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Als Wetterfester Baustahl wird eine Gruppe von Baustahlen bezeichnet die durch die Zulegierung geringer Anteile von Chrom Kupfer Nickel oder Phosphor eine witterungsbestandige Patina bilden Brucke uber den Hudson River aus wetterfestem BaustahlDie New River Gorge Bridge im US Staat VirginiaBlick entlang der New River Gorge Bridge Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung und Einteilung 2 Geschichte 3 Anwendung und Wirtschaftlichkeit 4 Korrosionsmechanismus 4 1 Bei unlegierten Stahlen 4 2 Bei wetterfesten Baustahlen 5 Konstruieren und Fertigen mit wetterfesten Stahlen 5 1 Konstruktive Massnahmen 5 2 Schweissen 5 3 Schraubstosse 5 4 Konstruktion im architektonischen Hochbau 6 Optik und Arten von Verkleidungen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBegriffsbestimmung und Einteilung BearbeitenNach der chemischen Zusammensetzung ahneln die zur Zeit marktublichen wetterfesten Stahle den Baustahlen weshalb diese in EN 10025 5 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustahl mit erfasst sind Die Bezeichnung der wetterfesten Baustahle die wegen ihrer geringen Verunreinigung mit unerwunschten Elementen wie Schwefel gemass EN 10020 zu den Edelstahlen gehoren wird dort analog zu den unlegierten Baustahlen vorgenommen Als letzter Buchstabe wird ein W fur wetterfest bzw WP fur phosphorlegierte wetterfeste Stahle angehangt S235J2W ist folgerichtig ein wetterfester Baustahl mit 235 N mm Streckgrenze In Deutschland sind allerdings gemass Bauregelliste A nur solche Stahle bauaufsichtlich zugelassen die nicht phosphorlegiert sind Die phosphorlegierten Stahle sind zwar grundsatzlich auch schweissgeeignet allerdings mussten bei ihnen besondere Vorsichtsmassnahmen beachtet werden 1 Geschichte BearbeitenWetterfester Stahl wurde erstmals 1926 von den Vereinigte Stahlwerke AG in Dusseldorf patentiert im Werk Dortmund produziert und weltweit unter dem Namen Union Stahl vertrieben Im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Konstruktion mit diesem Baustahl nicht weiterverfolgt da die Legierungselemente Kupfer und Chrom wertvoll und nur in unzureichenden Mengen vorhanden waren In den USA wurde der Werkstoff Anfang der 1960er Jahre neu entdeckt und kam unter der Handelsbezeichnung COR TEN Stahl wieder zum Einsatz und von dort aus zuruck auf den europaischen Markt Siehe Hauptartikel COR TEN StahlNach anfanglicher Euphorie kam die Verwendung in Europa Anfang der 1980er Jahre zum Stillstand Bei den ersten Konstruktionen hatte man die Grenzen und konstruktiven Besonderheiten des Werkstoffs nicht ausreichend berucksichtigt Dies hatte zur Folge dass erhebliche Korrosionserscheinungen beobachtet wurden die aus den trockeneren Regionen Nordamerikas so nicht bekannt waren Notwendige Materialdickenzuschlage zum Ausgleich der Abrostung waren nicht ausreichend berucksichtigt worden Ausserdem hatten sich Zweifel an der Dauerfestigkeit der wetterfesten Stahle eingestellt die die Verwendung des Werkstoffs bei tragenden Teilen vor allem im Stahlbruckenbau praktisch zum Erliegen brachte Viele dieser Bedenken haben sich als nicht gerechtfertigt herausgestellt so dass das Material seit den 1990er Jahren unter Berucksichtigung seiner Besonderheiten wieder verstarkt zum Einsatz kommt 2 Anwendung und Wirtschaftlichkeit Bearbeiten nbsp Kunstobjekt von Rene de Boer aufgestellt in Groningen NiederlandeWetterfeste Baustahle werden in allen Bereichen des Hochbaus in der Industrie sowie insbesondere auch zum Bau von Seecontainern und Stahlbrucken verwendet Im Hochbau steht heute haufig die Verwendung als Fassadenelemente wie der Aussenbekleidung von Gebauden im Vordergrund Die rostbraune Patina wird vielfach als asthetisch empfunden und haufig als charakteristisches architektonisches Merkmal eines Bauwerks eingesetzt Auch eine Vielzahl von Skulpturen werden aus wetterfesten Stahlen hergestellt Bei Bruckenbauwerken Masten oder Industriebauten wie Behaltern steht der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund Wetterfeste Stahle benotigen keinen oder nur einen partiellen Korrosionsschutz Wirtschaftlichkeitsanalysen zeigen dass sich trotz des hoheren Materialpreises und der notwendigen Materialdickenzuschlage Kostenvorteile durch den Verzicht auf Korrosionsschutz ergeben Berucksichtigt man auch eingesparte Folgekosten zur Erneuerung der Beschichtungen so konnen sich nach Stand der Technik 2009 Wirtschaftlichkeitsvorteile im zweistelligen Prozentbereich ergeben 3 Korrosionsmechanismus BearbeitenBei unlegierten Stahlen Bearbeiten Unlegierte Stahle bilden innerhalb kurzer Zeit unter Witterungseinfluss Rost Chemisch ist Rost das wasserhaltige Oxid des Eisens welches durch Oxidation mit dem Luftsauerstoff unter Wasserbenetzung entsteht Der Einfluss von schwefeligen oder anderen Sauren beispielsweise infolge von Luftverunreinigungen beschleunigt die Rostbildung Siehe Hauptartikel RostRost bildet unter Masseerhohung und erheblicher Volumenzunahme eine lockere Deckschicht die durch ihre Eigenspannungen von der Oberflache abplatzt Die darunter liegende Oberflache ist der Witterung dann wiederum schutzlos ausgeliefert Stahlbauten mussen deshalb mit einem Aussenschutz vor weiterer Korrosion geschutzt werden Bei wetterfesten Baustahlen Bearbeiten Unter der Mitwirkung von Schwefeloxiden bildet sich unter Bewitterung eine Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten oder Phosphaten Diese Schicht ist allerdings von Mikrorissen durchzogen Diese Mikrorisse bleiben elektrochemisch passiv so lange die Oberflache immer wieder abtrocknen kann Bei Dauerfeuchte werden sie jedoch chemisch aktiv und die Fehlstellen vergrossern sich Deshalb ist der Wechsel von Feuchte und Trockenheit der Bauteile von hochster Bedeutung Eine dauerhafte Sperrschicht bildet sich nur aus wenn das Bauteil nicht unter dauerhafter Feuchtebenetzung steht Auch bei Flachen die nicht unmittelbar der Bewitterung ausgesetzt sind bildet sich durch die Luftfeuchte und Kondensation an der Oberflache eine Passivschicht Diese ist weniger dicht jedoch ist die Korrosionsbelastung durch die fehlende Bewitterung auch geringer Allerdings ist auch hier die Korrosionsbestandigkeit von ausreichender Beluftung abhangig damit keine dauerhafte Befeuchtung der Oberflachen entstehen kann 4 Anders als in den ersten Jahren der Anwendung vermutet kommt die Abrostung vor allem im relativ feuchten mittel und nordeuropaischen Klima nicht vollstandig zum Stillstand Abhangig vom Klima und der Schadstoffbelastung der Atmosphare sowie der konstruktiven Gestaltung von Bauteilen muss mit zum Teil erheblichen Abrostraten gerechnet werden wobei die Abrostung in den ersten 10 Jahren am starksten ist Diese Abrostung muss konstruktiv durch Wanddickenzuschlage berucksichtigt werden Das Merkblatt MB434 des Stahl Informations Zentrum ordnet die Korrosionsbelastung in insgesamt funf Korrosionskategorien C1 bis CX ein Hierbei bedeutet die Zuordnung in C1 unbedeutend keine nennenswerten Korrosionsbelastungen Dickenabnahme unter 1 3 µm im ersten Jahr C2 gering Dickenabnahme zwischen 1 3 und 25 µm im ersten Jahr C3 massig Dickenabnahme 25 bis 50 µm im ersten Jahr C4 stark Dickenabnahme 50 bis 80 µm im ersten Jahr C5 sehr stark Dickenabnahme 80 bis 200 µm im ersten Jahr Verwendung wetterfester Baustahle nicht empfohlen CX extrem Dickenabnahme 200 bis 700 µm im ersten Jahr Verwendung wetterfester Baustahle nicht empfohlenBei vorwiegend feuchtem Klima wie in Mitteleuropa und unter geringer bis mittlerer Schadstoffbelastung der Luft durch Schwefeloxide und Chloride ergibt sich bei Einstufung in Korrosionskategorie C4 und einer angenommenen Nutzungsdauer von 100 Jahren eine Abrostrate von etwa 1 mm pro bewitterter Seite Der Einsatz dieser Stahle in Meeresnahe wird erst ab einem Mindestabstand von 1 km empfohlen da wegen der Feuchte und Chloridbelastung eine Einstufung in Klasse C5 notwendig ware 5 Konstruieren und Fertigen mit wetterfesten Stahlen Bearbeiten nbsp Fassade aus wetterfestem Baustahl am Landgericht MannheimGrundsatzlich verhalten sich wetterfeste Baustahle bezuglich ihrer Verarbeitungstechnik wie die allgemeinen Baustahle Die EN 1993 fruher in Deutschland DIN 18800 1 Stahlbauten Bemessung und Konstruktion und EN 1090 2 fruher in Deutschland DIN 18800 7 Ausfuhrung und Herstellerqualifikation gelten uneingeschrankt auch fur wetterfeste Baustahle Bei der statischen Auslegung der Konstruktion sind die Wanddickenzuschlage wegen der Abrostung mit zu berucksichtigen Speziell bei dunnerwandigen Bauteilen wie Fassadenelementen kann dies zu erheblicher Gewichtszunahme des Bauteils fuhren und Verstarkung der Befestigungselemente notwendig machen Konstruktive Massnahmen Bearbeiten Das Bauteil ist so zu konstruieren dass sich keine Wassernester bilden Hohlprofile sind so zu konstruieren dass Kondensat und eindringendes Wasser ablaufen konnen und der Hohlkorper beluftet wird Alternativ ware ein vollstandiger Luftabschluss herzustellen Im Wasser stehend zum Beispiel bei Wasserbauwerken sind wetterfeste Stahle nicht korrosionsbestandig Wenn Bauteile partiell im Wasser oder feuchter Umgebung stehen wie beispielsweise im Erdreich muss fur zusatzlichen Korrosionsschutz an den feuchteberuhrten Oberflachen gesorgt werden Schweissen Bearbeiten Es wird empfohlen im unmittelbaren Schweissbereich die Patina zu entfernen um Heissrissgefahr durch Kupfer und Chrom an der Oberflache zu begegnen Selbstverstandlich muss auch das Schweissgut aus wetterfestem Stahl bestehen Da sich wetterfeste mit nicht wetterfesten Baustahlen jedoch problemlos verschweissen lassen reicht es bei mehrlagigen Schweissungen aus nur die der Bewitterung zuganglichen Decklagen mit dem teureren witterungsbestandigen Material zu schweissen Die phosphorlegierten Baustahle sind im bauaufsichtlichen Bereich nicht zugelassen Sie waren wegen ihrer Versprodungsneigung nur mit zusatzlichen schweisstechnischen Massnahmen sicher schweissbar 6 Schraubstosse Bearbeiten Schraubenabstande an Stossen sind klein zu halten Grund ist die mogliche abhebende Unterrostung der Schraubstosse Geschweisste Stosse haben diese Nachteile nicht und sind deshalb vorzuziehen Schrauben aus wetterfestem Stahl sind wenig verbreitet Es konnen auch handelsubliche Schrauben aus Baustahl eingesetzt werden sofern diese mit einem Korrosionsschutz versehen werden Bei direkter Bewitterung wird empfohlen verzinkte Schrauben zusatzlich zu beschichten Duplex System um die von unlegierten Baustahlen bekannte Kontaktkorrosion zu vermeiden die zum Abtrag des Zinks fuhrt 7 Wetterfeste Baustahle lassen sich mit allen ublichen Verfahren beschichten Ein Korrosionsschutz der Kontaktstellen wird empfohlen Bei gleitfesten Verbindungen ist dieser vorgeschrieben Konstruktion im architektonischen Hochbau Bearbeiten Da der Stahl dauerhaft besonders jedoch in den ersten Jahren rostet ist bei der Konstruktion vorzusehen dass rostbelastetes Wasser abtropfen kann ohne dass es zur Verunreinigung darunterliegender Flachen wie lackierter Paneele Aluminiumprofile oder Glasflachen kommt Es ist fur eine gezielte Abfuhrung des Wassers zu sorgen Auch im Sockelbereich sollten Ablaufrinnen Kiesbetten oder ahnliches vorgesehen werden damit ablaufendes Wasser angrenzende Bodenbelage nicht verfarbt Zur Erzeugung eines homogenen Aussehens wird die Entfernung der Verunreinigungen der Oberflache wie der Walzhaut etwa durch Sandstrahlen der Oberflache empfohlen 8 9 Optik und Arten von Verkleidungen Bearbeiten nbsp Fassadenbekleidung aus 3 mm starken Cortenstahl TafelnSiehe auch Vorgehangte hinterluftete Fassade Architektonische Verkleidungen werden in der Regel als unsichtbar oder sichtbar befestigte Platten oder als gekantete Einhangekassetten ausgebildet Lokale Faktoren wie Bewitterung und Schadstoffgehalt der Luft beeinflussen die anzunehmende Lebensdauer Wasserkapillare sind zu vermeiden Es bedarf einer mehrfachen Benassung mit anschliessender Abtrocknung bis sich die endgultige Optik der Korrosionschicht herausgebildet hat Die Ausbildung einer gleichmassigen Patina kann durch Behandlung mit saurefreien Mitteln stark beschleunigt werden Es werden mehrschichtige Coating Systeme angeboten um die rostige Oberflache zu versiegeln Einzelnachweise Bearbeiten Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 2 1 1 Europaische Norm Seite 6 u f Ausfuhrung von Stahlbauten Erlauterungen zu DIN 18800 7 Bar L Schmidt H Schulte U Zwatz R Beuth Verlag ISBN 978 3 410 15919 3 Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 6 Wirtschaftlichkeit Seite 31 u f Seite 34 Tabelle 8 Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 2 2 Deckschichtbildung Seite 7 u f Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 2 4 2 Einstufung Seite 9 u f Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 3 2 2 Schweissen Seite 12 u f Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 3 2 3 Schrauben und Absatz 3 2 4 Verbindungstechnik Seite 13 u f 1 2 Vorlage Toter Link technikseiten hsr ch HSR Hochschule fur Technik Rapperswil Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Januar 2018 Suche in Webarchiven Abteilung Landschaftsarchitektur Skripte Materialbericht Corten und weitere wetterfeste Baustahle Annalina Wegelin Ursina Buchel Stahl Informations Zentrum PDF 5 7 MB Merkblatt MB434 Wetterfester Baustahl Absatz 5 Inspektion und Wartung Seite 30 u f Weblinks BearbeitenWECOBIS Forschungsprojekt der Bayerischen Architektenkammer im Auftrag des Bundesministeriums fur Verkehr Bau und Stadtentwicklung BMVBS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetterfester Baustahl amp oldid 234131725