Adolph Freiherr von Bissing auf Beerberg, Vorname auch Adolf, Nachname auch Bissing-Beerberg (* 3. November 1800 auf Schloss Thomaswaldau/Schlesien; † 8. April 1880 auf Beerberg bei Marklissa, Landkreis Lauban), war ein eifriger Verfechter der christlichen Kleinkinderschule.
Leben Bearbeiten
Er war der Sohn des Oberst und Gutsbesitzers August von Bissing und seiner Ehefrau Auguste von Gröna, einer unehelichen Tochter des Fürsten Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg. Nach Privatunterricht studierte er Jura in Göttingen. Anschließend führte der Adelige ein bewegtes gesellschaftliches Leben. Während einer Reise lernte er die junge Polin Maria Elisabeth Gotty kennen, die er 1832 heiratete. Im Alter von 42 Jahren übernahm er das Gut Beerberg. 1852 wurde er in den preußischen Freiherrnstand (Primogenitur) erhoben.
Seiner sterbenden Tochter Olga versprach er, sich der Kinder von Beerberg anzunehmen und dort nach Art der württembergischen Kinderpflegen, eine christliche Kleinkinderschule einzurichten. Am 22. September 1865 eröffnete der Freiherr auf seinem Gut eine solche, Olgaschule genannt:
Die Leitung der Einrichtung vertraute er einer Schülerin des Kaiserswerther-Seminars an, die neben ihrer Erziehertätigkeit auch in der Armen-, Kranken- und Familienpflege sowie in der Gemeinde tätig war. In seiner 1868 veröffentlichten Schrift Viel Segen aus einer Quelle oder die Bedeutung der Kleinkinderschule schrieb er über Sinn und Zweck der christlichen Kleinkinderschule, die er zur Nationalsache erheben wollte, u. a.:
Adolph Freiherr von Bissing-Beerberg forderte einen konsequenten Ausbau der Kleinkinderschulen als Grundlage der ganzen Volkserziehung. Dabei sollte der Staat den Ausbau finanziell unterstützen, sich jedoch bei der pädagogischen Ausgestaltung zurückhalten. Die evangelische Kleinkinderschule betrachtete er als eine Ergänzung der Familienerziehung, die diese keineswegs beeinträchtigt, sondern befördert,
Seine Konzeption der christlichen Kleinkinderschule stellte der Freiherr in verschiedenen Aufsätzen dar und propagierte sie in unermüdlichen Aktivitäten: Durch Vortragsreisen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, durch die Gründung der Zeitschrift Die christliche Kleinkinderschule. Zeitschrift für christliche Kleinkinderpflege und Erziehung (heute: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik), im Jahre 1870, eines Zentral- und verschiedener Provinzial- und Lokalvereine sowie den Aufbau von Ausbildungsstätten für Kleinkindschullehrerinnen und Diakonissen (Fleßner 1981, S. 149).
Auf Betreiben von Adolph Freiherr von Bissing auf Beerberg kam es Anfang 1870 zur Gründung des Zentralkomitees des Oberlinvereins für die christliche Kleinkinderschule in Deutschland und zur Errichtung des Oberlinhauses in Nowawes (heute: Babelsberg) bei Potsdam. Sein größtes Anliegen war, die christliche Kleinkinderschulsache in eine enge Verbindung mit der Diakonie zu bringen. Dazu äußerte sich Adolph Freiherr von Bissing auf Beerberg mit folgenden Worten:
Zudem forderte er, angeregt durch die schlesischen Verhältnisse mit einem starken katholischen Bevölkerungsanteil, dass die christliche Kleinkinderschule zur religiösen Duldung, zur sozialen Versöhnung, als auch zum konfessionellen Zusammenschluss beitrage:
Werke Bearbeiten
- Viel Segen aus einer Quelle, oder die Bedeutung der Kleinkinderschule. In: Schulblatt für die Provinz Brandenburg, Jg. 33 (1868), H. 3/4, S. 195–199. Online zugänglich
- Was noth thut oder die Klein-Kinderschule und was zur Förderung derselben zu thun, nebst einem Bericht des Lehrers Koning über die Beerberger Klein-Kinderschule. Rauhes Haus, Hamburg 1869. Online zugänglich
- Die christliche Kleinkinderschule, ihre Entstehung und Bedeutung. Eine Denkschrift im Namen des Kleinkinderschul-Central-Comitees. Bredt, Leipzig 1872. Online zugänglich
- Das deutsche Mutterhaus für Kinder- und Gemeindepflegerinnen. Eine weitere Denkschrift in der großen Nationalsache der christlichen Kleinkinderschule. Bredt, Leipzig 1873
Literatur Bearbeiten
- Johannes Hübener: Die christliche Kleinkinderschule. Ihre Geschichte und ihr gegenwärtiger Stand, Gotha 1888
- Johann Gehring: Die evangelische Kinderpflege. Denkschrift zu ihrem 150jährigen Jubiläum, Berlin/Leipzig 1929
- Heike Fleßner: Untertanenzucht oder Menschenerziehung? Zur Entwicklung öffentlicher Kleinkindererziehung auf dem Lande (1870–1924), Weinheim/Basel 1981
- Erich Psczolla: Festschrift zur 175-Jahr-Feier der Evangelischen Kinderpflege, Witten o. J.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Die Anfänge ab 1871. Verein Oberlinhaus, abgerufen am 2. Juli 2019.
Personendaten | |
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NAME | Bissing auf Beerberg, Adolph von |
ALTERNATIVNAMEN | Bissing auf Beerberg, Adolph Freiherr von; Bissing-Beerberg, Adolph von; Bissing-Beerberg, Adolf von; Biessing auf Beereber, Adolf von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pädagoge, Verfechter der christlichen Kleinkinderschule |
GEBURTSDATUM | 3. November 1800 |
GEBURTSORT | Schloss Thomaswaldau, Schlesien |
STERBEDATUM | 8. April 1880 |
STERBEORT | Beerberg bei Marklissa |