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Am Sterbebett auch Am Totenbett norwegisch Ved dodssengen sowie Fieber norwegisch Feber ist ein Bildmotiv des norwegischen Malers Edvard Munch das er ab 1893 in diversen Skizzen und Studien sowie einem Pastell ausfuhrte Die Hauptversion ist ein Olgemalde aus dem Jahr 1895 das in der Sammlung Rasmus Meyer im Kunstmuseum Bergen ausgestellt wird und zu Munchs Lebensfries gehort Im Jahr 1896 setzte Munch das Motiv als Lithografie um 1915 kehrte er noch einmal mit zwei Olgemalden unter dem Titel Todeskampf norwegisch Dodskamp zu dem Motiv zuruck In den Bildern verarbeitete Munch den Tod seiner alteren Schwester Sophie 1862 1877 und eine eigene schwere Erkrankung in seiner Jugend Die abgebildeten Personen lassen sich Mitgliedern der Familie Munch zuordnen Am SterbebettEdvard Munch 1895Ol auf Leinwand90 120 5 cmKunstmuseum Sammlung Rasmus Meyer BergenVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Hintergrund 3 Bildgeschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenAuf der linken Seite des Bildes befindet sich eine liegende Person im Bett Man erkennt lediglich ihren Hinterkopf und die uber der Bettdecke gefalteten Hande Auf der rechten Seite des Bildes stehen funf Personen deren Silhouetten miteinander verschmelzen Sie stehen am Bett beugen sich uber die Kranke Ein alter Mann mit Bart und Glatze hat die Hande zu einem flehentlichen Gebet erhoben Eine Frau im Vordergrund wendet sich ab wahrend ihre Hand den Bettpfosten umklammert halt Ihr blasses nachdenkliches Gesicht scheint den bevorstehenden Tod zu erahnen 1 Auch die anderen Gesichter sind zu Masken reduziert die Augen zu schwarzen Punkten oder Strichen verkurzt 2 In der Farbgebung lebt das Bild von einem starken Kontrast zwischen dem Rot des Fiebers und dem fahlen Grun der Krankheit Die Familie ist wie in Trauer vollstandig in Schwarz gekleidet und wird durch Schatten zu einer fast einheitlich schwarzen Flache vereint Ihre Gesichter sind abwechselnd in fahlem angstvollem Weiss und aufgewuhltem Rot was ihre emotionale Anspannung gegenuber der bevorstehenden Begegnung mit dem Tod zum Ausdruck bringt 3 Neben den Gesichtern heben sich nur die Hande aus der schwarzen Farbzone ab In dieser drangt sich fur Ulrich Bischoff der dunkle Schatten des Todes an das Bett der Kranken heran 4 Die stark verkurzte Perspektive fuhrt das Auge des Betrachters uber das Bett hinweg auf die Leere der kahlen Ruckwand des Krankenzimmers 3 Sie macht ihn laut Ulrich Bischoff zum unmittelbaren Zeugen ja Besucher des Krankenzimmers 5 Arne Eggum geht sogar noch weiter und sieht den Betrachter mit der Sterbenden identifiziert deren Blickwinkel er einnimmt ohne sie selbst zu sehen Dadurch werde er gezwungen an ihrem Todeskampf teilzunehmen 6 Hintergrund BearbeitenEdvard Munch machte von fruhester Jugend an Erfahrungen mit Krankheit und Tod Im Alter von 33 Jahren starb 1868 Munchs Mutter an Tuberkulose als er gerade funf Jahre alt war 1877 starb seine altere Schwester Sophie mit 15 Jahren an derselben Krankheit Zwolf Jahre spater starb sein Vater Munch war als Kind schwachlich und haufig krank seine Kinder und Jugendzeit wurde von einer bestandigen Todesangst uberschattet Er ausserte sich spater In meinem Elternhaus hausten Krankheit und Tod Ich habe wohl nie das Ungluck von dort uberwunden Es ist auch fur meine Kunst bestimmend gewesen Munchs fruheste kunstlerische Verarbeitung des Todes seiner Schwester Sophie und seiner eigenen Todesangst war das Motiv Das kranke Kind mit dem er 1885 86 ein Jahr lang bis zu seiner Fertigstellung rang und das er in regelmassige Abstanden neu malte 7 Ungefahr zur gleichen Zeit als er am Sterbebett arbeitete entstand 1893 auch Der Tod im Krankenzimmer in dem Munch das Sterben der Schwester im Kreis der Familie darstellte 4 Beide Bilder gehoren wie auch die thematisch ahnlichen Leichengeruch und Das Kind und der Tod zu Munchs Lebensfries 8 nbsp Das kranke Kind 1885 86 Norwegische Nationalgalerie nbsp Der Tod im Krankenzimmer 1893 Norwegische Nationalgalerie nbsp Leichengeruch 1895 Munch Museum Oslo nbsp Das Kind und der Tod 1899 Kunsthalle BremenTodes und Krankenbilder waren in der Kunst des 19 Jahrhunderts von wachsender Bedeutung Im gleichen Masse wie sich die Familie zu einer tragenden Saule der burgerlichen Gesellschaft entwickelte wurde es zur Aufgabe der Kunst die wichtigen Ereignisse innerhalb der Familie abzubilden Allerdings hatten die Werke laut Arne Eggum vor allem den Zweck privatisierter Andachtsbilder tabu war hingegen die Abbildung von Todesangst und Todeskampf Gerade diese Angst bis zum Tode beschrieb Soren Kierkegaard als Munchs grosses Thema 6 Seine Bilder stellten Qual Leid und Verzweiflung in einer bis dahin nicht gekannten Offenheit zur Schau wobei sie sich durch das eigene Erleben und die eigene Erinnerung speisten Der Maler beschrieb Ich malte aus dem Gedachtnis ohne etwas hinzuzufugen ohne die Details die ich nicht mehr vor Augen hatte Daher die Einfachheit der Gemalde die offenkundige Leere 9 Wie schon Der Tod im Krankenzimmer zeigt auch Am Sterbebett die Sterbende kaum wahrend sich die anderen Figuren der Familie Munch zuordnen lassen Allerdings hat sich dieses Mal laut Arne Eggum und Ingebjorg Ydstie der Maler selbst ausgespart Der Vater Christian Munch sticht mit Bart und Glatze hervor Dahinter stehen drei Geschwister des Malers Die Frau im Vordergrund identifiziert Ydstie als Munchs Mutter die tatsachlich bereits vor Sophie gestorben war Damit wurde Munch abermals in einem Bildmotiv Personen aus verschiedenen Zeitebenen zusammenfuhren Auf der Lithografie ist die Frauenfigur hingegen als Munchs Tante Karen Bjolstad zu erkennen die nach dem Tod ihrer Schwester in der Familie die Mutterrolle ubernommen hat 1 Bildgeschichte Bearbeiten nbsp Am Sterbebett FieberEdvard Munch 1893Pastell auf ungrundierter Pappe59 78 5 cmMunch Museum OsloVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum nbsp TodeskampfEdvard Munch 1915Ol auf Leinwand140 3 182 4 cmStatens Museum for Kunst KopenhagenVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Den konkreten Anlass des Motivs Am Sterbebett macht Mille Stein in einer schweren Krankheit des Malers in seiner Jugend aus zu der er am 5 Februar 1890 im Ruckblick notierte Und er sein Vater faltete seine Hande uber dem Bett und betete und um das Bett herum all die anderen einige rot im Gesicht vom Weinen andere weiss Die erste Version des Bildes gemalt als Pastell und heute im Besitz des Munch Museums Oslo 10 ist fur sie eine Visualisierung dieses Tagebucheintrags So macht sie in dieser Fassung auch Munch selbst als dem im Bett liegenden Kranken aus wahrend seine Fieberphantasien geisterhafte Fratzen und ein Totenskelett an die Wande projizieren 2 Die Entwicklung des Bildes lasst sich uber diverse Skizzen verfolgen In zwei fruhen Skizzen ist der Blickwinkel umgekehrt 11 Der Betrachter sieht in einer Komposition die an Das kranke Kind erinnert frontal auf den auf Kissen gebetteten Munch der von seiner Familie umgeben ist Der Vater ist auch hier ins Gebet versunken wahrend sich eine Madchengestalt auf das Bett wirft die sich als Munchs Schwester Sophie identifizieren lasst Diesen Bildaufbau verfolgte Munch allerdings weder als Gemalde noch als Grafik weiter 12 In der Olfassung von Am Totenbett aus dem Jahr 1895 die sich heute in der Sammlung Rasmus Meyer des Kunstmuseums Bergen befindet 13 ubernahm Munch weitgehend die Komposition des Pastells allerdings sind die Fratzen des Fiebertraums und das Skelett nun verschwunden Munch arbeitete mit stark verdunnter Farbe auf nur sparsam grundierter Leinwand was zu deckenden aber truben Farben fuhrte Gesichter und Bettlaken arbeitete er spater mit dichten Schichten weisser Farbe nach Anschliessend malte er die Konturen von Gesicht Handen und dem Korper unter dem Bettlaken Mit Malstiften und kreiden nahm er abschliessende Korrekturen vor insbesondere auf dem Laken und beim Gesicht der Frau im Vordergrund 2 Als Munch 1896 die Lithografie zum Motiv schnitt griff er wieder auf die Masken uber dem Bett zuruck die beim Olgemalde entfallen waren 6 Anhand des Grades der Nachbearbeitung durch Stift und Tusche nahm Gerd Woll vier unterschiedliche Klassifizierungen der Drucke vor Das Munch Museum beherbergt insgesamt 21 Drucke des Motivs 14 Im deutschsprachigen Raum werden Drucke in Chemnitz Dresden Essen Hamburg Hannover Lubeck und Wien gezeigt 15 Im Jahr 1915 griff Munch das Motiv noch einmal fur zwei Olgemalde auf die den geanderten Titel Todeskampf tragen Das vermutlich zuerst entstandene wird im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen gezeigt die zweite noch grossformatigere Ausfuhrung im Munch Museum 16 Der Malstil ist in den zwanzig Jahren seit dem fruhen Olgemalde ein ganz anderer geworden Die Farben sind nun heller durchscheinender leuchtender Der weisse Tisch im Vordergrund gibt dem Krankenzimmer mehr raumliche Tiefe Die durchscheinende Textur der Leinwand auf den Gesichtern wirkt als zitterten die Figuren vor Furcht Aus den Masken des Fiebertraums im Pastell sind gelbe und rote Markierungen auf der Tapete geworden die dem ganzen Raum eine unregelmassige schwankende Wirkung geben Wo im ersten Bild dustere Starre herrschte gibt es nun den Eindruck von Bewegung Mille Stein fuhrt die unterschiedlichen Malweisen auf einen allgemeinen Paradigmenwechsel in der Kunst des 20 Jahrhunderts zuruck der Modernismus hat den Expressionismus verdrangt 17 Literatur BearbeitenArne Eggum Am Totenbett In Edvard Munch Liebe Angst Tod Kunsthalle Bielefeld Bielefeld 1980 ohne ISBN S 207 222 Mille Stein Patterns in Munchs Painting Technique In Garry Garrels u a Hrsg Edvard Munch Between the Clock and the Bed Metropolitan Museum of Art New York 2017 ISBN 978 1 5883 9623 5 S 38 40 Ingebjorg Ydstie By the Deathbed Fever In Mara Helen Wood Hrsg Edvard Munch The Frieze of Life National Gallery London London 1992 ISBN 1 85709 015 2 S 108 110 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ingebjorg Ydstie By the Deathbed Fever In Mara Helen Wood Hrsg Edvard Munch The Frieze of Life National Gallery London London 1992 ISBN 1 85709 015 2 S 108 109 a b c Mille Stein Patterns in Munchs Painting Technique In Garry Garrels u a Hrsg Edvard Munch Between the Clock and the Bed Metropolitan Museum of Art New York 2017 ISBN 978 1 5883 9623 5 S 38 a b Ingebjorg Ydstie By the Deathbed Fever In Mara Helen Wood Hrsg Edvard Munch The Frieze of Life National Gallery London London 1992 ISBN 1 85709 015 2 S 109 a b Ulrich Bischoff Edvard Munch Taschen Koln 1988 ISBN 3 8228 0240 9 S 56 Ulrich Bischoff Edvard Munch Taschen Koln 1988 ISBN 3 8228 0240 9 S 55 a b c Arne Eggum Am Totenbett In Edvard Munch Liebe Angst Tod Kunsthalle Bielefeld Bielefeld 1980 ohne ISBN S 209 Uwe M Schneede Edvard Munch Das kranke Kind Arbeit an der Erinnerung Fischer Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 596 23915 X S 29 32 38 60 62 Hans Dieter Huber Edvard Munch Tanz des Lebens Reclam Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 010937 3 S 69 70 Ingebjorg Ydstie By the Deathbed Fever In Mara Helen Wood Hrsg Edvard Munch The Frieze of Life National Gallery London London 1992 ISBN 1 85709 015 2 S 108 Edvard Munch Ved dodssengen Feber Im Munch Museum Oslo Ved dodssengen Feber sowie Feber Im Munch Museum Oslo Arne Eggum Am Totenbett In Edvard Munch Liebe Angst Tod Kunsthalle Bielefeld Bielefeld 1980 ohne ISBN S 207 222 Munch Museum i Bergen auf kodebergen no Edvard Munch Ved dodssengen Suchergebnisse in der Kategorie Grafikk beim Munch Museum Oslo Gerd Woll Edvard Munch The Complete Graphic Works Orfeus Oslo 2012 ISBN 978 82 93140 12 2 S 62 Edvard Munch Dodskamp Im Munch Museum Oslo Mille Stein Patterns in Munchs Painting Technique In Garry Garrels u a Hrsg Edvard Munch Between the Clock and the Bed Metropolitan Museum of Art New York 2017 ISBN 978 1 5883 9623 5 S 38 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Am Sterbebett amp oldid 208486759