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Die Alte Synagoge Einbeck ist ein von 1798 bis 1803 errichtetes Gebaude in der Baustrasse 15a in Einbeck im Landkreis Northeim das unter Denkmalschutz steht Es handelt sich um ein Ensemble aus Vorderhaus judische Schule und Lehrerwohnung und Hinterhaus Synagoge bzw in Quellen des 19 Jahrhunderts Tempel Das Vorderhaus ist wahrscheinlich schon vor 1700 entstanden und wurde von 1798 bis 1908 von der judischen Gemeinde genutzt Hinter dem Synagogenbau befindet sich heute ein Wirtschaftsgebaude von 1919 das im Zusammenhang mit der Nachnutzung als Wohnhaus entstanden ist Renovierungszustand September 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Inneneinrichtung 3 Gemeindeleben 4 Nachnutzung 5 Denkmalwurdigkeit 6 Restaurierung 7 Forderverein Alte Synagoge in Einbeck e V 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Das Vorderhaus Baustrasse 15 ehemalige judische Schule im Hintergrund das Dach der Alten SynagogeDas Stadtarchiv Einbeck enthalt eine Akte Anlegung eines Synagogen Gebaudes in Einbeck 1798 die eine Eingabe der judischen Gemeinde zum Synagogenbau und die Genehmigung durch den Landesherrn enthalt 1 Als Stifter stellte Elias Meyer der Gemeinde die notigen Mittel zur Verfugung Uber den Neubau selbst sind Quellen nicht bekannt aus dem Eintritt in die Brandversicherung ist 1803 als Jahr der Fertigstellung indirekt zu entnehmen 1 Es handelt sich um einen schlichten einstockigen Saalbau auf fast quadratischem Grundriss mit einer Seitenlange von etwa 9 m bzw einer Grundflache von etwa 80 m Der Wandstanderbau in Eichenfachwerk mit ursprunglich 4 65 m hohen Wanden trug eine Saaldecke Der Eingang befand sich auf der Sudseite Im Fachwerkgerust erhaltene Zapflocher weisen auf eine nicht mehr vorhandene Aussentreppe an der Westseite hin uber welche die Frauenempore erreicht werden konnte Bei einer Renovierung der Synagoge im Jahr 1868 wurde unter anderem eine Gasbeleuchtung installiert Deshalb bot der Einbecker Synagogenvorstand Ende des Jahres funf wohlerhaltene messingene Kronleuchter die sich ganz besonders zur Anschaffung fur eine kleine Gemeinde eignen zum Verkauf an 2 Inneneinrichtung BearbeitenWilhelm Friese beschrieb in seinem Stadtfuhrer von 1890 das Innere der Synagoge und lieferte damit die einzige Beschreibung der verlorenen Ausstattung Einen Eindruck vom Aussehen eines solchen Innenraums ermoglicht in Norddeutschland heute nur die Inneneinrichtung der Hornburger Synagoge Friese nennt im einzelnen 3 den Haupteingang daruber stand auf hebraisch Lasset uns mit Eilfertigkeit zum Hause des Hochsten wandeln die Haupttur zum Innenraum daruber der hebraische Satz דע לפני מי אתה עומד Wisse vor wem du stehest Dieser haufig in Synagogen als Schmuck verwendete Spruch nimmt eine Formulierung aus dem Talmud auf Berachot 28b Und wenn ihr das Gebet verrichtet wisset vor wem ihr steht 4 eine aussere geschnitzte torartige Verzierung uber den Stufen des Altars vor dem Toraschrein darauf waren die Zehn Gebote dargestellt der Torarollen Schrank selbst daruber der hebraische Spruch וראו כל עמי הארץ כי שם יהוה נקרא עליך ויראו ממך Und es werden sehen alle Volker der Erde dass der Name Gottes uber Dich genannt ist und sie werden Ehrfurcht vor Dir haben Ein Zitat aus der Tora 5 Mose 28 10 uber dem Toraschrein an der Ostwand ein rundes farbiges Fenster mit dem hebraischen Text אשתחוה אל היכל קדשך ביראתך Ich bucke mich vor Deinem Heiligtum mit Ehrfurcht Psalm 5 8b gegenuber d h in der Mitte des Raumes ein kanzelartiges Gebetspult Bima zu dem von zwei Seiten Stufen hinauffuhren es gab kostbare Decken fur das Pult und fur den Toraschrein Parochet auf denen die Namen der Stifter eingestickt waren die Torarollen sie sollen teilweise uber 200 Jahre alt sein es gab ausserdem einen achtarmigen Messingleuchter einen Glaskronleuchter und einer grossen Tafel mit dem Gebet fur den Konig Gemeindeleben Bearbeiten1842 wurde das Niveau der judischen Schule gewurdigt Ein Freund des Schulwesens christlichen Glaubens fand vor einiger Zeit Gelegenheit einer Prufung israelitischer Kinder in hiesiger Stadt beizuwohnen Schon oft hatte derselbe in andern judischen Schulen unseres Konigreichs die traurige Bemerkung gemacht dass da die Mehrzahl der judischen Lehrer leider nicht seminarisch gebildet sind ihr Unterricht nur zu mangelhaft genannt werden konnte Nicht so war es bei oben erwahnter Prufung und um so mehr wurde ich uberrascht als der methodische Gang des Unterrichts mich sowohl von der formellen als materiellen Bildung des judischen Lehrers T uberzeugte Einbeck den 17 Mai 1842 5 1857 wurde die Stelle des Elementarlehrers Kantors und Schachters ausgeschrieben Bei freier Wohnung und Heizung betrug das Gehalt 230 Thlr die Stelle biete Zeit und Gelegenheit zu nicht unbetrachtlichen Nebenverdiensten 6 1876 war die Stelle des Religions und Elementarlehrers wieder vakant geworden Der Bewerber sollte befahigt sein einen deutschen Vortrag zu halten und als Vorbeter und Schachter fungiren zu konnen 7 Das jahrliche Gehalt betrug 1500 Mark bei freier Wohnung Nachnutzung BearbeitenNach dem Bau einer reprasentativen Neuen Synagoge in der Bismarckstrasse 1896 wurde das Gebaude entwidmet allerdings erst 1906 in Privathand verkauft Fur die Wohnnutzung erfolgten mehrere Umbauten unter anderem wurde der Fussboden angehoben und das Dach nach einem Brand 1912 komplett erneuert 1933 wurde ein bewohnbares Obergeschoss geschaffen indem die Traufhohe an der Sudseite aufgestockt wurde 8 Als Wohngebaude war die profanierte Synagoge von den Novemberpogromen 1938 nicht betroffen Denkmalwurdigkeit BearbeitenIm Jahr 1992 wurde das Gebaude Baustrasse 15a unter Denkmalschutz gestellt weil trotz der Veranderungen durch jahrzehntelange Nutzung als Wohnhaus noch immer wesentliche Merkmale des einstigen Synagogenbaus vorhanden sind 9 Segmentbogenformige Fenstersturze im Fachwerk erinnerten an die ehemals grossen Fensterbahnen der Synagoge Im Ostgiebel war der Standort des Toraschreins durch Aussparung im Fachwerk noch erkennbar Spuren der Frauenempore auf der Westseite veranderte Fensterformen in diesem Bereich Ausbuchtung im Grundriss wo sich die Treppe zur Empore befunden hatte Putzstorungen auf der Hohe der Empore Restaurierung Bearbeiten nbsp Detail nach der Restaurierung 2013 2007 begann die Sanierung mit der Entkernung des Gebaudes 2011 fand das Richtfest statt nachdem die ursprungliche Traufhohe des Daches wiederhergestellt worden war 2013 wurden die Fenster eingebaut 10 2017 erhielt die Fassade einen monochromen sandfarbenen Anstrich wie er fur das fruhe 19 Jahrhundert anzunehmen ist Die Fachwerkbalken sind seitdem nur noch schwach erkennbar Forderverein Alte Synagoge in Einbeck e V BearbeitenIm Jahr 2004 grundeten Burger den Forderverein Alte Synagoge in Einbeck e V und erwarben das Gebaude erworben um es zu erhalten zu sanieren und mit neuer Nutzung zu beleben Im Sinne des Gedenkens und der Erinnerung an judisches Leben in Einbeck finden regelmassig Veranstaltungen statt Dies sind im Mai Lesungen zum Tag der Bucherverbrennung 1933 im November Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht von 1938 Angeregt durch einen Einbecker Burger wurde nach Recherchen und in Zusammenarbeit des Fordervereins mit der Stadt 2008 eine Gedenktafel fur die verfolgten und ermordeten Einbecker Juden zwischen 1933 und 1944 realisiert Sie wurde am 9 November 2008 vom Burgermeister am Alten Rathaus enthullt Somit gibt es einschliesslich der vier judischen Friedhofe in Einbeck und dem Mahnmal fur die 1938 zerstorte neue Synagoge sieben judische Gedenkstatten in Einbeck Ausserdem wurden in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 29 Stolpersteine an zehn Adressen verlegt die in der Liste der Stolpersteine in Einbeck verzeichnet sind Literatur BearbeitenThomas Kellmann Synagogen in Einbeck und Sudniedersachsen heute in Einbecker Jahrbuch Bd 49 Einbeck 2004 S 49 74 Thomas Kellmann Stadt Einbeck Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Band 7 3 Michael Imhof Verlag 2017 S 353 354 ISBN 978 3 7319 0511 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Synagoge Einbeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forderverein Alte Synagoge in Einbeck e V Einzelnachweise Bearbeiten a b Thomas Kellmann Synagogen in Einbeck und Sudniedersachsen heute S 52 Allgemeine Zeitung des Judenthums Band 32 S 986 Thomas Kellmann Synagogen in Einbeck und Sudniedersachsen heute S 53 Thomas Ridder Synagogen in Westfalen In Westfalische Geschichte Abgerufen am 13 Januar 2018 Allgemeine Zeitung des Judenthums Band 6 S 344 Allgemeine Zeitung des Judenthums Band 21 S 149 163 Allgemeine Zeitung des Judenthums Band 40 S 144 177 471 488 Baugeschichte auf der Seite des Fordervereins abgerufen am 10 Februar 2016 Thomas Kellmann Synagogen in Einbeck und Sudniedersachsen heute S 56 Angaben des Forderverein Vorstandes vom 20 Mai 201351 815553 9 867428 Koordinaten 51 48 56 N 9 52 2 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Synagoge Einbeck amp oldid 231920460