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Die Abhandlung uber den Ursprung der Sprache ist ein von Johann Gottfried Herder geschriebener Versuch die Entstehung der menschlichen Sprache nachzuvollziehen Er reichte sie 1769 bei einer Preisfrage der Berliner Akademie der Wissenschaften ein und beteiligte sich damit an einer zeitgenossischen Diskussion Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 2 1 Erster Teil Haben die Menschen ihren Naturfahigkeiten uberlassen sich selbst Sprache erfinden konnen 2 2 Zweiter Teil Auf welchem Wege der Mensch sich am fuglichsten hat Sprache erfinden konnen und mussen 3 Rezeption 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenAnlass zur Abfassung der Schrift war die Preisfrage der Berliner Akademie der Wissenschaften im Jahr 1769 der zufolge die Bewerber beantworten sollten was der Ursprung der Sprache sei Zusammen mit Herder reichten im Jahr 1770 31 Autoren eine Abhandlung uber die Frage ein Herders Text wurde mit dem ersten Platz ausgezeichnet und schliesslich 1772 veroffentlicht Sowohl im Deutschen als auch im gesamten europaischen Sprachraum wurden vor wahrend und nach Herder noch andere teils ihm zustimmende teils ihm widersprechende Versuche unternommen den Ursprung der Sprache zu finden Von Herder wurden die Beitrage Johann Peter Sussmilchs in besonderer Form bedacht der zuvor die These vertreten hatte die Sprache sei dem Menschen von Gott gegeben worden und keines naturlichen Ursprungs Mit dieser These hatte sich Herder schon in seinen 1768 erschienenen Fragmente n uber die neuere deutsche Literatur befasst und sie dort verworfen Uber gottliche Produktionen lasst sich gar nicht urteilen 1 Auch der erste Satz der Abhandlung Schon als Tier hat der Mensch Sprache ist ein als Widerspruch zu dieser These zu verstehender Einwurf da hier der absolute Unterschied von Mensch und Tier der von Sussmilch impliziert und auf den Schopfergott zuruckgefuhrt wird zuruckgewiesen wird Inhalt BearbeitenErster Teil Haben die Menschen ihren Naturfahigkeiten uberlassen sich selbst Sprache erfinden konnen Bearbeiten Der erste Abschnitt beginnt mit dem Satz Schon als Tier hat der Mensch Sprache womit Herder aber nicht wie zunachst vermutet werden konnte die Evolutionstheorie und die menschliche Abstammung vom Tier vorwegnimmt sondern meint dass Sprache schon bei den Lauten von Tieren beginnt und nicht erst mit von und durch Menschen formulierten Worten und Satzen 2 Diese einfachste Art von Sprache gebe es noch bei den Menschen in den Momenten wenn Gefuhle durch einfachste Laute geaussert werden 3 In den primitiven Sprachen beziehungsweise den Sprachen primitiver Kulturen lebten sie starker als in den europaischen als die Wurzeln und Safte dieser Sprachen Der Ursprung der menschlichen Sprache hange mit der Tatsache zusammen dass der Mensch ein Mangelwesen sei darin sieht Herder den notwendigen genetischen Grund zur Entstehung einer Sprache fur diese neue Art Geschopfe An Stelle der Instinkte trate beim Menschen die Vernunft die dieser neuen Art der Organisation seines Korpers entspreche Der Mensch habe die Fahigkeit zur Reflexion dass er eine oder mehrere Eigenschaften eines Gegenstandes bei sich anerkenne So erkenne er das Schaf am Bloken und erkenne es wieder Ha du bist das Blokende Im Gegensatz zu manchen Zeitgenossen sieht er deshalb auch nicht einen gottlichen Ursprung bei der Entstehung der Sprache sondern vermutet einen Prozess an dessen Ende verschiedene voneinander abgegrenzte Nationalsprachen stehen 4 das vertritt er in Abgrenzung zur Sprachursprungshypothese von Johann Peter Sussmilch Auf der anderen Seite grenzt sich Herder aber auch von der Auffassung ab die menschliche Sprache habe ihren Ursprung in tierischen Lauten und diene der Kommunikation mittels solcher Laute er wendet sich also entschieden gegen eine Uberlegung der Mensch selbst oder die menschliche Kultur konnten ihren Ursprung direkt im Tierischen haben wie es etwa von Etienne Bonnot de Condillac vertreten wurde 5 Entscheidend sei vielmehr dass der Mensch ein horchendes ein horendes Geschopf ist In mehreren Schritten arbeitet Herder die Bedeutung des Horens heraus Horen steht zwischen dem Fuhlen das nur im unmittelbaren Kontakt mit einem Gegenstand moglich ist und dem Sehen das sich in die Ferne richtet das Gefuhl biete alles auf einmal das Sehen alles nur im Nebeneinander das Horen aber schon nacheinander sozusagen mit Methode Die morgenlandischen Sprachen lebten noch aus der Nahe ihrer Worter zu den Sinnen seien logisch weniger geordnet dafur reicher an Synonymen den abstrakteren Begriffen lagen noch Anschauungen und Wahrnehmungen zugrunde Wind Geist abgesondert heilig Atem Seele Schnauben Zorn Auch die Entwicklung der Grammatik einer Sprache Vorrang der Verben Vorrang des Prateritums vor dem Prasens wegen der Notwendigkeit Vergangenes zu erzahlen usw zeige noch die ursprungliche Nahe zu den Empfindungen an Aus dem Unterschied zwischen der korperlichen Organisation von Mensch und Tier kommt Herder zur Einsicht d ass der Mensch den Thieren an Starke und Sicherheit des Instinktes weit nachstehe was fur ihn das Zentrum seiner Anthropologie in dieser Schrift ist Als solcher habe der Mensch keinen eigene Umwelt an die er perfekt angepasst ist sodass er in dieser Hinsicht gegenuber dem Tier benachteiligt ist was durch die Sprache und Kultur die er schafft ausgeglichen wird 6 Zweiter Teil Auf welchem Wege der Mensch sich am fuglichsten hat Sprache erfinden konnen und mussen Bearbeiten Der zweite Teil der Abhandlung behandelt das Werden und Entstehen der Sprache Die Mangel gegenuber dem Tier gleiche der Mensch durch Verstand und Besonnenheit aus die die Stellung des Menschen in der Welt bestimmen ihm also eine besondere Qualitat verleihen die ihn von den Tieren unterscheidet Besonnenheit entstehe aus der Freiheit die der Mensch bei der Nutzung seiner Sinne und Vorstellungskrafte hat und die er somit auch selbstreflexiv nutzen kann Diese selbstreflexiven Tatigkeiten zusammen also in Synthese ergeben nach Herder schliesslich Vernunft oder Besonnenheit die dem Menschen eigen sei und welche die Tiere nicht haben und nicht haben konnen Der Mensch empfinde mit dem Verstand und spreche indem er denkt Hierdurch sei es dem Menschen moglich aus den Lauten der Natur mittels seines Gehors ein erstes Worterbuch zu kreieren das jedem Ding als Namen das ihm zuerkannte Merkmal zuweist gleichzeitig aber mittels der Besonnenheit nach innen diese Laute reflektiert und damit eine Sprache im eigentlichen Sinne entwickelt Am Beispiel des hilflosen Sauglings zeigt Herder wie der Mensch auf die Hilfe anderer angewiesen ist von denen er auch seine Familiendenkart und Familiensprache ubernimmt Aber auch das jeweilige Klima und die Art sich zu ernahren wirkten sich auf die Ausbildung einer Sprache aus Und nicht nur in die Familie ist der Mensch gestellt diese steht wieder in grosseren Gemeinschaften die dann notwendig auch verschiedene Sprachen ausbilden Die Menschheit ist ein progressives Ganze von einem Ursprunge das sich immerfort entwickelt Rezeption BearbeitenArnold Gehlen nimmt Herders Anthropologie auf und kommt so zum Begriff des Mangelwesens als einem Schlusselbegriff Auch Dieter Claessens knupft an diese Uberlegungen an ebenso an die Analyse der Aufzucht des Sauglings die er in den theoretischen Rahmen der Bedeutung eines Lebens in Gruppen stellt Weblinks BearbeitenAbhandlung uber den Ursprung der Sprache beim Projekt Gutenberg Abhandlung uber den Ursprung der Sprache beim Internet ArchiveLiteratur BearbeitenCordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts Die Berliner Preisfrage Berlin 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Johann Gottfried Herder Werke in 10 Banden Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main Band 1 S 608 Cordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts die Berliner Preisfrage S 564 Cordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts die Berliner Preisfrage S 567 Cordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts die Berliner Preisfrage S 573 Cordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts die Berliner Preisfrage S 575 Cordula Neis Anthropologie im Sprachdenken des 18 Jahrhunderts die Berliner Preisfrage S 579 Normdaten Werk GND 4429893 6 lobid OGND AKS VIAF 51145663005205071473 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abhandlung uber den Ursprung der Sprache amp oldid 223589609