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Die 6 Pfunder Feldkanone C 61 war in der preussischen Armee eines der ersten Hinterladergeschutze mit gezogenem Rohr Zur Baureihe C 61 gehorten 6 12 und 24 pfundige Kanonen Der Feldartillerie wurde der 6 Pfunder als erstes Geschutz mit einem Gussstahlrohr zugeteilt wahrend die 12 und 24 Pfunder zur Belagerungs und Festungsartillerie gehorten 6 Pfunder Feldkanone C 616 Pfunder Feldkanone C 61Allgemeine AngabenMilitarische Bezeichnung 6 Pfunder Feldgeschutz C 61Entwickler Hersteller Das Rohr stammte von Krupp Alles andere war Lieferung und Fertigung der Artilleriewerkstatt Spandau Entwicklungsjahr um 1857Produktionszeit um 1860 bis 1864Waffenkategorie FeldkanoneTechnische DatenRohrlange 78 preuss Zoll 2 04 mKaliber 3 5 preuss Zoll 9 15 cmAnzahl Zuge 18 ParallelzugeAusstattungVerschlusstyp einfacher KolbenverschlussMunitionszufuhr manuell HinterladerDer 6 Pfunder hatte ein Kaliber von 9 15 cm Die korrekte Bezeichnung fur dieses Geschutz lautete gezog Gussstahl 6pfdr mit Kolbenverschluss 1871 wurde im Rahmen einer Neuorganisation die Typenbezeichnung in 9cm Stahlkanone mit Kolbenverschluss geandert 1 Sie war der Vorganger der 6 Pfunder Feldkanone C 64 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technische Beschreibung 2 1 Das Rohr 2 2 Der Verschluss 2 3 Die Lafette 2 4 Die Protze 2 5 Der Ladevorgang 3 Technische Daten 3 1 Rohr 3 2 Lafette 3 3 Protze 3 4 Geschutz 3 5 Munitionstyp Gewicht Stand 1861 3 6 Granate 3 7 Brandgranate 3 8 Schrapnell 3 9 Kartatschen 3 10 Ladung 4 Schussweite Gebrauchsreichweite 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHistorisch betrachtet sind die Hinterladergeschutze Nachfolger der mittelalterlichen Kammerstucke Kammerladerkanonen Es gab immer wieder Versuche Hinterladerkanonen zu fertigen Im Wesentlichen scheiterten diese Versuche jedoch an technischen Problemen Um 1840 startete der schwedische Fabrikant Martin von Wahrendorff erneut den Versuch Hinterladergeschutze marktfahig zu machen Er begann mit glatten Hinterladern Als Verschluss benutzte er einen Kolbenverschluss und als Geschosse verbleite Vollkugeln 1843 begann auch Preussen mit entsprechenden Versuchen Diese wurden mit glatten 6 12 und 24 pfundigen Kanonen Wahrendoff scher Konstruktion durchgefuhrt Diese Kanonen hatten bereits einen verbesserten Verschluss 2 Auf Grund der Erfahrungen die man zwischenzeitlich mit gezogenen Infanteriewaffen unter der Verwendung von Langgeschossen gemacht hatte wurde Wahrendorff 1846 durch den Italiener Cavalli angeregt seine Kanonen gleichfalls mit Zugen zu versehen Auch verwendete er jetzt verbleite Langgeschosse Zwischenzeitlich war man auch in Preussen zu der Erkenntnis gekommen dass wegen der Leistungssteigerungen der Infanteriewaffen auch eine Leistungssteigerung der Geschutze erforderlich ware Auf Grund dieser Feststellung erteilte Se Konigl Hoheit Prinz Adalbert von Preussen am 20 Februar 1850 der Artillerie Prufungs Kommission APK den Auftrag sich hierzu gutachterlich zu aussern 3 Dieser Termin ist als die Geburtsstunde der modernen preussischen Artillerie anzusehen Nach vielen Diskussionen entschied sich die APK dann als Grundlage fur die weitere Entwicklung das Wahrendorff sche System zu verwenden Mit den konkreten Versuchen wurde 1851 begonnen 4 Die Versuche wurden zunachst mit Rohren aus Gusseisen spater aus Bronze durchgefuhrt Beide Materialien erwiesen sich fur die Verwendung bei gezogenen Geschutzen allerdings als wenig geeignet Auf Grund von Erfahrungen welche man schon vorher mit Krupp schen Gussstahlrohren gemacht hatte wurden 1855 zwei Gussstahlblocke zur Herstellung gezogener 6 Pfunder Hinterladerkanonen bestellt 5 Krupp lieferte hierfur nur die Rohlinge Die Endbearbeitung erfolgte in den Artilleriewerkstatten Spandau Bei den nachfolgenden Schiessversuchen wurde diese Variante als sehr geeignet befunden Im Mai 1857 wurde dann von Major v Wedell eine Denkschrift erstellt in der er die Notwendigkeit zur Einfuhrung eines gezogenen Sechspfunders als Aquivalent gegenuber den gezogenen Infanteriewaffen nachzuweisen versuchte August Encke der damalige Leiter der APK war von dieser Idee allerdings nicht ganz uberzeugt Er wollte den bisherigen glatten Sechspfunder aus Bronze durch einen neuen kurzen Zwolfpfunder ersetzen da er glaubte mit diesem Geschutz den Feldanforderungen besser gerecht werden zu konnen Dieses Geschutz wurde dann auch am 10 Marz 1859 wirklich eingefuhrt und verblieb bis Ende 1866 im Bestand 6 Die Versuche mit dem gezogenen Sechspfunder wurden allerdings weiter fortgefuhrt und so kam es dass bei einem Probeschiessen am 7 Mai 1859 vom damaligen Prinzregent Wilhelm die sofortige Beschaffung von 300 Stuck Sechspfundergeschutzen veranlasst wurde Die Rohrrohlinge wurden von Krupp geliefert Die mechanische Bearbeitung wurde bei den Firmen Wohlert und Schwarzkopf in Berlin durchgefuhrt Bereits im Januar 1860 wurde die Einfuhrung der gezogenen Gussstahl 6 Pfunder mittels Allerhochster Kabinett Order in der Art befohlen dass bei jedem Artillerie Regiment drei 12 pfundige Batterien in 6 pfundige umzuwandeln seien 7 Diese Umwandlung erfolgte im Laufe des Sommers 1860 8 Besondere Verdienste bei der Einfuhrung der Krupp schen Kanonenrohre erwarb sich der damalige Vorsitzende der Artillerie Prufungskommission August Encke Nach ihm wurde in Anerkennung seiner Leistungen 1889 das bisherige Magdeburgische Fussartillerie Regiment Nr 4 in Fussartillerie Regiment Encke Magdeburgisches Nr 4 umbenannt 9 Die neuen Geschutze wurden mit der Bezeichnung gezog Gussstahl 6pfdr mit Kolbenverschluss 10 in das preussische Heer eingefuhrt Der Zusatz C 61 als Klassifizierungsmerkmal wurde erst zu einem spateren Zeitpunkt hinzugefugt Technische Beschreibung BearbeitenTechnisch betrachtet war die Typenreihe C 61 eine Weiterentwicklung der mittelalterlichen Kammerladerkanonen Ahnlich diesen wurden auch sie von hinten geladen Der ursprungliche Gedanke von Wahrendorff lag darin dass er einen Geschutztyp schaffen wollte der in den beengten Verhaltnissen von Schiffen oder Kasematten einfacher zu bedienen sein wurde Als weiterer Grund kam nach 1846 hinzu dass es unmoglich war die verbleiten Langgeschosse von vorne zu laden Im europaischen Ausland ging man allerdings einen anderen Weg indem man gezogene Vorderlader mit einer anderen Geschossform verwendete Siehe hierzu das System La Hitte Das Rohr Bearbeiten nbsp Preussisches gezogenes Kanonenrohr C 61Das Rohr bestand aus Gussstahl und war in seiner ursprunglichen Konstruktion hinten auf ca seiner Lange zylindrisch gestaltet und verjungte sich anschliessend kegelformig nach vorne Den Abschluss bildete vorne eine Mundfriese welche mit einer Hohlkehle mit dem Rohrkorper verbunden war An der Stelle an welcher das Querloch fur den Verschluss in das Rohr eingebracht war waren auf beiden Seiten des Rohres Verstarkungen angebracht Etwa in der Mitte des Rohres befanden sich auf beiden Seiten die sogenannten Schildzapfen mit welchen das Rohr in der Lafette gelagert war Am Ubergang der Schildzapfen auf das Rohr befanden sich zusatzliche Verstarkungen welche die Aufgabe hatten das Rohr in der Lafette zu fixieren Das Zundloch stand mit seiner Achse Durchmesser Ca 1 4 Zoll etwa 1 6 Zoll vor der vorderen Flache des Verschlusskolbens Das Rohr war mit 18 Parallelzugen ausgestattet Der Verschluss Bearbeiten Als Verschluss kam der sogenannte Wahrendorff sche Kolbenverschluss zur Anwendung Dieser bestand aus dem Verschlusskolben aus Schmiedeeisen dem Querzylinder aus Gussstahl der Verschlusstur aus Bronze und der Kurbel Die Kurbel der Spannschraube des Verschlusskolbens war bei dieser ersten serienmassigen Verwendung mit zwei Muttern gesichert Bei spateren Ausfuhrungen wurden diese Muttern durch einen eisernen Splintkeil ersetzt Zur Liderung wurden napfformige Pressspanscheiben verwendet welche beim 6 Pfunder bereits fest mit den Kartuschen verbunden waren Die Lafette Bearbeiten nbsp Preussische 6 Pfunder Feldlafette C 42 56Als Lafette wurde die Konstruktion C 42 56 verwendet In der Literatur findet man auch die Bezeichnung C 56 61 Die Lafetten waren nach dem preussischen Wand Lafetten System gefertigt Die Wande sind bei diesem System parallel gestellt und gleichmassig stark Bei diesem System wurden sie durch drei Riegel Stirn Mittel und Schwanzriegel auf Distanz gehalten Die Oberkante der Lafettenwande war zweimal gebrochen und unterteilte die Lafette in Brust Mittel und Schwanzstuck Die Unterkante der Lafettenwande war gerade und nur am Schwanzende schlittenartig abgerundet um ein leichteres Gleiten beim Rucklauf zu ermoglichen Die Wande waren gleichmassig 2 65 Zoll ca 6 95 cm stark bei einer Hohe von 12 9 Zoll ca 33 75 cm im Bruststuck Das lichte Mass zwischen den Lafettenwanden betrug 9 05 Zoll ca 23 7 cm Die Wande hatten Ausschnitte fur die Schildzapfenlager und das Achsfutter sowie Wanddurchbruche fur die Zapfen der Riegel und die Richtwellenlagerung Zur Stabilisierung waren die Lafettenwande mit drei Seitenbandern umgurtet In die Lafette war eine Wellenrichtmaschine integriert Diese bestand aus einer schmiedeeisernen Richtwelle der Richtschraube der Richtsohle und der Kurbel mit der Stellmutter Die Richtwelle war in den Wanden schwenkbar gelagert Die schmiedeeiserne Achse war mittels eines holzernen Achsfutter in den Wanden befestigt Neben der linken Lafettenwand war auf dem Achsfutter ein sogenannter Achskasten aus Eisenblech angebracht welcher zur Aufnahme von kleinerem Geschutzzubehor bestimmt war 11 Die Rader waren gewohnliche Holzrader und hatten inkl des Radreifens einen Durchmesser von 58 Zoll ca 151 cm Die Lagerhohe d h der Abstand zwischen der Aufstellflache bis zur Mitte der Schildzapfen betrug 41 4 Zoll ca 109 cm 12 Die Protze Bearbeiten nbsp Verpackung des Protzkasten C 61 Stand 1861Als Protze wurde gleichfalls das Material C42 56 verwendet In der Literatur findet man auch hier die Bezeichnung C 56 61 Die Protze bestand im Wesentlichen aus dem Protzgestell der schmiedeeisernen Achse in einem holzernen Achsfutter den beiden Radern der Raddurchmesser betrug inkl der Radreifen 47 50 Zoll ca 124 cm der Deichsel der festmontierten Hinterbracke fur die Stangenpferde die Mittelpferden waren an einer beweglichen Vorderbracke angespannt und dem Protzkasten sowie einer Reihe von erforderlichen Beschlagteilen Der Protzkasten war zur Aufnahme von 30 Geschossen in holzernen Geschosskasten eingerichtet Die komplette Bestuckung jedoch ohne das erforderliche Geschutzzubehor findet man in der eingefugten Tabelle 13 Benennung StuckGranate mit Bolzenkapselund Mundlochschraube 18Schrapnell mit Bolzenkapselund Mundlochschraube 9Kartatsche 3Kartusche 1 2 Pfundmit Pressspanboden 30Kartusche 0 5 Pfundohne Pressspanboden 4Kartusche 0 25 Pfundohne Pressspanboden 4Pressspanboden 8Vorstecker 33Zundschraube 34Nadelbolzen 5Bolzenkapseln 5Schlagrohren 33Die Verbindung von Lafette und Protze erfolgte nach dem sogenannten Balanciersystem Bei diesem System liegt die Verbindung in einem grosseren Abstand hinter der Vorderachse Der Lenkungswinkel betrug 85 Bei angehangter Vorderbracke senkte sich die Deichsel um 16 Ohne vorderbracke hob sich die Deichsel um 26 Dieses Geschutz welches sich letztlich im Grossen und Ganzen als durchaus zweckmassig und kriegstauglich erwiesen hatte verblieb bis nach 1870 im Bestand der Feldartillerie Spater kam es noch in der Festungsartillerie zum Einsatz Eine komplette Neugestaltung dieses Types erfolgte mit dem Material C 64 Der Ladevorgang Bearbeiten Der Ladevorgang des 6 Pfunders spielte sich folgendermassen ab Losen der hinteren Spannschraube Herausziehen des Querzylinders nach rechts Herausziehen des Verschlusskolbens und Offnen der Verschlusstur nach links Auswischen und Einfetten des Rohres Einlegen der Bleihemdgranate nach dem der Geschutzfuhrer in die Granate oder Schrapnell den Vorstecker und die Zundschraube eingebracht hatte Einlegen der Kartusche Schliessen der Verschlusstur und Schieben des Verschlusskolbens nach vorne dabei werden Pulverbeutel und Granate mit nach vorne bewegt die Pulverladung kommt dabei unter dem Zundloch zu liegen Einschieben des Querzylinders Verschlusskolben und Querzylinder mittels der hinteren Spannschraube kraftschlussig fixieren Einsetzen der Schlagrohre Reibzundschraube in das ZundlochDas Geschutz ist nun feuerbereit Technische Daten BearbeitenZur Umrechnung der Langenmasse wurden die Zahlenwerte der preussischen Mass und Gewichtsordnung vom 16 Mai 1816 zu Grunde gelegt 1 preussischer Zoll 2 615 cm 1 Schritt 2 4 Fuss ca 75 33 cm Die Umrechnung der Gewichte erfolgte gemass dem preussischen Gesetz vom 17 Mai 1856 1 preussisches Pfund Zollpfund 500 g oder 30 Lot zu je 16 67 g Rohr Bearbeiten Kaliber Durchmesser der Seele 3 5 preussische Zoll 9 15 cm Rohrlange Lange des gesamten Rohres 78 preussische Zoll 2 04 m Lange des gezogenen Teiles 59 preussische Zoll 1 54 m Lange der Visierlinie 77 preussische Zoll 2 o14 m Zuge Der 6 Pfunder hatte 18 Parallelzuge Die Breite betrug 0 40 Zoll 10 5 mm bei einer Tiefe von 0 05 Zoll 1 3 mm Die Felder waren 0 20 Zoll 5 25 mm breit Die Dralllange betrug 15 Fuss 4 70 m bei einem Drallwinkel von 3 30 14 Gewicht ohne Verschluss ca 409 kg Gewicht mit Verschluss ca 433 kg Lafette Bearbeiten Hohenrichtbereich 8 17 Seitenrichtbereich 0 es wurde mit dem gesamten Geschutz gerichtet Gewicht der leeren Lafette ohne Rohr ca 533 kg Gewicht der ausgerusteten Lafett ohne Rohre ca 566 kgProtze Bearbeiten Gewicht der leeren Protze ca 475 kg Gewicht der ausgerusteten Protze ca 785 kgGeschutz Bearbeiten Gewicht des ausgerusteten Geschutzes ohne Mannschaft ca 1700 kgMunitionstyp Gewicht Stand 1861 BearbeitenNach Einfuhrung der gezogenen Geschutze musste auch die Munition fur diesen Geschutztyp entsprechend angepasst werden In Analogie zu den Geschossen der glatten Geschutze wurden auch fur die gezogenen Geschutze Granaten Brandgranaten Schrapnells und Kartatschen vorgesehen Die Konstruktion der Granaten machte keine grossen Schwierigkeiten und war bereits im Fruhjahr 1859 abgeschlossen Als Zundvorrichtung wurde zum damaligen Zeitpunkt der 1859 von Rudolf Sylvius von Neumann entwickelte da oft auch als Neumann scher Zunder bezeichnete Perkussionszunder C 61 verwendet nbsp Preussischer Neumann scher Perkussionszunder C 61Er bestand aus folgenden Einzelteilen Der aus Messingblech gefertigten Bolzenkapsel e Diese hatte oben einen gebordelten Rand mit welchem sie auf einem Absatz im Mundloch auflag Unten hatte sie einen doppelten Boden welcher fur das sogenannte Brandloch durchbrochen war Damit kein Sprengstoff in die Bolzenkapsel eintreten konnte war das Brandloch mit einem im Doppelboden eingelegten Cambraiplattchen Cambrai Kambray oder Kammertuch war ein feines Baumwollgewebe verschlossen Dem massiven Schlagkorper c aus Messing Dieser war zentral der Lange nach durchbohrt dem Zundkanal und trug oben die aus Messingblech gefertigte Zundnadel Der aus Eisen gefertigten und zum Schutz gegen Rosten verkupferten Mundlochschraube a welche zum leichteren Einschrauben oben mit zwei Aussparungen fur einen Steckschlussel versehen war Der aus Messung gefertigten Zundschraube b in welcher ein Zundhutchen mit der zugehorigen Zundpille befestigt war Zur Zundung wurde eine Knallquecksilbermischung verwendet Dem aus federhartem Stahl gefertigten sogenannten Vorstecker d Dieser hatte die Aufgab zu verhindern dass beim Transport oder dem Ladevorgang der Schlagkorper vorschnellen und somit die Sprengladung vorzeitig zur Explosion bringen konnte Funktionsweise 15 Vor der Ladung des Schutzes d h Einbringung des Geschosses in das Rohr wurde der Vorstecker in das Geschoss eingesetzt und anschliessend die Zundschraube eingeschraubt Nach dem Abschuss und sobald das Geschoss das Rohr verlassen hatte erfolgte durch die Rotation des Geschosses um die Langsachse in welche das Geschoss durch die Zuge versetzt worden war der Ausstoss des Vorsteckers Das Geschoss war jetzt scharf gestellt Beim Auftreffen des Geschosses auf ein Hindernis und die damit verbundene Geschwindigkeitsreduzierung bewirkte ein Vorschnellen des Schlagkorpers Nadelbolzen welcher dann mit seiner Zundnadel die Zundpille zur Explosion brachte Der hierbei entstandene Feuerstrahl schlug durch den Zundkanal auf die Sprengladung des Geschosses und brachte diese zur Explosion Von der Zundvorrichtung waren die Bolzenkapsel der nadelbolzen und die Mundlochschraube bereits vormontiert Im Gefecht wurde lediglich der Vorstecker und die Zundschraube noch in das Geschoss eingesetzt Etwas anders sah fur die Konstruktion des Schrapnells aus Da die bisherigen Brennzunder Zeitzunder fur die Hinterlader mit gepresster Geschossfuhrung nicht geeignet waren wurden auch hierfur die Perkussionszunder der Granaten verwendet Es war dies eine Konzession an die Personen in der Artillerie die glaubten ein Schrapnell sei unverzichtbar im artilleriestischen Gefecht Ahnlich verhielt es sich mit den Kartatschen Auch diese wurden letztlich nur mit Rucksicht auf die Meinungen innerhalb der Artillerie eingefuhrt bzw beibehalten 16 17 Granate Bearbeiten Die Granate sogenannte Bleihemdgranate bestehend aus Eisenkern ca 7 06 Zoll 18 50 cm lang und ca 7 5 Pfund schwer Der Eisenkern war mit 4 Reifen versehen und diese mit 2 Langsausschnitten unterbrochen Diese hatten die Aufgabe den Bleimantel in seiner Lage zu fixieren Dem dicken Bleimantel ca 5 5 Pfund schwer Sprengladung ca 15 Lot ca 250 gr Geschutzpulver und der Zundvorrichtung C 61 Von dieser waren die Bolzenkapseln Nadelbolzen und Mundlochschrauben bereits vormontiert Gesamtgewicht 13 3 4 preuss Pfund 6 875 kg Brandgranate Bearbeiten Es handelt sich hierbei um die normalen Granaten welche zusatzlich mit 6 Brander gefullt waren Die Brandgranaten wurden nur in den Munitionswagen mitgefuhrt Zunder wie bei der Granate Schrapnell Bearbeiten Der Eisenkern hatte ausserlich die gleiche Form und die gleichen Abmessungen wie die Granate Er hatte jedoch geringere Wandstarken so dass er einen grosseren freien Innenraum hatte Gewicht ca 6 25 Pfund Der Bleimantel war wie bei der Granate Gewicht ca 5 5 Pfund Die Fullung bestand aus 88 92 bleiernen Kavalleriekugeln welche durch einen Schwefeleinguss fixiert waren Gewicht des gefullten Schrapnells ca 15 5 Pfund Hinzu kam die Sprengladung ca 12 Lot 20 g Gewehrpulver welche in ein Rohrchen eingefullt war um eine Vermischung mit dem Schwefeleinguss zu verhindern Das geladene Schrapnell wog ca 15 75 Pfund Zundvorrichtung Da es zum Zeitpunkt der Einfuhrung noch keinen absolut funktionsfahigen Zeitzunder gab der bereits vorhandene Richter sche Zeitzunder war fur die Feldartillerie nicht geeignet wurde das Schrapnell auch mit Perkussionszunder C 61 ausgestattet Da diese Losung nicht befriedigen konnte wurde 1866 die Verwendung von Schrapnells in der Feldartillerie eingestellt Kartatschen Bearbeiten Die Kartatschen bestanden aus einer Weissblechbuchse ca 7 7 Zoll ca 20 15 cm lang und einer Fullung bestehend aus 41 Zinkkugeln zu je 5 Lot ca 83 g Gewicht Die Kugelfullung wog ca 6 Pfund 20 Lot 6 65 Pfund und die kompl Kartatsche ca 9 Pfund 4 5 kg Ladung Bearbeiten Die gewohnliche Gebrauchsladung bestand aus 0 6 kg preussisches Geschutzpulver im Kartuschbeutel Fur den sogenannten hohen Bogenschuss standen noch Kartuschen mit einem Gewicht von 0 5 bzw 0 3 Pfund zur Verfugung Zundung Oberzundung durch Schlagrohre Mundungsgeschwindigkeit Die Mundungsgeschwindigkeit ist unmittelbar abhangig von der verwendeten Ladung Fur diesen Geschutztyp war als grosste Ladung 1 11 Geschossgewicht festgelegt worden Unter diesen Bedingungen ergab sich eine Mundungsgeschwindigkeit von 1056 preuss Fuss 331 40 m s Schussweite Gebrauchsreichweite BearbeitenGranate Gegen kleinere Truppenverbande bis ca 2500 Schritte ca 1875 m gegen grossere Truppenverbande und Ortschaften bis ca 5000 Schritte ca 3750 m Die Verwendungsweite fur den hohen Bogenschuss mit 0 3 Pfund Ladung betrug ca 600 1200 Schritt ca 450 900 m und fur eine Ladung mit 0 5 Pfund ca 750 1500 m 18 Schrapnell Bis ca 2000 Schritte ca 1500 m Kartatsche Bis ca 400 Schritte ca 300 m Literatur BearbeitenBrockhaus Konversations Lexikon 14 Auflage Band 7 von 1894 bis 1896 Stichwort Geschutz Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 7 von 1885 bis 1892 Stichwort Geschutz W Witte Die gezogenen Feldgeschutze C 61 C 64 und C 64 67 3 Auflage Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1867 Hier Nachdruck von J Olmes Krefeld 1971 H Muller Die Entwicklung der Feldartillerie von 1815 bis 1870 2 Auflage Berlin 1893 Max Kohler Der Aufstieg der Artillerie bis zum grossen Kriege Barbara Verlag Hugo Meiler Munchen 1938 Diedrich Baedecker Alfred Krupp und die Entwicklung der Gussstahlfabrik zu Essen G D Baedecker Essen 1889 Josef Schmolzl Erganzungs Waffenlehre 2 Auflage Literarisch artistische Anstalt der I G Golla schen Buchhandlung Munchen 1857 Taubert Die historische Entwicklung des preussischen Systemes der gezogenen Geschutze In Archiv fur die Offiziere der koniglich preussischen Artillerie Band 61 Ernst Mittler und Sohn Berlin 1867 J Schott Grundriss der Waffenlehre Eduard Zernin Darmstadt Leipzig 1868 Einzelnachweise Bearbeiten Armee Verordnungs Blatt 5 Jahrgang Nr 18 vom 14 August 1871 S 195 Hrsg Kriegs Ministerium Berlin Verlag Mittler und Sohn Berlin Die Schreibweisen entsprechen der damaligen Rechtschreibung Josef Schmolzl Erganzungs Waffenlehre 2 Auflage Verlag Literarisch artistische Anstalt der I G Golla schen Buchhandlung Munchen 1857 S 225 reader digitale sammlungen de Taubert Die historische Entwicklung des preussischen Systemes der gezogenen Geschutze In Archiv fur die Offiziere der koniglich preussischen Artillerie Band 61 Verlag Ernst Mittler und Sohn Berlin 1867 S 223 Taubert Die historische Entwicklung des preussischen Systemes der gezogenen Geschutze In Archiv fur die Offiziere der koniglich preussischen Artillerie Band 61 Verlag Ernst Mittler und Sohn Berlin 1867 S 225 237 Diedrich Baedecker Alfred Krupp und die Entwicklung der Gussstahlfabrik zu Essen Verlag G D Baedecker Essen 1889 S 39 Diedrich Baedecker Alfred Krupp und die Entwicklung der Gussstahlfabrik zu Essen Verlag G D Baedecker Essen 1889 S 44 45 Taubert Die historische Entwicklung des preussischen Systems der gezogenen Geschutze In Archiv fur die Offiziere der koniglich preussischen Artillerie Band 61 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1867 S 242 H von Muller Die Entwicklung der Feldartillerie Verlag von Robert Oppenheim Berlin 1873 S 170 Nachdruck Salzwasser Verlag GmbH Paderborn ISBN 978 3 8460 3766 9 W Witte Die gezogenen Feldgeschutze C 61 C 64 und C 64 67 3 Auflage Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1867 Hier Nachdruck bei J Olmes Krefeld 1971 S XXI Es gibt hierfur in der zeitgenossischen Literatur die unterschiedlichsten Schreibweisen W Hoffmann Die Elemente der Waffenlehre Verlag von A Bath Berlin 1860 S 77 J Schott Grundriss der Waffenlehre Eduard Zernin Darmstadt Leipzig 1868 S 99 Hoffmann Hauptmann a la suite der 4 Artillerie Brigade Der Feldkanonier Verlage der Vossischen Buchhandlung Berlin 1865 S 121 Karl Theodor von Sauer Grundriss der Waffenlehre Literarisch artistische Anstalt der I G Golla schen Buchhandlung Munchen 1869 S 350 Martin Prehm Die Artillerie Schiesskunst aus preussischen gezogenen Geschutzen Vossische Buchhandlung Berlin 1867 S 152 53 H von Muller Die Entwicklung der Feld Artillerie Verlag von Robert Oppenheim Berlin 1873 S 171 173 Nachdruck Salzwasser Verlag GmbH Paderborn ISBN 978 3 8460 3766 9 Leitfaden zum Unterricht uber die gezogenen Geschutze und deren Behandlung fur die Unteroffiziere der Konigl Preuss Artillerie Verlag der Vossischen Sortiments Buchhandlung Berlin 1861 2 Auflage S 8 13 Arkosay Die Taktik der Neuzeit vom Standpunkt des Jahrhunderts und der Wissenschaft Verlag von Eduard Zernin Darmstadt Leipzig 1868 S 241 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 6 Pfunder Feldkanone C 61 amp oldid 238194291