2009 S 29 Brent Staples Editorial Observer Back When Skin Color Was Destiny Unless You Passed for White In The New York Times vom 7 September 2003 Sebastian Moll Mein Vater war ein Opfer In Frankfurter Rundschau vom 20 April 2009 Michiko Kakutani Confronting the Failures Of a Professor Who Passes In The New York Times vom 2 Mai 2000 Lorrie Moore The Wrath of Athena In The New York Times vom 7 Mai 2000 Robert Hilferty Philip Roth Serves Up Blood and Guts in Indignation Update1 Bei Bloomberg vom 16 September 2008 Philip Roth An Open Letter to Wikipedia In The New Yorker vom 7 September 2012 Normdaten Person GND 11937367X lobid OGND AKS LCCN n79106014 VIAF 79421328 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Broyard AnatoleALTERNATIVNAMEN Broyard Anatole PaulKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Autor und LiteraturkritikerGEBURTSDATUM 16 Juli 1920GEBURTSORT New OrleansSTERBEDATUM 11 Oktober 1990STERBEORT Boston Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anatole Broyard amp oldid 237505750