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Die alte Pfarrkirche St Petronilla war ein Kirchengebaude in Wettringen Kreis Steinfurt Die Kirche wurde im 11 Jahrhundert errichtet im Jahr 1520 um ein sudliches Seitenschiff erweitert und 1861 komplett abgerissen Etwas sudwestlich der ursprunglichen Lage steht heute die neugotische Hallenkirche St Petronilla Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Lage 3 Baugeschichte 4 Grosse 5 Ausseres 6 Innenraum 7 Glocken 8 Kirchenuhr 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Christianisierung des Munsterlandes erreichte nach Versuchen angelsachsischer Missionare wie z B die Bruder Ewaldi Ende 7 Jhd spater des Friesen Liudger Ende 8 Jhd ihren Durchbruch als Widukind unter Karl dem Grossen den Widerstand der Sachsen brach Zur territorialen Sicherung der eroberten Sachsengebiete wurde etwa um das Jahr 800 eine Heerstrasse von der Mundung der Lippe bis zur Ems eingerichtet In Abstanden von etwa einem Tagesritt legten die Franken Konigshofe oder Burgen an Die Auswahl der geeigneten Orte orientierte sich nach strategischen Uberlegungen wie z B die Aa Schleife in Wettringen die Emsfurt in Rheine oder an einer alten Weihestatte der Sachsen wie z B die Welle Quelle in Schoppingen Gleichzeitig wurden an diesen Orten Kapellen oder Kirchen zur Erfullung der christlichen Pflichten gebaut Die Gotteshauser waren frankischen Kirchenpatronen geweiht Die Kirche in Rheine dem hl Dionysius die von Schoppingen dem hl Brictius die von Wettringen der hl Petronilla 1 Lage BearbeitenDie alte Kirche in Wettringen lag am Rand der dorflichen Siedlung Das Munsterland war im fruhen Mittelalter noch kaum erschlossen so wurde die kleine Kirche direkt an der Steinfurter Aa auf einer kleinen Anhohe angelegt die leicht zu finden war Hinzu kam die strategisch gute Lage an einer Aa Schleife 2 Baugeschichte BearbeitenIm 11 Jahrhundert wurde die ursprunglich vorhandene Holzkirche durch eine Steinkirche ersetzt Im Wesentlichen handelte es sich wohl um einen romanischen Kirchenbau mit einem wehrhaften Turm Um 1520 erganzte man ein sudliches Seitenschiff sowie einen gotischen Chorraum Schliesslich wurde die alte Kirche im Jahr 1861 abgerissen und eine neue neugotische Kirche errichtet Der Abriss wurde so grundlich durchgefuhrt dass es kaum Uberreste gibt Basis der nachfolgenden Rekonstruktion ist ein Fragebogen der westfalischen Regierung aus dem Jahr 1854 sowie Augenzeugenberichte die in den Jahren 1933 und 1934 von Bernhard Wiggenhorn gesammelt wurden Die Ergebnisse hat Bernhard Wiggenhorn in einem kleinen Kirchenfuhrer zusammengefasst 3 Grosse BearbeitenUber die Grosse der alten Kirche liegen unterschiedliche Informationen vor die einander widersprechen Nach den Akten uber den Kirchenneubau war die alte Kirche nur 3000 Quadratfuss gross und fur die Gemeinde viel zu klein Als weitere Angabe liegt ein Brief von einem Hr Niermann an den Wettringer Kaufmann Martin Kruse vor Nach den angegebenen Massen hatte die Kirche einen Innenraum von 4400 Quadratfuss und stand damit der heutigen Pfarrkirche kaum nach Es ist allerdings nicht gesichert ob die Kirche des Briefempfangers wirklich gemeint war Daher scheidet diese Quelle wohl aus Eine dritte Quelle enthalt das Antwortschreiben des Pfarrers Schepers auf eine 1854 von der Landesregierung versandte Umfrage Demnach war die Kirche ohne Turm 78 Fuss 25 6 m lang 44 Fuss 14 5 m breit und hatte eine Hohe von 77 Fuss 25 3 m Der Turm hatte eine quadratische Grundflache mit einer Seitenlange von 20 Fuss 6 6 m und eine Hohe von 93 Fuss 30 6 m Grundlage fur die Umrechnung von Fuss in Meter ist das preussische Langenmass Fuss 1 Fuss 0 329 m 4 Ausseres Bearbeiten nbsp Kirche in Haltern Lavesum entspricht der ausseren Beschreibung nach der alten Kirche in Wettringen Die Kirche war aus Bruchstein ausgefuhrt ohne Aufputz Das Dach war mit roten Dachpfannen eingedeckt wahrend die Turmspitze mit Schiefer gedeckt war An der Sudseite gab es vier Fenster am Chor zwei an der Nordseite drei Fenster Wahrscheinlich war ein Fenster der Nordseite vermauert da man 1852 noch eine neue Sakristei vorgemauert hat Die Fenster an der Nordseite stammten noch aus romanischer Zeit und waren 3 Fuss hoch und 1 Fuss breit und ohne Verzierung gearbeitet An der Sudseite und am Chor waren die Fenster mit Sprossenwerk und Fensterrosen ausgefuhrt und hatten eine Breite von 5 und eine Hohe von 10 Fuss Die Kirche hatte drei Eingange an der Nordseite eine kleine Tur die vielleicht nur von den Geistlichen genutzt wurde ein Eingang durch den Turm und das Sudportal Dies wurde wahrscheinlich bei der sudlichen Erweiterung im Jahr 1520 versetzt Eingefasst war das Portal mit zwei Kolossalfiguren im Volksmund Adam und Eva genannt Der Querstein trug die Jahreszahl Anno Domini MDXX 1520 An der nordlichen Aussenwand war vermutlich zur Erinnerung an eine Seuche eine Lazarusfigur angebracht 5 Innenraum BearbeitenDer Boden war mit schweren Steinplatten ausgelegt der Raum war weiss gekalkt Eventuell waren die Fenster mit Rankenornamentik eingefasst Die Kirche hatte drei Altare der Altaraufsatz beim Hochaltar war aus Stein bei den Nebenaltaren aus Holz Sie stammten vermutlich alle aus der gleichen Zeit dem Ende des 17 Jhd Beim Hochaltar bestand der Aufsatz aus zwei mit Laub umwundenen Saulen die im Halbbogen geschlossen waren Die Saulen fassten ein Bild mit der Darstellung Christi am Olberg Das Bild stammt aus jungerer Zeit und wurde vom Maler Franz Wieschebrink 1818 1884 gemalt Wahrscheinlich hat man ein alteres Bild oder auch Barockfiguren entfernt und dafur dieses Bild gewahlt Seltsam erscheint die Tatsache dass man ein Bild vom Olberg Christus anfertigen liess obwohl eine gleiche Darstellung aus Stein vorhanden war Es stellt sich die Frage ob die Steinplastik vielleicht verloren ging Von den Nebenaltaren hatte der eine wahrscheinlich ein einfaches Kreuz mit Christus zu beiden Seiten eingerahmt von dem Junger Johannes und Maria der Mutter Jesu Der andere Altar war der Heiligen Katharina geweiht Die barocke Skulptur der Verlobung der hl Katharina die sogenannte Katharinenminne zeigt die mystische Verlobung der Katharina mit dem Jesuskind Die Arbeit entstand wahrscheinlich im 17 Jahrhundert und wird von Fachkreisen der Werkstatt von Heinrich und Bernd Meiering zugesprochen nbsp Katharinenaltar mit KatharinenminneIn der Nahe zum Hochaltar befand sich an der Nordseite ein Sakramentshauschen das noch heute in der neuen Pfarrkirche erhalten ist nbsp TabernakelAm Chor an der Nordwand noch eben in das Langhaus vordringend war die funfeckige weisslackierte ansonsten schmucklose Kanzel angebracht Ein Kreuzweg blieb bis 1925 erhalten es war eine Gips Relief Reihe die als wertlos erachtet verloren ging Uber die Orgel lasst sich der damalige Kuster Franz Bowering folgendermassen aus 1812 ist die hiesige Pfarrkirche verbessert worden und ist eine neue Orgel darin gekommen aus dem Kapuzinerkloster Coesfeld welches von Napoleon geschonken ist Im Turm stand der alte romanische Taufstein Das runde Taufbecken erhob sich auf quadratischen Fuss durch vier Stutzen mit menschlichen Kopfen getragen Um das Becken liefen seilartige Bander sowie ein Palmetten und Rankenfries Der Taufstein entspricht dem sogenannten Bentheimer Typ bei dem allerdings das Taufbecken in der Regel durch Lowen getragen wird Der Taufstein ist noch in der neuen Kirchen erhalten allerdings fehlt der quadratische Fuss 6 nbsp TaufbeckenGlocken BearbeitenDie alte Kirche besass 3 Glocken Die alteste die St Petronilla Glocke stammte aus dem Jahr 1511 und erhielt die Inschrift Sct Petronella mihi nomen Procul pello omnia noxia Mortales ad sacra templa cito Anno Domino MCCCCCXIDie Ubersetzung lautet St Petronella ist mein Name Alle Schaden halte fern Die Sterblichen rufe ich zum Gotteshaus AD 1511Die zweite Glocke war der heiligen Katharina geweiht und stammte aus dem Jahre 1684 Die Inschrift lautete Laudo Deum Catharina vocor quae convoco coetum Defunctos ploro pestum fugo festa decoro Bernhardus Schrunder pastor Andreas Buchholts prae fectus urbanus Hardnick me Coesfeldy anno 1684Die Ubersetzung lautet Ich lobe Gott ich heisse Katharina und rufe zum Gottesdienst ich beweine die Toten vertreibe die Pest ich verschonere die Feste Bernhard Schrunder Pastor Andreas Buchholtz Vogt Hardinck hat mich in Coesfeld gemacht 1684Wem die dritte Glocke geweiht war ergibt sich aus der Inschrift nicht Wenn man jedoch bei der Neuanschaffung der Glocken fur die neue Kirche die zwei erstgenannten ubernommen hat wird man es auch fur die dritte Glocke getan haben umso mehr als die Inschrift die gleiche geblieben ist Demnach war die dritte Glocke dem heiligen Josef geweiht Die Inschrift lautet Vox mea vox vitae Voco vos ad sacra venite J R S P W F M Rinker von Osnabruck gos mich nach Wettr 1773Die Ubersetzung lautet Meine Stimme ist die Stimme des Lebens Ich rufe euch zum Gottesdienst kommt Johan Bernhard Schmitz Pastor Wettringen 1773 7 Kirchenuhr BearbeitenDie alte Turmuhr war 100 bis 200 Jahre alt und wurde noch in den neuen Kirchturm eingebaut Dort war sie noch bis 1934 in Betrieb Aufgrund von Altersschwache wurde sie gegen eine neue Uhr ausgetauscht 8 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Kohl Kleine Westfalische Geschichte Dusseldorf 1994 Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 10 ff Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 13 ff Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 12 Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 13 14 Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 15 ff Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 20 ff Bernhard Wiggenhorn Die alte Pfarrkirche zu Wettringen Westf Wettringen 1934 S 19 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Pfarrkirche St Petronilla Wettringen amp oldid 201964297