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Die Uberwachungsaffare der Deutschen Telekom AG in Anlehnung an die Watergate Affare auch Telekomgate 1 umfasst von der Telekom angeordnete Uberwachungen von Aufsichtsraten einem Vorstandsmitglied der Telekom Angehorigen und Mitarbeitern von Betriebsraten als auch von Gewerkschaftsfunktionaren und Journalisten Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelte gegen acht Beschuldigte darunter ehemalige leitende Angestellte und Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Telekom AG wegen des Verdachts das Post und Fernmeldegeheimnis sowie das Bundesdatenschutzgesetz verletzt zu haben 2 Ansatze der Affare wurden der grosseren Offentlichkeit ab Ende Mai 2008 durch einen Spiegel Artikel bekannt 3 Es gab rund 60 Opfer der Uberwachungen unter anderem Ver di Chef Bsirske 4 Ziel der Uberwachungen war es nach Angaben des damaligen Telekom Vorstandschefs Kai Uwe Ricke undichte Stellen im Konzern zu ermitteln die fur die wiederholte Weitergabe vertraulicher Informationen verantwortlich waren 5 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die Affare 2 1 Mogliche Tater 2 2 Aufdeckung der Affare 3 Reaktion der Deutschen Telekom 4 Weitere Reaktionen 5 Urteil 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNachdem die Deutsche Telekom seit 1999 finanziell angeschlagen war plante ihr damaliger Vorstand unter Kai Uwe Ricke umfangreiche Entlassungen die zunachst nur vertraulich im Vorstand und im Aufsichtsrat diskutiert wurden Gleichzeitig gab es massive Konflikte zwischen verschiedenen Vorstandsmitgliedern vor allem zwischen dem fur die Festnetzsparte zustandigen Walter Raizner dem fur die Mobilfunksparte zustandigen Rene Obermann und dem fur die Geschaftskundensparte zustandigen Lothar Pauly 6 Solche und weitere vertrauliche Informationen wurden beispielsweise von dem Magazin Capital der Wirtschaftszeitung Financial Times Deutschland der Wirtschaftszeitung Wirtschaftswoche und dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel veroffentlicht Laut Ricke hatte die Telekom Locher wie ein Schweizer Kase 7 Infolgedessen ordnete der Vorstand unter dem Vorsitz von Ricke und der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Klaus Zumwinkel Untersuchungen an um das Leck aufzudecken Die Untersuchungen womit die Abteilung Konzernsicherheit beauftragt wurde beinhalteten offenbar sowohl legale als auch illegale Aktivitaten Zu den legalen Massnahmen zahlte die Versendung von Memos mit falschen Informationen an einzelne Vorstandsmitglieder um herauszufinden ob diese Informationen in den Medien auftauchen wurden Ausserdem wurden Vorstandsdokumente mit geheimen Codes versehen 8 Die Affare BearbeitenZu den illegalen Untersuchungsmethoden die den Beschuldigten vorgeworfen werden zahlen die Bespitzelung von Aufsichtsraten der Deutschen Telekom AG und deren Tochterfirma T Mobile eines Vorstandsmitglieds der Telekom Angehorigen und Mitarbeitern von Betriebsraten aber auch dem Konzernbereich nicht zuzuordnende Dritte wie Ver di Funktionaren oder Journalisten 9 10 11 12 Nach einem Anfang November 2008 veroffentlichten vorlaufigen Zwischenbericht der Bonner Staatsanwaltschaft wurden mindestens 55 Menschen in den Jahren 2005 und 2006 nach den heute vorliegenden Erkenntnissen ausgespaht Die Ermittler vermuten dass sich diese Zahl noch erhohen wird 13 Die auf die Aufklarung und Pravention von Betriebs und Wirtschaftskriminalitat spezialisierte Unternehmensberatung Desa Investigation Risk Protection wurde indirekt uber die Firma Control Risks Deutschland GmbH mit der Bespitzelung beauftragt In der Presse wurde berichtet dass einige Opfer verdeckt gefilmt wurden 14 Nach 2005 wurden hunderttausende Verbindungsdaten illegal beschafft und von der Firma Network Deutschland Berlin ausgewertet um herauszufinden welche Telekom Mitarbeiter mit welchen Journalisten gesprochen hatten 15 Die Suddeutsche Zeitung berichtete am 30 Mai 2008 dass die Bespitzelungen durch die Telekom deutlich weiter gegangen sein sollen als bislang bekannt So sollen nicht nur Telefonverbindungen sondern auch Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsraten ausgespaht worden sein Zudem sollen mit einer speziellen Software uber das Mobilfunknetz Bewegungsprofile von einzelnen Personen erstellt worden sein 14 Mogliche Tater Bearbeiten Die Staatsanwaltschaft hatte Untersuchungen gegen acht Beschuldigte eingeleitet darunter waren der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel und der ehemalige Vorstandsvorsitzende Kai Uwe Ricke Ricke wies die Vorwurfe zuruck Ich habe niemals illegale Auftrage erteilt und erst recht zu keinem Zeitpunkt angeordnet Telefonverbindungsdaten auszuspahen 16 Laut Bericht der Financial Times Deutschland und dem Spiegel sagte der damalige Abteilungsleiter der Ermittlungsabteilung der Konzernsicherheit KS 3 Klaus Trzeschan 17 bei einer konzerninternen Anhorung dass ihm die Spitzelauftrage von Ricke und Zumwinkel erteilt worden seien 18 19 Diese Aussage deckt sich mit Aussagen des damaligen Personalvorstands Heinz Klinkhammer der indirekt ebenfalls Ricke und Zumwinkel beschuldigt hatte Gegen beide laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen Der Hauptangeklagte Trzeschan ubernahm im Prozess die alleinige Verantwortung fur das illegale Ausspionieren Unklar ist wann die Bespitzelung begonnen hat Laut Financial Times Deutschland soll sie bereits im Jahr 2000 unter Telekom Chef Ron Sommer begonnen haben Ron Sommer bestritt uber die Bespitzelung von Journalisten informiert gewesen zu sein 20 Aufdeckung der Affare Bearbeiten Ursache fur das Bekanntwerden der Affare war dass die von der Telekom beauftragte Detektei Network Deutschland unter der Fuhrung von Ralf Kuhn offenbar nicht vollstandig bezahlt wurde und ihr Geld in Hohe von bis zu 650 000 Euro wollte Sie drohte der Telekom in einem im April 2008 abgeschickten Fax die Hauptversammlung der Telekom massiv zu storen und der Presse mitzuteilen dass sie im Auftrag des Konzerns illegal Telefonate zwischen Aufsichtsraten und Journalisten abgeglichen habe Laut Handelsblatt hat die Telekom noch am 14 Mai 2008 dem Tag vor der Hauptversammlung rund 174 000 Euro an Network gezahlt 21 Die Affare wurde zum Wochenende vom 24 Mai 2008 durch einen Spiegel Artikel und eine Telekom Pressekonferenz mit Teileingestandnissen uber die Uberwachung 22 einer grosseren Offentlichkeit bekannt 23 Reaktion der Deutschen Telekom BearbeitenRene Obermann seit 2006 Vorstandsvorsitzender der Telekom versicherte keine Kenntnis von der Bespitzelung gehabt zu haben 24 Er entliess im Sommer 2007 Telekom Sicherheitschef Steininger und andere Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung Er informierte auch das Bundeskanzleramt das Finanzministerium und schliesslich die Staatsanwaltschaft 25 der die Telekom im Mai 2008 Akten ubergab Im Mai 2008 durchsuchte die Staatsanwaltschaft Buros der Telekom darunter auch das Buro von Obermann Die Kolner Anwaltskanzlei Oppenhoff amp Partner wurde Anfang Mai 2008 von der Telekom beauftragt den Skandal intern zu untersuchen Der Ex Vizeprasident des Bundeskriminalamts Reinhard Rupprecht und der ehemalige Vorsitzende des Bundesgerichtshofs Gerhard Schafer untersuchten den Fall ebenfalls im Auftrag der Telekom und erarbeiteten Empfehlungen zum verbesserten Umgang mit Daten Am 10 Februar 2010 veroffentlichte die Telekom ihren Untersuchungsbericht 26 Weitere Reaktionen BearbeitenDer Innenausschuss des Deutschen Bundestages diskutierte am 4 Juni 2008 den Umgang mit der so genannten Telekom Bespitzelungsaffare 27 Laut dem CDU Bundestagsabgeordneten Steffen Kampeter hatte die Telekom Spitzelaffare das Land bei weitem starker erschuttern konnen als die Spiegel Affare 1962 28 DGB Chef und Mitglied des Telekom Aufsichtsrats Michael Sommer beklagte einen Bruch von Grundrechten nicht nur bei der Telekom Ich habe den begrundeten Verdacht dass wir vor einem Abgrund in unserem Land stehen 29 Der Chaos Computer Club forderte als Reaktion auf die Vorgange einen wirksamen Schutz vor Datenverbrechen und nahm den Gesetzgeber in die Pflicht 30 Am 24 Oktober 2008 wurde der Telekom dafur der Big Brother Award 2008 in der Kategorie Arbeitswelt und Kommunikation verliehen 31 Urteil BearbeitenDas Landgericht Bonn verurteilte am 30 November 2010 Klaus Trzeschan wegen Betruges Untreue und Verletzung des Fernmeldegeheimnisses zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren Der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff deutete an es seien womoglich nicht alle bestraft worden die in der Affare Verantwortung trugen Ricke sei es offensichtlich egal gewesen mit welchen Methoden Trzeschan die Indiskretion im Konzern aufdecken wollte Der Bundesgerichtshof BGH bestatigte das Urteil im Oktober 2012 Anwalte der Spitzelopfer darunter der fruhere Bundesinnenminister Gerhart Baum sagten der Fall sei nur unzureichend aufgeklart worden 32 Die fruheren Telekom Vorstandsvorsitzenden Kai Uwe Ricke und Klaus Zumwinkel einigten sich mit der Telekom auf Schadenersatzszahlungen von jeweils 600 000 Euro nachdem die Telekom je 1 000 000 Euro gefordert hatte Von der Vergleichssumme mussten Ricke und Zumwinkel 250 000 Euro aus eigener Tasche zahlen den grosseren Teil zahlte eine Haftpflichtversicherung fur Manager 33 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikinews Razzia bei der deutschen Telekomzentrale Ermittlungsverfahren eingeleitet Nachricht Ich lasse mich nicht erpressen In Tagesspiegel 13 Juni 2008 Online Interview mit dem Telekom Betriebsratsvorsitzenden Wilhelm Wegner Report Mainz Neue schwere Vorwurfe in der Telekom Bespitzelungsaffare 19 Januar 2009 Abschlussbericht der Telekom zur Bespitzelungsaffare PDF 10 Februar 2010Einzelnachweise Bearbeiten Hans Leyendecker Die Macht des Geldes Suddeutsche Zeitung 27 Mai 2008 abgerufen am 29 November 2008 Jegliche Emporung uber Telekomgate ist berechtigt Ermittlungen gegen Ricke und Zumwinkel In Focus 29 Mai 2008 abgerufen am 29 November 2008 Ulrich Schafer Geheimaktion Clipper Obermanns Prufung In Suddeutsche Zeitung 25 Mai 2008 abgerufen am 29 November 2008 Report Mainz Neue schwere Vorwurfe in der Telekom Bespitzelungsaffare 19 Januar 2009 Caspar Dohmen Ricke war auf der Suche nach undichten Stellen In Suddeutsche Zeitung 28 Mai 2008 abgerufen am 29 November 2008 Thomas Hillenbrand Telekom und die Presse Pannen Panik Paranoia In Der Spiegel 29 Mai 2008 abgerufen am 29 November 2008 Verfolgungswahn in Bonn 2005 und 2006 drangen standig Telekom Interna an die Presse Johannes Winkelhage Ein Schweizer Kase aus Bonn Nicht mehr online verfugbar In Frankfurter Allgemeine Zeitung 26 Mai 2008 ehemals im Original abgerufen am 29 November 2009 1 2 Vorlage Toter Link www faz net Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Spiegel Online 29 Mai 2008 faz net 13 November 2008 Telekom Affare Laut Ver di wurde auch Bsirske bespitzelt Suddeutsche Zeitung 13 November 2008 Spitzelskandal weitet sich aus Suddeutsche Zeitung 13 November 2008 Ver di Chef Bsirske bespitzelt Spiegel Online 15 November 2008 Bespitzelungsaffare Bsirske wirft Telekom Stasi Methoden vor Der Spiegel Nr 47 17 November 2008 S 122 ff Die Manner vom KS 3 a b Rhein Zeitung 30 Mai 2008 tagesschau de 1 Juni 2008 Memento vom 20 September 2008 im Internet Archive tagesschau de 1 Juni 2008 Memento vom 9 Oktober 2008 im Internet Archive Frank Dohmen Spionageskandal Ex Spitzel der Telekom verhaftet In Spiegel Online 17 Dezember 2008 abgerufen am 9 Juni 2018 Financial Times Deutschland 31 Mai 2008 Memento vom 1 Juni 2008 im Internet Archive faz net 2 Juni 2008 Zumwinkel und Ricke sollen Spitzelauftrage erteilt haben dpa Telekom Affare nimmt immer grossere Dimensionen an Memento des Originals vom 18 April 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot newsticker welt de Handelsblatt 1 Juni 2008 Memento vom 3 Juni 2008 im Internet Archive Pressemitteilung der Telekom AG 24 Mai 2008 Memento vom 28 Mai 2008 im Internet Archive Spiegel Online 29 Mai 2008 tagesschau de 1 Juni 2008 Memento vom 20 September 2008 im Internet Archive tagesschau de 1 Juni 2008 Spiegel Online 29 Mai 2008 Deutsche Telekom analysiert Tatigkeit der fruheren Konzernsicherheit Memento vom 2 Juli 2012 im Internet Archive telekom com 20 April 2012 Deutscher Bundestag Telekom Affare mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten erortert Memento vom 9 Juni 2008 im Internet Archive tagesschau de 1 Juni 2008 Memento vom 9 Oktober 2008 im Internet Archive tagesschau de 1 Juni 2008 Memento vom 9 Oktober 2008 im Internet Archive CCC Fredrik Roggan Arbeitswelt und Kommunikation Deutsche Telekom AG BigBrotherAwards 24 Oktober 2008 abgerufen am 13 April 2009 Spiegel Online Spitzelaffare Telekom Mitarbeiter muss dreieinhalb Jahre in Haft 30 November 2010 Financial Times Deutschland 1 April 2011 Telekom Affare endet glimpflich fur Ricke und Zumwinkel Memento vom 25 Juli 2012 im Internet Archive 1 April 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uberwachungsaffare der Deutschen Telekom amp oldid 232972956