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Akzeptierende Drogenarbeit ist Soziale Arbeit mit Drogenkonsumenten bei der nicht die Entwohnung der Suchtigen im Vordergrund steht sondern die Verbesserung ihrer Lebenssituation bei gleichzeitiger Akzeptanz des Drogenkonsums Ein umstrittenes Element dieser Konzeption sind Drogenkonsumraume die in einigen Grossstadten existieren Seit einigen Jahren gibt es in manchen Stadten auch Alkoholkonsumraume Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Abgrenzung 2 Zielsetzungen 3 Umsetzung 3 1 Streetwork 3 2 Kontaktladen 3 3 Notschlafstellen 3 4 Drogenkonsumraume 3 5 Alkoholkonsumraume 3 6 Peer Projekte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrundlagen und Abgrenzung BearbeitenDer traditionellen abstinenzorientierten Drogenarbeit liegt ein Ansatz zugrunde der das Drogenproblem in erster Linie auf die Wirkungsweisen der sogenannten legalen und illegalen Drogen sowie auf die psycho und soziopathologischen Personlichkeiten der Konsumenten zuruckfuhrt Alternativ dazu hat sich ein Ansatz entwickelt bei dem die Ursachen primar in der Kriminalisierung der Konsumenten und den daraus resultierenden Folgeproblemen gesehen werden Die traditionelle Drogenhilfe verwendet das Bild eines linearen Abhangigkeitsmodells und die damit verbundene Idee des verstarkten Leidensdruckes als Motivationsgrundlage zu einer abstinenten Lebensfuhrung Der akzeptanzorientierte Arbeitsansatz basiert auf der Feststellung dass es keine identischen drogal biographischen Entwicklungsverlaufe gibt Drogenkonsumenten werden daher nicht als per se krank und behandlungsbedurftig betrachtet sondern es wird ihnen Eigenverantwortung und Handlungskompetenz zugesprochen Der akzeptanzorientierte Ansatz gibt die Problemdefinitionsmacht an die Betroffenen zuruck so dass die Konsumenten nicht Objekte professioneller kurativer sozial padagogischer Hilfsmassnahmen bleiben sondern als Personlichkeiten mit einem Recht auf Selbstbestimmung wahrgenommen werden auch wenn sie sich fur den Drogenkonsum und von der Norm abweichende Lebensstile entscheiden Der professionellen Hilfestellung wird daher die prinzipielle Akzeptanz zu Grunde gelegt dass etwa Hochgefuhle auch als Resultat von Drogenkonsum legitim sind und es nicht darum geht die Konsumenten zur Abstinenz bekehren oder zu heilen Zielsetzungen BearbeitenDas vordringlichste Ziel akzeptierender Drogenarbeit ist ausdrucklich nicht die Abstinenz Drogenkonsumenten haben ein Recht auf Menschenwurde selbst wenn sie nicht ihren Drogenkonsum aufgeben wollen oder konnen 1 Akzeptanzorientierte Drogenarbeit zielt nicht darauf ab drogenfreie Hilfsangebote einzuschranken oder abzuschaffen sondern versteht sich als Erweiterung des Angebotsspektrums um der Heterogenitat des Phanomens Drogenkonsum Rechnung zu tragen Sie verfolgt das Ziel zur Minimierung des Leidensdrucks die Lebensbedingungen der Konsumenten unabhangig von Ausstiegs und Abstinenzmotivation zu normalisieren und zu verbessern Drogengebrauchern soll sowohl durch Hilfe zur Selbsthilfe als auch durch subjektbezogene bedarfsorientierte Unterstutzungsangebote die selbstbestimmte Entwicklung menschenwurdiger Lebensperspektiven ermoglicht werden Um Bedarfsorientierung und Lebensweltnahe sicherzustellen wird die Kompetenz der Betroffenen kooperativ in die Angebotsentwicklung mit einbezogen Auf ubergeordneter Ebene steht das Ziel im Vordergrund aktiv an der Gestaltung der Drogenpolitik mitzuwirken mit den Zielen Entkriminalisierung Achtung der Menschenwurde von Drogenkonsumenten und Verzicht auf Unterstellung grundsatzlicher Behandlungsbedurftigkeit Umsetzung BearbeitenDie Leitidee der Akzeptanz wird am nachhaltigsten in lebensweltnahen aufsuchenden Ansatzen und niedrigschwelligen einrichtungsgebundenen Angeboten umgesetzt die mittlerweile in vielen grosseren Stadten zu finden sind Beispiele dafur sind unter anderem Streetwork Kontaktladen Notschlafstellen Drogenkonsumraume und Peer Group Projekte Streetwork Bearbeiten Streetwork ist eine im alltaglichen Lebensmilieu der Zielgruppe verankerte Form psychosozialer bzw gesundheitsbezogener Arbeit Der Handlungsbereich aufsuchend arbeitender Streetworker bleibt nicht auf den alltagssprachlich als Strasse bezeichneten Raum beschrankt sondern kann alle offentlichen halboffentlichen und privaten Lebensfelder der Zielgruppen umfassen Schwerpunkte von Streetwork sind Beratung Unterstutzung bei Behordengangen der Arbeits und Wohnungssuche sowie die Drogen und Aidspravention erganzend gegebenenfalls die Weiterbetreuung von Zielgruppenangehorigen in sogenannten Hintergrundeinrichtungen beispielsweise nachgelagerte Einrichtungen der Basisversorgung oder in Kliniken und Gefangnissen Kontaktladen Bearbeiten Ein Kontaktladen ist eine Art Cafe das sich an Konsumenten legaler und illegaler Drogen richtet Angebote ziehen sich von praktischen Alltagshilfen Spritzenvergabe und Spritzentausch Safer Use Beratung Versorgungsangebote im Bereich Ernahrung und Korperhygiene ambulante Wundversorgung uber Angebote im psychosozialen Bereich Gesprache im informellen Setting Krisenintervention zieloffene Beratung bis hin zu Angeboten im Bereich der Selbsthilfe Vermittlung alternativer Konfliktstrategien Einbeziehung der Konsumenten in die Organisation der Einrichtung Vermittlung von Informationen aller Art Notschlafstellen Bearbeiten Eine Notschlafstelle bietet obdachlosen Konsumenten illegaler Drogen eine Schlafmoglichkeit Zudem umfasst das Angebot Gelegenheit zur regelmassigen Ernahrung und Hygiene die Uberwachung der Vitalfunktionen mittels regelmassiger Rundgange Spritzentausch und Safer Use Beratung Begleitung und Vermittlung Drogenkonsumraume Bearbeiten In einigen Stadten gibt es die Moglichkeit in einem Raum Drogenkonsumraum unter der Aufsicht von medizinischem Personal Drogen zu injizieren Das Angebot ermoglicht es unter hygienischen Bedingungen frischen Utensilien und ohne Stress zu konsumieren und so die Ubertragung von Krankheiten auszuschliessen und bei eventuellen Uberdosen medizinisch eingreifen zu konnen Dabei gibt es feste und mobile Angebote 2 nbsp Safer Use Beratung auf einem Festival in Seattle 2007Alkoholkonsumraume Bearbeiten In jungerer Zeit wurden auch Alkoholkonsumraume geschaffen in denen der Konsum von niedrigprozentigen Alkoholika wie Bier und Wein gestattet ist Peer Projekte Bearbeiten Unter anderem in Berlin Eclipse 3 Eve amp Rave Autonomer Drogeninfostand Leipzig Drug Scouts Hannover Momo Projekt und Frankfurt Safer Party People fruher Alice Project gibt es sogenannte Peer Projekte Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht Aufklarungs und Beratungsarbeit auf Partys grosseren Musikveranstaltungen aber auch in Schulen 3 Dabei sind die Angebote an den Bedurfnissen innerhalb der entsprechenden Jugendkulturen ausgerichtet Es werden Informationen uber die verschiedenen Substanzen und Safer Use Hinweise bereitgestellt Beratungsgesprache vor Ort gefuhrt und gegebenenfalls an weiterfuhrende Drogenberatungsstellen verwiesen Zudem werden kostenlos Kondome Ohrenstopsel und auch Vitamin und Mineralstofftabletten verteilt sowie Erste Hilfe Massnahmen durchgefuhrt Oft sind deren Mitarbeiter beispielsweise Suchthelfer mit eigener Suchterfahrung der einzige Bezugspunkt speziell fur Jugendliche mit problematischen Konsummustern Das szenennahe Konzept in Bezug auf die Party Szene entspricht dem Lebensweiseansatz der vom Bundesministerium fur Gesundheit Deutschland BMG betont wird Mit dem Lebensweiseansatz trat der Einbezug des lebensweltlichen oder subkulturellen Kontextes der Adressaten in den Vordergrund Unabhangig von einem Risiko oder Suchtpotential werden Zielgruppen nach ihren unterschiedlichen Lebenswelten weisen oder stilen differenziert unter Berucksichtigung der jeweiligen Belastungs oder Protektivfaktoren Ritualisierungen von Konsum symbolischen Bedeutungen von Substanzen sozialen Netzen oder Risikokompetenzen 4 Literatur BearbeitenWolfgang Schneider Leitlinien akzeptanzorientierter Drogenhilfe und menschenwurdiger Drogenpolitik 1995 Ralf Gerlach Stefan Engemann Zum Grundverstandnis akzeptanzorientierter Drogenarbeit 1995 OCLC 76558890 Sozialamt der Stadt Zurich Konzept der Kontakt und Anlaufstellen fur Drogenabhangige 1988 W Steffan Streetwork in der Drogenszene Freiburg 1988 ISBN 3 7841 0409 6 H Stover Hrsg Akzeptierende Drogenarbeit Eine Zwischenbilanz Lambertus Freiburg 1999 ISBN 3 7841 1142 4 Wolfgang Schneider Ralf Gerlach Hrsg DrogenLeben Bilanz und Zukunftsvisionen akzeptanzorientierter Drogenhilfe und Drogenpolitik Verlag Wissenschaft und Bildung Berlin 2004 ISBN 3 86135 249 4 Weblinks Bearbeitenakzept e V Bundesverband fur akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Bundesverband der Eltern und Angehorigen fur akzeptierende Drogenarbeit ProSD Projekt Selbstverstandigung uber Drogengebrauch Alternativer Drogen und Suchtbericht 2014 herausgegeben von akzept e V Bundesverband fur akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Deutsche AIDS Hilfe e V und JES Bundesverband e V abgerufen am 15 Oktober 2014 Einzelnachweise Bearbeiten nbsp Commons Cannabis legal reform Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stover in Herwig Lempp J Von der Sucht zur Selbstbestimmung Drogenkonsumenten als Subjekte Dortmund 1994 https www morgenpost de bezirke neukoelln article216329419 Erste feste Fixerstube in Neukoelln eroeffnet html a b Eclipse Verein fur akzeptierende Drogenarbeit und psychedelische Krisenintervention BMG Aktionsplan Drogen und Sucht November 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Akzeptierende Drogenarbeit amp oldid 224544705