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Die zinke war eine Hinterhofgalerie in Kreuzberg die sich in den Jahren von 1959 bis 1962 zum wichtigsten Kulturtreffpunkt Berlins entwickelte 1 Eingang Oranienstrasse 27 Berlin Kreuzberg Durchgang zur ehemaligen Hinterhofgalerie zinke Inhaltsverzeichnis 1 Zur Grundungsgeschichte 2 Namensgebung 3 Logo 4 Standort 5 Bildhaft und erzahlerisch 6 Ausstellungsteilnehmer 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZur Grundungsgeschichte BearbeitenGegrundet wurde die zinke 1959 von dem Lyriker und Grafiker Gunter Bruno Fuchs 2 dem Schriftsteller Schauspieler und Maler Robert Wolfgang Schnell 3 und dem Bildhauer Gunter Anlauf 4 Nachdem Gunter Bruno Fuchs den Mietvertrag 5 unterschrieben hatte und die Sache unter Dach und Fach war stiess noch der Maler Sigurd Kuschnerus hinzu 6 Namensgebung Bearbeiten nbsp So genannte GaunerzinkenDer Galeriename zinke ist dem Rotwelsch entnommen und leitet sich von den Zinken Geheimzeichen ab So werden unauffallige Markierungen genannt die Wandersleute Bettler oder Diebe mit Kreide oder Stift auf Turen und Hauswande zeichnen oder direkt in den jeweiligen Untergrund ritzen damit nachfolgende Kumpane ablesen konnen was sie an diesem Platz erwartet und inwieweit dort etwas zu holen ist Die Parallele zu den tags engl fur kennzeichnen heutiger Graffiti Sprayer die gezogen wurde 7 ist allerdings soziologisch nicht haltbar Tags stellen gezielt Offentlichkeit her Zinken sollen seit jeher gerade unterhalb des Radarschirmes offentlicher Wahrnehmung ihren Zweck erfullen Logo Bearbeiten nbsp Legendar gewordenes Zeichen der Galerie zinke Ausschnitt aus der Gedenktafel fur Robert Wolfgang Schnell Behaimstrasse 10 Charlottenburg Berlin 2015Angesichts dieses Namens lag es nahe etwas Entsprechendes als Logo zu verwenden Die Grunder schufen eins indem sie sich aus mehreren uberlieferten Zinken ein neues Zeichen montierten Es setzt sich zusammen aus drei Landstreicherzinken des 18 Jahrhunderts Die obere Spiralform bedeutet Hier kannst du dich niederlassen Die beiden Senkrechten bedeuten Hier bekommst du etwas fur Arbeit Das nach oben hin offene Halboval bedeutet Hier kannst du ubernachten Der waagerechte untere Strich ist als Sockel und Unterstreichung des Ganzen gemeint 8 Standort BearbeitenDie zwei ineinander ubergehenden Ausstellungsraume der Galerie zinke befanden sich im Hinterhof der Oranienstrasse 27 im alten Arbeiter und Kleinburgerviertel Kreuzberg dem damals SO 36 genannten Bezirk in der ersten Etage eines arg heruntergekommenen Klinkerbaus 9 Der Parterreraum neben dem Treppenhaus mit seiner Wendeltreppe wurde als Werkstatt Abstellraum und Gelegenheitsschlafplatz benutzt Die monatliche Miete betrug 25 Mark 10 Die konnten uberhaupt nur aufgebracht werden weil Gunter Anlauf der Einzige war der Geld verdiente als gelernter Steinmetz bei den Restaurierungsarbeiten im Charlottenburger Schloss 11 Die Situation vor Ort hat Schnell im Katalog der Gedenkausstellung fur die zinke von 1979 1980 so beschrieben Zwei Raume muss man sich vorstellen etwas uber zwei Meter hoch In der Ecke des vorderen Raumes ein Kachelofen braun gestrichene knarrenden Dielen der Durchgang zum zweiten Raum eine Turfassung ohne Tur Verhaltnismassig schwaches Deckenlicht zwei Birnen von 100 Watt in jedem Raum Tageslicht durch je zwei kleine Fenster zum Hinterhof nebenan der leere Hof der Blindenanstalt 12 Die Grundstimmung auf dem Hofgelande tagsuber war der nicht unahnlich wie sie auf dem nebenseitig abgebildeten historischen Foto aus dem Bundesarchiv Bild eingefangen ist nbsp Typische Hinterhofstimmung im Kreuzberg der 50er 60er JahreWie ein altes Flohmarktfoto auf dem eins ihrer Plakate zu sehen ist zeigt warb die Galerie auf folgende Weise besuchen Sie auch zinke die Galerie im Hinterhof Berlin SO 36 Oranienstr 27 geoffnet von 17 00 2000 Uhr montags geschlossen Siehe das historische Foto von Ullstein Bild gettyimages 13 Bildhaft und erzahlerisch BearbeitenDas Kunstgeschehen jener Zeit spielte sich im Wesentlichen in den Ortsteilen Charlottenburg und Wilmersdorf ab dort befanden sich all die damals wichtigen Galerien Umso mehr erstaunte der vermeintliche Ruckzug auf den Kiez Doch der war in Wirklichkeit gar kein Ruckzug 14 wie Eberhard Roters der Kunsthistoriker Kurator und Grundungsdirektor der Berlinischen Galerie richtig erkannte sondern ein bewusst sich absetzendes eigenwilliges Projekt zur Herstellung eines Gesamtberliner kulturellen Gedankenaustauschs 15 Der kam tendenziell zustande weil man allerengste und freundschaftliche Kontakte zu ahnlich gesinnten Leuten in Ostberlin hatte etwa zu Bobrowski vom Neuen Friedrichshagener Dichterkreis aber auch zu Helene Weigel Anna Seghers und Gunter Kunert Die asthetische Formel der zinke Betreiber war einfach Gegen den herrschenden abstrakten Expressionismus und das Informel wollten die zinke Kunstler Auf menschliche Art modern 16 sein und dies in Wort und Bild Wir suchten das Bildhafte und bunt Erzahlerische 17 wie es Robert Wolfgang Schnell angesichts der Doppelbegabung aller drei zinke Grunder auf den Punkt bringt Besonders gut zur asthetischen Auffassung dieses phantastischen Realismus Kreuzberger Pragung passte naturlich Grass der in der uberfullten zinke auch aus seinem damals gerade erschienenen Roman Die Blechtrommel vortrug nbsp Single des Hits Babysitter Boogie von 1961Lesungen gehorten bald zum festen Programm der zinke und wurden ebenso gut besucht wie die Ausstellungen 18 Da die Galerieraume sofort vollig uberfullt waren wurden samtliche Fenster geoffnet und mit besonders lautstarker Stimme gelesen damit auch die im Hinterhof Versammelten etwas davon mitbekamen Wie Lothar Klunner der Schuttelreimer und Ubersetzer als Zeitzeuge des Jahres 1961 berichtet Inmitten einer wogenden Masse stand ich im Hof bog den Kopf in den Nacken und starrte nach oben Dort sah ich Gunter Grass rittlings in einem Fenster des ersten Stockwerks sitzen Sichtlich bemuht sich den Leuten innen und aussen vernehmlich zu machen 19 Als ob dies nicht schon Happening genug war nahm das Ganze Volksfestcharakter an als sich jemand in ein benachbartes Fenster setzte eine Pikkoloflote hervorkramte und dem Poeten die Begleitung zu blasen begann Und das wiederum animierte einen weiteren Hausbewohner sein Grammophon ins Fenster zu stellen 20 und die Hofszenerie pausenlos mit dem Hit des Jahres zu beschallen dem Babysitter Boogie von Ralf Bendix 21 nbsp Plakette an der Hauswand im Hinterhof Oranienstrasse 27Wer einen Eindruck von der Vortragsqualitat dortiger Lesungen wunscht von denen es leider keine Tontrager gibt der hore sich die Platte von Gunter Bruno Fuchs an Ihr kauziger Titel Ein Ohr wascht das andere Die schonsten Texte von Gunter Bruno Fuchs gelesen von ihm selbst aus vollem Hals mit listigen Betonungen schmatzend berlinerisch lispelnd auf Wagenbachs Quartplatte 19 Berlin 1980 Mit ihren Ausstellungen und Autorenlesungen wurde die zinke zum beliebten Treffpunkt von Boheme und Kulturinteressierten und damit zum entscheidenden Nucleus jener Entwicklung ohne die Berlin spater nicht hatte die Kulturhauptstadt Europas werden konnen Nach dem Ende der zinke Anfang 1963 standen die Raumlichkeiten noch bis 1965 jahrelang leer vermutlich um das Haus dem Verfall und damit dem Abbruch auszuliefern der dann ja auch tatsachlich stattfand 22 In Vorwegnahme darauffolgender Berliner Hausbesetzungen verschafften sich die aus Hamburg ubergesiedelten jungeren Kunstler Dimitrius Boyksen Harun Farocki und Natias Neutert Zutritt und nutzten den legendaren Ort als kostenlosen Schlafplatz Ausstellungsforum und Dichtertreffpunkt 23 Heute erinnert eine an die hintere Hofwand angebrachte Plakette an den einstigen Standort Ausstellungsteilnehmer BearbeitenIn alphabetischer nicht in chronologischer Reihenfolge aufgelistet waren an den Ausstellungen in der zinke folgende Kunstler beteiligt Gunter Anlauf Karl F Borneff Jurgen Brodwolf Gunter Bruno Fuchs Gunter Grass Joe Hackbarth Gunter Kunert Sigurd Kuschnerus Natias Neutert Ferd Rontgen Herbert Sandberg Ali Schindehutte Robert Wolfgang Schnell Peter Straub Gunther Strupp Johannes Vennekamp Arno WaldschmidtWeblinks BearbeitenAus der Geschichte Kreuzbergs Memento vom 9 Mai 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 Bodo Rollka Volker Spiess Bernhard Thieme Hrsg Berliner biographisches Lexikon Haude amp Spenersche Verlagsbuchhandlung Berlin 1993 S 131 Vgl Bodo Rollka Volker Spiess Bernhard Thieme Hrsg Berliner Biographisches Lexikon Haude amp Spenersche Verlagsbuchhandlung Berlin 1993 S 354 355 Robert Wolfgang Schnell Die zinke In Vgl Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 11 Vgl Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 20 Vgl Eberhard Roters In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 8 Vgl Martin Duspohl Mythos Kreuzberg ein historischer Streifzug Memento vom 9 Mai 2007 im Internet Archive Vgl Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 6 Galerie Zinke im Hinterhof 1961 Ullstein Bild gettyimages Vgl Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 20 Vgl Robert Wolfgang Schnell Die zinke In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 11 Robert Wolfgang Schnell Die zinke In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 12 13 Muhlenhaupts Bilder und Trodelmarktinteressierte Berliner und ein Hinweis plakat auf die Galerie Zinke imHinterhof in der Oranienstrasse 27 in Berlin Kreuzberg 1961 Eberhard Roters In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 8 Vgl Eberhard Roters In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 8 Vgl Galerie zinke 1959 1962 Kreuzberg Auf menschliche Art modern Robert Wolfgang Schnell Die zinke In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 15 Robert Wolfgang Schnell Die zinke In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 15 Vgl Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 20 Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 20 Vgl Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 23 Vgl Lothar Klunner Wo sich die Balken bogen In Gunter Bruno Fuchs zinke Berlin 1959 1962 Anlauf Fuchs Schnell Hrsg Kunstlerhaus Bethanien in Zusammenarbeit mit dem Senator fur kulturelle Angelegenheiten und dem Kunstamt Kreuzberg Berlin Oktober November 1979 Goethe Institut Amsterdam 1980 S 20 Vgl hierzu Interview mit Natias Neutert von Anja Juhre Wright in der Frankfurter Rundschau vom 7 Juli 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinke Galerie amp oldid 238407074