www.wikidata.de-de.nina.az
Das Haus Zum freundlichen Gesicht war ein Gebaude in Magdeburg im heutigen Sachsen Anhalt Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort und gilt als verlorengegangenes Baudenkmal 1 Das Haus Zum freundlichen Gesicht auf einer Zeichnung von Wilhelm Giese 1883 1945 Blick von Nordosten 1930 veroffentlichtZeichnung des Mittelrisalits 1915Etwa gleicher Blick wie 1930 im Jahr 2021Hauszeichen Zeichnung von Wilhelm Giese Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Architektur und Geschichte 3 Sage 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenEs befand sich in der Magdeburger Altstadt an der ehemaligen Adresse Grosse Munzstrasse 13 auf der Sudseite der Grossen Munzstrasse in einer Ecklage zur Kutscherstrasse In der Vergangenheit war das Grundstuck vor einer Umnummerierung als Nummer 8 gefuhrt worden Heute befinden sich dort die in den 1950er Jahren errichteten Wohnhauser Grosse Munzstrasse 5 und 7 Architektur und Geschichte Bearbeiten nbsp Alexander Erskein 1598 1656 Das Anwesen war ein Lehn des Klosters Unser Lieben Frauen und gehorte vor dem Jahr 1631 Ebeling Alemann Spater gehorte es seiner Witwe bevor das Grundstuck dann an den Rat der Stadt Magdeburg fiel Gemeinsam mit dem benachbarten ostlich angrenzenden Grundstuck Nummer 14 schenkte es der Rat im Jahr 1647 Alexander Erskein dem Prasidenten des schwedischen Hofgerichts in Pommern und Assistensrat beim schwedischen Hauptheer in Deutschland Ziel war es dabei den als Vermittler zwischen der Stadt und der schwedischen Regierung wirkenden Erskein gunstig fur die Belange der Stadt zu stimmen Seine Erben verkauften das Grundstuck an Otto von Guericke junior 1628 1704 dem Sohn Otto von Guerickes der beim Grundstucksgeschaft auch vermittelte Das Grundstuck war jedoch wohl in Folge der Zerstorung Magdeburgs im Jahr 1631 wust und wurde zur Ablagerung von Mull genutzt Otto von Guericke senior liess den Platz beraumen und das Grundstuck von einer Mauer umgeben Es wurde dann als Garten genutzt Auf dem Grundstuck des spateren Hauses Zum freundlich Gesicht wurde in der Zeit bis 1695 ein Gebaude errichtet Es kam dann zu einem Grundstuckstausch Von Guericke gab das Grundstuck Grosse Munzstrasse 13 an die Ulrichsgemeinde und erhielt von dieser dafur das Grundstuck Georgenstrasse 12 Die Ulrichsgemeinde verausserte das Haus im Jahr 1695 fur 350 Taler an den kurbrandenburgischen Munzmeister Johann Christoph von Sehlen Im Jahr 1725 wurde das Anwesen vom Munzmeister Johann Georg Neubauer fur 350 Taler an Christian Grunberg veraussert 2 Eine andere Angabe nennt 1724 als Eigentumer August von Haeseler der von 1722 bis Marz 1724 3 das bis 1945 bestehende Haus Zum freundlichen Gesicht errichten liess Eine Taxierung des Baus mit 7468 Talern ist durch die Meister Burckard und Rothel uberliefert 4 Es wird vermutet dass Grunberg vielleicht nur als Strohmann fur Haeseler auftrat 5 Als Baumeister wird J Chr Memhard vermutet 6 Es entstand ein zweigeschossiges verputztes Gebaude Die Fassade zur nordlich verlaufenden Grossen Munzstrasse war im Erdgeschoss siebenachsig ausgefuhrt Nach Westen zur Kutscherstrasse war sie dreiachsig Die mittlere Achse und die jeweils ausseren Achsen der Nordfassade traten nach Norden in Art von Risaliten hervor und waren durch rustizierte Lisenen hervorgehoben Der Mittelrisalit war durch Putzstreifen gegliedert Im Obergeschoss war der Risalit zweiachsig ausgefuhrt Die beiden Fensteroffnungen wurden von Dreiecksgiebeln bekront unter denen sich die Wappen der Familie Haeseler und Kopke befanden Die Fensterbanke wurden von Konsolen getragen Im Erdgeschoss des Mittelrisalits bestand ein als Rundbogen ausgefuhrtes von Pilastern umgebenes Portal Die Pilaster trugen Gebalkstucke auf denen sich ein auf Voluten angeordnetes Gesimsstuck befand Oberhalb der Haustur befand sich ein Oberlicht das von einem Segmentbogen uberspannt wurde Im Scheitelpunkt des Bogens befand sich als Hauszeichen das Bildnis eines lachelnden pausbackigen Frauengesichts worauf der Name des Hauses Bezug nahm Links oberhalb des Hauszeichens befand sich als Inschrift eine 17 rechts eine als Z4 geschriebene 24 Die Jahreszahl 1724 verwies auf das Jahr der Fertigstellung des Hauses Oberhalb des Hauszeichens befand sich die Inschrift Zum freundlichen Gesicht 7 Auch an der schmalen Seite zur Kutscherstrasse befand sich ein gefugter Risalit Er setzte sich nach oben in Form von zwei Pilastern fort die einen Segmentbogen trugen An den Eckfenstern des Hauses befindliche Verzierungen traten in dieser Form erstmals in Magdeburg auf 8 nbsp Treppe im Haus 1902 oder fruher nbsp Saal im Haus nbsp Zeichnung des Kamins im ObergeschossUnterhalb der Fenster des Obergeschosses befanden sich Felder mit Verzierungen in Form von Lambrequinen Bedeckt war das Haus von einem recht steilen Satteldach das etwas uber die Gesimskante vorstand Auf der Nordseite waren darin drei stehende Dachfenster angeordnet die von Segmentbogen uberfangen waren Die Dachfenster waren zwischen den Seiten und dem Mittelrisalit sowie oberhalb des Mittelrisalits angeordnet Bemerkenswert war eine im Inneren befindlich Treppe mit geschnitztem Gelander sowie ein mit einer Stuckdecke versehener Saal Im Obergeschoss befand sich daruber hinaus ein verzierter Kamin Im Haus war das 1789 gegrundete Handelsunternehmen Walstab amp Comp ansassig aus dem die Vereinigten Olfabriken Hubbe und Farenholtz hervorgingen Das Gebaude Zum freundlichen Gesicht wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs zerstort Beim spateren sich nicht an die gewachsene Stadtstruktur haltenden Wiederaufbau wurde die sudliche Verlangerung der Kutscherstrasse ab der Einmundung der Grossen Munzstrasse durch eine in den 1950er Jahren errichtete Wohnbebauung uberbaut Die historische Ecksituation ist daher nicht mehr vorhanden Sage BearbeitenDas Haus Zum freundlichen Gesicht ist Gegenstand einer Sage Danach erwarb ein Kaufmann Gottlob Ring ein prachtiges Fachwerkhaus in der Grossen Munzstrasse die damals noch Stallstrasse genannt wurde gleich neben dem Geburtshaus von Otto von Guericke Das Haus selbst war im Inneren jedoch recht duster und besass nur einen kleinen Hof Er lernte nach einiger Zeit auf einer Handelsreise im Rheinland Barbara die schone und lebensfrohe Tochter eines Handelspartners kennen und lieben Nach einem halben Jahr heirateten die beiden in Magdeburg und Barbara zog in das Haus ihres Ehemanns Die anfanglich noch frohliche Barbara wurde zunehmend trauriger und depressiv und beklagte sich uber das dunkle Haus Haufig sass sie am Fenster und schaute traurig auf die Strasse Dabei sah sie auch wie das auf der anderen Strassenseite liegende alte Eckhaus zur Kutscherstrasse abgerissen und durch einen Neubau fur den reichen Kaufmann Klaus ersetzt wurde Klaus scheute keine Kosten und hatte bekannte Baumeister aus dem Ausland beauftragt Erstaunlicherweise sah sie jedoch nie wirkliche Bauarbeiten Tagsuber war Ruhe uber Nacht schien das Gebaude jedoch immer weiter zu wachsen Mit dem Baufortschritt war Barbara immer faszinierter von dem neuen Haus in der Nachbarschaft Ihre Depression steigerte sich da ihr klar wurde dass sie nie in einem solchen Gebaude wohnen wurde Sie erkrankte ernsthaft und war bettlagerig Zum Tag der Einweihung wurden die Rings eingeladen Barbara ging trotz ihrer Schwache mit Kaum hatte sie das neue Haus betreten lebte sie sichtbar auf Ihr Mann war von dieser Entwicklung so beeindruckt dass er dem Bauherrn Klaus den Kauf des Hauses anbot Klaus lehnte jedoch ab Barbara ging es in der nachsten Zeit zunehmend schlechter Bald war sie todkrank Eines Tages erschien spat in der Nacht Klaus in Begleitung eines kleinen Mannleins bei Gottlob Ring Klaus berichtete dass er eine weite Reise unternehmen musse und es ungewiss ware ob er uberhaupt nach Magdeburg zuruckkehrt Er bot Ring daher an das Haus nun doch zu kaufen Er machte allerdings eine Bedingung Das Mannlein gehore zu dem Haus wie Fundament und Dach Er musse das Mannlein im Hause behalten und durfe nie danach fragen wer das Mannlein sei wie es heisse und was es nachts mache Gottlob willigte ein Schon am nachsten Tag wurde der Vertrag unterzeichnet Barbara und Gottlob zogen in das neu errichtete Haus woraufhin Barbara ihre Krankheit uberwand Das Mannlein verschwand jeweils in der Nacht und erschien erst am Morgen wieder Eines Morgens kehrte es nicht zuruck und blieb verschwunden Moglicherweise handelte es sich um das Magdeburger Zaubermannlein das auch andernorts in Magdeburg wirkte Gottlob Ring brachte uber der Tur des Hauses aus Dankbarkeit fur die Gesundung seiner Frau das Hauszeichen Zum freundlichen Gesicht an Bei der Zerstorung Magdeburgs 1631 brannte auch das Haus nieder wobei jedoch das Hauszeichen und einige weitere Verzierungen geborgen und in spatere Neubauten integriert wurden 9 Literatur BearbeitenGotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 S 267 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Hrsg Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 S 322 f Einzelnachweise Bearbeiten Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 S 267 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Hrsg Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 S 323 Alfred Hentzen Magdeburger Barockarchitektur Dessau 1927 S 90 Alfred Hentzen Magdeburger Barockarchitektur Dessau 1927 S 90 Ernst Neubauer Hauserbuch der Stadt Magdeburg 1631 1720 Teil 1 Hrsg Historische Kommission fur die Provinz Sachsen und fur Anhalt Magdeburg 1931 S 323 Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin ISBN 3 926642 24 6 S 267 Axel Kuhling Magdeburger Sagen Dritter Teil Verlag Delta D Magdeburg 2002 ISBN 3 935831 09 9 S 69 Alfred Hentzen Magdeburger Barockarchitektur Dessau 1927 S 40 Axel Kuhling Magdeburger Sagen Dritter Teil Verlag Delta D Magdeburg 2002 ISBN 3 935831 09 9 S 68 ff 52 132185 11 633536 Koordinaten 52 7 55 9 N 11 38 0 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zum freundlichen Gesicht amp oldid 238714165