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Olzucker oder Elaeosacchara Einzahl Elaeosaccharum waren pulvrige Mischungen aus Zucker und fluchtigem Ol 1 Die Darstellung erfolgte durch Mischung und Reiben mittels Pistill im Porzellanmorser Dazu wurde eine kleine Menge gepulverten Zuckers in einen Porzellanmorser gegeben das atherische Ol darauf getropfelt auf dieses wieder eine Schicht Zucker geschuttet und dann mit einem Pistill das Ganze innig gemischt Hierauf erfolgte nun allmahlich und unter Reiben bzw Mischen der Zusatz der ubrigen Menge Zucker 2 Da die mit atherischen Olen bereiteten Olzucker nicht lange haltbar waren mussten sie bei jeder Bestellung neu angefertigt werden Sie dienten meist zur Geschmacksverbesserung von Arzneien und zum Losen von Koliken 3 4 Elaeosacchara per affrictionem wurden Zubereitungen genannt die durch Abreiben von Zitronenschalen Pomeranzenschalen oder Vanilleschoten mit einem festen Stuck Zucker hergestellt wurden bis der Zucker eine genugende Menge fluchtigen Ols aufgesogen hatte oder seine aussere bis zu 2 mm dicke Schicht verfarbt erschien Man schabte dann mittels eines Messers den gefarbten Teil des Zuckers ab Diese Operation wurde so oft wiederholt bis die gewunschte Menge Olzucker gesammelt war In einem warmen Porzellanmorser zerrieb man diese zu Pulver 5 6 7 Gelegentlich wird noch das sogenannte Windpulver eine Mischung aus leichtem Magnesiumcarbonat Fenchelolzucker Anisolzucker und Kummelolzucker 8 bei Babys zur Linderung bei Blahungen verwendet Aufgrund der besseren Verarbeitungseigenschaften wird heute vielfach Milchzucker Lactose statt Saccharose als Grundlage in Arzneiverreibungen verwendet etwa in homoopathischen Vertreibungen und Pulvermischungen fur die Tabletten und Kapselfertigung Als Nebenprodukt der Milchindustrie ist Milchzucker zudem entsprechend billig 9 Wegen seiner reduzierenden Eigenschaften neigt Milchzucker jedoch eher zu Inkompatibilitaten als Saccharose 10 11 Antike Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Ofen zur Fraktionierten Destillation Hieronymus Brunschwig 1512 TitelblattDer Begriff Ol scheint von jeher auf alle brennbaren mit Wasser nicht mischbaren Flussigkeiten und Vegetabilien bezogen worden zu sein in fruher Zeit wurden bereits die fetten und die atherischen Ole mit demselben Namen bezeichnet Im 16 Jahrhundert unterschied man destillierte Ole und solche die auf andere Weise durch Auspressen oder Kochen mit Wasser erhalten sind olea destillata und olea secreta 12 In seinem Grossen Destillierbuch aus dem Jahr 1512 beschrieb der Strassburger Wundarzt und Botaniker Hieronymus Brunschwig die Zusammensetzung und die Wirkung von vier Zuckerverreibungen mit aus pflanzlichen Substanzen gewonnenen Destillaten Er nannte diese Zuckerverreibungen Manus Christi Als pflanzliche Substanzen wurden die vier Flores cordiales ausgewahlt von Brunschwig Flores cardinales genannt Rosen Borretsch Ochsenzungen oder Veilchen Bluten 13 Uber Ole schrieb Brunschwig im Zusammenhang mit seinen Auslassungen uber das Ziegelol 14 Brennvorrichtungen zur Ausfuhrung von Fraktionierten Destillationen bildete er als Vorrichtungen zur Branntweinherstellung ab Diese Vorrichtungen waren aber auch zur Abscheidung von Olen geeignet 15 In einem 1583 posthum vom Zurcher Arzt Caspar Wolff herausgegebenen Arzneibuch des Conrad Gessner wurden die Darstellung und die Verwendung der Ole genauer beschrieben 16 Was der nutz oder gebrauch der Oelen ſey Es haben die Diſtillierten Oele ein vilfaltigen nutz vnd gebrauch wie dann ſolches volgends ſol gehort werden Aber ſie werden auch auff diſe weiſe ſehr bequemlich in Leib gebraucht nemlich ſoltu des beſten Zuckers in Violen oder Roſes oder Zimmat oder ſonſt der gleichen gebrennten Waſſers zerlaſſen darnach ein tropfflin oder zwey des Oels welches du gebrauchen wilt daran ſchutten vnd alſo kleine Taffelin darauss formieren 17 dd Neuzeit BearbeitenIn der ersten Preussischen Pharmacopoe aus dem Jahre 1799 wurden Olzucker aus Anisfruchten Zimtrinde Fenchelsamen Pfefferminzkraut und Zitronenschalen aufgefuhrt Auch in der ersten Deutschen Pharmacopoe aus dem Jahre 1872 und noch in der 1951 herausgegebenen Neuauflage des 6 Deutschen Arzneibuchs wurden Olzucker wenn auch nur kurz erwahnt 18 19 20 1 Im osterreichischen Arzneibuch wurden die Olzucker noch bis in die Ausgabe 2007 OAB 2007 gefuhrt 21 Allgemein wird aufgrund der besseren Verarbeitbarkeit heute eher Lactose Milchzucker statt Saccharose in Arzneiverreibungen verwendet etwa in homoopathischen Vertreibungen oder Pulvermischungen fur die Tabletten und Kapselfertigung 22 Einzelnachweise Bearbeiten a b Deutsches Arzneibuch 6 Ausgabe 1926 Neudruck 1951 mit eingearbeiteten Nachtragen Decker und Schenck Hamburg Berlin Bonn 1951 S 201 Elaeosacchara Olzucker Atherisches Ol 1 Teil mittelfein gepulverter Zucker 50 Teile werden gemischt Olzucker sind zur Abgabe frisch zu bereiten Hermann Hager B Fischer und Carl Hartwich Herausgeber Kommentar zum Arzneibuch fur das Deutsche Reich Dritte Ausgabe Julius Springer Berlin Band I 1891 S 562 Elaeosacchara Digitalisat D F L von Schlechtendal Elaeosaccharum In Dietrich Wilhelm Heinrich Busch Carl Ferdinand von Graefe Christoph Wilhelm Hufeland Heinrich Friedrich Link und Joseph Muller 1811 1845 Herausgeber Worterbuch der medicinischen Wissenschaften Veit et Comp Berlin Band 10 1834 S 468 Elaeosaccharum Digitalisat Theodor Husemann Handbuch der gesammten Arzneimittellehre 2 Aufl Springer Berlin Band I 1883 S 346 Mechanica Digitalisat Albrecht von Haller Herausgeber Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstworter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollstandig erklaret Gaumische Handlung Ulm Frankfurt am Main Leipzig 1755 Sp 581 582 Digitalisat Karl Friedrich Mohr Commentar zur Preussischen Pharmakopoe nebst Ubersetzung des Textes Nach der sechsten Auflage der Pharmacopoea borussica Friedrich Vieweg Braunschweig Band I 1848 S 336 Elaeossaccara Oelzucker Digitalisat Hermann Hager Commentar zur Pharmacopoea Germanica Julius Springer Berlin Band I 1873 S 569 570 Elaeosacchara Digitalisat Band II 1874 S 854 Vanilla saccharata Digitalisat DAC NRF Rezepturhinweise Fenchel abgerufen am 20 Juli 2019 Laktose Was ist das nmi Portal Society for Public Health e V abgerufen am 21 Mai 2020 R Voigt Pharmazeutische Technologie 11 Auflage Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2010 S 146 f K H Bauer K H Fromming C Fuhrer Pharmazeutische Technologie 2 Auflage Thieme Stuttgart 1989 S 141 ff Hermann Kopp Geschichte der Chemie Vieweg Braunschweig Band 4 1847 S 382 ff Fett Oel und daraus erhaltene Verbindungen Digitalisat S 391 ff Fluchtige Oele Digitalisat Hieronymus Brunschwig Liber de arte distillandi de compositis Strassburg 1512 Blatt 151vb Digitalisat Hieronymus Brunschwig Liber de arte distillandi de compositis Strassburg 1512 Blatt 52rb 53va Digitalisat Hieronymus Brunschwig Liber de arte distillandi de compositis Strassburg 1512 Blatt 21r Digitalisat Blatt 39r Digitalisat Blatt 127v Digitalisat Blatt 159r Digitalisat Blatt 185v Digitalisat Blatt 276v Digitalisat Caspar Wolff Herausgeber Der ander Theil des Schatz Euonymi von allerhand kunstlichen vnd bewerten Oelen Wasseren vnd heimlichen Artzneyen erstlich zusammen getragen durch Herren Doctor Cunrat Gessner Jakob Nuscheler Zurich 1583 S 103 Wie man die Oele Distillieren soll Digitalisat Caspar Wolff Herausgeber Der ander Theil des Schatz Euonymi von allerhand kunstlichen vnd bewerten Oelen Wasseren vnd heimlichen Artzneyen Jakob Nuscheler Zurich 1583 S 106 Was der nutz oder gebrauch der Oelen sey Digitalisat Pharmacopoea Borussica Cum Gratia et Privilegio Sacrae Regiae Majestatis Georg Decker Berlin 1799 S 90 91 Elaeosaccharum Digitalisat Pharmacopoea Germanica R von Decker Berlin 1872 S 88 Elaeosacchara Digitalisat Arzneibuch fur das Deutsche Reich Dritte Ausgabe Pharmacopoea Germanica editio III R von Decker Berlin 1890 S 84 Elaeosacchara Digitalisat OEAB Streichungsliste vom 2 10 2007 PDF AGES Bereich PharmMed R Voigt Pharmazeutische Technologie 11 Auflage Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2010 S 146 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olzucker amp oldid 233465359